Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gegenkopplungswiderstandswerte


von npn (Gast)


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Ich möchte eine Verstärkung von ~2,5 haben. Wie ist das mit den 
Widerstandswerten kann ich R1=1k undR2=680ohm wählen oder aber auch 1,5k 
und 1k.

An welchen daten im Datenblatt sehe ich wie klein die Widerstandswerte 
sein dürfen?

Es geht um den lm4562 dannach kommt ein buffer lt1010.

von Lurchi (Gast)


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Nach unten ist das Limit der Stromverbrauch, bzw. der Ausgangsstrom des 
OPs, ggf. auch einfach die Hitze am Widerstand. Je nach OP werden ggf. 
die Verzerrungen auf größer, wenn er mehr Strom liefern muss.

von Abtastschalter (Gast)


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npn schrieb:
> An welchen daten im Datenblatt sehe ich wie klein die Widerstandswerte
> sein dürfen?

Maximale Ausgangslast. Der Op muss das Rückkopplungsnetzwerk und die 
eigentliche Last treiben. Der LM4562 / LME49720 kann 600 Ω locker 
treiben.

Kleinere Werte verringern Widerstandsrauschen (klar) und Offsetfehler 
durch den Biasstrom vom Op [und natürlich Rauschen durch Stromrauschen 
des Biasstroms], benötigen aber mehr Leistung bei hohen Ausgangspegeln. 
Außerdem werden kleine Werte irgendwie auch unhandlich und schwer 
beschaffbar.

von npn (Gast)


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Aber ist es nicht ein widerspruch, denn es heisst je größer der 
Widerstand desto mehr Wärmerauschen (Johnson Noise). Aber bei kleineren 
Widerständen fliesst ein grössere Strom und der Widerstand ist wärmer 
als bei gröseren werten, somit sollte wärmerauschen bei kleineren 
Widerständen größer sein oder nicht?

von Uwe B. (uwe_beis)


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npn schrieb:
> Aber ist es nicht ein widerspruch, denn es heisst je größer der
> ...
> Widerständen größer sein oder nicht?

Das Spannungsrauschen der Widerstände ist proportional der Wurzel aus 
dem Widerstand, das Stromrauschen der Widerstände ist umgekehrt 
proportional der Wurzel aus dem Widerstand.

Der Strom, der durch die Widerstände fließt, spielt dabei (zunächst) 
keine Rolle.

http://www.beis.de/Elektronik/Nomograms/R-Noise/ResistorNoise.html

Nachtrag: Normalerweise wird man versuchen, durch die Gegenkopplung das 
Rauschen des OPVs nicht zu verschlechtern. Der LM4562 ist relativ 
rauscharm. Seine 2,7nV/sqr(Hz) entsprechen einem 450 Ohm-Widerstand. Um 
das deutlich zu untertreffen, sollte der Ausgangswiderstand des 
Spannungsteilers deutlich unter 450 Ohm liegen. 1/3, also 150 Ohm, würde 
die Rauschspannung um 10% erhöhen Das bedeutet bei dir, dass du ca. 270 
Ohm zu 500 Ohm brauchen würdest. (Fast 800 Ohm Last am Ausgang wären 
problemlos auch ohne LT1010 möglich.)

: Bearbeitet durch User
von npn (Gast)


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Danke für die Aufklärung. Wie kommst du auf die 800Ohm? Wie berechnet 
sich den die Last am Op Ausgang aus den beiden Widerständen?

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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npn schrieb:
> Aber bei kleineren
> Widerständen fliesst ein grössere Strom und der Widerstand ist wärmer
> als bei gröseren werten

Das hängt von der Bauform und Nennbelastbarkeit des Widerstands ab ... 
und ist normalerweise eh vernachlässigbar.

Mit 5 Vrms Pegel* am Op würde das von Uwe vorgeschlagene Netzwerk 
lediglich ~30 mW insgesamt umsetzen ; die Erwärmung von 1/4 W 
Widerständen ist da sehr gering.

* für niedrige THD+N braucht man natürlich hohe Pegel ; vgl. typischen 
Verlauf von "THD+N vs. Level" Kurven in Op-Amp-Datenblättern.

npn schrieb:
> Wie berechnet
> sich den die Last am Op Ausgang aus den beiden Widerständen?

Reihenschaltung?! Oder, etwas genereller, Netzwerkberechnung.



Oh, und, wenn es um niedrige Verzerrung und größtmögliche Linearität 
gibt, schlägt natürlich die Jim-Williams-Regel zu: Always invert (except 
when you can't).

von Uwe B. (uwe_beis)


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Na, das ist doch ganz einfach: Wenn am Ausgang des OPVs zwei Widerstände 
von 45 Ohm und 270 Ohm einen Spannungsteiler bilden, sind das zusammen - 
ähhhh - nur 720, nicht 820 Ohm. Na ja, war halt gut gemeint aber 
schlecht im Kopf gerechnet.

