Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik experimentell untersucht: Pollin-Schaltnetzteil SPEC7188B für 2,50 Euro


von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo allerseits,

ich möchte Euch meine Untersuchungen am Pollin-Schaltnetzteil SPEC7188B 
nicht vorenthalten.

Das interessanteste an diesem Netzteil ist jedenfalls der Preis von 2 
Euro, falls man mindestens 3 Stück bestellt.
Desweiteren ist die Möglichkeit, es ein- und abschalten zu können auch 
recht interessant, um z.B. bei geringstem Stromverbrauch einen selbst
konstruierten Bewegungsmelder, Funk- oder RC5-Fernbedienungsempfänger im 
Dauerbetrieb laufen zu lassen, dessen µc dann das ganze Netzteil 
aktiviert, um z.B. LED-Lampen aufleuchten zu lassen. Die Schaltung müßte 
mit den 5V/0,1A an +5Vtr auskommen. Bei mir gedenfalls ist die 
Versorgung von LED-Lampen vorrangiges Thema, wobei ich hierfür eher 12V 
bei größerer Stromabgabe benötigen würde. Oder hat jemand eine Idee für 
eine ferngesteuerte automatische Garagenbelüftung?

Für diesen Preis kann man schon mal riskieren, es beim Experimentieren 
zu beschädigen, oder es für Umbauten heran zu ziehen.


Nochmal die kurzen Angaben aus dem Pollin-Angebot:

    Eingang 100...240 V~
    Ausgang +5 V/3,7 A, +12 V/0,6 A, -5 V/0,05 A, +5 V/0,1 A
    Eingangsseitiger Kaltgeräte-Anschluss
    Ausgangsseitiges Anschlusskabel 80 mm

Maße:

    (LxBxH): 230x53x35 mm.


Kurze Beschreibung des Aufbaus:

Wenn man die vier von außen zugänglichen Schrauben entfernt, kann man 
den Boden abnehmen und blickt auf die Lötseite der Platine. Die 
Primärseite ist mit einer dicken gewinkelten Kunststofffolie abgedeckt.
Nach Lösen der einen kurzen Schraube in der Ecke der Platine kann man 
die ganze Platine vom Kaltgerätestecker weg schieben und nach oben 
anwinkeln, um sie abzunehmen.

Innen befindet sich zentral über dem Trafo ein Blechwinkel, der 
gleichzeitig als Kühlkörper dient.
Zur Primärseite kann ich nicht viel berichten. Ein in eine 
Kunststoffhülle gesteckter Transistor oder IC scheint zur Kühlung 
isoliert am Kühler angeklemmt zu sein. Vom Netz geht es über eine 
stromkompensierte Drossel über den Gleichrichter zum 150µF/400V-Elko. 
Drei Kondensatoren zur kapazitiven Kopplung prim/sek und ein Optokoppler 
über die Isolationsgrenze. Auf der Sekundärseite befindet sich für den 
5Volt/3,7A-Ausgang eine Doppeldiode, die am Kühler befestigt ist. Dazu 
gehören noch vier Elkos 2200µF/10V. Mittels des Potis läßt sich die 
5V/3,7A von 4,8V ... 5,5 V verstellen. Zwei paralle geschaltet 
Widerstände wirken als Shunt.
Für den 12V-Ausgang ist eine dicke ungekühlte Diode eingebaut. Sie 
könnte ein 3A- oder 5A-Typ sein. Angeblich soll der 12V-Ausgang nur 0,6 
A können,
allerdings ist der nicht strombegrenzt und bringt viel viel mehr Strom. 
Nach der Diode kommt ein 470µF/25V-Elko, dann eine Drossel, 2 mal 
220µF/25V und diverse Transistoren, davon einer im TO220-Gehäuse.
Für den -5V-Ausgang ist ein zierliche kleine Diode eingebaut, danach 
100µV/10V und weiter hinten nochmals so einer.
Der Trafo hat also drei Ausgänge. Es finden sich etwa 10 Transistoren.


Auf die Begutachtung der Ausgangsspannungen mittels Oszilloskop habe ich 
erst mal verzichtet.


Sicherheitshinweis:
Wer das Gerät mit offenem Deckel einschalten möchte, sollte nicht die 
durchsichtige Folie vergessen ausfzusetzen, sonst kann es leicht einen 
Kurzschluß zwischen Sicherungshalter und dem geerdeten Gehäuse geben. 
Ansonsten muß man eine provisorische Isolierung einsetzen. Nach dem 
Kurzschluß die Schmelzsicherung wieder durch eine geeignete 1,6 
A-Sicherung ersetzen und die Leiterbahn durch Draht nachbilden.
Unter Belastung kann die Kühlung nur durch den Blechwinkel zu gering 
sein. Deshalb ohne Deckel nur kurz oder gering belasten, ansonsten den 
Deckel
drauf schrauben, um bessere Kühlung zu erhalten.
Falls das Gerät nicht läuft, darauf achten, daß der dicke 400V-Elko eine 
Zeit lang nach dem Abschalten noch geladen sein kann.


