Forum: Gesperrte Threads RFID für RC Rundenzeiterfassung geeignet?


von Marcel K. (eden)


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Hallo,

Ich will eine Zeiterfassung für eine RC-Rennstrecke zu bauen.

Es sollen 850-950 MHZ RFID Tags ausgelesen werden, die direkt im 
jeweiligen RC-Wagen verklebt wären und sich somit bei ca 50 KM/H an der 
Antenne vorbei bewegen. Ist es möglich dies zuverlässig genug für den 
privaten Hobby-Bereich mit RFID umzusetzen?

: Verschoben durch Moderator
von lrep (Gast)


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Marcel Keil schrieb:
> Ist es möglich dies zuverlässig genug für den
> privaten Hobby-Bereich mit RFID umzusetzen?

Vermutlich nicht.
Außerdem bringt dir das ja nur die Fahrzeug-Kennung. Die für die 
Zeitmessung wichtige exakte Ortsbestimmung gaht damit bestimmt nicht.

Ich würde mal an einen auf der Unterseite des Fahrzeugs angebrachten 
Barcode nachdenken.
Vorzugsweise würde man den einer Reflexlichtschranke sofort auswerten, 
oder man fotografiert ihn mit IR-Blitzlichtbeleuchtung und wertet dann 
mittels Bildbearbeitung aus.

von Stefan M. (derwisch)


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lrep schrieb:
> Die für die
> Zeitmessung wichtige exakte Ortsbestimmung gaht damit bestimmt nicht.

Genau.

Besonders RFID im UHF Bereich ( 868 MHz ) ist für sehr hohe Reichweiten 
konzipiert.
Du könntest damit einen RC Wagen auf 6m Entfernung "auslesen".

Eine Chance besteht eher im 13,56 MHz Bereich.
Da sind die Antennen der Leser und Transponder als Spulen ( H-Feld 
Antenne ) ausgeführt.
Hier muss sich der Transponder schon exakt über der Antenne das Lesers 
befinden. ( Antenne im Boden )
Das wird z.B. im Laufsport verwendet.
Aber 10tel Sekunden kann man damit auch nicht auflösen.
Der Zeitpunkt, wann genau der Transponder gelesen wird, ist letztlich 
nicht so exakt voraussehbar.
Das kann wirklich nur eine Lichtschranke.

von Marcel K. (eden)


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Der Ausleseort muss auch nicht bestimmbar sein, da die Tags alle nur am 
selben Ort mit recht wenigen cm Spiel Storm aus dem Dipol ziehen können 
und auch nur dort ausgelesen werden.
Es muss nur klar ersichtlich sein welcher Tag als erstes den Lesebereich 
an der Startlinie passiert hat.

Die Idee es für RC so umzusetzten habe ich mir übrigends bei Impinj 
abgeschaut, nur geben die leider nicht an mit welcher Frequenz ihre 
Readermatten arbeiten. Grundsätzlich muss es also mit RFID-Technik 
realisierbar sein.

von Marcel K. (eden)


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Mit einer Lichtschranke wird das leider nicht funktionieren, es sollen 
mehrere Zeiten teils direkt Sekundenbruchteile nacheinander bestimmt 
werden, die eindeutig zuordbar sind.

von Till U. (tuhde)


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Stichwort: Doppler-Effekt

https://tandmconsulting.wordpress.com/2011/06/03/determine-rfid-tag-direction-and-velocity-using-phase-data/

Je höher die Nutzfrequenz, desto genauer kann man die relative Position 
bestimmen. Im 900 MHz Bereich tippe ich auf wenige Millimeter.

: Bearbeitet durch User
von Marcel K. (eden)


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Stefan M. schrieb:
> lrep schrieb:
>> Die für die
>> Zeitmessung wichtige exakte Ortsbestimmung gaht damit bestimmt nicht.
>
> Genau.
>
> Besonders RFID im UHF Bereich ( 868 MHz ) ist für sehr hohe Reichweiten
> konzipiert.
> Du könntest damit einen RC Wagen auf 6m Entfernung "auslesen".

