Forum: HF, Funk und Felder Optimale Microstrip-Breite mit VNA ausmessen


von Florian W. (wof)


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Hallo,

ich habe mir ein Test-Layout (siehe Anhang) gemacht, um etwas mit meinem 
VNWA zu spielen. Vier ~50Ohm-Microstrip-Leitungen mit leicht 
unterschiedlichen Leiterbahnbreiten, um ein Gefühl dafür zu bekommen wie 
genau die errechnete Leiterbahnbreite in der Praxis (bei diesem 
LP-Hersteller) passt.

Ich bin mir aber nicht sicher wie ich die Messergebnisse (siehe Anhang) 
interpretieren muss. Mal überwiegt die Reflexion an den SMA-Buchsen, mal 
am Microstrip selbst. Die Marker sind auf die SMA-Buchsen gesetzt.

Ist es besser wenn alles gleichmäßig reflektiert (Microstrip 1&2) oder 
wenn die größten Reflexionen an den SMA-Buchsen auftreten (Microstrip 
3)? Welcher Microstrip ist der beste?

Ist die Reflexion am 90°-Winkel von Microstrip 4 wirklich 
vernachlässigbar oder geht sie bei der Messung in einem Artefakt der 
Fourier-Transformation unter?

Ist der Wellenwiderstand von 44-56Ohm bei 50Ohm-Microstrips im üblichen 
Bereich?

Zum Messaufbau: Die Kalibrierebene liegt in der SMA-Buchse des VNWAs. 
Für die Verbindung zwischen VNWA und LP habe ich verschiedene 
Koax-Leitungen durchprobiert. Diese haben einen Einfluss von ca. 0,3dB 
im Zeitbereich. Die andere SMA-Buchse ist mit einem 50Ohm 
Kalibrierelement abgeschlossen.

Bei der S21-Messung liegen die Strips über den kompletten 
Frequenzbereich (1MHz bis 1,3GHz) unter 1dB.

VNWA Einstellungen im Zeitbereich: Impulse DFT, Lowpass, Rectangular
Die SMA-Buchsen sind von Samtec SMA-J-P-H-RA-TH1.
FR4 2-lagig 1,55mm

Gruß Florian

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

Florian W. schrieb:
> Ist die Reflexion am 90°-Winkel von Microstrip 4 wirklich
> vernachlässigbar oder geht sie bei der Messung in einem Artefakt der
> Fourier-Transformation unter?

Hier gibt es einen schönen Artikel dazu:
"90 Degree Corners: The Final Turn"
http://www.ultracad.com/articles/90deg.pdf

Zitat:
"Conclusions:
The TDR data do not show any measurable reflections from either 45° or 
90° corners in microstrip traces. In theory, there is a change in Zo 
caused by a corner, but the effect is not sufficient to be resolvable 
with a 17 ps rise-time pulse. The radiated emission measurements (up to 
1.3 GHz.) do not show an increase for 90° corners, compared to 45° 
corners, that is larger than measurement uncertainty. All of the trace 
geometries measured produced radiated emissions that were 35-50 dB below 
the emissions of a 3-cm long monopole antenna and only slightly above 
those from a straight trace with no corners. For most circuit boards it 
is expected that discontinuities encountered at IC packages, connectors, 
and vias will produce much larger reflection or radiation effects than 
either 45° or 90° corners."

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von W.A. (Gast)


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Florian W. schrieb:
> Ist die Reflexion am 90°-Winkel von Microstrip 4 wirklich
> vernachlässigbar ...

Du darfst die Verluste durch Synchrotronstahlung am 90°-Knick nicht 
vergessen.

von Helmut S. (helmuts)


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Wäre es nicht viel sinvoller die Reflexionsmessung mit einem 50Ohm 
Abschlusswiderstand zu machen?

von Florian W. (wof)


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Helmut S. schrieb:
> Wäre es nicht viel sinvoller die Reflexionsmessung mit einem 50Ohm
> Abschlusswiderstand zu machen?

Habe ich gemacht, wie oben beschrieben.

Gruß Florian

von Helmut S. (helmuts)


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Warum gibt es auf der x-Achse keine Angabe für Start- und Stopfrequenz?

von Florian W. (wof)


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Helmut S. schrieb:
> Warum gibt es auf der x-Achse keine Angabe für Start- und
> Stopfrequenz?

