Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Unterschied U.S. Hochschulen und Deutsche Hochschulen?


von grumpy cat (Gast)


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Worin liegt der inhaltliche Unterschied zwischen U.S. Hochschulen und 
Deutschen Hochschulen im Ingenieurbereich?

Welche besonderen Geheimnisse der Wissenschaft lernt man dort oder 
welche sensationellen didaktischen Methoden werden dort angewendet die 
Preise von bis zu 160,000$ (reine Studiengebühren) für einen 4-jahres 
Bachelor rechtfertigen?

http://www.collegecalc.org/majors/mechanical-engineering/

http://web.mit.edu/registrar/reg/costs/

von Antimedial (Gast)


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Die Kosten werden sich nicht unterscheiden. 40-60k$ für einen 
4-Jahres-Bachelor ist jedenfalls günstig. In Deutschland wird das nicht 
billiger sein.
In Deutschland wird sie nur von jemanden anders bezahlt, nämlich vom 
Steuerzahler. Und das ist auch gut so.

Bei 160k$ kann man davon ausgehen, dass ein ordentlicher Gewinn übrig 
bleibt (mit dem man evtl. Forschung finanziert) und dass man den ein 
oder anderen "Star-Professor" beschäftigen kann. Wahrscheinlich wird 
aber auch die Ausstattung vergleichsweise gut sein.

von matmat (Gast)


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1. An der MIT studieren die besten der besten. Das sind diejenigen, die 
so gut sind, dass sie keine Gebühren zahlen müssen, sondern von Firmen 
oder Staat unterstütz werden. Der Rest sind nur reiche Snobs, die da 
sind, weil die Eltern es so wollen.

2. Du wirst von renommierten Preisträgern unterrichtet
3. Die haben mehr Mittel für Forschung
4. Du bekommst schneller einen Job (Ruf)
etc.


Natürlich rechtfertigen Punkt 2-4 die hohen Kosten nicht.
Aber wie schon gesagt. Die Top Studenten, die es verdient hätten vom 
Punkt 2-4 zu profitieren, bekommen eben ihre nötigen finanziellen 
Unterstützung.

Btw: Ist es nicht so, dass man an den Ivy Leagues Unis kostenlos 
studieren kann, wenn die Eltern ein geringes Einkommen haben? (gilt nur 
für US-Citizens).

von N. N. (clancy688)


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grumpy cat schrieb:
> Welche besonderen Geheimnisse der Wissenschaft lernt man dort oder
> welche sensationellen didaktischen Methoden werden dort angewendet die
> Preise von bis zu 160,000$ (reine Studiengebühren) für einen 4-jahres
> Bachelor rechtfertigen?

Soweit mir bekannt ist:

1) Die Studenten kriegen eine Studentenbude aufm Campus
2) Die kriegen eine Verwaltung die funktioniert
3) Die Lehrenden kriegen Gehälter die selbst die Angaben der Trolle im 
Gehaltsthread in den Schatten stellen

Ein Freund von mir studiert am CASE. Hier mal ein Link von glassdoor zu 
den Gehältern:

http://www.glassdoor.de/Gehalt/Case-Western-Reserve-University-Geh%C3%A4lter-E26686.htm

Ganz unten sieht man die Profs... ^^

von Thomas1 (Gast)


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matmat schrieb:
> 1. An der MIT studieren die besten der besten. Das sind diejenigen, die
> so gut sind, dass sie keine Gebühren zahlen müssen, sondern von Firmen
> oder Staat unterstütz werden. Der Rest sind nur reiche Snobs, die da
> sind, weil die Eltern es so wollen.


Da sind noch mehr typisch amerikanisches. Sportler, die eigentlich kein 
Studium schaffen, werden durchgezogen und erhalten ein Sportstipendium.

von N. N. (clancy688)


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Thomas1 schrieb:
> matmat schrieb:
>> 1. An der MIT studieren die besten der besten. Das sind diejenigen, die
>> so gut sind, dass sie keine Gebühren zahlen müssen, sondern von Firmen
>> oder Staat unterstütz werden. Der Rest sind nur reiche Snobs, die da
>> sind, weil die Eltern es so wollen.
>
>
> Da sind noch mehr typisch amerikanisches. Sportler, die eigentlich kein
> Studium schaffen, werden durchgezogen und erhalten ein Sportstipendium.

