Forum: HF, Funk und Felder Skin Effekt Strom/Spannungsabhängig?


von Skin (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

bei einer Spule treten ja frequenzabhängige Skineffekt-Verluste auf.

Den frequenzabhängigen Widerstand kann man einfach Berechnen. Allerdings 
hängt dieser ausschließlich von der Frequenz ab.

Meine Frage ist, gibt es zusätzliche Effekte bei "hoher Spannung" oder 
"großen Strömen" die zu zusätzlichen Verlutsen führen? Oder lässt sich 
kenntnisse der Verluste bei kleinen Strömen/Spannungen einfach auf 
größere Werte linear hochrechnen?

Kupfer verhält sich natürlich erstmal ohmsch, allerdings bin ich mir 
nicht sicher ob bei großen Strömen dann irgendwann etwas begrenzend 
wirkt oder sich nichtlinear verhällt?

Thermische Erwärmung bei großen Strömen ist mir klar, dazu einfach mit 
dem Tempkoeffizient berücksichtigen.

Grüße

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


Lesenswert?

Hi, Skin,

> bei einer Spule treten ja frequenzabhängige Skineffekt-Verluste auf.
Ja, so sagen und messen wir HF-Techniker.
Aber eigentlich nennen wir so nur einen Effekt, der auf die Wirbelfelder 
im Innern eines Leiters ausgehen. Diese verdrängen den HF-Strom an die 
Oberfläche des Leiters. Deshalb nimmt der Verlust zu - dem kann 
bekanntlich aber abgeholfen werden durch das Prinzip "Litze".

> Meine Frage ist, gibt es zusätzliche Effekte bei "hoher Spannung" oder
> "großen Strömen" die zu zusätzlichen Verlutsen führen? Oder lässt sich
> kenntnisse der Verluste bei kleinen Strömen/Spannungen einfach auf
> größere Werte linear hochrechnen?

Daher war -  zumindest bei den Leistungen, mit denen ich je zu tun hatte 
- keine "zusätzliche Effekte" zu beachten.
Sehr wohl aber die Effekte durch Korrosion der Oberfläche. Kupferoxydul 
beispielsweise verursacht Oberwellen. Weshalb man die Oberfläche gern 
versilbert. Auch letztlich vergoldet - wenn der Produktmanager das Geld 
dafür frei gibt.

Ciao
Wolfgang Horn

: Bearbeitet durch User
von Rechner (Gast)


Lesenswert?

Skin schrieb:
> Oder lässt sich
> kenntnisse der Verluste bei kleinen Strömen/Spannungen einfach auf
> größere Werte linear hochrechnen?

VOrsicht bei Leitstungen: Beim doppelten Strom wird am gleichen 
Widerstand die 4-fache Leistung verbraten, das geht quadratisch.

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Skin schrieb:
> gibt es zusätzliche Effekte bei "hoher Spannung" oder
> "großen Strömen" die zu zusätzlichen Verlutsen führen?

Das wäre dann ein nichtlineares Verhalten.
Wie Wolfgang Horn schon schrieb, sind korrodierte Oberflächen dafür 
bekannt, aber auch magnetische Oberflächenbeschichtungen, wie etwa bei 
einem vernickelten Stecker, können Störungen durch so genannte passive 
Intermodulation (PIM) verursachen.

von Michael L. (Gast)


Lesenswert?

Hallo Wolfgang,


> Aber eigentlich nennen wir so nur einen Effekt, der auf die Wirbelfelder
> im Innern eines Leiters ausgehen. Diese verdrängen den HF-Strom an die
> Oberfläche des Leiters.
Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass die Energie beim Ausbreiten der 
elektromagnetischen Welle im Feld vorliegt. Das elektromagnetische Feld 
kann nur mehr oder weniger tief in den Leiter eindringen, ehe es seine 
Richtung umkehrt. Der Skineffekt beruht auf der Abschirmungswirkung, die 
das Metall auf das Feld ausübt. Das (E-)Feld kommt aufgrund der 
Leitfähigkeit nicht ins Metall hinein.