Ich verstehe nicht warum dies gegen UHF als Lösung sprechen soll. Gerade 
weil ich nur die Dipolantenne vergraben möchte und den Reader neben der 
Ziellinie an ein Arduino Nano und damit per USB an einen Laptop 
anschließen möchte, habe ich mich für UHF entschieden. Die Reichweite 
und die Geschwindigkeit waren mir am wichtigsten als ich mir das so 
überlegt habe.

Wichtig ist nur, dass die Tags alle zuverlässig im selben Bereich 
aktiviert werden, dadurch können sie auch nur dort mit entsprechender 
Reichweite ausgelesen werden, oder irre ich mich dabei?


> Eine Chance besteht eher im 13,56 MHz Bereich.
> Da sind die Antennen der Leser und Transponder als Spulen ( H-Feld
> Antenne ) ausgeführt.
> Hier muss sich der Transponder schon exakt über der Antenne das Lesers
> befinden. ( Antenne im Boden )
> Das wird z.B. im Laufsport verwendet.
> Aber 10tel Sekunden kann man damit auch nicht auflösen.
> Der Zeitpunkt, wann genau der Transponder gelesen wird, ist letztlich
> nicht so exakt voraussehbar.
> Das kann wirklich nur eine Lichtschranke.

Nunja, mit dem Zeiterfassungsystem wollte ich auch nicht bei der Formel 
1 auflreuzen, so derart genau muss es nicht sein, aber die Verzögerung 
sollte möglichst konstant sein.
Hier ein Link zu der Antenne die mich inspiriert hat. 
http://www.logiscenter.de/media/pdf/Logiscenter_Impinj_Threshold.pdf
wie man sieht im UHF-Band, zuverlässig genug für Massenrennen und für RC 
scheinbar auch geeignet.

von Marcel K. (eden)


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Till Uhde schrieb:
> Stichwort: Doppler-Effekt
>
> 
https://tandmconsulting.wordpress.com/2011/06/03/determine-rfid-tag-direction-and-velocity-using-phase-data/
>
> Je höher die Nutzfrequenz, desto genauer kann man die relative Position
> bestimmen. Im 900 MHz Bereich tippe ich auf wenige Millimeter.

Damit wären eigentlich ganz nette dinge möglich,aber leider geht das
etwas über mein derzeitiges physikalische Verständnis, und den
erwarteten Aufwand hinaus.

Könnte ich das nicht mit einem örtlich sauber begrenzten Dipol schaffen, 
dass die Tags nur in einem kleinen sauber definierten Bereich ausgelesen 
werden?

Das programmieren der Software soll auch möglichst einfach gehalten 
werden, daher muss die Geschwindigkeit des passierenden Tags nicht 
berücksichtigt oder berechnet werden.

Es soll lediglich über eine Software auf dem Laptop für jedes RC-Auto 
ein eigener Counter für die Rundenzahl, eigener Timer für die Rundenzeit 
und die schnellste eigene Rundenzeit ausgegeben werden. Zwingend nötig 
ist nur, dass die Tags einen örtlich gut abgegrenzten 
Aktivierungsbereich haben, und dort auch bei jedem Passieren zuverlässig 
ausgelesen werden, auch wenn mehr als 1 Tag in einem RC-Auto angefahren 
kommt.

: Bearbeitet durch User
von Marcel K. (eden)


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Also gut, ich habe nochmal Google befragt und herausgefunden, dass es 
prinzipiell genau so funktionieren kann wie ich mir das vorgestellt 
habe.

Ich werde jetzt einfach mal auf den Postboten warten und dann selbst ein 
wenig ausprobieren bis ich wieder vor etwas stehe bei dem ich Hilfe oder 
zusätzliches Wissen brauche :)

von Till U. (tuhde)


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Marcel Keil schrieb:

> Könnte ich das nicht mit einem örtlich sauber begrenzten Dipol schaffen,
> dass die Tags nur in einem kleinen sauber definierten Bereich ausgelesen
> werden?