Gute Frage. Habe die Software gerade nochmal aufgemacht. Jetzt wird es 
angezeigt. Egal ob der S11-Trace angehakt ist oder nicht. Der Sweep lief 
in den Screenshots von 1MHz bis 1300MHz.

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

und Marker1 steht im ersten Screenshot bei "1.46276596 nHz". Irgendwie 
hat die Software noch "Luft nach oben".

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von ZF (Gast)


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Hallo Florian,

hast Du FR4 als Boardmaterial genommen? Das Epsilon r ist da nicht 
konstant über die Fläche und auch nicht über Hersteller und 
Fertigungschargen hinweg. Wenn exakter und reproduzierbarer 
Wellenwiderstand sehr wichtig ist muss man teurere Materialien nehmen.

von Felix A. (madifaxle)


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<OT> wo hast du den VNWA her? Welche Preisklasse in etwa? Kann der bis 
ca 3GHz messen? </OT>

von Florian W. (wof)


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ZF schrieb:
> Wenn exakter und reproduzierbarer
> Wellenwiderstand sehr wichtig ist muss man teurere Materialien nehmen.

Ja, ist FR4. Ab welchen Frequenzen wird denn der Wellenwiderstand so 
wichtig, dass man andere Materialien nehmen muss?

von Helmut S. (helmuts)


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> Der Sweep lief in den Screenshots von 1MHz bis 1300MHz.

Da sind doch SMA-Buchsen dran oder?

Also so schlecht kann keine SMA-Buchse sein.

Ich behaupte mal in deinem Messaufbau stimmt etwas nicht oder dein VNWA 
ist schlecht. Versuch mal in der Nähe jemand zu finden (Firma, Uni, FH) 
um dort eine Vergleichsmessung zu messen.

von ZF (Gast)


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Florian W. schrieb:
> Ja, ist FR4. Ab welchen Frequenzen wird denn der Wellenwiderstand so
> wichtig, dass man andere Materialien nehmen muss?

Die Grenze ist nicht fest, sie hängt u.a. von den für die jeweilige 
Anwendung akzeptierbaren Fehlanpassungen und dielektrischen Verlusten 
ab. Das wird hier aber nicht der Grund für das Problem sein. Wie Helmut 
und Guido schon schrieben scheint bei den Messungen irgendwas 
grundsätzlich nicht zu stimmen. Die Periodizität der Welligkeit scheint 
etwa 100MHz zu sein, ob die Frequenzachse wirklich 0-1,3GHz ist sollte 
aber nochmal geprüft werden. Ist die Messstrecke ungefähr 10cm? Dann 
passt das nicht zusammen. Test des Boards an einem zweiten Messplatz 
wäre in der Tat gut.

von Helmut S. (helmuts)


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Ich habe inzwischen den Verdacht, das Florian ein T-Stück mit einem 
leerlaufenden Kabel im Messzweig hat. Alternativ kann nur noch der VNWA 
defekt sein.

von Marc H. (marchorby)


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Ich kenne solche Ausgaben (ich kenne den DG8SAQ-VNWA) nur dann wenn man 
bei SMA nicht aufpasst und z.b. SMA-Buchse mit SMS-Stecker-Reverse 
verbindet (also einen Buchsenpin im Mittelpunkt hat)

Richtig kalibriert hast du? Short/Load/Open?

: Bearbeitet durch User
von DL4BM (Gast)


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Florian W. schrieb:
> Ist der Wellenwiderstand von 44-56Ohm bei 50Ohm-Microstrips im üblichen
> Bereich?

+/-10% würde ich als in Ordnung bezeichnen. Solange man keine speziellen 
Vorgaben macht, bewegen sich alleine die Toleranzen der 
Leiterplattenfertiger in diesem Bereich.

Gibt die grüne Kurve die Rückflußdämpfung wieder? Mit 23 dB oder besser 
wäre das auch in Ordnung.

FR4 ist bei fmax = 1,3 GHz problemlos zu gebrauchen, Rogers o.ä. wäre 
vollkommen überdimensioniert.

von Alex W. (a20q90)


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Die grüne Dämpfungswelle sieht aus wie ein Stück Koaxkabel das am Ende 
offen ist!