Dem interessierten Leser sei an dieser Stelle mal dieser wunderschöne 
Bericht zum Thema Gemüte geführt:

https://www.youtube.com/watch?v=pX8BXH3SJn0

von efsdfsf (Gast)


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das Geld wird schon sinnvoll verwendet (Stipendien für wirklich gute 
Leute, Forschungsgeld, Klopapier auf den Klos ... alles Dinge von denen 
man hier nur träumen kann).
Im Gegenzug werden halt faule reiche Studenten durchgeschliffen. Zum 
Beispiel Präsident Bush.

von P. M. (o-o)


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Halt eben das amerikanische Modell: Private Finanzierung. Heisst nicht, 
dass der Student das ganz alleine bezahlen muss - es gibt diverse 
Stiftungen, Stipendien und Studienanleihen. Aber eben alles privat und 
man muss selbst schauen, wie man sein Studium finanzieren will.

VORTEILE:
- Talent, Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft werden stark honoriert.
- Wer gut ist, kriegt einen Abschluss mit absolutem Top-Ruf, der einem 
weltweit jede Tür öffnet. (In Deutschland ist das kaum möglich.)

NACHTEILE:
- Wer in Sachen Geld/Talent/Fleiss nicht in der obersten Liga mitspielt, 
der landet schnell im bildungsmässigen nirgendwo. Es fehlt eine solide 
Ausbildung für die breite Masse.
- Da man sich einkaufen kann, sind die Unis gleichzeitig die wichtigste 
Brutstätte für den Oberschichten-Filz. Wobei, soweit ich weiss, 
zumindest im technischen Bereich die Anforderungen für alle sehr hoch 
sind.

von (prx) A. K. (prx)


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efsdfsf schrieb:
> Im Gegenzug werden halt faule reiche Studenten durchgeschliffen.

Hab nicht den Eindruck, dass der jemals geschliffen wurde, erst recht 
nicht durch. Höchstens geschleift. ;-)

von слюнотечение Тролль (Gast)


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Es gibt verschiedene Studenten Typen an den amerikanischen Unis.

1) die Highpotentials ohne familiaeren Hintergrund,
   bekommen ein Stipendium der Uni

2) die Durchschnittlichen ohne familiaeren Hintergrund,
   muessen fuer einen Studienkredit schauen. Siehe unten.
   Und erbringen die Leistung

3) die Schleifer, Minimalisten, dafuer mit familiaeren
   Hintergrund, bezahlen die Studiengebuehren selbst,
   und erbringen die Leistung

4) Die Pfeifen, Unterdurchschnittlichen, dafuer mit massig
   Kohle, lassen diese Liegen, indem sie die Uni sponsoren,
   dh Studiengebuehren plus etwas oben drauf. Muessen die
   Leistung nicht erbringen

Ein Studienkredit ist ein spezieller Kredit fuer Studenten. Zinsfrei 
waehrend der Normstudiendauer. Mit Normablauf der Studiendauer beginnt 
der Zins zu laufen. Mit rassigem Zins. Man muss im Wesentlich nach dem 
ersten Monat mit der Rueckzahlung beginnen. Eine kleine Extrarunde wie 
eine Weltreise, oder eine Kinderpause, bringen den Ex-Studenten schnell 
in einen Bereich wo die Schulden davonlaufen, und nicht mehr abzahlbar 
sind.  Das Thema ist ein innenpolitischer Dauerlaeufer.

von genervt (Gast)


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слюнотечение Тролль schrieb:
> Eine kleine Extrarunde wie
> eine Weltreise, oder eine Kinderpause, bringen den Ex-Studenten schnell
> in einen Bereich wo die Schulden davonlaufen, und nicht mehr abzahlbar
> sind.

Die werden da bestimmt auch keine Durchfallquoten von 80% haben. Mit 
sowas würden die Professoren da wohl nicht durchkommen.

von (prx) A. K. (prx)


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genervt schrieb:
> Die werden da bestimmt auch keine Durchfallquoten von 80% haben. Mit
> sowas würden die Professoren da wohl nicht durchkommen.

Doch, auch, zumindest der Grössenordnung nach. Wie üblich sind die USA 
recht wenig homogen und auf jede plakative Aussage trifft auch das 
Gegenteil zu.

