Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Womit reinigt man Optiken?


von Butz (Gast)


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Hallo! Kennt jemand ein günstiges Mittel zum Reinigen von Optiken, z.B. 
hochwertige Linsen?
Was ist da üblich, genügt ein Mikrofasertuch, oder nimmt man 
irgendwelche Chemie?

von Axel R. (axelroro)


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Linsenpapier.

Oder fals auseinanderbauen möglich, Ultraschallbad.

von Amateur (Gast)


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Feiner Pinsel mit "Blasebalg" im Griff.
Ein Mikrofasertuch.
Trockene Pressluft.
Dabei ist es egal ob die Optik aus dem dicken Tal kommt, oder ob Anna 
mal wieder log.

Vorsicht mit Flüssigkeiten!
Diese haben die Angewohnheit überall einzudringen. Komplexe Optiken 
benötigen Schmierstoffe und die Linsen wurden früher, nach der 
Einstellung, mit irgendeinem Kitt fixiert. Wer bei der Diskussion 
zwischen der Flüssigkeit und dem Fixier- bzw. Gleitstoff den Kürzeren 
ziehen würde weiß ich nicht.

von Alex D. (alex_d36)


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Bei uns in der Firma ist Mikrofaster für Linsen strengstens (!) 
verboten, da die enthaltenen Fasern zu hart sind und (meist vorhandene) 
Beschichtungen der Linse spätestens bei mehrfachem Gebrauch zerstört.
Dito fürs Ultraschallbad, bitte nicht machen. Vor allem nicht bei sehr 
hochwertigen Linsen, die sind nämlich meist empfindlicher.


Trockenes, fusselfreies Baumwolltuch reicht zu 90%.
Ist es wirklich mal hartnäckiger kann man Alkohol zur Nassreinigung 
nehmen, aber auch der kann unter Umständen die Beschichtung angreifen.

Wenn man extra was kaufen kann / mag:
http://www.enjoyyourcamera.com/Kamerareinigung/Reinigungstuecher/50x-Einweg-Reinigungstuch-Matin-fuer-Objektivreinigung::2241.html

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Butz schrieb:
> Hallo! Kennt jemand ein günstiges Mittel zum Reinigen von Optiken, z.B.
> hochwertige Linsen?
> Was ist da üblich, genügt ein Mikrofasertuch, oder nimmt man
> irgendwelche Chemie?

Kommt auf den Dreck an.

Photographen nehmen Luft aus einem kleinen Blasebalg.

Der grosse Kompressor geht nicht, weil nicht ölfrei.
Druckluft aus der Dose ist oft Feuerzeuggas und enthält auch Öle.
Super-Druckluft (R134a) ist verwendbar, aber auch ein extremes 
Kältemittel, und den Kälteschock überleben manche Linsen nicht.
Druckluft aus der Flasche ist besser.

Was tun, wenn man den Dreck nicht wegblasen kann ?

Spiritus geht nicht, weil Rückstände des Vergällungsmittels nach dem 
Verdampfen bleiben. Aceton wird oft in der Chemie benutzt, um vorher im 
Wasser gewaschene Gläser sauber zu bekommen.
Kunststofflinsen mögen kein eh Spiritus und Aceton oder Xylol.

Isopropanol hat leider oft auch Rückstände, trotzdem benutze ich es um 
klebrigen Dreck wegzumachen, weil es mir noch am harmlosesten erscheint. 
Es funktioniert aber nur, wenn man es mit Druckluft gleich wieder 
wegblasen kann. PMMA Linsen sollen wohl in Isopropanol überleben.

Man nehme keine anionischen Tenside. Aber Reinigungsflüssigkeiten mit 1% 
Ammoniak sind verwendbar, um Fette zu entfernen, wenn die Linse nicht 
magnesiumflouridvergütet ist.

von Butz (Gast)


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Alex D. schrieb:
> Bei uns in der Firma ist Mikrofaster für Linsen strengstens (!)
> verboten, da die enthaltenen Fasern zu hart sind

Genau davor hätte ich Angst, auch wenn die Linse wahrscheinlich nicht 
beschichtet ist. Kenne solche Beschichtungen als bläuliche Färbung, und 
sowas ist nicht erkennbar. Allerdings ist die Linse durch ihre enorme 
Größe und geringe sphärische Aberration sehr wertvoll, für den 
Normalsterblichen praktisch nicht ersetzbar.


