Forum: HF, Funk und Felder Breitband-Interferometrie


von Sven B. (scummos)


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Hi!

Ich möchte aus zwei Signalen (also effektiv liegt mir E(t_n), n=1..N 
vor), die von zwei Antennen an Orten mit Abstand d aufgenommen sind, auf 
die zugehörige Helligkeitsverteilung P(phi) rückschließen. Für 
monochromatische Signale und in der Theorie ist mir klar wie man das 
macht: man addiert die beiden Signale mit einem Delay, und bei einem 
bestimmten Delay tau gibt es ein Maximum. Aus diesem tau erhält man den 
Phasenwinkel des zu d gehörigen Fourierkoeffizienten der 
Helligkeitsverteilung.

Nur, wie ist das jetzt in der Praxis? Insbesondere ist mir folgendes ein 
bisschen unklar:

 - Ich drücke d in Wellenlängen aus, um den Phasenwinkel aus tau 
auszurechnen. Welchen Einfluss hat ein Mischer auf diesen Ausdruck? Ich 
konvertiere das Signal effektiv in's Basisband -- wie ändert sich 
dadurch das tau, das zu einer vollen Drehung des Phasenwinkels gehört? 
Proportional? Oder gar nicht?

 - Wie mache ich das mit der Bestimmung des Maximums für 
nicht-monochromatische Signale? Klar kann ich vorher 
quasi-monochromatisch Bandpassfiltern und das für jede Frequenz einzeln 
machen, aber das ist schon sehr unelegant. Das geht doch bestimmt 
besser?

Ich komme mir etwas blöd vor, weil ich denke, eigentlich müsste ich mir 
das auch selbst überlegen können -- aber vielleicht hat ja jemand ein 
paar kluge Sätze zum Thema parat, oder eine hilfreiche 
Literaturempfehlung.

Viele Grüße,
Sven

von Sven B. (scummos)


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Mir sind noch mehr Dinge eingefallen, die mir unklar sind.

 - Wieviel Jitter ist im Startzeitpunkt akzeptabel? Kann ich den 
irgendwie rausrechnen, oder verfälscht der mir auf jeden Fall mein Bild?

 - Wie kritisch ist die Dispersion, die in der ZF (z.B. durch 
Bandpassfilter) auftritt? Muss ich das wegkalibrieren, oder ist das 
tendentiell egal?

 - Wenn meine lokalen Oszillatoren innerhalb von, sagen wir, 10ms um 
eine Periodendauer des Signals auseinanderdriften, dann ist klar, dass 
ich nicht mehr als z.B. 3ms-Abschnitte des Signals auf einmal 
interferieren lassen sollte. Aber gibt es sonst noch Nachteile, die 
dadurch entstehen? Oder schränkt das effektiv nur die spektrale 
Auflösung ein, dadurch dass ich nicht mehr beliebig viele 
kontinuierliche Samples für die FFT habe?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Kreuszkorrrelation, Autokorrelation ?

von Sven B. (scummos)


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Die Autokorrelation ist wertlos, oder? Die sagt mir höchstens die 
Kohärenzzeit.

Die Kreuzkorrelation, jaa, aber was mache ich dann damit? Die sieht 
ungefähr so aus wie im Anhang (für zwei Quellen in unterschiedlichen 
Winkeln). Und jetzt?

von Hp M. (nachtmix)


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Sven B. schrieb:
> Ich
> konvertiere das Signal effektiv in's Basisband -- wie ändert sich
> dadurch das tau, das zu einer vollen Drehung des Phasenwinkels gehört?
> Proportional? Oder gar nicht?

M.E gar nicht.
Die Amplitude des des LO ist ja periodisch, und schon vor der 
Multiplikation des Signals mit sin(LO*t) kann man nicht mehr 
feststellen, ob der LO vor 1s gestartet ist, oder vor 10d.


Sven B. schrieb:
> Wie mache ich das mit der Bestimmung des Maximums für
> nicht-monochromatische Signale?