Das Bild mit den induzierten Stromkringeln, das so gerne für die 
Erklärung des Skineffektes bemüht wird, beruht auf reiner Phantasie und 
hat mit dem, was physikalisch passiert, nicht das geringste zu tun:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Skineffect_reason.svg

Wenn man versucht, den Skineffekt dadurch zu erklären, dass der 
"eigentliche" Strom ein Gegenfeld induziert, begeht man zwei Irrtümer:
1) denkt man, dass der Strom zuerst überall vorhanden wäre und dann aus 
dem Leiter hinausgedrängt würde (das Gegenteil ist der Fall -- das 
E-Feld und damit der Strom kommt erst gar nicht komplett in den Leiter 
hinein - daher spricht man auch von einer "Eindringtiefe") und
2) hätte eine im Metall vorhandene Spannung (und dadurch verursachte 
Wirbelströme), die vom "eigentlichen" Strom verursacht würde, eine 
90°-Phasenverschiebung zum verursachenden Strom. Mit einer 
90°-Phasenverschiebung lässt sich jedoch keine Auslöschung begründen.


Viele Grüße
Michael

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


Lesenswert?

Hallo zurück, Michael,

>> Aber eigentlich nennen wir so nur einen Effekt, der auf die Wirbelfelder
>> im Innern eines Leiters ausgehen. Diese verdrängen den HF-Strom an die
>> Oberfläche des Leiters.
> Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass die Energie beim Ausbreiten der
> elektromagnetischen Welle im Feld vorliegt.

"Wir sollten"? Bitte keine Versuche der Despotie. Liefere einfach nur 
glaubhafte Argumente, dann übernehme ich die. Allerdings bilden 
bisherige Argumente eine hohe Hürde. Vor allem solche, die mit meinen 
Erfahrungen überein stimmen.

Ob Photon oder elektromagnetische Strahlung - beides breitet sich mit 
Lichtgeschwindigkeit aus und "liegt" daher nicht. Die Energie liefert 
der Sender, ob ein Elektron nach einem Bahnwechsel oder eine Endstufe.
Sobald dieser "Nachschub" ausbleibt, endet "das Feld".

Was immer wir mit Feldsonde und Empfänger empfangen, das stammt vom 
Sender.
Falls der Sender eine Stabantenne hat, wechselt in ihr die elektrische 
Ladung - und dieser Wechsel bewirkt auch in einer zweiten, entfernten 
Stabantenne Antenne einen Ladungswechsel.
Gleichzeitig strahlt die zweite Antenne ihr eigenes Feld aus.

Eine Feldsonde an dritter Stelle empfängt die Energie von beiden. Man 
könnte meinen, die zweite Antenne "verbiege" durch ihre Strahlung das 
Feld der ersten Antenne, aber das wäre schlampig gedacht. Wir messen nur 
eine Überlagerung.

Nun in das Metall hinein zum Skineffekt: Die Strahlung des Senders 
bewirkt im metallischen Leiter einen Strom - auch "Wirbelstrom" genannt. 
Der bewirkt gleich wieder ein neues Feld, das dem ersten entgegen wirkt. 
Deshalb könnte man meinen, das erste Feld dränge nur ein winziges Stück 
in das Metall ein. Aber tatsächlich lässt sich das gar nicht beobachten, 
weil es von dem Feld der Wirbelströme überlagert ist.

> Das elektromagnetische Feld
> kann nur mehr oder weniger tief in den Leiter eindringen, ehe es seine
> Richtung umkehrt.
Wir können das nicht messen wegen der Überlagung durch die Wirbelströme. 
Das Feld kehrt seine Richtung auch nicht um. Die Überlagerung durch die 
Wirbelströme kann nur dafür sorgen, dass unsere Meßantenne kaum noch was 
empfängt.

