Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schrittmotor Strom


von Bülent C. (mirki)


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Hi,
Ich habe oft gelesen, das man einen Schrittmotor nur mit maximal 70 
Prozent der angegebenen Stromstärke belasten sollte.
Ist was an dieser Aussage dran? Ich kann derzeit keinen Grund erkennen, 
warum ich nicht annähernd an die angegebene Stromstärke gehen sollte.

Gruß,
Bülent

: Verschoben durch Admin
von Georg (Gast)


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Wo hast du das gelesen? In welchem Zusammenhang?

Ich vermute mal, dass der Haltestrom bei stillstehendem Motor gemeint 
ist.

von Jörgen (Gast)


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Ich glaube, man muss da auch zwischen Strom und Haltestrom 
unterscheiden.

Falls nicht bekannt benötigt ein Stepper als induktive Last idealerweise 
eine Stromsteuerung, so weit ich weiß, das kommt noch dazu.

Wie steuerst du die Spulen denn an?

von Werner M. (Gast)


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Bülent C. schrieb:
> Ist was an dieser Aussage dran?

Das ist vielleicht etwas vereinfacht dargestellt.
Bei Halbschrittbetrieb sind in den geraden Schrittpositionen zwei 
Wicklungen bestromt, in den ungeraden jedoch nur eine. Um auf konstantes 
Drehmoment unabhängig von der Schrittposition zu kommen, ist es also 
logisch, auf den Schritten mit Doppelbestromung den Strom durch die 
Einzelwicklung zu reduzieren.

von Bülent C. (mirki)


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Werner M. schrieb:
> Um auf konstantes
> Drehmoment unabhängig von der Schrittposition zu kommen, ist es also
> logisch, auf den Schritten mit Doppelbestromung den Strom durch die
> Einzelwicklung zu reduzieren.

Ok, Danke! Das erklärt warum ich, nachdem die Strombegrenzung auf 70% 
gestellt wurde, keine Schrittverluste mehr habe.

Werner M. schrieb:
> Bei Halbschrittbetrieb sind in den geraden Schrittpositionen zwei
> Wicklungen bestromt, in den ungeraden jedoch nur eine.

Trifft dies auch auf 1/8 Schritt Betrieb? Und wie schaut es aus, wenn 
man zwei Schrittmotoren an einem Treiber hat?

: Bearbeitet durch User
von Werner M. (Gast)


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Bülent C. schrieb:
> Ok, Danke! Das erklärt warum ich, nachdem die Strombegrenzung auf 70%
> gestellt wurde, keine Schrittverluste mehr habe.

Mmmh?

p.s.
Bei Vollschrittbetrieb gibt es auch zwei Möglichkeiten. 1) Immer nur 
eine Wicklung bestromt (mit 100%) oder 2) immer zwei Wicklungen bestromt 
(mit 70%).

> Trifft dies auch auf 1/8 Schritt Betrieb?

Guck dir mal die Simulation bein Nanotec an. Dort sind die Ström in den 
ersten beiden Tabellenzeilen angegeben. In Mikroschrittmodus läuft die 
in Achtelschritten.
http://de.nanotec.com/support/tutorials/schrittmotor-und-bldc-motoren-animation/

> Und wie schaut es aus, wenn man zwei Schrittmotoren an einem Treiber hat?
Dem ersten Motor ist das egal, ob der Treiber noch einen zweiten Motoren 
steuern kann ;-)

von Bülent C. (mirki)


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http://www.ti.com/lit/ds/slvsa73f/slvsa73f.pdf

Auf Seite 14 Tabelle 2

Da sind die anteiligen Ströme für die verschiedenen Schrittauflösungen 
aufgeführt und das für jede einzelne Spule.

Beim Halbschritt geht es bis auf 71% runter, beim 1/8 Schritt auf 20%.

Interpretiere ich es richtig, wenn ich Halbschritt fahre und die 
Strombegrenzung auf 71% stelle ich dann erst einen konstanten Drehmoment 
habe?