Verwendete Messmittel:

- einfaches Multimeter
- Finger als Themometer mit akustischer Ausgabe
- 2 Glühbirnen 12V/14Watt und 1 Glühbirne 12V /40 Watt als Belastungen


Untersuchung im Betrieb:

- Zum Einschalten muß weiß mit grau verbunden sein als Voraussetzung.
- + 5Vtr grau und -5V blau habe ich nicht untersucht.
- Stromverbrauch primärseitig noch nicht getestet
- Falls man die 40 Watt-Birne an den 5V-Ausgang schaltet, läuft das 
Netzteil weder an, noch läuft es weiter, falls es bereits an ist.
  Der Kurzschluß durch die kalte Glühlampe läßt das Netzteil abschalten. 
Erst nach etlichem Minuten ohne Stromzufuhr läuft es wieder an.
- Falls man die 40 Watt-Birne an 12V schaltet, leuchtet sie hell auf, 
falls die 5Volt orange mit einer oder zwei der 14Watt Lampen belastet 
ist.
- Falls man nur am 12V-Ausgang die 12 V-14Watt Birne dran hat, erhält 
sie nur 6 Volt.



    5V/3,7A-Ausgang orange    12V-Ausgang gelb

    _____________________    ________________________
    2 x 12V/14 Watt Birnen  und  12V / 40Watt-Birne

    5,27V       und  11,8V    <<-- gut oder?

    ____________________    ________________________
    2 x 12V/14 Watt Birnen    Leerlauf

    5,33V  kaum Erwärmung
    ____________________    ________________________

- Die 12V sollte man nicht ohne Last am 5V-Ausgang betreiben, da sonst 
die Spannung nur 6 Volt beträgt.
- Mit dem Poti kann nicht nur die 5V zwischen 4,8 und 5,5V verändert 
werden, sondern man kann die 12 V etwas vermindern, jedoch nicht über 
die obere Grenze von ca 12,2 Volt erhöhen.
- Last 14 Watt-Birne am 12V-Ausgang läßt das Gerät stark erwärmen. Wurde 
aber offen und ohne angeschraubtes Gehäuse getestet.


Erwärmung:

- gering mit 2x12V/14Watt-Birnen an orange und geschlossenenm Gehäuse. 
Die Doppeldiode erwärmt sich kaum.
- 12V/ 14 Watt-Birne an 12V gelb läßt die dicke Diode stark erwärmen, 
sowie die Elkos in der Nähe. Das "Thermometer" kann nicht an der Diode 
verweilen. Die Kühlung der Diode über die Platine genügt nicht. Es kommt 
die Idee, eine kühlbare Diode im TO220-Gehäuse einzubauen.
- Trafo ist ordentlich heiß mit einer 12V/14Watt-Birne an gelb.



Was immer noch unklar ist:

Warum kommt mehr Leistung heraus als angegeben?
Hat die 12V-Wicklung die gleiche Drahtstärke wie die 5V-Wicklung?
Wird der Trafo hauptsächlich durch die dünnere 12V-Wicklung aufgeheizt 
bei Überlastung?
Wie lange hält er das aus? Man könnte ja die dicke Diode durch eine 
gekühlte Doppeldiode ersetzen, aber die Wicklung würde das nicht 
entlasten.
Jedenfalls riecht das Teil bei Belastung des 12V-Ausganges mit einer 
12V/14-Watt-Birne auf Dauer. Ist aber noch neu und unbenutzt.
Wieso kommen an 5V immer "präzise" 5V raus, wenn für den überlasteten 
12V-Ausgang die Primärseite viel stärker schaffen muß? Ist die 
nachfolgende Regelung für 4 A so gut?
3,7A-Grenze nicht getestet.


Aber für 2 Euro doch ein "super Gerät", falls die Spannungen passen 
oder?

Möge der Beitrag als Anregung für neue Projekte nützlich sein.


mit freundlichem Gruß

von Magic S. (magic_smoke)


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Das sind Schaltnetzteile für den PC-Bereich oder ITX-Systeme ... 
wahrscheinlich wird das Gerät schon lange nicht mehr hergestellt und die 
Netzteile dafür übrig. Woanders wird sowas dann halt entsorgt und Pollin 
verscheuert es billig.

Die Wandertopologie ist meistens ein einfacher Sperrwandler, nichts 
besonderes.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Man kauft noch bei P0llin?

der "Laden" ist bei mir schon seit langer Zeit durchgefallen.

Deine Ausarbeitung ist aber gut und:

>>- Finger als Themometer mit akustischer Ausgabe
grins

von Stefan F. (Gast)


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Interessant wäre noch, den Ripple bei unterschiedlichen Lasten zu 
messen. Hast du ein Oszilloskop?

Ich schlachte immer DVD Player und DVB-Receiver aus, bevor ich sie 
wegwerfe. Die enthalten immer schön handliche Netzteile. Bei denen ist 
es meistens auch sehr einfach, den 5V Ausgang auf 3,3V umzubauen (oder 
umgekehrt).

von Harald W. (wilhelms)


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Christian S. schrieb:

> ich möchte Euch meine Untersuchungen am Pollin-Schaltnetzteil SPEC7188B
> nicht vorenthalten.
>     (LxBxH): 230x53x35 mm.