Wer schon in der Aufnahmeprüfung 90% rauswirft, der kannt es sich 
leisten, später 80% zum Abschluss zu bringen (Harvard). Und weil die 
Quote so mies ist, und der Preis des Studiums wohl eher hoch, probieren 
es überhaupt nur wenige aus.

Damit die übrigen Möchtegern-Akademiker aber nicht zur Gänze bei 
MacBurger malochen müssen gibt es auch andere Hochschulen mit weniger 
elitären Aufnahmebedingungen: "Only 33 percent of the freshmen who enter 
the University of Massachusetts, Boston, graduate within six years". Von 
Spöttern werden die dann auch mal als "failure factories" betitelt.

Wer aus solchen Statistiken den Schluss zieht, dass man nur Hochschulen 
Harvard'schem Zuschnitts implementieren sollte, der kriegt dann 
natürlich den echten Fachkräftemangel, den er verdient. Und die nicht 
ganz unberechtigte Frage, ob eine rigide Aufnahmeprüfung denn der 
universell richtige Weg der Selektion sei.

: Bearbeitet durch User
von genervt (Gast)


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A. K. schrieb:
> Und die nicht
> ganz unberechtigte Frage, ob eine rigide Aufnahmeprüfungen denn der
> universell richtige Weg der Selektion sei.

Wenn ich das richtig sehen ist Harvard eine private Hochschule 
wohingegen eine Gruppe von staatlichen Universitäten ist. Letzten Endes 
können private Hochschule, meiner Ansicht nach tun und lassen, was sie 
wollen, solange sie keine staatlichen Zuschüsse in Anspruch nehmen.

A. K. schrieb:
> Wenn du schon in der Aufnahmeprüfung 90% rauswirfst,

Dieses System hat auch seine Vorzüge. Zumindest verhindert es, dass 
Leute sich auf ein unkalkulierbares Abenteuer einlassen.

von (prx) A. K. (prx)


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genervt schrieb:
> Wenn ich das richtig sehen ist Harvard eine private Hochschule
> wohingegen eine Gruppe von staatlichen Universitäten ist. Letzten Endes
> können private Hochschule, meiner Ansicht nach tun und lassen, was sie
> wollen, solange sie keine staatlichen Zuschüsse in Anspruch nehmen.

Yep. Nur landest du bei diesem Ansatz doch letztlich bei staatlichen 
Unis, die zwecks sparsamem Umgang mit Zuschüssen entsprechend ihrerseits 
rigide Aufnahmeprüfungen durchführen müssten, statt sie erst nach 2 
Jahren und versauten Prüfungen rauszuwerfen. Diese Logik kannst du dann 
bequem auf Deutschland übertragen.

> Dieses System hat auch seine Vorzüge. Zumindest verhindert es, dass
> Leute sich auf ein unkalkulierbares Abenteuer einlassen.

Yep. Eine Akademikerschwemme gibts dann sicherlich nicht und der VDI hat 
endlich mal Recht. Aber was fangen wir dann mit der Elektrikerschwemme 
statt einer Elektrotechnikerschwemme an? ;-)

Übrigens ein kleiner Tipp für jene, denen diese 80% ein Horror sind: 
Studiert nicht MINT, Jura oder Medizin, sondern Ochideenfächer wie 
beispielsweise Archäologie. Da winken traumhafte Wochenstundenzeiten und 
um durchzufallen musst du schon ziemlich vernagelt sein. Ok, wenn ihr da 
jetzt hordenweise kommt, könnte sich das ändern, aber bislang...

: Bearbeitet durch User
von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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слюнотечение Тролль schrieb:
> die Schleifer,

Weist du überhaupt, was ein "Schleifer" ist?

von Antimedial (Gast)


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A. K. schrieb:
> Wer aus solchen Statistiken den Schluss zieht, dass man nur Hochschulen
> Harvard'schem Zuschnitts implementieren sollte, der kriegt dann
> natürlich den echten Fachkräftemangel, den er verdient. Und die nicht
> ganz unberechtigte Frage, ob eine rigide Aufnahmeprüfung denn der
> universell richtige Weg der Selektion sei.

Richtige Fachkräfte kommen mit diesem System eher mehr heraus. Man 
braucht aber noch eine Menge Nicht-Fachkräfte, die eine ähnliche 
Ausbildung haben. Von daher stimme ich dir Recht, dass man nicht nur 
solche Hochschulen haben darf.

von (prx) A. K. (prx)


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Antimedial schrieb:
> Richtige Fachkräfte kommen mit diesem System eher mehr heraus.