Und...Beim 1/8 Schritt hätte ich bei einer Strombegrenzung auf 20% erst 
einen konstanten Drehmoment, der sogar weit unter dem liegt, was der 
Schrittmotor im Vollschritt zur Verfügung stellen würde?

Wenn dem so ist, was passiert mit dem Drehmoment wenn ich bei 1/8 auch 
auf 71% gehe, bzw. was ist der Grund dafür warum dann das Drehmoment 
nicht mehr konstant ist?

von Helmut S. (helmuts)


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> Und...Beim 1/8 Schritt hätte ich bei einer Strombegrenzung auf 20% erst
einen konstanten Drehmoment,

Nein. Stell dir Sinus und Cosinus vor. Die Eine Spule betreibst du mit 
den  Sinuwerten und die andere mit den Cosinuswerten bei den Phasen 
n*360°/(4*8) mit n=0 bis 31. Statt bei n*360°/(4*8) könntest du genau so 
gut die Werte bei n*360°/(4*8)+Offset° nehmen. So etwas habe ich bei den 
Schrittmotor-Treibern von Allegro gesehen.

Da Wurzel(sin(phi)^2 +cos(phi)^2)=1 hast du immer ein konstantes 
Drehmoment.

Das Durchlaufen von 360° entspricht übrigens 4 Vollschritten.

: Bearbeitet durch User
von Werner M. (Gast)


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Bülent C. schrieb:
> Und...Beim 1/8 Schritt hätte ich bei einer Strombegrenzung auf 20% erst
> einen konstanten Drehmoment, der sogar weit unter dem liegt, was der
> Schrittmotor im Vollschritt zur Verfügung stellen würde?

Die Tabelle gibt den relativen Windungsstrom, bezogen auf deine 
Vorgabe an. Du hast mit den 20% nichts zu tun. Die Steuerung kommt von 
der Indexer Logik (S.11)

von Bülent C. (mirki)


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Verstehe ich das richtig, das die Steuerung im 1/8 Betrieb den Strom 
höher regelt als wie es an der Strombegrenzung eingestellt ist, um das 
Drehmoment konstant zu halten?

von Bülent C. (mirki)


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Anders gefragt, was stellt man an der Strombegrenzung ein wenn man einen 
Schrittmotor mit 2,5A hat und diesen im achtel Modus betreiben möchte?

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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Ich habe gerade 'ne Schere im Kopf.

Helmut S. schrieb:
> Da Wurzel(sin(phi)^2 +cos(phi)^2)=1 hast du immer ein konstantes
> Drehmoment.

Du redest bei sin(phi) doch vom Stromverlauf, oder?

Wieso 'zum Quadrat'? Die magnetische Flussdichte ist doch proportional 
zu I und nicht zu I². Und das Drehmoment ist doch auch proportional zur 
magnetische Flussdichte. Was habe ich vergessen?

* kopfkratz *

von Bülent C. (mirki)


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Mir geht es genauso, weil mir immer noch nicht klar ist warum das 
Drehmoment immer konstant sein soll.

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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@Bülent: Das Moment soll konstant sein, damit der Antrieb nicht 
ruckelt oder brummt.

Ich habe noch nicht ganz verstanden, warum dazu der Stromverlauf einen 
Sinus-Verlauf haben muss.

Bei Drehstrom-Motoren ist das ja wohl auch so. Es müsste also stimmen.
Ich habe nur gerade nicht verstanden, warum.

Vielleicht meinst das genau so.

: Bearbeitet durch User
von Bülent C. (mirki)


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Ja, so meinte ich es. Das es konstant sein soll, weiß ich ja. Aber warum 
ist es konstant?

Ich vvermute, das die Summe  Vektoren der beiden spulen ströme immer 100 
Prozent ergeben.

: Bearbeitet durch User
von Bülent C. (mirki)


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Hat jemand noch Ideen?

von eProfi (Gast)


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> Ich vvermute, das die Summe  Vektoren der beiden spulen ströme
> immer 100 Prozent ergeben.
Genau.
Es stimmt, dass temporär mehr Strom fließen darf.
Der begrenzende Faktor ist die Verlustleistung / Temperaturerhöhung der 
Wicklung (Kupferverluste), die magnetische Sättigung und 
Wirbelstromverluste (Eisenverluste). Erstere wird bestimmt durch den 
gemittelten Strom (RMS).

