Forum: Platinen Toner-Transfer mit Brother-Drucker: Rezept für gute Ergebnisse


von Martin H. (elektrofritz)


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Hallo,
hier und in vielen Foren liest man ja, dass die Brother-Drucker für die 
Toner-Transfer-Methode schlecht geeignet seien. Ich war kurz davor, mir 
extra für die schnelle Platine zwischendurch ein anderes Druckerfabrikat 
zu kaufen, obwohl ich seit Jahren nur Brother nutze und dementsprechend 
ein paar Boliden übrig habe.

Für Eilige: Es geht, und zwar super!

Hier mein Rezept:

1. Platinen mit Aceton entfetten und mit 1200er Schleifpapier flächig 
aufrauhen. Das ist wichtig, sonst klappt es nicht.

2. Platinenvorlage gespiegelt auf das folgende "glossy" Inkjet (!) 
Fotopapier drucken.

pripa 100 Blatt Fotopapier DIN A4 , 115g/qm, extra leicht leicht/dünn, 
glossy (glaenzend)
Gibt es z.B. bei Amazon,
http://www.amazon.de/dp/B003DUVKOO/, 100 Blatt ca. 6 EUR.

Druckereinsstellungen: 1200 dpi HQ, Plain Paper, Manual Tray

Ich habe einen Brother HL-2030 verwendet, glaube aber, dass es mit 
anderen Modellen ebensogut geht.

3. Vorlage mit Tesafilm gut auf der Kupferseite fixieren.

4. Aufbügeln 4:30 min mit 1000 W Bügeleisen auf "max" (Leinen) und einem 
Küchenhandtuch dazwischen. Viel Druck (1/3 Körpergewicht ;-)). Ich meine 
mich zu erinnern, dass das Bügeleisen etwqa 130 Grad warm wird (billiges 
Fabrikat).

Kurz Nachbügeln ohne Handtuch, bis Layout in Papier sichtbar wird.

Achtung: Es geht auch ohne Handtuch, sogar schneller, Aber dann sinkt 
auch die Präzision, weil man den Toner leicht zerquetscht.

5. Heiße Platine in warme Seifenlauge werfen und nach einer Minute 
Papierreste abpulen, eher von der Mitte als von den Rändern.

Und jetzt kommt auch schon die coole Eigenschaft dieses Fotopapiers:
Die übertragene Trägerschicht (also das, was das Fotopapier glänzend 
macht), löst sich bereits in Spiritus. Der Brother-Toner hingegen löst 
sich nur in Aceton, nicht in Spiritus.

Man kann also die ganze Platine nach der Seifenlauge in eine Schale mit 
Spiritus legen und immer wieder an feinen Stellen schauen, ob noch Reste 
dieser matten "Klebe"schicht hängengeblieben sind. Das kann besonders an 
schmalen Durchgängen passieren.

An feinen Stellen kann man ggfls. mit der roten Seite von Radiergummie 
nachhelfen (der Toner ist bombenfest).

6. Ich habe danach einfach in einer kleinen Plastikdose, die in einem 
Wasserbad sitzt, mit Natriumpersulfat geäzt (30 g auf 150 ml), ca. 40 - 
55 Grad warm. Das hat super funktioniert (ca. 15 min), obwohl der 
Ätzansatz ja ziemlich low-tech ist und ich wenig Erfahrung hatte (erste 
Platine nach 30 Jahren Pause).

Anschließend habe ich noch einen schönen Bestückungsdruck mit derselben 
Technik aufgebracht. Dort merkt man, dass direkt nach dem Abpulen des 
Papiers zunächst ein unschöner weißlicher Schleier auf der Platine 
bleibt, wenn die Platine trocken ist. Das ist der Rest der Glanzschicht 
des Fotopapiers. Mit Spritus und einem Lappen bekommt man diesen aber 
gänzlich weg und die Beschriftung wird wirklich ansehnlich.


Eine Warnung: Es kann natürlichn sein, dass die Beschichtung dieses 
Inkjet(!)-Fotopapiers auch irgendwo im Drucker Spuren hinterlässt. Mit 
meinem besten Bürodrucker würde ich das also nicht machen. Auf der 
anderen Seite hat mein Modell vor ca. zehn Jahren 99 EUR gekostet, wenn 
ich mich nicht irre, und heute vielleicht einen Restwert von 20.


Have Fun!

Martin

von Paul B. (paul_baumann)


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Danke für Deine gute Beschreibung. Ich habe ebenfalls einen HL2030 und 
die gleichen guten Erfolge wie Du. Zum Bedrucken nutze ich die 
Trägerfolie von
Aufkleber-Material, wie sie bei sog. Fahrzeugfolierungen übrig bleibt. 
Die kann ich nach dem Erkalten (ich benutze einen umgebauten Laminator 
bei 200 Grad Celsius) einfach abziehen und habe keinerlei Rückstände 
oder Papierfasern.