MaWin schrieb:
> Was tun, wenn man den Dreck nicht wegblasen kann ?

Wird nicht so oft vorkommen, aber irgendwann schon. Und wenn es nur 
Fliegenschiss ist, schon den wird man mit einem einfachen Tuch eher 
nicht abbekommen.

Vielen Dank für die Tips, das hilft deutlich weiter!

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Wenn es um einzelne optische Elemente geht:

Ich (und viele andere) reinige meine Teleskopspiegel seit mittlerweile 
25 Jahren, indem ich sie in ein Gefäß mit lauwarmem Wasser lege und 
diesem einen(!) Tropfen mildes Spülmittel zufüge.

Dann klaut man seiner Frau aus dem Bad ein Bauwollpad und fährt unter 
Wasser ohne Druck mit langsamen, kreisenden Bewegungen über die 
Oberfläche.

Am Ende nimmt man den Spiegel aus dem Bad und spült in großzügig mit 
dest. Wasser ab und lässt ihn abtropfen. Kleinere Resttropfen kann man 
vorsichtig mit einem Ohrtip aufnehmen.

Danach ist die optische Fläche wie neu - auch noch nach 25 Jahren :-)

Auf die Weise habe ich schon 50cm-Parabolspiegel problemlos gereinigt.

Das funktioniert auch mit Linsen, wenn man die auf einen passenden Ring 
legt.

Druckluft sollte man vermeiden - da ist zu oft Dreck drin, der zu 
Kratzern führt. Sieht man schön, wenn man sich solche Flächen unterm 
Mikroskop ansieht.

Viel Erfolg :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Schreiber (Gast)


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Butz schrieb:
> Allerdings ist die Linse durch ihre enorme
> Größe und geringe sphärische Aberration sehr wertvoll, für den
> Normalsterblichen praktisch nicht ersetzbar.

Beim Hersteller nachfragen!!!

Üblicherweise wird der einen hierzu beraten können. Neben Druckluft oder 
CO2 (Gasflasche und Druckminderer sind oft schon für die Bierzapfanlage 
vorhanden) kann man in vielen (aber nicht in allen) Fällen SAUBERES 
Isopropanol verwenden. Billiges Isopropanol enthält oft Rückstände und 
sollte vor Verwendung nochmal destilliert werden.

Butz schrieb:
> Kenne solche Beschichtungen als bläuliche Färbung, und
> sowas ist nicht erkennbar.

Die kann auch farblos sein oder eine andere Farbe haben. Dass man sie 
nicht sehen kann, muss also nicht bedeuten, dass sie nicht vorhanden 
ist.

von lrep (Gast)


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Alex D. schrieb:
> Dito fürs Ultraschallbad, bitte nicht machen. Vor allem nicht bei sehr
> hochwertigen Linsen, die sind nämlich meist empfindlicher.

Das kann ich leider bestätigen.
Ich habe mal eine UV-durchlässige Linse, vermutlich aus CaF2, im US-Bad 
ruiniert, weil ich dachte, die sei aus Quarz.
Das gute Stück sah nach dem Trocknen aus wie mattiert :-(

Man sollte also über die Materialeigenschaften Bescheid wissen und das 
Reinigungsmittel entsprechend wählen.

Chris D. schrieb:
> Dann klaut man seiner Frau aus dem Bad ein Bauwollpad und fährt unter
> Wasser ohne Druck mit langsamen, kreisenden Bewegungen über die
> Oberfläche.

Ich halte schon das für sehr gefährlich.
Wenn dein Spiegel das bisher ausgehalten hat, ist vermutlich die 
Aluminiumschicht durch eine zusätzlich aufgedampfte SiO2 Schicht 
verstärkt worden.

Ich persönlich bevorzuge Tesafilm, der beim vorsichtigen Abziehen Staub 
und Fettspuren restlos mitnimmt.

von lrep (Gast)


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Schreiber schrieb:
> Butz schrieb:
>> Allerdings ist die Linse durch ihre enorme
>> Größe und geringe sphärische Aberration sehr wertvoll, für den
>> Normalsterblichen praktisch nicht ersetzbar.
>
> Beim Hersteller nachfragen!!!

