Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Li-On Akkus: beliebiges Ladegerät möglich?


von Janis E. (janis_e)


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Hallo,

Ich habe noch ein paar alte Akkus (Handy, DECT Telefon, Kamera, ...) 
gefunden, alle Li-On mit 3.7V Nennspannung, die ich gerne zum Betreiben 
kleinerer Schaltungen verwenden möchte.

Muss ich etwas beachten, oder kann ich die Akkus alle mit einem 
x-beliebigen LiOn-Ladegerät laden?

von Ichbin (Gast)


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Du kannst im Grunde genommen jeden LiIon-Lader verwenden, der 
sicherstellt, dass 4,2V nichT überschritten werden. Mehr als 1A 
anfänglichen Ladestrom sollte er auch nicht liefern.
Verwende aber nur Akkus die nicht schon tiefentladen waren und schmeiße 
alles unter 2V weg, da sich sonst Kupferverbindungen in dem Akku 
niederschlagen können die zu den gefürrchteten Feuerchen führen können.

Ichbin

von Sascha (Gast)


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Ich hab sowas auch schon mit ner MC34063 Stepdown Schaltung geladen, 
Wirkungsgrad ist aber nur so grob 60%.

Wenn man weiss was man tut sind Li-Ion recht gutmütig.

Sonst was mein Vorschreiber sagt, mit der einen Anmerkung: Nicht 1A 
Ladestrom sondern 1C. Also 2,3A bei einem 2300mAh Akku, 5A bei einem 5Ah 
Akku usw.

Wenn du Akkus etwas länger halten sollen, lädst du die auf 4 oder 4,1V 
auf. Hohe Spannung und hohe Temperaturen mögen die nicht.

Und wenn die beim laden deutlich warm werden: Weg damit.

von Janis E. (janis_e)


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Prima, vielen Dank euch für die Tipps!

Also sind die Tiefenentladenen wirklich reif für den Elektroschrott?

von Sascha (Gast)


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Unter 2V auf jeden Fall, 2-3V kann gehen aber die haben dann schon große 
Schäden. Wenn du die auf 4,2V auflädst wirst du feststellen dass die 
eine sehr große Selbstentladung haben und innerhalb von Stunden auf 
3,6-3,9V abfallen.
Weiterhin werden die beim Laden aus dem gleichen Grund recht warm.

Die funktionieren noch, aber froh wirst du damit nicht. Von der 
Brandgefahr durch Erwärmung mal ganz abgesehen.

von Dirk K. (dekoepi)


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Alte Zellen - besser entsorgen.
https://www.bluewin.ch/de/news/vermischtes/2016/1/8/modellbau-akku-verursachte-grossbrand-in-steckborn.html

Kürzlich eben solch ein Fall in Österreich, da war das aber im Keller. 
Mit schönen verbrannten Oszilloskopen, Signalgeneratoren und und und 
drumherum. Auch dort Millionenschaden.

Grobe Daumenpeilung: Wenn du Fragen musst, besser wegwerfen. Also nur 
das machen, bei dem du dir sicher bist - und bitte unter Aufsicht und in 
feuerfester Umgebung (Steinware, Glasschüssel, ...)

: Bearbeitet durch User
von Hermann (Gast)


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Sascha schrieb:
> Unter 2V auf jeden Fall, 2-3V kann gehen aber die haben dann schon große
> Schäden. Wenn du die auf 4,2V auflädst wirst du feststellen dass die
> eine sehr große Selbstentladung haben und innerhalb von Stunden auf
> 3,6-3,9V abfallen.
> Weiterhin werden die beim Laden aus dem gleichen Grund recht warm

Das kann ich nicht bestätigen. Ich habe schon sehr viele alte 
Li-Ion-Zellen untersucht (weit über 100 aus Schraubern, Handys und 
Laptops). Auch die tiefentladenen hatten meist noch 100% Kapazität, 
haben fast keine Selbstentladung, keinen hohen Innenwiderstand und 
werden nicht warm beim Laden.

Selbst ein Pack (Hitachi-Schrauber) mit 0,3V-Rest-Spg hatte noch 85% 
Kapa, keine Selbstentladung, keine Erwärmung und normal niedrigen 
Innerwiderstand. Ich vermute, die meisten sind Li-Mangan-Zellen, die 
scheinen robust zu sein.

Ich habe auch aus Sicherheitsgründen inzwischen alle Zellen unter 2V 
entsorgt. Die allgemeinen Warnungen sind bestimmt berechtigt. Aber dass 
sie mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwelche Mängel zeigen, kann ich 
nicht bestätigen.

von Dirk K. (dekoepi)


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Das ist ja das Problem - die Zellen können noch ok sein, jedoch bilden 
sich bei Tiefentladung metallische Lithium-Ablagerungen - in 
Dendritenform. Die wachsen erst langsam, dann immer schneller. Und 
Spitze Dinge können Folien durchstechen. In diesem Fall den Separator 
von Anode und Kathode. Ein Kurzschluss entsteht, mit Hitzeentwicklung. 
Die Hitze schmilzt mehr Separator weg, ... Thermal Runway.