> Der Skineffekt beruht auf der Abschirmungswirkung, die
> das Metall auf das Feld ausübt. Das (E-)Feld kommt aufgrund der
> Leitfähigkeit nicht ins Metall hinein.
Wie gesagt, wir können das nicht messen. Im Endeffekt spielt das aber 
keine Rolle, weil durch die Überlagerung nur noch wenig zu messen ist.
>
> Das Bild mit den induzierten Stromkringeln, das so gerne für die
> Erklärung des Skineffektes bemüht wird, beruht auf reiner Phantasie und
> hat mit dem, was physikalisch passiert, nicht das geringste zu tun
Da stimme ich zu, solche bildlichen Darstellungen sind nur Annäherungen. 
Die aber sind besser als gar nichts.


> Wenn man versucht, den Skineffekt dadurch zu erklären, dass der
> "eigentliche" Strom ein Gegenfeld induziert, begeht man zwei Irrtümer:
> 1) denkt man, dass der Strom zuerst überall vorhanden wäre und dann aus
> dem Leiter hinausgedrängt würde (das Gegenteil ist der Fall -- das
> E-Feld und damit der Strom kommt erst gar nicht komplett in den Leiter
> hinein - daher spricht man auch von einer "Eindringtiefe") und
> 2) hätte eine im Metall vorhandene Spannung (und dadurch verursachte
> Wirbelströme), die vom "eigentlichen" Strom verursacht würde, eine
> 90°-Phasenverschiebung zum verursachenden Strom. Mit einer
> 90°-Phasenverschiebung lässt sich jedoch keine Auslöschung begründen.

Zu 1)a: "überall vorhanden" ist insofern richtig, als wie sich die 
Strahlung von der Sendeantenne ungehindert ausbreitet.
Zu 1)b: "das Feld wird aus dem Leiter heraus gedrängt" ist eine 
Vereinfachung. In Wirklichkeit wird es nicht heraus gedrängt, sondern im 
Metall entstehen Wirbelströme, die ein Gegenfeld aufbauen - und unter 
Umständen ist in der Überlagerung nichts mehr zu messen.
Zu 2: Zwischen der Strömen vom Sender und den induzierten Strömen tritt 
tatsächlich eine Phasenverschiebung auf, die mit den Verlusten zunimmt.


Michael, Respekt vor Deiner bildhaften Vorstellungskunst - aber sie 
beruht besser auf richtigen Deutungen der Maxwell'schen Gesetze und 
weniger auf den populärwissenschaftlichen Vorstellungen, die wir eher in 
Wikipedia finden. Aber wer mag schon Maxwell lesen? Der liest sich so 
trocken.


Ciao
Wolfgang Horn

von Skin (Gast)


Lesenswert?

Leute, Leute, bitte...

Die Herleitung des Skin Effektes mit Maxwell war hier nicht gefragt, das 
ist wohl den meisten klar und daran gibts auch nichts zu rütteln. Egal 
wie bildhaft man sich das jetzt vorstellen muss.

Meine Frage war ob es zusätzliche Effekte gibt.

Danke für die hilfreichen Antworten, das mit der Oberfläche war z.b. ein 
möglicher zusätzlicher Effekt.

von M.N. (Gast)


Lesenswert?

Proximity Effect

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


Lesenswert?

Hi, Skin,

> Leute, Leute, bitte...
> Die Herleitung des Skin Effektes mit Maxwell war hier nicht gefragt,
Klar. Dein Einwand ist verständlich.
Aber wer öffentlich eine Frage stellt, der kann nicht verhindern, dass 
ein Leser diese weiterspinnt und der nächste eine Zusatzfrage stellt, 
die beantwortet werden muss.

Ich bin auch nicht erfreut, herausgefordert zu werden durch eine schräge 
Frage, verbunden mit "Sendungsbewusstsein". Aber er A sagt, muss auch B 
sagen.


Ciao
Wolfgang Horn

von Thomas S. (thommi)


Lesenswert?

Ich habe mal das AKW Gundremmingen besichtigt, und da wurde mir erklärt, 
dass die fetten Rundmaterialien an die Trafos für den Eigenstrombedarf 
des Kraftwerks eigentlich Rohre sind, die mit Wasser durchflutet sind ob 
der Kühlung. Da liegen 27 KV an, Standardausgangsspannung eines 
haushaltsüblichen AKWs und ein relativ hoher Strom.