Oder überhaupt die Linse zum Reinigen dorthin schicken.

von Butz (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Danach ist die optische Fläche wie neu - auch noch nach 25 Jahren :-)

Das ist ja super - nur ein Mal reinigen, und 25 Jahre Ruhe! ;-)

*-
lrep schrieb:
> Man sollte also über die Materialeigenschaften Bescheid wissen

Leider gar nicht. Auch auf dem Rahmen der Linse steht nichts. Also ich 
müsste mich von chemisch evtl. aggressiven Mitteln auf jeden Fall 
fernhalten.

Habe inzwischen ja schon so einiges Neues hier erfahren, auch zu rein 
mechanischen Reinigungen. Sollte passen.

Vielen Dank allen!

von Jhonny M. (jhonny)


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Es gibt auch Augenwatte in der Apotheke die sich zum Putzen ganz gut 
eignet...

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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lrep schrieb:

>> Chris D. schrieb:
>> Dann klaut man seiner Frau aus dem Bad ein Bauwollpad und fährt unter
>> Wasser ohne Druck mit langsamen, kreisenden Bewegungen über die
>> Oberfläche.
>
> Ich halte schon das für sehr gefährlich.

Ist es aber nicht - wurde sogar am Otto-Schott-Institut in Jena so 
gemacht, und die sollten es wissen :-)

> Wenn dein Spiegel das bisher ausgehalten hat, ist vermutlich die
> Aluminiumschicht durch eine zusätzlich aufgedampfte SiO2 Schicht
> verstärkt worden.

Bei Aluminium ist das Standard.

Aber ich habe damit auch schon selbstversilberte Spiegel gereinigt - 
geht problemlos.

Wie gesagt: alles unter Wasser und natürlich mit medizinische Baumwolle 
- die ist sehr sauber. Und nicht falsch verstehen: es geht nicht 
darum, auf der Oberfläche herumzureiben - man wedelt eher mit der 
Bauwolle komplett ohne Druck.

> Ich persönlich bevorzuge Tesafilm, der beim vorsichtigen Abziehen Staub
> und Fettspuren restlos mitnimmt.

Dafür schafft man sich so eine dünne Klebeschicht (leider nimmt der 
Streifen nicht wieder alles mit), die neuen Staub noch stärker bindet. 
Nicht gut. Schau es Dir mal unterm Mikroskop an.

: Bearbeitet durch Moderator
von Optiker (Gast)


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Butz schrieb:
> Was ist da üblich, genügt ein Mikrofasertuch, oder nimmt man
> irgendwelche Chemie?

Du willst die "Optiken", was auch immer du darunter verstehst, nicht 
ernsthaft "sauber" scheuern, oder?

Es kommt natürlich auf das Material, die Beschichtung und evtl. die 
Verkittung drauf an.

von A. D. (egsler)


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An der Uni Paderborn reinigen die Physiker ihre optischen Systeme 
scheinbar mit Chloroform. Aber ich vermute mal, dass man da auch 
aufpassen muss, dass man sich nicht die Vergütung zerstört...

von sigma9 (Gast)


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Richtiges Reinigen von Optiken ist durchaus nicht-trivial.

- zunächst Achtung auf eine evt. Vergütung. Da gibt es sehr 
unterschiedliche. Manche sind sowohl mechanisch als auch chemisch 
stabil, manche weder das eine noch das andere. Informieren.

- dann Achtung auf Fassungen! Kunststoff verträgt sich nicht mit 
diversen Chemikalien. Manche Metall-Fassungen sind lackiert mit Farben, 
die nicht chemiefest sind.

- dann Achtung auf Linsen-Material: Glas ist chemiefest, Kunststoff 
(auch wenn dieser gerne mal wie Glas aussieht und sich so anfühlt) 
nicht.

- Achtung bei Pressluft: Diese enthält gerne (wenn sie aus der Wand 
kommt) Öldampf und Rostpartikel (jawohl!!). Aus der Dose ist in der Luft 
immer auch Treibmittel-Dampf mit drin. Damit macht man die Linsen eher 
schmutzig als sauber.