Da man in die Zelle nicht reingucken kann und damit abschätzen, oh, hält 
bestimmt noch fünf Monate/ ein Jahr/ zwei Wochen, sollte man vernünftig 
handeln. Die Versicherung findet bewusst eingegangenes Risiko sicher 
sehr interessant.

LiMn ist robuster, was Stromabgabe und Malträtieren anbelangt. Auch die 
Zellen damit erhitzen, Gasen jedoch wesentlich weniger aus.

Das kommt in Handys, also die alten Zellen im hiesigen Thread-Start, 
nicht zum Einsatz, das sind gar bösartige LiPos. Durch einen LiMn kannst 
du ohne Brand einen Nagel durchhauen. Ein LiPo hingegen macht Silvester.

von Sascha (Gast)


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Hermann schrieb:
> Sascha schrieb:
>> Unter 2V auf jeden Fall, 2-3V kann gehen aber die haben dann schon große
>> Schäden. Wenn du die auf 4,2V auflädst wirst du feststellen dass die
>> eine sehr große Selbstentladung haben und innerhalb von Stunden auf
>> 3,6-3,9V abfallen.
>> Weiterhin werden die beim Laden aus dem gleichen Grund recht warm
>
> Das kann ich nicht bestätigen. Ich habe schon sehr viele alte
> Li-Ion-Zellen untersucht (weit über 100 aus Schraubern, Handys und
> Laptops). Auch die tiefentladenen hatten meist noch 100% Kapazität,
> haben fast keine Selbstentladung, keinen hohen Innenwiderstand und
> werden nicht warm beim Laden.
>
> Selbst ein Pack (Hitachi-Schrauber) mit 0,3V-Rest-Spg hatte noch 85%
> Kapa, keine Selbstentladung, keine Erwärmung und normal niedrigen
> Innerwiderstand. Ich vermute, die meisten sind Li-Mangan-Zellen, die
> scheinen robust zu sein.
>
> Ich habe auch aus Sicherheitsgründen inzwischen alle Zellen unter 2V
> entsorgt. Die allgemeinen Warnungen sind bestimmt berechtigt. Aber dass
> sie mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwelche Mängel zeigen, kann ich
> nicht bestätigen.

Bei mir war die Wahrscheinlichkeit dafür grob 50%. Waren Zellen aus 
einem Notebook und Wikipedia sagt dass 90% aller hergestellten Zellen 
LiCoO2 sind.
Wäre also möglich dass die diesen Effekt zeigen und LiMangan nicht oder 
nicht so stark.

Aber wie bereits gesagt wurde: Im Zweifel lieber weg damit.

von Hermann (Gast)


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Sascha schrieb:
> Aber wie bereits gesagt wurde: Im Zweifel lieber weg damit.

Sehe ich inzwischen auch so. Den genauen Typ habe ich bisher auch nicht 
sicher heraus gefunden. Die Bezeichnungen auf den Zellen haben nicht 
viel hergegeben, LiMn ist nur Vermutung:
aus Schraubern: JLNW13, US18650V(VT) Sony, BM18650Z, ICR18650
Laptop: ICR18650-18 SCR, Flachzellen HKIPHTA Fujitsu

Ob die Entsorgungsgrenze <=2V reicht, bleibt unsicher. Vielleicht lege 
ich sie noch höher.

von Sascha (Gast)


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Die 18650er Zellen lesen sich alle wie absolut übliche 
Sanyo/Panasonic/Whatever Standardzellen und das werden wohl LiCoO2 sein.

Bei den Flachzellen bin ich mir nicht sicher. Das können auch LiPo in 
Beuteln sein, das ist vermutlich billiger herzustellen als prismatische 
Metallgehäuse.

von Hermann (Gast)


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Sascha schrieb:
> Die 18650er Zellen lesen sich alle wie absolut übliche
> Sanyo/Panasonic/Whatever Standardzellen und das werden wohl LiCoO2 sein

Vielen Dank! Ich habe auch noch etwas herausgefunden:
Die US18650V von Sony sind sog. IMR-Akkus mit LiMn2O4
Das sollen eigensichere Akkus sein, hochstromfähig, ungeschützt mit 
nicht sehr hoher Kapazität. Früher beliebt bei Modellbauern, sie werden 
dort als Konion-Akkus bezeichnet.
Ja, eigensicher, kein Wunder dass bei mir kein Problem aufgetreten ist. 
Angeblich kann man da ja Nägel durchschlagen. Habe auch schon mal einen 
aufgehackt und ins Wasser geworfen - nichts passiert.

Außer IMR (LiMn2O4) gibt es noch ICR (LiCoO2) und IFR (LiFePO4). Aber 
eine vernünftige Info-Seite habe ich dazu noch nicht gefunden.
Die Flachzellen HKIPHTA (Akku FPCBP62) aus dem Fujitsu-Lifebook haben 
schon einen Blechmantel und nicht so eine Tüte wie die LiPos.

von Janis E. (janis_e)


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Vielen Dank!

Gut, dann bin ich wirklich vorsichtig und entsorge die alten Zellen. 
Hätte nicht gedacht, dass das so katastrophale Folgen haben kann..

von Sascha (Gast)


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Naja katastrophal ist leicht übertrieben aber die Risiko/Nutzen Rechnung 
stimmt auf jeden Fall nicht ;)

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