> Ich habe oft gelesen, das man einen Schrittmotor nur mit maximal
> 70 Prozent der angegebenen Stromstärke belasten sollte.
Besser: bestromen sollte.
Im Stillstand darf diese Erhöhung nicht stattfinden.

> Ist was an dieser Aussage dran? Ich kann derzeit keinen Grund erkennen,
> warum ich nicht annähernd an die angegebene Stromstärke gehen sollte.
Das hat mehrere Gründe:
1. Die zulässige Verlustleistung hängt von vielen Umgebungsfaktoren ab.
2. Der Wirkungsgrad ist bei geringem Strom höher.
3. Die Resonanzen sind deutlich weniger.

Man soll also nur so viel Strom reinschicken, dass das erforderliche 
Drehmoment erzeugt wird.

Bei manchen Antrieben bin ich sogar wieder dazu übergegangen, Stepper 
nicht mit konstantem Strom, sondern mit relativ konstantem PWM 
anzusteuern. Dann nimmt sich der Motor den Strom, den er braucht. Ist 
aber fortgeschrittene Technik, bei der man die Parameter gut abstimmen 
muss. Vorteil: Der Motor bleibt kühl.
Suchbegriff: Vektorsteuerung

> Ich habe noch nicht ganz verstanden, warum dazu der Stromverlauf
> einen Sinus-Verlauf haben muss.
Muss er nicht, hat aber einen ruhigen Lauf zur Folge.
> Bei Drehstrom-Motoren ist das ja wohl auch so.
Ein Schrittmotor ist ein Drehstrommotor, genau genommen ein 2-phasiger 
Synchronmotor mit 90° Phasenversatz und idR 50 Polpaaren.

> Wieso 'zum Quadrat'?
Satz des Pythagoras a^2 + b^2 = c^2

> Das Durchlaufen von 360° entspricht übrigens 4 Vollschritten.
Man nennt das eine elektrische (oder magnetische) Umdrehung, ich nenne 
es einen Großschritt.
Je feiner dieser unterteilt ist, umso weniger ruckelt der Motor.
Die Unterteilung kann übrigens beliebig sein, es sind auch z.B. 1/20tel 
Schritte denkbar, Vielfache von 2 bieten sich allerdings an.

Denke dabei an eine Zeigeruhr, bei der der Zeiger im Sekundentakt 
weiterspringt. Im Gegensatz dazu gibt es auch Uhren, bei denen der 
Sekundenzeiger kontinuierlich läuft, was der Realität entspricht (die 
Zeit vergeht kontinuierlich und nicht im Sekundentakt) und in der Regel 
viel leiser ist.

Die meisten Schrittmotor-Probleme entstehen durch Resonanzen, da das 
ganze angetriebene System elastisch ist (z.B. Torsion der Welle) und 
beim Beschleunigen häufig die Resonanzstellen durchfahren werden.
Abhilfe:
- schnell durch die kritischen Frequenzen fahren (geht nicht immer).
- Silikon-Dämpferscheiben (Vexta clean damper) verwenden.

von MaWin (Gast)


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Bülent C. schrieb:
> Hat jemand noch Ideen?

Vielleicht bedeutet "70%" der Unterschied zwischen Spitzenstrom und 
Effektivwert. Bei Wave-, Halb-, Voll-, und Mikroschrittbetrieb kann man 
da ja durchaus unterschiedliche Stromwerte nennen, mal den Effektivwert, 
mal den Spitzenstrom.
Im Prinzip kommt es immer darauf an, dass in dem Motor nicht mehr 
Verlustleistung umgesetzt wird, als er wärmetechnisch loswerden kann, 
und das bei möglichst maximalem Strom um auch das maximale Drehmoment 
rausholen zu können.