Richtige Fachkräfte kommen aus keinem System direkt heraus. Die 
entstehen danach und mendeln sich aus. Und jene richtigen Fachkräfte, 
die Jahrzehnte später darüber nachsinnen, kommen seltsamerweise immer 
zum Ergebnis, dass die Jugend und die Ausbildung von heute nichts 
taugen. ;-)

Als weitere Konstante ist die Industrie wiederum de fakto stets eher an 
den untauglichen Absolventen untauglicher Bildungsinstitutionen 
interessiert, als an jeden wahren Fachkräften, die schon 3 Jahrzehnte 
Erfahrung haben.

: Bearbeitet durch User
von Antimedial (Gast)


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A. K. schrieb:
> Richtige Fachkräfte kommen aus keinem System direkt heraus. Die
> entstehen danach und mendeln sich aus.

Nein, sie werden allenfalls aus dem vorhandenen Potential besser 
gefiltert und gefördert.

A. K. schrieb:
> Ulkigerweise ist die Industrie wiederum stets eher an den untauglichen
> Absolventen untauglicher Bildungsinstitutionen interessiert, als an
> jeden wahren Fachkräften, die schon 3 Jahrzehnte Erfahrung haben.

Der Bedarf an ersteren ist auch sehr groß, aber es ist nicht so, dass 
sie mehr an diesen interessiert sind. Schließlich ist auch das Angebot 
recht groß.

von (prx) A. K. (prx)


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Antimedial schrieb:
> Nein, sie werden allenfalls aus dem vorhandenen Potential besser
> gefiltert und gefördert.

Das wars, was ich als "ausmendeln" bezeichnete. Weshalb also "nein"?

Ausserdem sind Menschen auch nach Ende des Studiums noch lernfähig. 
Zumindest die Guten. Erst recht, wenn sie damit ein paar Jahre früher 
fertig sind, weil vorne 2 Jahre entfallen sind (G12, Wehrdienst) und das 
Studium kompakter ist.

> Der Bedarf an ersteren ist auch sehr groß, aber es ist nicht so, dass
> sie mehr an diesen interessiert sind.

Wie oft hast du erlebt, dass jemand mit Mitte 50 unterhalb Führungsebene 
neu eingestellt wurde? Fachkräfte gibts da sehr wohl.

: Bearbeitet durch User
von Antimedial (Gast)


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A. K. schrieb:
> Das wars, was ich als "ausmendeln" bezeichnete. Weshalb also "nein"?

Sorry, weder ich noch der Duden kennt das Wort "ausmendeln". Wie soll 
ich wissen, was du meinst.

Ich habe aber auch nicht geschrieben, dass Fachkräfte direkt heraus 
kommen, aber sie haben bei einer härteren Ausbildung unter 
Gleichgesinnten bessere Möglichkeiten, ihr Potential auszuschöpfen.

A. K. schrieb:
> Wie oft hast du erlebt, dass jemand mit Mitte 50 unterhalb Führungsebene
> neu eingestellt wurde? Fachkräfte gibts da sehr wohl.

Regelmäßig. Wobei ich nicht viele Entwickler in dem Altersbereich 
persönlich kenne. Das sind dann eher Vertriebler, mit denen ich direkt 
zu tun habe. In meinem Umfeld habe ich aber auch das Gefühl, dass etwa 
70% der Entwickler sich in ihren 40ern ein anderes Betätigungsfeld 
suchen. Die wenigsten davon werden Führungskräfte.

Bei meinem letzten Arbeitgeber wurde aber auch ein Entwickler immerhin 
mit knapp 50 eingestellt, in einem für ihn völlig neuen Bereich. Der tat 
sich schwer, das lag aber eher an menschlichen Differenzen mit den 
Führungskräften (gleiches Alter, keine Jungspunde). Er hat es aber 
letztendlich auf die Reihe bekommen.

von (prx) A. K. (prx)


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Antimedial schrieb:
> Sorry, weder ich noch der Duden kennt das Wort "ausmendeln". Wie soll
> ich wissen, was du meinst.

Ist sowas in Art einer Dawinschen Auslese, wobei sich das aber von 
Gregor Mendel ableitet. Von dem wirst du vmtl. gehört haben.

: Bearbeitet durch User
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