Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Frage zu Gewinde


von Frank Norbert Stein *. (franknstein)


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Moin,

bitte eine doofe Frage:

Ich möchte ein M10 x 1.5 Gewinde mit einem Schneideisen auf ein 
Messingrundstück schneiden.

Auf welchen Durchmesser muss ich dazu das Messingrundstück abdrehen?

Vielen Dank,
Frank

von Matthias L. (limbachnet)


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10mm?!

Der Außendurchmesser eines M10-Gewindebolzens ist doch 10mm, und da du 
das Gewinde in den Außendurchmesser 'reinschneidest, sollte der auch 
vorher 10mm haben, meine ich...

von Frank Norbert Stein *. (franknstein)


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Matthias L. schrieb:
> sollte der auch
> vorher 10mm haben,

Ja danke, das klingt logisch, bin mir nur nicht sicher und habe nur 
Material für einen Versuch.

von Schrotti (Gast)


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Ich würde 9,8 bis 9,9 mm abdrehen.
Sonst franzen die Flanken beim schneiden aus.

von Possetitjel (Gast)


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Thomas K. schrieb im Beitrag #4048695:

> Das ist so nicht richtig. Hier eine Übersicht über die Bohr-
> bzw. Aussendruchmesser:
>
> http://de.wikipedia.org/wiki/Metrisches_ISO-Gewinde

Wo genau (Zeile/Spalte) steht dort die Information, die der
Fragesteller sucht?

von Possetitjel (Gast)


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Frank N. Stein schrieb:

> Matthias L. schrieb:
>> sollte der auch vorher 10mm haben,
>
> Ja danke, das klingt logisch, bin mir nur nicht sicher und
> habe nur Material für einen Versuch.

Schrottis Hinweis beachten: Nicht auf 10.00mm drehen, sondern
bissl im Untermaß bleiben. 9.8mm oder 9.9mm ist ok.
Das Gewindeschneiden wird sonst übelstes Gerammel.

von Klaus W. (mfgkw)


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Possetitjel schrieb:
> Das Gewindeschneiden wird sonst übelstes Gerammel.

Bei Messing schneidet das aber auch bei 10 mm ohne großen Unterschied.

von Possetitjel (Gast)


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Klaus Wachtler schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> Das Gewindeschneiden wird sonst übelstes Gerammel.
>
> Bei Messing schneidet das aber auch bei 10 mm ohne großen
> Unterschied.

Gut, das kann sein.

Bei Stahl habe ich die Erfahrung gemacht, dass man lieber
ein Zehntel Untermaß als ein Zehntel Übermaß haben sollte.

von Yoschka (Gast)


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Wenn man schon eine Drehbank hat, sollte man auch ein Tabellenbuch 
Metall besitzen.
Das ist ja wie Autofahren ohne Führerschein.

von Harald W. (wilhelms)


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Yoschka schrieb:

> Wenn man schon eine Drehbank hat, sollte man auch ein Tabellenbuch
> Metall besitzen.

...und was hilft das dem TE bei seiner Frage?

von EGS (Gast)


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@ Harald:

Dadurch, wenn er ein hätte, dass er dann weiss wo es in dem Tabellenbuch 
steht, welche Außen-, Kern- und Durchgangsmaße die jeweiligen metrischen 
Gewinde haben.

Das steht sogar in meinem alten Tabellenbuch für E-Technik drin, weil da 
noch technisches Zeichen und auch Werkstoffkunde nen Thema in der 
Ausbildung waren...

Aber die Generation Smartphone (ich impliziere nicht, dass der TE dazu 
gehört) überflutet die Leute mit Informationen und die sind nicht mehr 
fähig Informationen selber zu finden, es sei den dass es i-wie 
"vorgekaut" wird.

MfG EGS

von Possetitjel (Gast)


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EGS schrieb:

> Dadurch, wenn er ein hätte, dass er dann weiss wo es
> in dem Tabellenbuch steht, welche Außen-, Kern- und
> Durchgangsmaße die jeweiligen metrischen Gewinde haben.

Und das nützt ihm genau - nix.

Dass ISO-Regelgewinde M10 einen Nenndurchmesser von 10mm
hat, ist nicht so schwer herauszubekommen.