Da lohnt es sich wohl wieder mal den Optikern über die Schultern zu 
schauen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Flichtinterferometrie


Sven B. schrieb:
> Wie kritisch ist die Dispersion, die in der ZF (z.B. durch
> Bandpassfilter) auftritt? Muss ich das wegkalibrieren, oder ist das
> tendentiell egal
Idealerweise sollte das Filter eine konstante Gruppenlaufzeit haben, 
d.h. die Phase proportional zur Frequenz sein.
Schon die ZF-Filter der analogen Fernseher beherrschten das ganz gut, 
denn auch da kam es nicht nur auf ein waagerechtes Dach im 
Amplitudenverlauf an, sondern auch auf einen sauberen Phasenverlauf.
Andernfalls ergaben sich verschmierte oder überscharfe 
Helligkeitssprünge.
Beim Farbfernsehen wurde das Problem noch einmal verschärft, denn da 
steckt in der Phasenlage relativ zum (unterdrückten) 4,43MHz Hilfsträger 
ja die Farbinformation.
Ob man heutzutage einen schlechten Phasenverlauf des Analogteils mit dem 
DSP korrigieren kann, vielleicht sogar mit einem selbst adaptierenden 
Filter, weiss ich nicht, aber ich vermute dass man dafür heftige 
Rechenleistung braucht. Vielleicht eine Grafikkarte?

Ich könnte mir aber vorstellen, dass die OFW-Filter aus den ZF-Stufen 
der Fernseher auch dir gute Dienste leisten können.

von Sven B. (scummos)


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Hi,

danke für deine Antwort.

Hp M. schrieb:
> Sven B. schrieb:
>> Ich
>> konvertiere das Signal effektiv in's Basisband -- wie ändert sich
>> dadurch das tau, das zu einer vollen Drehung des Phasenwinkels gehört?
>> Proportional? Oder gar nicht?
>
> M.E gar nicht.
> Die Amplitude des des LO ist ja periodisch, und schon vor der
> Multiplikation des Signals mit sin(LO*t) kann man nicht mehr
> feststellen, ob der LO vor 1s gestartet ist, oder vor 10d.
Hmm. Andererseits heißt es doch, die Phasenlage bleibt bei einem 
Heterodynempfänger erhalten, nicht? Wenn ich jetzt also zwei Signale mit 
quasi derselben Frequenz und einer Phasenverschiebung von 90° habe, dann 
gehört zu dieser Phasenverschiebung bei 1 GHz ein Versatz von 250ps, 
aber wenn man die Signale in die Mitte der ZF zu sagen wir 10 MHz 
konvertiert ist der Versatz plötzlich 25ns...
Ich stelle die Frage, weil ich einen Versatz von 250ps kaum realisieren 
kann, wenn zwei Samples schon ~30ns auseinanderliegen. Dazu müsste ich 
das Signal ja erstmal hundertfach digital überabtasten, dann um ein 
Sample verschieben, interferieren lassen und die ganze Überabtastung 
wieder wegrechnen. Das kann's ja auch nicht sein ...? Vor allem, weil 
sich da bestimmt nichts ändert im Interferenzmuster, wenn man das Signal 
um ein hundertstel Sample verschiebt.

> Sven B. schrieb:
>> Wie mache ich das mit der Bestimmung des Maximums für
>> nicht-monochromatische Signale?
>
> Da lohnt es sich wohl wieder mal den Optikern über die Schultern zu
> schauen:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Flichtinterferometrie

Danke, darauf bin ich auch schon gestoßen und ich denke ich weiß jetzt 
so grob, wie man das machen muss.


