Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Brauche Hilfe beim Design der 2ten DeltaSigma Stufe


von Matthias (matthiasm)


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Guten Abend liebe Forumsgemeinde,

ich bastle mir grad einen DeltaSigma Wandler zweiter Ordnung. Angefangen 
hab ich mit einem einfachen Wandler erster Ordnung der auch sehr 
zufriedenstellend funktioniert. Leider gerate ich bei der zweiten 
Ordnung doch sehr ins straucheln.

Folgendes mal zum funktionieren Aufbau erster Ordnung:

Schaltung findet ihr im Anhang. Wenn kein Signal am Input anliegt 
schaltet diese Schaltung sehr exakt auf 50% DutyCycle bei 380kHz. Leg 
ich ein Signal an wird das verarbeitet und sieht am Spektrum Analyzer 
ziemlich sauber aus. SNR von ca. 80db.

Verwendet habe ich einen MCP6022 mit einem Gain von 1 (R3 und R1).

So nun möchte ich den Rauschabstand verbessen und erweitere den ersten 
Integrator um einen Zweiten (siehe ebenfalls Bild). Mit der exakt 
identischen Beschaltung wie im ersten Integrator, also auch einem Gain 
von 1 läuft die Schaltung überhaupt nicht an. Erhöhe ich den Gain des 
zweiten Integrators auf ca. 10 läuft sie mit etwa doppelter 
Geschwindigkeit wie die erster Ordnung ABER nicht mit einem DutyCycle 
von 50% sondern etwa 70%.

Kurioserweise kann ich den ersten Integrator sogar aus der Fassung 
nehmen und es läuft weiter.

Am Spektrum Analyzer sieht man einen extrem unruhigen Verlauf. SNR liegt 
hier sogar bei nur noch 40db und das Eingangssignal ist stark 
abgeschwächt.

Jemand einen Tipp was ich falsch mache? Sooo falsch kanns ja nicht sein 
wenn die erste Ordnung super läuft.

Danke euch auf jeden Fall schon mal :)

von TomA (Gast)


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Hallo Matthias Machmal,

das Problem könnte die Phasendrehung der beiden Stufen sein? Jeder 
Integrator erzeugt eine Phasendrehung von 180°. Du mußt sie von 
unterschiedlichen Ausgängen des D-FlipFlop rückkoppeln, sonst arbeitet 
einer davon in Mitkopplung.

Gruß. Tom

von Matthias (matthiasm)


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Oooooh mann na klar...

Danke!! es läuft nun wie es soll :)

Die Hilfe hier im Forum ist manchmal unbezahlbar. Danke, danke, danke 
Tom!!!

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Und welche Werte schafft dein Design? Würde mich mal interessieren, also 
SNR und Bandbreite. Danke.

von thomas (Gast)


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Den +Eingang der OPs über einen Spannungsteiler aus der Betriebsspannung 
zu versorgen, halte ich für eine Lösung, die verbesserungsfähig ist. 
Erstens fängt man sich da am Eingang einen Haufen Dreck aus der 
Betriebsspannung ein, zweitens ist das driftanfällig.

von Matthias (matthiasm)


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Abdul K. schrieb:
> Und welche Werte schafft dein Design? Würde mich mal interessieren, also
> SNR und Bandbreite. Danke.

Muss ich heute Abend nochmal in Ruhe messen.

> Den +Eingang der OPs über einen Spannungsteiler aus der Betriebsspannung
> zu versorgen, halte ich für eine Lösung, die verbesserungsfähig ist.
> Erstens fängt man sich da am Eingang einen Haufen Dreck aus der
> Betriebsspannung ein, zweitens ist das driftanfällig.

Ja, das stimmt. Muss ich noch ändern. Referenzspannungsquellen liegen 
schon bereit.

Weiß jemand wie man die Delta Sigma Integratoren dimensioniert? Also 
welchen Gain man am besten verwendet und wie sich die C's berechnen? Ich 
fahr aktuell bei beiden Integratoren mit einem Gain von 1. Nimmt man 
besser identische OP's oder unterschiedliche? Langsame oder schnelle 
SlewRate?