Wenn Du jetzt glaubst, dass Du auf ein beliebiges Rundmaterial
mit 10.0mm Außendurchmesser mit dem Schneideisen ein M10-Gewinde
schneiden kannst, dann hast Du Dich.. nun ja ... geschnitten.
Das klappt so nicht.

Das Material wird nämlich nicht nur in den Gewindegängen
zerspant, sondern außerdem an den Flanken kaltverformt.
Das führt dazu, dass das fertig geschnittene Gewinde
geringfügig dicker (!) ist als das Rohmaterial vorher war.

Je nach Material muss der Rohling also ein gewisses Untermaß
haben, damit das fertige Gewinde normgerecht ist.

von Frank Norbert Stein *. (franknstein)


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Schrotti schrieb:
> Ich würde 9,8 bis 9,9 mm abdrehen.

Danke, Schrotti, so habe ich das auch gemacht und hat prima geklappt.

Zum Tabellenbuch und den dazu verfassten, besonders schlauen 
Kommentaren:

Die Drehbank ist nicht meine, sondern gehört meinem Nachbarn und dessen 
Frau hatte mir Zugang zur Drehbank gewährt. Mangels Anwesenheit konnte 
ich meinen Nachbarn auch nicht befragen. Ich selbst bin kein Mechaniker.
Aber diese immer wiederkehrenden Kommentare sind hier ja üblich und sooo 
cool.

Haupsache aber, mein Teil ist fertig geworden.
Nochmals danke, sagt

Frank

von Joachim B. (jar)


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Possetitjel schrieb:
> Dass ISO-Regelgewinde M10 einen Nenndurchmesser von 10mm
> hat, ist nicht so schwer herauszubekommen.

ist das so? und warum messe ich immer bei Schrauben Untermaß?

z.B. M6 Schraube mit 5,8mm auf meinen Meßschieber (auch mit dem vom 
Kollegen), muss ich den/die wegwerfen?

von Possetitjel (Gast)


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Joachim B. schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> Dass ISO-Regelgewinde M10 einen Nenndurchmesser von 10mm
>> hat, ist nicht so schwer herauszubekommen.
>
> ist das so?

Sicher.

> und warum messe ich immer bei Schrauben Untermaß?

Weil der Nenndurchmesser nicht unbedingt der Solldurchmesser
ist.
Ein Nennmaß 10.0mm mit Toleranzen -0.05/-0.15 bewirkt ein
Sollmaß 9.9mm.

Siehe auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Nennmaß

> z.B. M6 Schraube mit 5,8mm auf meinen Meßschieber (auch mit
> dem vom Kollegen), muss ich den/die wegwerfen?

Nein.

von Max M. (jens2001)


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Possetitjel schrieb:
> Wenn Du jetzt glaubst, dass Du auf ein beliebiges Rundmaterial
> mit 10.0mm Außendurchmesser mit dem Schneideisen ein M10-Gewinde
> schneiden kannst, dann hast Du Dich.. nun ja ... geschnitten.
> Das klappt so nicht.

Doch das geht!
Bei Stahl, Edelstahl, Alu und Messing kann man (Aussen)Gewinde auf ein 
Halbzeug mit Gewindenenndurchmesser schneiden!
Scharfes Schneideisen und richtige Schmierung sind natürlich Pflicht!

Was anderes ist es bei Innengewinden.
Da sollte man abhängig vom Material etwas grösser als der 
Kerndurchmesser bohren.

von Max M. (jens2001)


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Possetitjel schrieb:
>> und warum messe ich immer bei Schrauben Untermaß?

Weil die Gewinde an den Spitzen eine Abflachung/Fase haben.

http://www.fachlexika.de/technik/mechatronik/gewinde_metrisch.jpg

von Gerd Fischer (Gast)


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Hallo

Bei in Massen gefertigten Schrauben kommt auch noch ein anderes 
Fertigungsverfahren dazu. Deren Gewinde werden gerollt, also nur kalt 
plastisch verformt, kann man als Kaltschmieden ansehen. Hierbei ist dann 
das "Nennmaß" noch weniger aussagekräftig, da man bei der Fertigung mehr 
Raum für das fließende Material lassen muss. Trotzdem sind diese 
Schrauben aufgrund des ununterbrochenen Faserverlaufes stärker belastbar 
als geschnittene Schraubengewinde.
Das gibt es als Gewindeformen auch für Innengewinde, auch hier ist der 
Kerndurchmesser am Ende größer als laut Tabellenbuch.