Der Wert, der sich bei Parallelschaltung der beiden Widerstände (ca. 170 
Ohm) ergibt die das Rauschen erzeugende "Quellimpedanz" der 
Gegenkopplung am Eingang der OPVs. Auch etwas mehr als die über den 
Daumen gepeilten 150 Ohm.

Genauer stimmte es also mit 360 : 240 Ohm: 600 Ohm Last am OPV, 144 Ohm 
Quellimpedanz des Spannungsteilers.

von Possetitjel (Gast)


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Uwe Beis schrieb:

> 1/3, also 150 Ohm, würde die Rauschspannung um 10% erhöhen

Nee, um 5%.
Wurzel (3^2 + 1^2) = wurzel(9+1) = wurzel(10) = 3.16

Erhöhung der Rauschspannung um 10% ist ungfähr halber
Widerstand.

von Uwe B. (uwe_beis)


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Nicht die Widerstandswerte, sondern die Rauschspannungen von OPV Eingang 
und Ausgangsimpedanz Spannungsteiler müssen geometrisch addiert werden:

Bei Widerstandsverhältnis 3 : 1 ->

450 Ohm erzeugt 2.73 nV/Sqr(Hz) Rauschspannung
150 Ohm erzeugt 1.58 nV/Sqr(Hz) Rauschspannung

Die Summe der Rauschspannungen ergibt:
Wurzel(2.73^2 + 1.58^2) = 3.154

Faktor 3.154/2.73 = 1.154, also 15% mehr als die etwas unvorsichtig 
geschätzten 10%

Bei Widerstandsverhältnis 2 : 1 ->

Rauschspannungen 1.414 : 1 -> Summe der Rauschspannungen = 
Wurzel(1.414^2 + 1^2) = 1.732 -> Faktor = 1.732 / 1.414 = 1.225, also 
nicht 10%, sondern 22% mehr Rauschspannung

Zwei gleiche Widerstände: Faktor 1.414 -> 41.4% mehr Rauschspannung

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Uwe Beis schrieb:

> Nicht die Widerstandswerte, sondern die Rauschspannungen
> von OPV Eingang und Ausgangsimpedanz Spannungsteiler
> müssen geometrisch addiert werden:

Ja... klar...?!

> Bei Widerstandsverhältnis 3 : 1 ->
>
> 450 Ohm erzeugt 2.73 nV/Sqr(Hz) Rauschspannung
> 150 Ohm erzeugt 1.58 nV/Sqr(Hz) Rauschspannung
>
> Die Summe der Rauschspannungen ergibt:
> Wurzel(2.73^2 + 1.58^2) = 3.154

Ach Mist. Ich bin ein Penner.

Die Rauschspannung geht ja mit der Wurzel aus dem Widerstand,
und da die Rauschspannungen quadratisch addiert werden müssen,
läuft das darauf hin, die Widerstände direkt zu addieren. Ist
auch logisch: 450 Ohm in Reihe mit 150 Ohm MÜSSEN so stark
rauschen wie 600 Ohm. Das diktiert der Energieerhaltungssatz.
Mea culpa.


Oder anders formuliert:

Wenn sich zwei Rauschspannungen wie n:1 zueinander verhalten,
ist die Gesamtspannung Wurzel(n^2+1), das ist in guter
Näherung n+1/(2*n^2). (Für n=2 kommt als Zuwachs 1/18 heraus,
das sind ungefähr die berühmten 5%.)

Wenn sich jedoch zwei Widerstände wie n:1 zueinander
verhalten, ist die Gesamtrauschspannung Wurzel((n+1)/n);
das ist in guter Näherung n+1/(2n) - das Quadrat beim n
fehlt. Für n=3 resultiert als Zuwachs etwa 1/6, das sind
die von Dir erwähnten 15%.

Das ist interessant; das habe ich nicht gewusst.

von npn (Gast)


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Marian B. schrieb:
> npn schrieb:
>> Wie berechnet
>> sich den die Last am Op Ausgang aus den beiden Widerständen?
>
> Reihenschaltung?! Oder, etwas genereller, Netzwerkberechnung.

Uwe Beis schrieb:
> Der Wert, der sich bei Parallelschaltung der beiden Widerstände (ca. 170
> Ohm)

Ich verstehe nicht wie welchen Wert die Last ist die Der OPV traiben mus 
bzw welche Last dranhängt wenn man einen Spannungsteiler aus R1=1k und 
R2=680Ω hat.
Reihenschaltung: 1680Ω, Parallelschaltung:404Ω.
Ihr habt aber ganz andere Werte.

von Possetitjel (Gast)


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npn schrieb:

> Ich verstehe nicht wie welchen Wert die Last ist die
> Der OPV traiben mus bzw welche Last dranhängt wenn
> man einen Spannungsteiler aus R1=1k und R2=680Ω hat.

Beim nichtinvertierenden Verstärker: 1680 Ohm.
Der Eingangswiderstand der Folgeschaltung liegt dazu
noch parallel.

> Reihenschaltung: 1680Ω,

Richtig.

> Ihr habt aber ganz andere Werte.

Es ging zwischendurch ums Rauschen der Schaltung.

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