Ob das hunderte Ampere oder kA sind weiss ich nicht, jedenfalls müssen 
die Trafos 60...70% der Wärme aus dem zwei 1300 MW-Reaktoren uber 
Kühlpumpen abfuhren.

Man sagte mir, dass das Rohre sind, weil Vollmaterial ob des 
Skineffektes keinen Sinn macht. Das wäre dann bei 27 KV, 50 Hz und 
vermutlich kA-Bereich.

Also ist der Effekt nicht nur frequenzbedingt.

von asdfasd (Gast)


Lesenswert?

> Also ist der Effekt nicht nur frequenzbedingt.

Wieso "Also"?  Auch bei 50Hz tritt der Skineffekt auf - nicht mal 1cm 
Eindringtiefe.  Runddrähte größer 2cm Durchmesser ergeben bei 50Hz also 
wenig Sinn.  Dann nimmt man Litze, Bänder oder halt Rohre.  Und Rohre 
haben den zusäztlichen Vorteil, dass man Kühlmittel durchpumpen kann ...

von <RF> (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang H. schrieb:
> Was immer wir mit Feldsonde und Empfänger empfangen, das stammt vom
> Sender.
> Falls der Sender eine Stabantenne hat, wechselt in ihr die elektrische
> Ladung - und dieser Wechsel bewirkt auch in einer zweiten, entfernten
> Stabantenne Antenne einen Ladungswechsel.
> Gleichzeitig strahlt die zweite Antenne ihr eigenes Feld aus.

Sei so gut und lies den Rothammel, danach kannst Du hier weiter sülzen.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


Lesenswert?

<RF>, dies ist eine doppelte Watsch'n für deine Frechheiten!


> Sei so gut und lies den Rothammel, danach kannst Du hier weiter sülzen.

Die Ablehhnung gegenüber zeitraubenden Erklärungen teile ich sogar, wenn 
die Zeit und die Worte dem Leser wie überflüssige Verschwendung 
vorkommen.

Aber wenn ein Teilnehmer eine Frage stellt, dann gehört die entweder 
ignoriert oder verständlich beantwortet. Halbe Antworten wären eine 
Frechheit. Dasselbe gilt, wenn ich auf keine Frage antworte, sondern 
eine fehlerhafte These mit einer richtigstellenden Antithese beantworte.

Solch eine vollständige Antwort als "Gesülze" zu bezeichnen, das ist 
eine unerträgiche Verachtung gegenüber dem Fragesteller. Wie schön für 
Dich, dass Du Deine Verachtung anonym austeilen kannst.

Schlimmer ist Deine Unterstellung, ich hätte noch nicht einmal Karl 
Rothammel gelesen. Diese Unterstellung ist erstens Überheblichkeit: "ich 
habe Rothammel gelesen, ich bin was Bess'res als du!" Unfug.

Zweitens ist diese Unterstellung eine fachliche Ablehnung meiner 
Erklärung, ohne auf diese einzugehen: "Ich habe recht, aber ich gebe dir 
keine Gelegenheit, das zu kritisieren". Das ist ein Schritt der 
Verdummung, denn wo mir ein Fehler nachgewiesen werden kann, da gehört 
der ähnlich so angezeigt, wie es Lehrer tun.
Aber nur Ablehnung, das ist kindisch.

Zur Bestrafung eine Erklärung, die Dich mit "Gesülze" quält, aber für 
diejenigen, die nicht so dumm sterben wollen wie Du: Auch eine 
Empfangsantenne strahlt Leistung ab. Weil die empfangene HF-Leistung in 
ihr Ladungswechsel bewirken und diese wieder abstrahlen. Ein Vorteil 
aktiver Antennen in der Peilantenne: Sie sind elektrisch kurz, geraten 
nicht in Resonanz, deshalb ist ihre Kopplung auf benachbarte aktive 
Antennen gering - und das steigert die Präzision der Peilung.

Sollte das den fachlichen Punkt Deiner Ablehnung verfehlt haben, dann 
drück den bitte weniger schlampig aus.

W.H.

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.