: Bearbeitet durch User
von Pandur S. (jetztnicht)


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Was soll denn ueberhaupt gemessen werden ? Mit welcher Geschwindigkeit 
und Aufloesung ?

von Matthias (matthiasm)


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Jetzt Nicht schrieb:
> Was soll denn ueberhaupt gemessen werden ? Mit welcher Geschwindigkeit
> und Aufloesung ?

Audiosignal, 20Hz-20kHz, SNR möglichst hoch (>100db wären super). Output 
soll bei 4-500kHz und 50% DutyCycle liegen.

: Bearbeitet durch User
von TomA (Gast)


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Hallo  Matthias,

meiner Meinung nach könntest du die Schaltung etwas verbessern, indem du 
den 2. Operationsverstärker durch einen Komparator (als Integrator) 
ersetzt. Die Ausgänge von Komparatoren sind für schnelles schalten 
ausgelegt, dadurch kannst du eventuell sogar den Schmitt-Trigger 
überflüssig machen.

Als nächstes scheint mir die Taktfrequenz von 25MHz für ein Audiosignal 
reichlich hoch, aber das hängt auch von der nachfolgenden Schaltung ab. 
Versuchsweise könntest du mal das freie FlipFlop als Frequenzteiler 
schalten und die 12,5MHz als Takt verwenden. Hat zusätzlich den Vorteil, 
daß das Taktsignal dann absolut phasensymetrisch (50:50) ist. Übliche 
Abtastfrequenzen von Audiosignalen liegen bei 44kHz, da sind 100kHz 
eigentlich schon viel.

P.S. Die Eingänge des 2. FlipFlop einfach offen lassen ist keine gute 
Idee.

Gruß. Tom

von Martin S. (led_martin)


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TomA schrieb:
> Übliche
> Abtastfrequenzen von Audiosignalen liegen bei 44kHz, da sind 100kHz
> eigentlich schon viel.

Bei einem Wandler mit 16 Bit, oder mehr, schon, aber bei einem Delta 
Sigma Wandler (1 Bit) brauchts ein Vielfaches davon.

Mit freundlichen Grüßen - Martin

von TomA (Gast)


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Hallo Martin,

danke, da habe ich wieder etwas dzugelernt!

Gruß. Tom

von TomA (Gast)


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Hallo  Matthias,

habe mir das mit der Frequenz jetzt nochmal in den Kopf genommen. Du 
schreibst, das der Output bis 500kHz gehen soll - dafür reicht, am 
Eingang des FlipFlop, ein Takt von 1MHz.

Eine höhere Taktfrequenz bringt keinen Vorteil, vor allem wenn der 
Analogteil und damit die Signallaufzeit nich schnell genug ist!

Das kannst du leicht messen. Was ist die höchste Frequenz deines 
Ausgangssignals? Diese Frequenz mal 2 ist die höchstmögliche 
Taktfrequenz für dein FlipFlop.

Gruß. Tom

von TomA (Gast)


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Hier habe ich mich unglücklich ausgedrückt:

>Diese Frequenz mal 2 ist die höchstmögliche Taktfrequenz für dein FlipFlop.

Es ist nicht die höchstmögliche Frequenz, wie man an deinen 25MHz Takt 
sieht. Es ist die höchste Frequenz die das System verarbeiten kann. Die 
tatsächlich gewählte Frequenz liegt sogar noch darunter, um nicht am 
Grenzbereich zu arbeiten.

Im Grunde hast du es ja schon beschrieben. Die höchste Frequenz tritt 
bei einer Eingangsspannung von 0,5 * Versorgung auf (symetrisches 
Ausgangssignal), also ohne Eingangssignal. Da hast du 380kHz - Das ist 
die Arbeitsfrequenz deines Systems. Ein Takt von 700kHz reicht also 
völlig aus.

Gruß. Tom

von TomA (Gast)


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Meine Empfehlung:

Nimm als zweiten Integrator einen Komparator (geringere Durchlaufzeit 
als OP) und lasse den Schmitt-Trigger weg (so entfällt seine 
Durchlaufzeit). Wähle die Zeitkonstanten der Integratoren für eine 
Leerlauffrequenz etwas größer 500kHz. Nimm einen Taktgenerator mit 2Mhz 
und teile seine Frequenz im 2. FlipFlop auf 1Mhz als Taktfrequenz für 
das 1. FlipFlop.