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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eProfi schrieb:
> Bei manchen Antrieben bin ich sogar wieder dazu übergegangen, Stepper
> nicht mit konstantem Strom, sondern mit relativ konstantem PWM
> anzusteuern. Dann nimmt sich der Motor den Strom, den er braucht.

In meinem Fall (VID28-05) werde ich Deine Worte mal beherzigen und es 
auch so 'einfach' probieren. Meinst Du, dass ich damit einen ruhigen, 
leisen Lauf ohne Resonanzen erreichen kann (Stichwort 'Sekundenzeiger, 
der kontinuierlich läuft')?

Falls das nicht reicht, finde ich das im AN1307 von Microchip 
beschriebene sensorlose System interessant für einen Nachbau. Es kann:
* Fixed Voltage mode,
* Fixed Current mode und
* PI Closed Loop Control mode.

http://ww1.microchip.com/downloads/en/AppNotes/01307A.pdf

Die Idee einer sensorlosen Ansteuerung ist nicht neu.
Hier nur mein Hinweis: Es wird auf der Nanotec-Seite gut beschrieben:
> Dazu wird ein Modell des Motors verwendet, das parallel zum
> realen Motor aus bekannten Eingangsgrößen (gestellte PWM, …)
> parallel die Werte berechnet, die auch gemessen werden (Stromhöhe
> in der Wicklung, …).
> Die berechneten Werte werden mit den real gemessenen Werten in
> jedem Zyklus verglichen. Durch den so ermittelten Beobachterfehler
> werden die internen Größen des Motormodells permanent nachgeregelt,
> so erhält man auch für die eigentlich nicht gemessenen Größen – wie
> die Geschwindigkeit – eine korrekte Schätzung.

http://de.nanotec.com/support/application-notes/sensorlose-regelung-von-schrittmotoren/

In dem https://www.youtube.com/watch?v=cPEuE8P1g0M z.B. kann man die 
Geräusch-Unterschiede der unterschiedlichen Verfahren deutlich hören.

: Bearbeitet durch User
von Helmut S. (helmuts)


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Bülent C. schrieb:

> Hat jemand noch Ideen?

Weil I*Wurzel(sin^2+cos^2) = I, also konstant ist egal welchen Winkel 
man nimmt.

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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@Helmut: Es ging meines Erachtens um ein konstantes Moment
und nicht um einen konstanten Strom.

Zitat aus dem Artikel Schrittmotoren:
> In Realität ist das Moment nicht sinusförmig und dessen Maximum
> leicht nach vorne verschoben. (Es kann …) eine leichte Abflachung der
> Kurven in den Maxima von Sinus und Cosinus vorgenommen werden.

Ich vermute, dass man einen exakt gleichmäßigen Moment-Verlauf nur mit 
einem Software-Motormodell^^ oder vielen Sensoren erreichen kann.

von Helmut S. (helmuts)


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> @Helmut: Es ging meines Erachtens um ein konstantes Moment und nicht um einen 
konstanten Strom.

Genau der Wert dieser geometrischen Addition der Ströme entspricht dem 
Betrag des Drehmoments.

Du kannst mir das ruhig glauben. Ich habe schon Schrittmotortreiber mit 
linearen Endstufen gebaut. Dabei steuert man die 
Endstufen(Stromregelung)  mit Sinus und Cosinus an. Das ist dann quasi 
der feinste Mirkroschrittbetrieb den man sich vorstellen kann. Die 
digitalen Mikroschritttreiber machen das genau so halt mit PWM und der 
Auflösung der eingebauten DACs.

: Bearbeitet durch User
von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


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Helmut S. schrieb:
> Genau der Wert dieser geometrischen Addition der Ströme entspricht dem
> Betrag des Drehmoments. Du kannst mir das ruhig glauben.

Glauben tun wir in der Kirche.

Hast Du verstanden warum das so ist?

Ich kann mir vorstellen, dass in den Drehmoment-Verlauf innerhalb eines 
Schrittes z.B. die Winkelgeschwindigkeit oder die Anker-Geometrie 
einfließen.

Glauben kann ich viel, wirklich verstanden habe ich es noch nicht.