> Sven B. schrieb:
>> Wie kritisch ist die Dispersion, die in der ZF (z.B. durch
>> Bandpassfilter) auftritt? Muss ich das wegkalibrieren, oder ist das
>> tendentiell egal
> Idealerweise sollte das Filter eine konstante Gruppenlaufzeit haben,
> d.h. die Phase proportional zur Frequenz sein.
Klar. :)

> Ob man heutzutage einen schlechten Phasenverlauf des Analogteils mit dem
> DSP korrigieren kann, vielleicht sogar mit einem selbst adaptierenden
> Filter, weiss ich nicht, aber ich vermute dass man dafür heftige
> Rechenleistung braucht. Vielleicht eine Grafikkarte?
Ich schätze mal, das hängt vor allem davon ab, wie konstant die 
Phasenverschiebung ist, ob man das sinnvoll machen kann. Die 
Rechenleistung ist u.U. gar nicht soo übel, weil man ja sowieso alles 
fouriertransformieren muss zur Verarbeitung. Und dann ist eine 
frequenzabhängige Phasenverschiebung ja bloß eine Multiplikation jedes 
Messwerts mit einer Konstanten.

> Ich könnte mir aber vorstellen, dass die OFW-Filter aus den ZF-Stufen
> der Fernseher auch dir gute Dienste leisten können.
Ein Austausch des Filters steht leider eher nicht als Option zur 
Verfügung. Es sollte schon mit diesem hier gehen.

von Sven B. (scummos)


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Ich glaube, das muss mal simuliert werden, hihi. Wie würde ich denn 
einen Mischer simulieren, kann ich das tun indem ich einfach bei einem 
Bandpass-gefilterten Signal in der Fouriertransformation vorne die 
Nullen wegschneide und sie hinten wieder anfüge? ;)

Und ooh, richtig, zu der Dispersions-Sache ist mir eingefallen dass man 
dafür normalerweise so ein PhaseCal-Signal einspeist. Das sind quasi 
Töne mit 1 MHz Abstand über das Band verteilt oder so. Damit kann man 
das dann wegkalibrieren.

: Bearbeitet durch User
von nachtmix (Gast)


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Sven B. schrieb:
> Ich glaube, das muss mal simuliert werden, hihi.

Pah!
Früher hat man so etwas analytisch gelöst, und was den Mischer angeht, 
sollte das ein Abiturient eigentlich auch heute noch können.


Ich habe hier ein kleines Büchlein aus 1973, gespickt mit Trigonometrie 
und Integralen der übelsten Sorte, und einem Blatt mit handschriftlichen 
Korrekturen, das manche deiner Frage beantworten mag.
Der Autor Rudolf Wohlleben hat es mir als eines der letzten Exemplare 
der Erstauflage 1994 gegen einen geringen Obolus überlassen, als ich ihn 
fragte, wie es denn möglich sei Radarechos vom Mars zu empfangen, weil 
dort ja von den hier ausgesandten Signalen kaum noch etwas ankäme und 
davon schlechterdings hier doch überhaupt nichts mehr zu empfangen sei.

Der Autor, damals Leiter des Antennenlabors, ist längst pensioniert, 
aber auf dem eingelegten Korrekturblatt ist noch einen Vermerk 
angebracht:
The 2nd English edition of 210 pages appear end '91.
Reidel / Kluwer Dordrecht ISBN 0-7923-0464-0
Price: about 120,- DM , via author 92,- DM

Wahrscheinlich sind aber an dem MPIfR, das hier sozuzusagen um die Ecke 
liegt,  auch genug Diplom- und Doktorarbeiten geschrieben und 
veröffentlicht worden, die diese Sache immer wieder einmal aufgreifen.

von Sven B. (scummos)


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nachtmix schrieb:
> Sven B. schrieb:
>> Ich glaube, das muss mal simuliert werden, hihi.
>
> Pah!
> Früher hat man so etwas analytisch gelöst, und was den Mischer angeht,
> sollte das ein Abiturient eigentlich auch heute noch können.
Jaja, klar, Fouriertransformation von Integral sin(wt+phi(w)) über w von 
w1 bis w2, damals™ hat man das noch analytisch gemacht ;-)