Wenn der "ivertierende" Schmitt-Trigger weg ist, nicht vergessen die 
Rückkoppelpfade zu tauschen - sonst gibt es wieder Mitkopplung.

Gruß. Tom

von Matthias (matthiasm)


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Ok, danke schon mal für die zahlreiche Unterstützung!

25MHz Takt hatte ich halt noch rumliegen, aber müsste auch noch andere 
übrig haben.

Werd mich heute Abend hinsetzen und das alles versuchen umzusetzen :)

von TomA (Gast)


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Hallo Matthias,

nicht vergessen, die Leerlauffrequenz noch mit einer hohen Taktfrequenz 
(25MHz, 2MHz) einzustellen. Bei 1MHz Takt ist die höchste 
Ausgangsfrequenz nur noch 500kHz.

Viel Erfolg. Tom

von derguteweka (Gast)


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Moin,

Der Geiz-ist-geil-Mann in mir hat sich schon gefragt, ob/wie gut das 
denn funktioniert, wenn man statt der OpAmps als Integrator nur jeweils 
einen simplen Transistor mit Miller-C nimmt. 2 Transistoren in Kette 
haben ja auch schon eine ganz ordentliche Verstaerkung. (Und natuerlich 
den extra Schmitt-Trigger weglaesst; die Setup/Hold Zeiten des Flipflops 
koennen ja eh nicht garantiert werden).
Solange der NF-Eingang AC gekoppelt ist, muesste sich das auch alles 
automatisch auf 50% Dutycycle ohne Eingangssignal einstellen).

Gruss
WK

von TomA (Gast)


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Hallo derguteweka,

das sollte man ausprobieren. Das Ganze ist ja ein geschlossener 
Regelkreis, der sich selbst stabilisiert, und wenn die Verstärkung hoch 
genug ist sollte es funktionieren? Die erhöhte Temperatudrift müßte dem 
AC-Signal eigentlich egal sein.

Wenn jetzt "Um Lei Tung" mitließt, hat er wieder was zu lachen :)

Ich meine, da hast du den Chinamann doch wieder auf eine Einsparungsidee 
gebracht.

Gruß. Tom

von Matthias (matthiasm)


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So sorry für die späte Rückmeldung, war ein paar Tage krank und konnte 
nicht viel weiter machen.

Live hab ich auch noch gar nicht wirklich weiter gemacht sondern mich 
jetzt erstmal aufs Simulieren beschränkt.

Im Anhang findet ihr den Versuchsaufbau für eine DeltaSigma Schaltung 
4ter Ordnung die ich nicht vernünftig simuliert bekomme. Vielleicht kann 
mir jemand weiter helfen??

So grundlegend läuft sie zwar, der SNR ist aber viel zu schlecht und man 
sieht dass ab dem 3. Integrator das Signal sehr "leise" wird. Jemand 
eine Idee wie man die Gainstruktur so anpasst dass es passt?

von Helmut S. (helmuts)


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Zumindest die Bauteile für die Simulation habe ich mal "gerichtet".

Der Anstieg in deiner FFT bei tiefen Frequenzen kommt von dem 
Einschwingen des Koppelkondensators am Eingang. Das Zeitfenster der FFT 
muss so gewählt werden, dass das Einschwingen abgeschlossen ist.

: Bearbeitet durch User
von Matthias (matthiasm)


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Helmut S. schrieb:
> Zumindest die Bauteile für die Simulation habe ich mal "gerichtet".

Ok, ja hab's bei mir grad laufen lassen. Deine Schaltung mit den LTC1051 
hat viel schlechtere Werte, mit den universellen OP Amps dagegen sieht 
alles gut aus.

Den Komparator gegen einen Schmitt Trigger zu tauschen ist auch keine 
schlechte Idee.

> Der Anstieg in deiner FFT bei tiefen Frequenzen kommt von dem
> Einschwingen des Koppelkondensators am Eingang. Das Zeitfenster der FFT
> muss so gewählt werden, dass das Einschwingen abgeschlossen ist.

Ok, macht Sinn.