Das Moment entsteht ja nur, wenn es das entsprechende Gegenmoment gibt. 
Kann das Moment auch im dynamischen Fall (bei wechselden Lasten) immer 
aus der geometrischen Addition der Ströme ermittelt werden?

PS: Ich überlege, ob ich nicht einfach ein paar Kennfelder 'nach Gehör' 
optimere und so lange dran verstelle, bis ich den leisesten Motorlauf 
erreicht habe.

: Bearbeitet durch User
von eProfi (Gast)


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> Meinst Du, dass ich damit einen ruhigen, leisen Lauf ohne
> Resonanzen erreichen kann (Stichwort 'Sekundenzeiger,
> der kontinuierlich läuft')?
Ja, das glaube ich.
Mit großem Interesse verfolge ich den Thread mit der großen MMC (Multi 
Mini Clock, eigentlich Multi Mini Capacitor bei den Tesla-Coilern).
Wenn ich einen VID28 hätte, würde ich das glatt mal ausprobieren.

Das Problem mit der PWM-Ansteuerung ist, dass der Strom, den sich der 
Motor nimmt, vom Polradwinkel abhängt. Das kann dann wieder eine ganz 
neue Resonanz zur Folge haben: wenn der Polradwinkel groß ist, ist die 
Induktivität klein, also steigt der Strom stärker an, was ein größeres 
Drehmoment zur Folge hat. Dann holt der Motor auf, der Polradwinkel wird 
recht klein --> geringer Strom, Polradwinkel wird wieder groß, usw.

Dies kann (muß nicht) sich mit den übrigen Resonanzen überlagern...
Da muß man probieren und anpassen.

von Bülent C. (mirki)


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Halten wir fest, einen konstanten Drehmoment erreicht man mit einer 
variablen bestromung der spulen, richtig?
Was stellt man dann zb am Drv8825 bei der Strombegrenzung ein, den 
Spitzenwert oder den effektivwert?

von Helmut S. (helmuts)


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> variable Bestromung

Du meinst mit Sinus- und Kosinusverlauf damit das Drehmoment konstant 
bleibt.
Siehe Datenblatt Seite 1, DRV8825.
http://www.ti.com/lit/ds/slvsa73f/slvsa73f.pdf


Beispiel: Auf Seite 18 dann die Schaltung.
Imax=(Vref/5)/Rsense

Imax=250mV/Rsense = 20mV/0,2Ohm = 1,25A

Prsense = I^2*R = 0,3125W

von Bülent C. (mirki)


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Also wird der Spitzenwert eingestellt. Bei einem 2,5A stepper 2,5A bei 
24V als Spitzenwert einstellen?
Irgendwie habe ich da jetzt ne Schere im Kopf.
Dann wird der stepper doch zu heiß und der Wirkungsgrad ist unten, ergo 
Drehmoment nicht konstant.

von Helmut S. (helmuts)


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Der DRV8825 stellt immer den gleichen Sin/Cos-Strom ein egal ob du den 
IC mit 20V oder mit 30V versorgst.

Die Verlustleistung im Stepper Motor ist dann

Pgesamt = I^2*R = 2,5A*2,5A*Rspule

Rspule ist der Widerstand der Motorwicklung. Siehe Datenblatt.

von Guido B. (guido-b)


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Bülent C. schrieb:
> Also wird der Spitzenwert eingestellt. Bei einem 2,5A stepper 2,5A bei
> 24V als Spitzenwert einstellen?

Ja, unabhängig von der Spannung. Du stellst damit nur die
Referenzspannung für einen DAC ein, für die Zwischenschritte
wird dann der Strom im Treiberbaustein runterskaliert.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Werner,

> Bülent C. schrieb:
>> Ist was an dieser Aussage dran?
>
> Das ist vielleicht etwas vereinfacht dargestellt.
> Bei Halbschrittbetrieb sind in den geraden Schrittpositionen zwei
> Wicklungen bestromt, in den ungeraden jedoch nur eine. Um auf konstantes
> Drehmoment unabhängig von der Schrittposition zu kommen, ist es also
> logisch, auf den Schritten mit Doppelbestromung den Strom durch die
> Einzelwicklung zu reduzieren.

