Forum: Platinen Ground Plane Layer - wohin damit?


von Rick (Gast)


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Hallo Layouter,

ich habe mal eine Frage zu Groundplane Layern.

Bisher habe ich meine Platinen (2 oder 4 Layer) immer so angelegt, dass
der Bottom Layer als Ground Plane (GND) benutzt wurde. Das erschien mir 
irgendwie logisch hinsichtlich Vias und ggf. auch Durchsteckmontage.

Nun habe ich eine Platine, die 4 Layer haben wird.
Der Hersteller eines bestimmten Bauteils empfiehlt aber, direkt unter 
dem Bauteil die Ground Plane zu haben, was also dazu führen würde, dass 
die Groundplane mitten drin liegt.

Die Platine wird komplett SMD und einseitig bestückt, also erstmal kein 
großes Problem.

Aber macht das Sinn?

Ich dachte immer, das das nur für beidseitig bestückte Platinen in Frage 
kommt...

LG, Rick

von Sven J. (svenj)


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Moin,

vier Lagen, ohne weitere Anforderungen, werden oft so ausgeführt, dass 
die Innenlagen Versorgung und Ground führen, also jeweils eine Lage 
flächig, und die Signale auf den Aussenlagen geroutet werden.

Verbessert meistens die gesamte Versorgung enorm, man sollte nur 
aufpassen, dass man die Stromkreise eng geschlossen hält und nicht 
übermäßige Flächen aufspannt.

--
 SJ

von M. K. (kichi)


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Grundsätzlich kannst du das machen wie du willst, außer ein Bauteil hat 
besondere Anforderungen oder du bist hinsichtlich der 
Leiterbahnimpedanzen darauf angewiesen. Sinnvoll ist es in jedem Fall 
die Masse-/Versorgungsfläche möglichst wenig zu perforieren bzw. mit 
Leiterbahnen zu "zerschneiden".

von Falk B. (falk)


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@  Rick (Gast)


>Bisher habe ich meine Platinen (2 oder 4 Layer) immer so angelegt, dass
>der Bottom Layer als Ground Plane (GND) benutzt wurde.

Bei 2 oder 4 Lagen? Bei 2 Lagen kann man das machen, bei 4 Lagen ist es 
sehr unüblich.

>Das erschien mir
>irgendwie logisch hinsichtlich Vias und ggf. auch Durchsteckmontage.

Nein. Bei 4 Lagen ist der Standardaufbau so.

Top          Signale
1. Innenlage GND
2. Innenlage VCC und Signale
Bottom       Signale

Das hat u.a den Vorteil, das die Massefläche in den Innenlagen 
vollständig ist und nur duch VIAs und THT-Anschlüsse leicht durchlöchert 
wird. Auf der Uner- bzw. Oberseite kämen noch Signale sowie die Packages 
der Bauteile hinzu.

>Der Hersteller eines bestimmten Bauteils empfiehlt aber, direkt unter
>dem Bauteil die Ground Plane zu haben, was also dazu führen würde, dass
>die Groundplane mitten drin liegt.

Das ist der Normalfall. Wo liegt das Problem?

>Aber macht das Sinn?

Hör auf, Sinn zu "machen". Ja, es IST sinnvoll.

>Ich dachte immer, das das nur für beidseitig bestückte Platinen in Frage
>kommt...

Nein.

von Georg (Gast)


Angehängte Dateien:

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Falk B. schrieb:
> Bei 4 Lagen ist der Standardaufbau so.

Das ist nicht nur elektrisch günstig, zusätzlich sollte man beachten, 
dass der Aufbau symmetrisch bezüglich der Kupferfüllung ist, also 
Flächenlagen sollten symmetrisch um die Mitte des Lagenaufbaus liegen. 
Ist das nicht der Fall, z.B. bei

Signal
Signal
VCC
GND

dann verbiegt sich die Platine, erstens womöglich schon von vornherein 
und zweitens abhängig von der Temperatur. Daher ist auch eine 2seitige 
Platine mit Signal-GND keine gute Lösung, aber mit 2 Seiten hat man 
wenige Optionen, ausser notfalls die Seite mit wenig Kupfer mit 
unbenutzten Pads aufzufüllen.