Wenn Du die Reichweite durch vergraben oder "örtlich sauber begrenzen" 
einschränkst, verringerst Du auch die Zeit, die der Tag im 
Erkennungsbereich ist und damit die Zeit, die Dir zur Erkennung zur 
Verfügung steht. Die Folge ist eine erhöhte Nicht- oder Fehlerkennung. 
Die zeitliche Abfolge mehrerer Tags im Erfassungsbereich stellst Du 
damit nicht sicher.
Stell' Dir vor: erster Tag wird nicht erkannt, weil zu weit weg, zweiter 
Tag wird erkannt, ist im Ziel, erster Tag wird erkannt, jetzt in 
Reichweite aber schon durchs Ziel durch. Die Folge: der erste Tag wird 
Zweiter, obwohl er als erster durch's Ziel gefahren ist.

> daher muss die Geschwindigkeit des passierenden Tags nicht
> berücksichtigt oder berechnet werden.

Es geht hier nicht um die Geschwindigkeit des Tags, sondern um die 
relative Geschwindigkeit des Tags zur Antenne. Wenn die null ist, ist 
der Tag genau über der Antenne und das Ziel erreicht, doppeldeutig.
Obiges Szenario ist dann gelöst. Alle Tags melden sich frühzeitig, der 
erste, der eine relative Geschwindigkeit von Null hat, ist der Sieger.
Für die Zeitmessung gilt natürlich entsprechend das Gleiche, da die 
Rundenzeit von der Zieldurchfahrt abhängt.

von Marcel K. (eden)


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Till Uhde schrieb:

> Wenn Du die Reichweite durch vergraben oder "örtlich sauber begrenzen"
> einschränkst, verringerst Du auch die Zeit, die der Tag im
> Erkennungsbereich ist und damit die Zeit, die Dir zur Erkennung zur
> Verfügung steht. Die Folge ist eine erhöhte Nicht- oder Fehlerkennung.

Bei z.B. Marathon-Läufen, RC-Profi-Rennen und sogar Enduro Rennen wird 
die Zeiterfassung auch mit UHF RFID Techink umgesetzt. Daher muss es 
möglich sein die Tags zuverlässig an einem spezifischen Ort mit dem 
nötigen Strom zum senden zu versorgen. Sollte der Signalbereich zu groß 
werden würde ich ggf. mit Isolierband oder ähnlichem die Reichweite des 
Senders einschränken.
Da sogar Motorräder damit erfassbar sind gehe ich davon aus, dass es bei 
den Elektroautos mit 50-60KM/H auch funktioniert. Ich werde versuchen 
den Bereich in dem die Tags aktiviert werden möglichst klein zu halten, 
habe aber noch nie einen Versuch dazu unternommen wie zuverlässig man 
einen sendenden UHF 860MHZ Tag auslesen kann der mit 50KM/H am Reader 
vorbeifährt. Der Erfolg anderer Zeigt aber klar dass es so geht, auch 
wenn die Baupläne und Software nicht öffentlich einsehbar sind.

> Die zeitliche Abfolge mehrerer Tags im Erfassungsbereich stellst Du
> damit nicht sicher.

Wie anfällig ist denn UHF-RFID für solch ein Verhalten beim Auslesen mit 
einem Reader? Wenn es dadurch nur zu einer Verzögerung von wenigen 
Millisekunden kommt ist dies vernachlässigbar. Genau gleichzeitig müssen 
auch nicht 2 Tags erfasst werden, solange jeder Tag der in den 
Lesebereich kommt erfasst wird, auch wenn mehrere Tags kurz nacheinander 
senden. 10-30 Millisekunden Toleranz dürfen es ganz sicher bei der 
Erfassung der Tags geben, so knapp wird es seltenst bei RC Rennen.

> Stell' Dir vor: erster Tag wird nicht erkannt, weil zu weit weg, zweiter
> Tag wird erkannt, ist im Ziel, erster Tag wird erkannt, jetzt in
> Reichweite aber schon durchs Ziel durch. Die Folge: der erste Tag wird
> Zweiter, obwohl er als erster durch's Ziel gefahren ist.

Bei den gefahrenen Rennen liegt öfters mal mehr als eine Runde 
dazwischen, 10-30ms oder vllt auch etwas mehr Toleranz sind vertretbar, 
solange jeder Tag erkannt wird. Mir ist auch klar, dass mein 
Developmentboard eine kleine Verzögerung haben wird, die aber konstant 
ist.
Außerdem habe ich gelesen dass UHF 860MHZ über 5-6m Reichweite Lesbar 
ist, warum sollte also ein Tagwegen der Reichweite nicht lesbar sein?

