Hallo, ich gebe zu, die Frage ist recht allgemein formuliert. Hier ist das Problem: Ich habe eine Firma X damit beauftragt, mir Platinen zu entwerfen und eine kleine Anzahl bestückter Platinen zu Testzwecken zu liefern. Ich besitze die Quelldateien des entwickelten Hardwarelayouts (man merkt schon, ich bin Programmierer, allerdings nicht angestellt sondern freiberuflich tätig). Jetzt ist es so, dass mir der ganze Prozess der Herstellung mittlerweile zu lange dauert. Firma X lässt extern fertigen und bestücken. Darum bin ich am überlegen, ob ich mir zukünftige Aufträge spare und die Platinen selbst direkt in Auftrag gebe, um mehr Kontrolle zu haben. Daher die Fragen: - Schickt man einfach das Layout zu einem Anbieter und fragt, ob er das bestücken kann und was das kostet? - Kann der Anbieter nicht einfach die Idee bzw. das Layout klauen? Das wäre ja so, als ob ich Quellcode rausgeben damit jemand anders ihn für mich kompiliert? - Sucht der Anbieter sich die zu bestückenden Elemente selbst zusammen? - Was gibt es für jemanden, der so etwas noch nie gemacht hat, zu beachten? - Hardwaregrundkenntnisse sind vorhanden, bin aber Programmierer
RasRaster schrieb: > Darum bin ich am überlegen, ob ich mir zukünftige > Aufträge spare und die Platinen selbst direkt in Auftrag gebe, um mehr > Kontrolle zu haben. Mehr Kontrolle heißt aber auch mehr Verantwortung. Mein Tipp: Lasse es sein. Du als Programmierer weißt wohl selbst gut genug, dass es manchmal einfach länger dauert als der Kunde wahrhaben will. Bei Hardware ist das eher noch schlimmer, weil die Testiterationen länger brauchen. > - Schickt man einfach das Layout zu einem Anbieter und fragt, ob er das > bestücken kann und was das kostet? Ja. Manche Anbieter wollen aber auch noch ihre Pastenschablone haben, manche wollen noch Änderungen an der Platine, damit diese besser in ihren Prozess passt. Kommt sehr stark auf den Anbieter an. > - Kann der Anbieter nicht einfach die Idee bzw. das Layout klauen? Das > wäre ja so, als ob ich Quellcode rausgeben damit jemand anders ihn für > mich kompiliert? Ideen sind umsonst. Und wenn der Anbieter die Schaltung und Platine klauen kann, dann können es deine Kunden ja auch. > - Sucht der Anbieter sich die zu bestückenden Elemente selbst zusammen? Kann er, kostet aber massiv Aufpreis. Das nennt sich dann nämlich "Elektronikentwicklung." Du musst mit dem Anbieter ausmachen, was er aus seinem Standard-Bauteilelager nehmen soll, was du ihm stellst und was er für dich einkaufen soll. Da musst du aber sehr konkret werden, "irgendein passender Verstärker" geht schonmal nicht, Bestellnummern sind eigentlich Pflicht. > - Was gibt es für jemanden, der so etwas noch nie gemacht hat, zu > beachten? Lass es sein. Du wirst massiv auf die Nase fallen. Wenn du es doch ausprobieren willst: Zuallererst solltest du eine Platine selbst bestücken und löten, um eine Idee dafür zu bekommen, welche Probleme es gibt. Bauteile besorgen, Bestückungsplan erstellen uswusf. Der Dienstleister, den du beauftragst, muss das ja auch alles machen. Danach solltest du dir einen Bestücker in der Nähe suchen, damit du dort auch mal hinfahren und das mit ihm diskutieren kannst. Der Bestücker wird dir dann schon sagen, wie das bei ihm so läuft und um was du dich kümmern musst. Und du solltest dich vom Preis nicht abschrecken lassen, das wird alles sehr teuer.
Zumindest eine Antwort auf diesen Teilaspekt: > - Kann der Anbieter nicht einfach die Idee bzw. das Layout klauen? Das > wäre ja so, als ob ich Quellcode rausgeben damit jemand anders ihn für > mich kompiliert? Dein Layout interessiert außer dir keine Sau. Es scheint eine fixe Idee aller Softwerker/Programmierer zu sein, dass sich jemand für ihre Arbeit interessiert, sozusagen eine Art des Verfolgungswahns. Deine Berufsgruppe leidet unter einer gnadenlosen Überbewertung ihrer Arbeitsergebnisse. Keine ernsthafte Firma in DE wird in ihrem ureigensten Interesse fremde Dateien oder was auch immer weiterverwerten.