MfG Paul

von Bernd M. (bernte_one)


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ist gut geworden
benutze selbst den brother hl2130 ca 60€
bei den druckeinstellungen 1200 dpi, und dickeres Papier (fixiert 
besser)

gestrichenes papier 100 Bl 10€

umgebauter laminator Olympia A2020 20€ (Thermosicherung ersetzt - 
höherer Wert und die Führungsbleche ausgebaut) Eine Europlatine muss da 
maximal 10 mal durch in verschiedenen Positionen (also längs einführen, 
quer und schräg)

Ätzen mit Fe3Cl, Heizfolie 15W bei ca 32Grad Celsius Temp und 
Sprudelstein in schmaler Küvette (letzte Messung 6 Min. Ätzzeit)

über den Bestückungsdruck noch eine Schicht Acryl Klarlack erzeugt 
satteres schwarz und gute Haltbarkeit+ Optik

anschleifen ist wichtig
dafür benutze ich aber so ein Schleif Vließ Aufsatz (ca 800er)  für den 
Schleifteller der Bohrmaschine  dann in verschiedenen Richtugen 
schleifen ist nach meiner Erfahrung besser als per Hand

: Bearbeitet durch User
von Cyblord -. (cyblord)


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Also wenn man sich die Layouts anschaut, natürlich geht das mit 
Tonertransfer gut. So hat man 1980 gebaut. Heute sind SOIC, TSSOP, und 
QFP Footprints auch bei Hobbybastlern üblich und sehr beliebt. Und mit 
Hausmitteln auch ohne Probleme zu löten (Lötpaste, Heißluft im Zweifel 
Entlötlitze). Aber die Platine muss schon stimmen. Mit solchen groben 
Layouts die man auch mit einem Dachrinnenlötkolben löten kann man auch 
gleich Rubbelsymbole nehmen.

von Jonas G. (jstjst)


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Kann einer von euch mal ein Bild einstellen, indem man sieht wo die 
Grenzen sind?

Gruß Jonas

von Martin H. (elektrofritz)


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Bitte, bitte: Lasst uns keinen Streit anfangen über die Frage, ob 
Tonertransfer etwas taugt oder nicht. Wenn man 2 - 4 Wochen warten kann, 
ist es meiner Meinung nach besser, die Platinen bei Itead oder sonst 
einem Dienstleister in China oder den USA machen zu lassen. Allein schon 
das Bohren nervt und mit allem verbringt man schnell zwei Stunden, bis 
man die Platine fertig hat.

Ich nutze Tonertransfer nur für solche einfachen Layouts, die aber 
trotzdem schöner aussehen als auf Lochraster und wohl auch bessere 
elektrische Eigenschaften haben (Massepotential, Schwingungen etc.). 
Außerdem ist es eine kontemplative Abendbeschäftigung, andere backen 
stattdessen einen Hefezopf ;-)

Vermutlich geht auch einfaches SMD mit Tonertransfer, aber noch mal: 
Mein Beitrag diente nur dazu zu zeigen, wie Tonertransfer mit 
Brother-Druckern klappt, nachdem sonst fast alle sagen, dass das nicht 
funktioniert oder drastische Maßnahmen empfehlen:

http://www.instructables.com/id/Toner-transfer-for-PCB-Flamethrower-Style/

Ok? Können wir es dabei belassen?

Martin

von Thomas F. (igel)


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Das Layout sieht nach EAGLE aus.

Wenn man selber bohrt ist die Drill-aid.ulp empfehlenswert, besonders 
wenn man die erste Platine ansieht.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Eagle_FAQ#Wichtige_ULPs

: Bearbeitet durch User
von bernte (Gast)


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Lass dir nix einreden die Ergebnisse passen und stehen im Verhältnis zum 
Aufwand. Für heimische Prototypen allemal ok.

von Anti-Schwarzmaler (Gast)


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Nachdem ich SMD auf sone Fertigplatine gefrimelt habe, bin ich auch 
Tonertransver gewechselt. Nach mehreren Test das Optimum gefunden,
Platinen mit 16 mil Leiterbahnen kein Problem, völlig ausreichend für 
mal ne Platine machen.

von Rene H. (Gast)


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Hallo Martin,

vielen Dank für die super Anleitung. Bislang stand ich der 
Tonertransfer-Methode sehr skeptisch gegenüber.

Ich habe das heute mit meinem Brother 3050 getestet. Ich nahm allerdings 
eine etwas sportliche Vorlage mit 8mil Bahnen (ein CPLD Board).

Ein paar Leiterbahnen waren unterbrochen, ich denke, dass ich das aber 
noch hinbekomme. Bis 16mil kommt man damit sicher problemlos klar.

Grüsse,
René

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