Wichtig ist in beiden Fällen, dass die Flankenwinkel und der 
Flankendurchmesser passt und nicht zu viel Material fehlt.

Ansonsten als einfache und erste Faustregel passt es mit den 0,1mm 
Untermaß am Außendurchmesser für das Schneiden von Außengewinde mittels 
Schneideisen im Bereich vom M6-M16. Darunter (M5 und kleiner) sollte man 
weniger und darüber (ab M18 aufwärts) etwas mehr Untermaß fertigen. 
Angepasst immer auch an das Material, wie es auch schon geschrieben 
wurde.

Gruß Gerd

von Max M. (jens2001)


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Gerd Fischer schrieb:
> als einfache und erste Faustregel passt es mit den 0,1mm
> Untermaß am Außendurchmesser für das Schneiden von Außengewinde mittels
> Schneideisen im Bereich vom M6-M16. Darunter (M5 und kleiner) sollte man
> weniger und darüber (ab M18 aufwärts) etwas mehr Untermaß fertigen

Kann man machen wenn das ein Teil ist das sowieso auf der Drehbank 
gefertigt wird. Bei Halbzeugen die mit Nennmaß aus dem Lager kommen 
macht das normalerweise niemand und ist auch nicht nötig.

von Possetitjel (Gast)


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Max Mustermann schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> Wenn Du jetzt glaubst, dass Du auf ein beliebiges Rundmaterial
>> mit 10.0mm Außendurchmesser mit dem Schneideisen ein M10-Gewinde
>> schneiden kannst, dann hast Du Dich.. nun ja ... geschnitten.
>> Das klappt so nicht.
>
> Doch das geht!

Mag sein, dass es geht.

Ich kann nur sagen, dass das Gewinde beschissen geworden ist, wenn
der Zapfen Nennmaß hatte. Wenn er leichtes Untermaß hatte, ist das
nicht passiert. Werkstoff war Stahl; genaue Sorte ist mir nicht
erinnerlich.

von Possetitjel (Gast)


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Max Mustermann schrieb:

> Bei Halbzeugen die mit Nennmaß aus dem Lager kommen

Nennmaß 10.0mm heißt nicht unbedingt, dass das Sollmaß
10.0mm ist. Die Diskussion hatten wir oben schon.

von Max M. (jens2001)


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Possetitjel schrieb:
> Nennmaß 10.0mm heißt nicht unbedingt, dass das Sollmaß
> 10.0mm ist

Desshalb heist das Nennmaß ja auch Nennmaß und nicht Sollmaß!

Ich schneid ohne Problem ein normgerechtes M10 Gewinde auf ein 10h6 
(ungehärtetes) Halbzeug!

von Dieter J. (fossi)


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Possetitjel schrieb:
> EGS schrieb:

> Das Material wird nämlich nicht nur in den Gewindegängen
> zerspant, sondern außerdem an den Flanken kaltverformt.
> Das führt dazu, dass das fertig geschnittene Gewinde
> geringfügig dicker (!) ist als das Rohmaterial vorher war.
>
> Je nach Material muss der Rohling also ein gewisses Untermaß
> haben, damit das fertige Gewinde normgerecht ist.

Du hast nur insofern Recht, wenn das Gewinde gerollt wird. Beim Gewinde 
schneiden wird zerspant und damit ändert sich am Volumen nichts, auch 
nicht an den Flanken!

von Matthias (Gast)


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Wenn man es ganz genau nehmen will:

Für ein M10 Gewinde ohne Toleranzangabe gilt die Toleranzklasse 6g.
Ein M10 Außengewinde hätte demnach folgende Toleranz: max. 9,968mm,
min. 9,732mm.

Als Mechaniker würde ich 90% aller Fälle sagen: sch... drauf.

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