Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Warum kommen viele Endstufen-ICs mit breiten Betriebsspannungen zurecht?


von Damian (Gast)


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Hallo!

Warum kommen viele NF-Endstufen-ICs mit breiten 
Betriebsspannungsbereichen zurecht?

Der TDA7052 oder der TDA7231 vertragen z.B. Betriebsspannungen zw. 4,5V 
und 18V bzw. zw. 1,8V und 15V, um mal zwei Beispiele zu nennen.

Ist deren Innenleben komplett symmetrisch aufgebaut oder wie 
funktioniert das?


Bei einer diskret aufgebauten Gegentaktendstufe wie dieser hier
http://www.hobby-bastelecke.de/bilder/schaltungen/gegentakt10.gif
würde sich bei Änderung der Betriebsspannung ja auch der Arbeitspunkt 
von T1 ändern, weshalb solche Schaltungen nur in einem engen 
Spannungsbereich gut arbeiten.

von Daniel Korb (Gast)


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Die Designer derselbigen ICs haben in der Vorlesung bei 
Konstantspannungs und -stromquellen nicht geschlafen. Der Entwickler 
deiner Schaltung hat nur einen Widerstand eingesetzt.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Damian schrieb:
> Bei einer diskret aufgebauten Gegentaktendstufe wie dieser hier
> http://www.hobby-bastelecke.de/bilder/schaltungen/gegentakt10.gif

Sowas geht mehr als Prinzipschaltung durch. Eine gute 
Verstärkerschaltung muss oft mit schwankenden Betriebsspannungen klar 
kommen (sei es 100 Hz Brumm oder sich entladende Batterien), also gehört 
eine anständige Arbeitspunktstabilisierung oder Schaltungen deren 
genauer AP nicht so wichtig ist dazu.

Deine konkrete Frage lässt sich also so beantworten: Die ICs werden 
Stromquellen statt Widerstände nutzen, und da sie wahrscheinlich eine 
starke Gegenkopplung nutzen, haben sie einen Differenzverstärker mit 
hoher Verstärkung als Eingangsstufe und eine entsprechende externe 
Gegenkopplung, sodass die Verstärkung nur unwesentlich vom AP der 
internen Stufen beeinflusst wird.

: Bearbeitet durch User
von Lurchi (Gast)


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In ICs kann man den Bias und Arbeitspunkt so einstellen das es auch mit 
variabler Spannung geht. Im IC sind ggf. 3 Transistoren weniger Aufwand 
als ein Widerstand.

Ein Extemfall für einen großen Spannungsbereich ist der alte 
Operationsverstärker LM10 - der geht von 1.2 V bis 45 V.

von ArnoR (Gast)


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Damian schrieb:
> Bei einer diskret aufgebauten Gegentaktendstufe wie dieser hier
> http://www.hobby-bastelecke.de/bilder/schaltungen/gegentakt10.gif
> würde sich bei Änderung der Betriebsspannung ja auch der Arbeitspunkt
> von T1 ändern

Das muss es sogar, weil sich mit der Betriebsspannung ja auch der Strom 
durch den 470R und die Mittenspannung am Ausgang ändert. Die 
Dimensionierung der verlinkten Schaltung ist übrigend falsch.

In der 2. Schaltungsgeneration hat man dann Differenzverstärker 
eingesetzt und dem an einem Eingang die halbe Betriebsspannung als 
Vergleichsspannung gegeben. Die Schaltung regelt dann den Ausgang 
entsprechend nach. So kann man auch mit unsymmetrischen oder nicht durch 
Stromquellen stabilisierten Schaltungen einen großen 
Betriebsspannungsbereich bekommen.

von Damian (Gast)


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Danke für die Antworten!

Also Stromquelle und Differenzverstärker sind die Zauberworte.


Vor kurzem habe ich diese Endstufe aufgebaut:
http://www.b-kainka.de/bast37.jpg
(ohne das Audion)

Sie funktioniert bei halbwegs konstanten 9V eigentlich prima (für den 
minimalen Aufwand).

Allerdings musste der 330k-Widerstand auf 1M umdimensioniert werden, 
weil sonst der obere ES-T heiß wurde.
Mit 1M misst man nun an den ES-Emittern ziemlich genau die halbe 
Betriebsspannung.

von Peter D. (peda)


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Damian schrieb:
> Bei einer diskret aufgebauten Gegentaktendstufe wie dieser hier
> http://www.hobby-bastelecke.de/bilder/schaltungen/gegentakt10.gif

Mit nur einem Transistor mehr kann man die Mittenspannung automatisch 
auf etwa VCC/2 ausregeln lassen.

http://elektroniktutor.oszkim.de/analogverstaerker/kompl.html

von ArnoR (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Mit nur einem Transistor mehr kann man die Mittenspannung automatisch
> auf etwa VCC/2 ausregeln lassen.

Dieser Transistor arbeitet als "Behelfs-Differenzverstärker". An der 
Basis liegt etwas weniger (~Ube) als die halbe Betriebsspannung und am 
Emitter etwa die Mittenspannung. Die Schaltung regelt auf diesen 
Zustand.

von Damian (Gast)


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Peter D. schrieb:
> http://elektroniktutor.oszkim.de/analogverstaerker...

Danke für den Link!
Der vierte Transistor bringt natürlich auch einiges an Hühnerfutter mit.

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