Danke schon mal für die Hilfestellung!! So falsch lag ich dann ja aber 
gar nicht.

von TomA (Gast)


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Hallo  Matthias,

achte mal auf die Lage des Integrationskondensator. Die Schaltung ist 
für 5V, sollte aber auch für 3,3V machbar sein.

Gruß. Tom

von Matthias (matthiasm)


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Leider hab ich jetzt das Problem dass die Schaltung ohne Eingangssignal 
nicht sauber mit 50% hin- und herschaltet.

@Helmut: weißt du dazu noch Rat?

@Tom:

Mit deiner Schaltung komme ich irgendwie gar nicht zurecht. Außerdem 
müsste das FFT Plot bei einem Delta Sigma Wandler doch anders aussehen? 
So wie im Post von Helmut...

Gibt's eigentlich vernünftige und vorallem für nicht Akademiker 
verständliche Literatur über das Thema. Das Internet ist voll von 
Formeln zur Berechnung aber ich versteh sie leider nicht. Grundlegende 
Dinge wie "welche OP Amps eignen sich dafür" oder welche Stufe braucht 
welchen Gain etc...? Irgendwie findet man dazu rein gar nichts :(

von TomA (Gast)


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Hallo Matthias,

meine Schaltung ist die einfache Grundschaltung mit FlipFlop (7474) und 
Komparator (LM311). Ich gebe das Eingangssignal über R2 direkt auf den 
Komparator, in einer realen Schaltung wäre da natürlich noch ein 
Verstärker davor.
Das FFT-Diagramm zeigt, daß das analoge Signal von 1kHz wunderbar, mit 
einem Tiefpaß, aus dem digitalen Datenstrom rekonstruierbar ist. 
Nennenswerte Oberwellen treten erst ab ca. 20kHz (oberhalb der 
Hörgrenze) auf, aber da ist ihre Amplitude, wegen des Tiefpasses, 
bereits sehr klein. Verwendet man anstelle des einfachen Tiefpaß einen 
Aktiven, ist das Ausgangssignal noch besser. Aber davor steht noch 
irgendeine Art der digitalen Signalverarbeitung. Das Signal als 
Selbstzweck zu digitalisieren und dann wieder analogisieren macht ja 
wenig Sinn.

Für ein digitales Hall- oder Echo-Gerät reicht die Bandbreite dieser 
einfachen Schaltung durchaus.

Verständliche Literatur über die Delta-Sigma Wandlung kenne ich nur aus 
der Zeitschrift "Elrad", die hatten vor vielen Jahren (denke Mitte/Ende 
der 80er) mal ein Echogerät vorgestellt und die Grunlagen dazu mit 
veröffentlicht.

Gruß. Tom

von TomA (Gast)


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Hier noch ein Bild dazu. Es zeigt die Verhältnisse nach dem 
Einschwingen, die letzten 2ms von 5ms.

von Helmut S. (helmuts)


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Hier mal ein Beispiel von mir.

Das Standardwerk kann man in Uni-Bibliotheken ausleihen.

Understanding Delta Sigma Converters
Richard Schreier, Gabor C. Temes, ISBN 0-471-46585-2
The circuit parameters are from page 284 of this book.

Soweit ich mich erinnere hat Richard Schreier auch eine Delta-Sigma 
Toolbox für Matlab entwickelt.

Gruß
Helmut

von Matthias (matthiasm)


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Also erstmals vielen, vielen Dank an euch für eure Unterstützung.

Es hat mir enorm weiter geholfen zu verstehen was in einem Delta Sigma 
Wandler passiert und ich konnte gestern Abend ein wenig real daran 
herumbasteln.

Den ersten Versuch machte ein MCP6022 mit 1nF als Integrator, also einen 
DS Wandler erster Ordnung. Damit bekam ich einen SNR von ca. 80db und 
einen THD+N von 0.02% :)

Ein weiterer MCP6022, ebenfalls mit 1nF als Integrator verbesserte dann 
den SNR auf knapp 100db, verschlechterte aber den THD+N auf 0.1% :(

Werd da wohl noch ein wenig herumexperimentieren müssen :) Aber soweit 
läuft es ja, und darum geht's ja ;-)

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