> Es geht hier nicht um die Geschwindigkeit des Tags, sondern um die
> relative Geschwindigkeit des Tags zur Antenne.

Da die Antenne Fest an einem Punkt steht und die Tags in den Autos sind 
wird die relative Geschwindigkeit der Antenne zum Tag niemals während 
der Messung 0 sein.
Die Geschwindigkeit des Tags werde ich mit gutem Gewissen im Einzelfall 
vernachlässigen, und nur dafür sorgen, dass ein Tag mit 50KM/H gelesen 
werden kann. Das kann ich ja dann mit einem RC Auto ausprobieren sobald 
ich mich entschieden habe wie ich es anstellen möchte. Leider fehlt mir 
die Erfahrung oder ein paar gute Ratschläge zur Durchführung.

> Obiges Szenario ist dann gelöst. Alle Tags melden sich frühzeitig, der
> erste, der eine relative Geschwindigkeit von Null hat, ist der Sieger.
> Für die Zeitmessung gilt natürlich entsprechend das Gleiche, da die
> Rundenzeit von der Zieldurchfahrt abhängt.

Achso, den Dopplereffekt kenne ich auch, aber wäre es nicht deutlich 
einfacher den Aktivierungsbereich der Tags einzugrenzen und jeden Tag 
nur einmal alle X Sekunden zu berücksichtigen?

von N. K. (bennjo)


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Hallo Marcel,

ich entwickle Hardware zur Sport-Zeitnahme um mir meine Brötchen zu 
verdienen.

Unser UHF-System hat eine Auflösung von ca. 0,2 Sekunden und kann je 
nach Transponder sicher bis 40km/h eingesetzt werden. Mehr ist mit 
"einfachen" Mitteln bei UHF nicht drin. Siehe Datenblatt: 
http://www.raceresult.de/de-de/solutions/RRS_Brochure.pdf

Für genauere Messungen benötigt man ein so genanntes Aktiv-System mit 
ganz anderer Technik. Solche Systeme werden für Karting, RC und Co 
eingesetzt. Unser Aktiv-System kommt auf eine Auflösung von einer 100tel 
Sekunde. Das ist 100% reproduzierbar und damit schon relativ gut, für 
ein reines Transpondersystem.

VORSICHT zur Threshold-Antenne: Die von unserem Wettbewerbern 
eingesetzte Antenne, ist eine modifizierte Variante. Wir haben seit 
längerem unsere eigenen Antennen entwickelt, weil wir mit keiner der auf 
dem Markt befindlichen Antennen zufrieden waren.

Gruß,
Nikias

von Stefan M. (derwisch)


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Nochmal:

UHF Systeme arbeiten mit E-Feld Antennen.
Diese sind "Fernfeld-Strahler" (  Wie UKW Radio / CB Funk.... ).

Das Konzept von UHF RFID ist extra für hohe Reichweiten entwickelt 
worden.
Z.B. Erkennung von Europaletten auf Gabelstaplern, die an einem oder 
mehreren UHF Readern vorbeifahren.

Es ergibt keinen Sinn, das ( teure ) UHF System mit schlechten Antnennen 
auf kuze Reichweiten abzuwürgen.

Einen Ferrari nimmt man ja auch nicht als Golfplatzcaddy.

Für kurze Reichweiten mit definierbarem räumlichen Lesefeld nimmt man 
125kHz oder 13,56MHz. Diese Systeme verwenden H-Feld Antennen ( Spule 
als Antenne ).

Bei UHF Anwendungen gibt es zudem sog. Leselöcher. Das sind Zonen, die 
eingentlich innerhalb der Reichweite liegen, in denen aber dennoch kein 
Transponder aufwacht. ( Thema Auslöschung ).

Das Problem gibt es nur bei UHF, und kann dir die Suppe stark versalzen.

Vielleicht sind die räumlichen Dimensionen der RC Car Anlage so groß, 
dass Du es mal versuchen kannst.

Im Ansatz würde ich aus Kosten- und Präzisionsgründen hier aber 13,56 
MHz empfehlen.

Berichte mal über Deine Erfahrungen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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