Forum: HF, Funk und Felder Durchgangigkeit von Bluetooth Signale durch (teilweise) Metallgehause.


von Geert H. (geerth)


Lesenswert?

Es gibt Leute die gerne Daten in Metallische Gehäuse (zb Kuhlschrank) 
mit Bluetooth nach aussen führen wollen.
Es geht nicht, weil das Metall wirkt wie ein Abschirmung... hatte ich 
mir gedacht.

Ich habe folgender Versuch gemacht.
Mein Bluetooth Maus habe ich in ein rostfrei Stahl Kochpfanne gesteckt 
und mit Deckel zugemacht.
Wenn ich das alles bewegte bewog sich auch der Mauszeiger auf meinem 
Computer.
Es geht also doch!?

Einer hat versucht eine Abschirmung zu finden und es hat nichts 
gebracht.
Beitrag "Bluetooth Abschirmen"

Meine Frage: welche minimale Offnungsgrösse lasst die Strahlung noch 
durch (oder: schliesst sie ab)?
Gibt es vielleicht daten fúr die Durchgangigkeit von Metallgehause mit 
einem Schlitz (Länge x Breite) im Verhaltniss zu Wellenlänge?

: Bearbeitet durch User
von Stefan M. (derwisch)


Lesenswert?

Die Vermutung ist schon richtig.
Siehe Goooooogle "Schlitzantenne".

Ein Schlitz in einem Metallblech ( Metallgehäuse ) kann entsprechend 
seiner Länge wie eine Antenne wirken.

Ein aufliegender Deckel ( Bratpfanne oder Topf ) ist nicht überall 
leitend verbunden.
Daher hat man immer einen undefinierten Schlitz, der dann strahlt.

Kann man auch sinnvoll nutzen, z.B. ein Lüftungsschlitz als Empfangs- 
oder Sendeantenne.

P.S.: Die Berechnung einer resonanten Schlitzantenne ist nicht einfach.
Schlitzbreite und Materialstärke haben großen Einfluss.
Auch die Form und Größe des Gehäüses spielt eine Rolle.

Sowas simuliert man am besten mit geeigneter Software.( HFSS )

: Bearbeitet durch User
von lrep (Gast)


Lesenswert?

Geert H. schrieb:
> Meine Frage: welche minimale Offnungsgrösse lasst die Strahlung noch
> durch (oder: schliesst sie ab)?

Recht kleine Löchlein.
Das kannst du sehen, wenn du dir mal das Sichtfenster beim 
Mikrowellenherd betrachtest. Der verwendet die gleiche Frequenz wie 
Blauzahn.

Die Türdichtung hingegen ist eine trickreiche resonante Konstruktion, 
die man normalerweise leider nicht sehen kann, und die nur bei dieser 
einen Frequenz funktioniert.

Wenn du deine  Bluetooth-Maus mal in den Mikrowellenherd sperrst (den 
aber nicht einschalten sonst ist sie hin), sollte es mit dem Empfang 
vorbei sein.

von Geert H. (geerth)


Lesenswert?

Danke fúr die Antworte.
Ich wusste schon das bei einem Reflektor das Gitter max Lambda 1/10 sein 
darf. Aber das ein schmale Schlitz langer als Lambda 1/10 soviel 
durchlasst war neu für mich.

Gefunden im Forum: "Eine gute HF-Schirmung erreicht
eine Dämpfung von 60-90dB (je nach Frequenz und Aufwand), ein loser
Deckel ohne die richtigen Massnahmen keine 10dB."


lrep schrieb:
> Die Türdichtung hingegen ist eine trickreiche resonante Konstruktion,
> die man normalerweise leider nicht sehen kann, und die nur bei dieser
> einen Frequenz funktioniert.
Interessant.
Habe dazu gefunden "Resonanzdichting" hier: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Mikrowellenherd "Die Breite (von der 
Türspalt) beträgt ein Viertel der Wellenlänge (Formelzeichen: λ), was 
ca. 3 cm beträgt."

Ich versteh es jetzt so dass das Bluetooth Signal 'ziemlich einfach' aus 
der Kuhlschrank hinaus kommen kann.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Stefan M. schrieb:

> Ein Schlitz in einem Metallblech ( Metallgehäuse ) kann entsprechend
> seiner Länge wie eine Antenne wirken.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlitzantenne

von lrep (Gast)


Lesenswert?

Geert H. schrieb:
> Ich versteh es jetzt so dass das Bluetooth Signal 'ziemlich einfach' aus
> der Kuhlschrank hinaus kommen kann.

Richtig.
Letztlich hat man es immer nur mit einer Dämpfung zu tun, deren Ausmaß 
man in Zahlen angeben kann.
Wirklich "weg" gibt es nicht, das ist nur eine Frage der Sendeleistung 
und der Nachweisempfindlichkeit.

Die Mikrowellenstrahlung kann, ebenso wie Licht (---> 
https://de.wikipedia.org/wiki/Blattgold ),  auch Metalle durchdringen, 
aber dabei ist die Dämpfung so groß, dass schon sehr dünne Bleche 
ausreichen, um sie "praktisch vollständig" abzuschirmen.
Allerdings fliessen dabei in der Oberfläche des Metalls (----> 
https://de.wikipedia.org/wiki/Skin-Effekt ) hochfrequente Ströme, die an 
den Rändern des Metalls gerne weiterfliessen würden und so zur 
Abstrahlung der Hochfrequenzenergie führen.

Durch Löcher oder Schlitze, auch wenn  sie so klein sind wie beim 
Sichtfenster des Mikrowellenherdes, tunneln die Photonen der 
hochfrequenten Strahlung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit hindurch. 
Diese Wahrscheinlichkeit ist umso geringer, je kleiner das  Loch im 
Verhältnis zur Wellenlänge ist und je länger der Weg hindurch ist.
Die Abnahme der Feldstärke mit der Länge des Weges gehorcht übrigens 
einer Exponentialfunktion, und diese Tatsache kann man benutzen um 
präzise und dB-lineare Abschwächer zu bauen.

Kritisch wird es, wenn der Durchmesser des Lochs so groß wird, dass mehr 
als eine halbe Wellenlänge hineinpasst.
Dann kann die Blechplatte nämlich beliebig dick sein, ihre 
Abschirmwirkung ist dahin.
Ein derartig großes Loch kann man nämlich als Ende eines Hohlleiters 
ansehen, in welchem sich die elektromagnetische Welle mit nur geringen 
Verlusten praktisch beliebig weit ausbreiten kann.
Die genauen Abmessungen, ab denen das passiert, hängen etwas von der 
Form des "Loches" bzw. des Hohlleiters ab, aber sobald der Durchmesser 
"des Loches" in irgend einer Richtung mehr als eine halbe Wellenlänge 
beträgt, muß man damit rechnen.

In der Technik werden meist runde oder rechteckige Hohlleiter benutzt 
und dafür gelten Dimensionierungsformeln, die du z.B. hier findest: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Hohlleiter
Im Mikrowellenherd befindet sich übrigens ein kurzer rechteckiger 
Hohlleiter als Verbindung zwischen der Antenne des Magnetrons und dem 
Garraum.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.