Das ist m.E. das einzig störende an diesem Gerät: Das Verhältnis
Ausgangsleistung zu Abmessungen ist ziemlich schlecht.
Gruss
Harald

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

den Ripple mit dem Oszilloskop zu betrachten, wäre nicht das Problem. 
Unterschidliche Lasten bereit zu stellen schon eher, außer die Birnen 
halten wieder her dafür. Nur beschäftige ich mich zur Zeit mit anderem. 
Aber ich könnte es noch nachtragen.

Bei Pollin finde ich die GLC-Displays immer wieder recht interessant. 
Man kann dann üben, ob man in der Lage ist, selbst nur aufgrund des 
Datenblattes eine Ansteuerung dafür in C zu schreiben. Oder man hat 
Glück und findet sie schon fertig im Internet. Immerhin liefert Pollin 
fast immer schnell und vollständig. Bei TME fehlen seit Monaten noch 
Teile (Logik-ICs), die sie nachliefern wollten...

Stimmt, das Gerät ist relativ groß. Aber zum Umbauen oder reparieren ist 
das ja eher günstig. Für eine höherwertige Anwendung ist es natürlich 
veraltet und zu groß.


Man könnte ja noch zwei COB-LEDs auf das Gehäuse schrauben, um eine 
kompakte Leuchte zu erhalten, wobei die selbstgebaute Elektronik dafür 
auch noch irgendwo hin müßte. Dann hätte man eine "halb kompakte" 
Leuchte z.B. mit RC5-Fernbedienung als Eigenkonstruktion.

mit freundlichem GruICsß

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo nochmals,


inzwischen ist mein Tevion "Präzisions" - Wirk-Leistungsmessgerät aus 
dem Urlaub zurück erschienen und ich konnte damit einige Messungen der
primärseitig dem Netz entnommenen Leistung duchführen. Das Gerät ist bei 
geringen Leistungen (< 100W ) recht ungenau und die Anzeige schwankt oft 
um 3..4 Einheiten. Trotzdem zeigt es plausible Werte an.

___

Hier mal zum Vergleich meine Verbrauchsmessung an einem Trafo aus einer 
Halogenstehlampe für 35Watt / 50 Watt umschaltbar, deren Trafokern
EKT-66-35/50W die Abmessungen 66mm x 56 mm x 36:

Trafo mit 1x 14 Watt Birne am 12V-Ausgang: 28 W    -->> Verlust 14 W
Trafo mit 2x 14 Watt Birne am 12V-Ausgang: 37 W    -->> Verlust 9 W
Trafo mit 1x 14 Watt Birne am 12V-Ausgang: 50 W    -->> Verlust 8 W

Der Trafo wird offen liegend auf Dauer so warm, daß man ihn nicht länger 
als wenige Sekunden anfassen kann. In der Lampe war er noch zusätzlich 
in
einem geschlossenen Gehäuse eingebaut.

___

Primärseitige Wirkleistungs-Messung am  SPEC7188B mit unterschiedlichen 
Belastungen:
(Der 12V -Ausgang bringt nur dann 12V, wenn der 5V-Ausgang wenigstens 
gering belastet ist, sonst 6V. Die sekundären Leistungen sind nicht 
gemessen, sondern nur der Leistung der Birnen zugeschrieben. )

Messmittel:
14 Watt / 12V Halogenbirnen
2,4 Watt und 0,6 Watt 6V Birnen
40Watt / 12V Birne KFZ
Tevion-Energiekostenmesser


Ausgang    5V/3,7A orange    12V/0,6A gelb    Leistung
______________________________________________________________
    1x 14W-Birne    -      8...11W
    2x 14W-Birne    -      15W
    -      1x 14W-Birne nur 6V  15W
    1x 14W-Birne    1x 14W-Birne mit 12V  26W
    2,4W   Birne    1x 14W-Birne mit 12V  22W
    1x 14W-Birne    1x 40W-Birne mit 12V  60W  <<-- max
    0,6W   Birne    1x 40W-Birne mit 12V  40W
    2,4W - Birne    1x 40W-Birne mit 12V  53W
    2x14W- Birne    1x 40W-Birne mit 12V  66W  <<-- max

Achtung! Im Dauerbetrieb dürfte der Trafo des Schaltnetzteils die 
Überlasten thermisch nicht verkraften. Kurzzeitig passiert gar nichts.

mit freundlichem Gruß

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Angehängte Dateien:

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...Fotos vergessen...

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Korrektur: dritte Zeile mit 40W Birne

"Trafo mit 1x 14 Watt Birne am 12V-Ausgang: 28 W -->> Verlust 14 W
Trafo mit 2x 14 Watt Birne am 12V-Ausgang: 37 W -->> Verlust 9 W
Trafo mit 1x 40 Watt Birne am 12V-Ausgang: 50 W -->> Verlust 8 W"

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