> Ich habe hier ein kleines Büchlein aus 1973, gespickt mit Trigonometrie
> und Integralen der übelsten Sorte, und einem Blatt mit handschriftlichen
> Korrekturen, das manche deiner Frage beantworten mag.
Hmmh, heutzutage kostet das bei Amazon 200 Euro. Das finde ich doch 
einen recht stolzen Preis ... zumal für so ein altes Werk.

von Hp M. (nachtmix)


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Sven B. schrieb:
> Jaja, klar, Fouriertransformation von Integral sin(wt+phi(w)) über w von
> w1 bis w2, damals™ hat man das noch analytisch gemacht ;-)

Ich sehe schon, du glaubst mir nicht.
Kleine Kostprobe gefällig?

Sven B. schrieb:
> Hmmh, heutzutage kostet das bei Amazon 200 Euro. Das finde ich doch
> einen recht stolzen Preis

Das ist die zweite Auflage.
Einen Druck der Erstauflage von 1985, in welchem die bei mir noch 
handschriftlichen Korrekturen eingearbeitet sein dürften, kostet bei 
Amazon ab 8,24 EUR.
Ich vermute, dass sich die Empfängertechnik und auch die Rechentechnik 
bis zur zweiten Auflage heftig geändert hat, aber die zugrunde liegende 
Mathematik dürfte gleich geblieben sein.

von Sven B. (scummos)


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Hp M. schrieb:
> Sven B. schrieb:
>> Jaja, klar, Fouriertransformation von Integral sin(wt+phi(w)) über w von
>> w1 bis w2, damals™ hat man das noch analytisch gemacht ;-)
>
> Ich sehe schon, du glaubst mir nicht.
> Kleine Kostprobe gefällig?
Diese Rechnungen habe ich natürlich auch schon gemacht. Das hilft aber 
nicht so arg viel, um sich jetzt konkret vorzustellen, wie die Fringes 
aussehen wenn man eine bestimmte Bandbreite, eine bestimmte Samplerate 
und einen bestimmten Antennenabstand hat. Eine kleine Simulation 
hingegen gibt mir direkt ein Diagramm, was ich mit den echten Messwerten 
vergleichen kann und dann nachdenken ob das Sinn macht.

> Einen Druck der Erstauflage von 1985, in welchem die bei mir noch
> handschriftlichen Korrekturen eingearbeitet sein dürften, kostet bei
> Amazon ab 8,24 EUR.
Ah, cool, das könnte ich mir tatsächlich mal kaufen. Danke für den Tipp!

Grüße,
Sven

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Sven

Die beiden Signale werden beim idealen Mischer einfach multipliziert. Es 
entsteht die Summe und der Differenz der beiden Frequenzen. Das 
ungewünschte Produkt muss dann weggefiltert werden.

Gruß,
Bernd

von Sven B. (scummos)


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Hi,

B e r n d W. schrieb:
> Die beiden Signale werden beim idealen Mischer einfach multipliziert. Es
> entsteht die Summe und der Differenz der beiden Frequenzen. Das
> ungewünschte Produkt muss dann weggefiltert werden.
Ja, danke, die Frage war blöd formuliert. Ich hab mich nur gewundert, ob 
ich irgendwas beachten muss außer einfach das Spektrum rumzuschieben. 
Aber eigentlich ist relativ klar, dass das nicht der Fall ist.

Gruß,
Sven

von Sepp Obermair (Gast)


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Ohne alles im Detail nachgelesen zu haben:

Könnte das helfen?:

Aufnahme von k werten,

FFT bilden.

gewünschte Freqeunz in FFT selektiereun und complexen FFT Wert 
extraheiren.
das ganze N mal wiederholen.

Kovarianzmatrix bilden (2x2)

konventionellen Beamformer darauf ansetzten und das Ergebnis genießen.

von Sven B. (scummos)


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Hi,

kannst du ausführen, was die Kovarianzmatrix damit zu tun hat? Das ist 
mir nicht klar.

Grüße,
Sven

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