Ich meine hier Firmen, die du irgendwomit beauftragt hast.
Hardwareentwicklung ist eine Sache fuer sich. Bedeutet einarbeiten, mit Zeit und Geld. Hinrechende Erfahrung in Hardwareentwicklung vorausgesetzt zeichnet man ein Schema, waehrend man sich mit den verfuegbaren Teilen abgleicht. Ich zB verwende nur Teile, die ich auch auf dem Tisch habe. Es geschah zu oft, dass ich ein scheinbar triviales Teil auf dem Schema einbaute und die Leiterplatte fertigen liess. Das Teil hatte dann Verzoegerung, war nicht lieferbar, usw. Deswegen, ich muss das Teil hier haben. Nach dem Schema kommt das Layout. Die Fertigungsparameter des Lieferanten muss man kennen und beruecksichtigen. Dann laesst man die Leiterplatte fertigen. Dann wird der Prototyp von Hand bestueckt. Dann wird der in Betrieb genommen. Man notieert sich Fehler und Verbesserungsmoeglichkeiten. Dann testen man die Leiterplatte. Nach ein paar Iterationen, ist die Leiterplatte brauchbar. Dann befasst man sich mit einer Nullserie, die bei einem Fertiger bestueckt wird. Ich liefere dort jeweils alle Teile, die nicht Huehnerfutter sind an. Bedeutet ich mache auch den Teileeinkauf und die Lagerhaltung. Heisst, das Zeug liegt bei mir am Lager und bindet mein Kapital. Dafuer kann ich schneller reagieren.
RasRaster schrieb: > Kann der Anbieter nicht einfach die Idee bzw. das Layout klauen? Selbst wenn man alle Fragen von Anstand oder Moral beiseite lässt (wie üblich), müsste er ja Vorteile und Nachteile gegeneinander abwägen: Vorteil: er hätte eine Konstruktion, mit der wahrscheinlich überhaupt niemand etwas anfangen kann, ganz bestimmt nicht seine Firma. Nachteil: wird das bekannt, z.B. durch ein Gerichtsverfahren, kann er seinen Laden dichtmachen. Wer soll schon so blöd sein, das für deine Unterlagen zu riskieren? Nicht dass sowas nicht mal gewünscht wird: Wir hatten mal die Anfrage von einem Kunden, ob wir nicht von einer Leiterplatte des Kunden X immer gleich eine bestimmte Stückzahl für ihn mitfertigen könnten, seine Geräte hätten "ganz zufällig" das gleiche Layout. Natürlich waren wir nicht so wahnsinnig darauf einzugehen. Aber das sind schon seltene Ausnahmefälle. Georg
Wenn man Leiterplatten fertigen laesst, erhaelt der Leiterplattenfertiger das Schema nicht, nur das Gerberfile, dh die Kupfer und Bohrinformation. Wenn man die Leiterplatten bestuecken laesst, kriegt der Bestuecker das Schema nicht. Er bekommt nur die Pick-and-place daten, sowie die BOM. Damit kann er dann die gurte bestuecken, und die Maschine faehrt die positionen an. Ah. Der Bestuecker bekommt auch noch ein Muster zum Vergleichen.
RasRaster schrieb: > Daher die Fragen: Wenn die Forma X nur den Werkvertrag hatte, die Entwicklung zu machen, dir die Unterlagen zu liefern, und ein paar Prototypen zu fertigen, kannst du die Massenfertigung an jemand anderen geben. Er sollte mit den Unterlagen klar kommen, die dir die erste Firma im Rahmen ihres Werkvertrages mit dir geliefert hat, dazu gehören Platinenvorlagen in Gerber Format. Hat du aber mit der ersten Firma einen Vertrag, der nur die Lieferung der fertigen Platinen betrifft, und bist du an die Unterlagen durch Zufall gekommen, sind die deren geistiges Eigentum und du kannst nicht einfach sie jemand anderem in die Hand drücken zur Nachfertigung. Aber die fertigen Platinen. Wenn der Bestücker auch die Platine layoutet und anfertigt (lässt) und die Bauteile einkauft die er bestückt, kann das mehr kosten, als wenn du das selber machst. Wenn du aber eher schlecht bist, bei der Bewertung, ob Bauteile taugen, dann kann der Elektronikfertiger das ggf. sogar billiger - er muss seine eigenen Bauteile nicht abweisen, sie stellen sich nicht als falsch heraus. Muss alles schnell gehen, kostet es mehr.
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