Schon geprüft ob deine Platine eine Verbindung mit dem Kabel hat? Nicht 
das Du die Buchsen-Pin mit Buchsenpin verwendest. So hättest du ein 
offenes Ende!

Auch die Microstrip-Buchsen abschließen! Um die reine LP als 
Messergebnis zu bekommen, musst du das Koaxkabel beim Kalibriervorgang 
mit einbeziehen. Also offen, Kurzschluss und den 50R muss am Kabelende 
sitzen.

von Florian W. (wof)


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Im Anhang ist ein Bild von meinem Testaufbau. Dort habe ich auch die 
Kalibrierebene (Short, Open, 50Ohm) eingezeichnet. In dem Aufbau sind 
keine Reverse-SMAs vorhanden.

Die grüne Kurve ist eine Transformation in den Zeitbereich (Impulse 
DFT). Ich habe Microstrip 2 nochmal vermessen und gleichzeitig (aus der 
gleichen Messung) eine Transformation in den Zeitbereich per Step DFT 
eingeblendet. Das ist die pinke Kurve.

Außerdem ist die S11-Kurve dargestellt (blau).

Wenn ich den 50Ohm-Widerstand nicht aufschraube, sieht man, dass der 
Wellenwiderstand (rot) zum Ende hin steil nach oben geht.

Im Buch "Messen mit dem Vektor-Netzwerkanalysator VNWA 2/VNWA 3" haben 
die Zeitbereichskurven auch diese Periodizität wie in den Screenshots.

Man sieht dass ganze andere Werte rauskommen, wenn man die DFT von der 
Impuls- bzw. von der Sprungantwort macht. Was stimmt?

von Alex W. (a20q90)


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Mach die Kalibrierebene am Ende des Koaxkabels und versuchs noch einmal

von EMU (Gast)


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Florian W. schrieb:
> Man sieht dass ganze andere Werte rauskommen, wenn man die DFT von der
> Impuls- bzw. von der Sprungantwort macht. Was stimmt?

Lies Dir diesbezüglich doch das Helpfile von DG8SAQ zu seinem VNWA 
durch, dort steht unter Seite 454 dass für diese Messung der Step zu 
nehmen ist.

Meinst Du unter Buch das Buch von G. Palme ?

Außerdem beschäftige Dich einmal mit der Verschiebeung der Kalibierebene 
auf die Testplatine, falls es obiges Buch ist, ist es dort genau 
beschrieben.

EMU

von Florian W. (wof)


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Alex W. schrieb:
> Um die reine LP als
> Messergebnis zu bekommen, musst du das Koaxkabel beim Kalibriervorgang
> mit einbeziehen.

Ich habe das so verstanden, dass die Position der Kalibrierebene für den 
Zeitbereich egal ist. Wenn das Koaxialkabel 10cm lang ist, dass man in 
der Messkurve den Bereich 0-10cm einfach nicht betrachtet. In meinem 
Fall also den linken Teil bis ca. 1500ps ignoriert.

von EMU (Gast)


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Florian W. schrieb:
> Ich habe das so verstanden, dass die Position der Kalibrierebene für den
> Zeitbereich egal ist.

so ganz stimmt das nun auch wieder nicht, Dein Problem ist , Du möchtest 
die Zuleitung von den zu messenden Leitungen trennen

Lies bitte das Helpfile, es ist wirklich mehr als help, es ist mehr ein 
Tutorial

Was Du brauchst ist Timedomain Gaiting

EMU

von Florian W. (wof)



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Ich habe die Kalibrierebene nun in die SMA-Buchse auf der Leiterplatte 
gelegt und Microstrip 1 nochmal mit identischen Messparametern wie im 
ersten Posting ausgemessen (siehe Anhang). Die Abweichung beträgt max. 
0,86 Ohm bzw. 1,7 db.

Microstrip 1-3 habe ich nochmal mit Time Domain Gating ausgemessen 
(siehe Anhang).

Die Gating-Kurve verändert sich immer, wenn Start oder End-Marker eine 
"Treppenstufe" der FFT rauf oder runter geschoben werden. Deshalb im 
Screenshot rechts unten die Impuls-FFT und die Schritt-FFT eingeblendet.

Sehen die Messwerte plausibel aus?

Gruß Florian

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