Du denkst in die richtige Richtung. Aber das Ergebnis stimmt nicht so 
ganz. Schrittmotoren wurden (ganz) früher immer im Vollschritt 
angesteuert. Dementsprechend sind die Angaben für den Motornennstrom 
immer auf den Betrieb mit 2 gleichzeitig bestromten Phasen bezogen 
("Effektivwert). Bei Ansteuerung im Halb- oder Mikroschritt kann man 
über diesen Wert hinausgehen, und zwar bis zu 141% (100%*Wurzel(2)), 
weil dann nur eine Wicklung bestromt ist und somit die Verlustleistung 
in Summe die gleiche bleibt. Wie hier schon richtig festgestellt wurde, 
bleibt so auch das Drehmoment annähernd konstant. Diese 141% vom 
Nennstrom sind im Prinzip der Spitzenwert des Stromes.

Um die Verwirrung komplett zu machen wird bei Schrittmotor-Endstufen 
(bzw. Steuerungen) oft nur der Spitzenwert vom Strom angegeben, wiel der 
natürlich höher ist und sich das Produkt so besser verkaufen lässt. Für 
einen Motor mit 2A Nennstrom benötigt man also eine Endstufe mit 2,8A.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Bülent C. (mirki)


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Hallo Thorsten, vielen Dank für diese ausführliche Erklärung. Mir ist 
jetzt einiges klarer geworden.
Eine Sache verstehe ich aber noch nicht ganz. Bei vielen Treibern wie zb 
beim Drv8825 kann man eine Strombegrenzung einstellen. Was genau stellt 
man da in einem Mikroschritt Betrieb eigentlich ein? Den Spitzen- oder 
effektivwert? Denn bei einem Mikroschritt Betrieb muss je nach Position 
der Achse der spulen Strom angehoben werden, damit das Drehmoment 
konstant bleibt (Summe der Vektoren immer 100 Prozent).
Grüße, Bülent

von Helmut S. (helmuts)


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Man stellt den 100% Strom ein.

I100 = Vref/(Rsense*5)

Abhängig vom aktuellen (Mikro-)Schritt stellt der DRV8825 automatisch 
xx% des Stromes von I100 ein, getrennt für beide Wicklungen (Sinus- bzw. 
Cosinus-Funktion).

von Bülent C. (mirki)


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I100  des angeschlossen Schrittmotors?

von Helmut S. (helmuts)


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Bülent C. schrieb:
> I100  des angeschlossen Schrittmotors?


I100 ist der 100% Strom des ICs. Den stellt man durch Wahl der Spannung 
am Vref-Pin und durch den Wert des Widerstandes Rsense ein. Die beiden 
Rsense-Widerstände werden auch an das IC angeschlossen. I100 stellt man 
sinnigerweise auf den maximalen Spitzenstrom der Wicklung ein.

I100 = Vref/(Rsense*5)

: Bearbeitet durch User
von Bülent C. (mirki)


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In welchem Verhältnis muss es zur strombelastbarkeit des Schrittmotors 
sein?

von Werner M. (Gast)


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Thorsten Ostermann schrieb:
> Schrittmotoren wurden (ganz) früher immer im Vollschritt
> angesteuert. Dementsprechend sind die Angaben für den Motornennstrom
> immer auf den Betrieb mit 2 gleichzeitig bestromten Phasen bezogen
> ("Effektivwert).

Da ist mancher Hersteller von Schrittmotoren bzw. Schrittmotortreibern 
aber anderer Meinung. Sowohl Nanotec als auch Allegro bezeichnen den bei 
gleichzeitiger Bestromung beider Wicklungen im Vollschrittbetrieb 
fließenden Wicklungsstrom als 71%, d.h. sie gehen von der Amplitude des 
Stromes (Ipp/2) und nicht vom "Effektivwert" aus.
http://de.nanotec.com/support/tutorials/schrittmotor-und-bldc-motoren-animation/
http://www.allegromicro.com/en/Products/Part_Numbers/4988/4988.pdf

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