- bei Linsensystemen KEINE Flüssigkeit: die dringt überall ein und man 
kriegt sie nicht wieder raus. Außerdem verträgt der Kitt zwischen Linsen 
nicht alle Lösungsmittel. Hier nur trockenes Linsen-Putzpapier.

Bei Einzel-Linsen ohne empfindliche Fassung ohne empfindliches Coating 
praktizieren wir standardmäßig diese Methode:

1. Mechanisch vorreinigen mit sauberem Gas. Wir verwenden frisch 
verdampften Stickstoff (weil der vorhanden ist), aber alles andere 
SAUBERE geht auch.

2. Mechanisch reinigen mit trockenem Linsen-Putz-Papier (LPP).

3. LPP falten, in Kunststoff-Klemme nehmen, diese in Aceton 5.0 tauchen, 
Überschuss ausschlagen. Dann mit sanftem Druck Oberfläche reinigen. 
Kreisförmig von innen nach außen vorgehen.

Aceton löst Fette etc. sehr gut, hat aber den Nachteil, dass es sehr 
schnell verdampft. Daher bleiben vornehmlich am Rande Schmutz-Reste.

4. wie 3., aber mit Aethanol 5.0. Damit den Rest-Schmutz, insbesondere 
am Rand, entfernen.

5. One-drop-Methode: Linse waagerecht halten, ein Blatt LPP drauf legen, 
dann EINEN Tropfen Methanol drauf tropfen. Dieses bildet dann eine 
Flüssigkeitsfront auf der Linsenoberfläche. Diese Front durch 
vorsichtiges langsames Ziehen am LPP bis zum Linsenrand ziehen. Ist man 
zu schnell, reißt die Front, ist man zu langsam, verdampft das Methanol 
vorher. Üben.

Falls nötig, 3.-5. wiederholen.

So und nur so (unsere Erfahrung...) kriegt man Linsen wirklich sauber.
Ob man diesen Aufwand treiben will, muss natürlich jeder selber 
entscheiden.
Wir müssen wegen teurer Linsen und extrem hoher Laser-Feldstärken.

Ach ja: und natürlich Sicherheitsvorschriften beachten (S- R-Sätze, 
Fingerlinge, Belüftung, ...

von Torsten S. (torstensc)


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Ach ja: und natürlich Sicherheitsvorschriften beachten (S- R-Sätze,
Fingerlinge, Belüftung, ...

Die Sätze gibt es nicht mehr. Ab 01.06.2015 nur noch H und P Sätze nach 
CLP.

Nur ganz nebenbei... ;-)

von Random .. (thorstendb) Benutzerseite


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Im Showlaserbereich verwendet man meisst Isopropanol und spezielle 1x - 
Tücher oder Wattestäbchen.

von Mikroskopie (Gast)


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Zeiss hat mal eine schöne Anleitung herausgegeben wie man die Optiken 
von Mikroskopen reinigt.

Flüssigkeit ist 85% n-Hexan und 15% Isopropanol, je höher die Reinheit, 
desto besser. Des weiteren Augenwatte, weil die keine Zusatzstoffe 
enthalten darf, Bambusstäbchen um mit der Watte ein Reinigungsstäbchen 
zu machen und ein Pustebalg. Damit werden optischen Oberflächen (Linsen, 
Filter und Spiegel) gereinigt.

Zeiss: "Das saubere Mikroskop"

Findet man einfach mit Google als PDF zum Download...
https://www.google.de/search?q=Das+saubere+Mikroskop

von Privat Reiniger (Gast)


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Hallo,

bekommt man diese ganzen "Leckereien" als 
Privatmensch/Hobbyist/Interessierter eigentlich in kleinen Mengen und 
ohne irgendwelche Sachkundenachweise, Vorträge, Dummen Nachfragen oder 
Eintragungen in irgend welchen Generalverdachtlisten?
Es geht um den Erwerb in der Praxis, nicht um irgendwelche Vorschriften.

Privat Reiniger

von Hobby Astronom (Gast)


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Isoprop habe ich unverdünnt (100%) in der Apotheke gekauft. Ein kleines 
Fläschchen, welches für viele Reinigungsgänge reichen sollte, hat 
weniger als 3€ gekostet.

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