Der Aufbau

GND
Signal
Signal
VCC

ist brauchbar für THT, aber weniger für SMD. Ich habe sowas schon 
gemacht auf ausdrücklichen Kundenwunsch, dann müssen alle Leiterbahnen 
nach innen verlegt werden und die Top-Seite sieht dann aus wie auf dem 
Bild. Diese Ausführung ist aber nicht soviel besser wie der erwähnte 
Standard und lohnt sich normalerweise nicht (witzigerweise wirkt auch 
eine UNTER dem Signal liegende GND-Fläche wie eine Abschirmung).

Layout ist immer ein Kompromiss zwischen schlechten und ganz schlechten 
Alternativen.

Georg

von Christian B. (luckyfu)


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Georg schrieb:
> (witzigerweise wirkt auch
> eine UNTER dem Signal liegende GND-Fläche wie eine Abschirmung).

das eher nicht, aber dadurch, daß der Rückstrom direkt mit dem Signal 
mitlaufen kann entstehen kaum größere (Laufzeit-) Unterschiede, was dann 
die Störabstrahlung senkt (Bei schnelleren Signalen ab ca. 1MHz, aber 
Achtung es gilt die rise-time!). Dies wird von Schlitzen allerdings 
aufgehoben, dabei ist es egal, ob es aktiv eingebrachte (z.B. wegen 
einer GND Insel) oder passiv entstandene (z.B. durch Via Ketten) sind. 
Also immer darauf achten, daß keine Signalleitungen über die GND Fläche, 
die den Bezug zum Signalpegel herstellt, hinausragen.

: Bearbeitet durch User
von Rick (Gast)


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Hui,

das ist jetzt 'ne ganz neue Erkenntnis für mich.
Vielen Dank schonmal.

bisher habe ich überwiegend so gearbeitet:

1) Signal + Power
2) Signal
3) Signal
4) GND

oder eben bei 2 Layern

1) Signal + Power
2) GND

Weil ich davon ausging, dass eine möglichst geschlossene Massefläche von 
sehr großer Wichtigkeit ist.

Aber ihr sagt, die positiven Effekte überwiegen, wenn GND als Innenlage 
ausgeführt wird, richtig?

von Mac G. (macgyver0815)


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Aus den Augen aus dem Sinn,
in die Innenlagen muss sie hin.



> Aber ihr sagt, die positiven Effekte überwiegen,
> wenn GND als Innenlage ausgeführt wird, richtig?

Auf jeden Fall - hat eigentlich für so ziemlich alle Anwendungen fast 
nur Vorteile das so zu machen.

von Falk B. (falk)


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@ Rick (Gast)

>Weil ich davon ausging, dass eine möglichst geschlossene Massefläche von
>sehr großer Wichtigkeit ist.

Wichtig ja, SEEEEHR wichtig nein.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Richtiges_Designen_von_Platinenlayouts#Vorgehen_bei_der_Layouterstellung

Stichpunkt Masseflächen

>Aber ihr sagt, die positiven Effekte überwiegen, wenn GND als Innenlage
>ausgeführt wird, richtig?

Ja.

von Georg (Gast)


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Rick schrieb:
> Aber ihr sagt, die positiven Effekte überwiegen, wenn GND als Innenlage
> ausgeführt wird, richtig?

Richtig bei SMD, heute also fast immer. Bei THT kann man GND aussen 
machen, da sind dann nur Aussparungen für die Pads drin, wie auf einer 
Innenlage auch, und alle Leiterbahnen sind innen angeschlossen. Bei SMD 
dagegen liegen zu den Pads auch alle Anschluss-Leiterbahnen aussen, und 
die Pads sind so eng, dass dazwischen keine Masse "durchfliessen" kann, 
daher kommt aussen keine brauchbare Massefläche zustande. Siehe auch 
meinen vorherigen Post mit Bild, wie es doch geht, aber mit viel 
Aufwand.

Georg

von Frank Schwuch (Gast)


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Von folgenden Aufbau bei 4 Lagen ist also abzuraten?

Ground
Signal/Pwr
Signal/Pwr
Ground

von Georg (Gast)


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Frank Schwuch schrieb:
> Von folgenden Aufbau bei 4 Lagen ist also abzuraten?

Du hast meinen Beitrag nicht oder nicht richtig gelesen. Davon ist nicht 
aus elektrischen Gründen abzuraten, es ist nur sehr viel aufwendiger. 
Roundabout doppelte Kosten für das Layout. Würde ich jedenfalls 
berechnen.

Georg

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