Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Analogspannung auf PWM "addieren"


von Stefan H. (cheeco)


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Guten Morgen,

ich habe ein PWM-Signal mit 400kHz und vorgebenem Tastverhältnis. Jetzt 
möchte ich auf dieses PWM-Signal eine Analogspannung addieren, so dass 
sich das Tastverhältnis des PWM-Signals entsprechend erhöht oder 
verkleinert.

Beispiel:

PWM mit 60% Tastverhältnis. Analogspannung 1V -> 70% Tastverhältnis.
Analogspannung -1V -> 50% Tastverhältnis. (Die Werte sind erfunden, es 
geht nur um das Prinzip.)

Hintergrund ist der, dass ich mit der vorgegeben PWM eine Mosfet-Brücke 
ansteuern will. Allerdings muss ich eine Rückführung des Ausgangs auf 
den Eingang realisieren. Ich will direkt eine PWM und keine 
Analogspannung vorgeben, um später mehrere Verstärker synchron laufen zu 
lassen. Außerdem kann ich eine PWM besser per Optokoppler von der 
Steuerung galvanisch trennen.

Ein Weg, der funktionieren würde, wäre PWM->Tiefpass->Analogspannung 
addieren->Neue PWM erzeugen, aber der Weg kommt mir sehr umständlich 
vor.

Gibt es eine einfache Möglichkeit, das oben genannte Schema zu 
realisieren?


Stefan

von David P. (chavotronic)


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Kleinen Mikrocontroller nehmen, PWM einlesen , ADC einlesen und neue PWM 
ausgeben.
Habe etwas ähnliches mal mit einem ATtiny13 realisiert.

: Bearbeitet durch User
von Clemens L. (c_l)


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Die offensichtliche Lösung wäre, den Erzeuger des ersten PWM-Signals zu 
ändern. Warum geht das bei dir nicht?

von Stefan H. (cheeco)


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@David: Stimmt, so könnte ich es machen. Ich bin nur irgendwie bei der 
Analogelektronik hängengeblieben und dachte dass es für sowas einen 
speziellen Chip gibt. Hatte mir vorgestellt, dass das ganze analog 
"robuster" ist. Werde das aber nochmal überdenken, da es gegen einen 
Mikrocontroller keine prinzipiellen Einwände gibt.

@Clemens: Ich möchte den Erzeuger der ersten PWM galvanisch von dem 
Verstärker trennen. Wenn ich direkt analoge Signale erzeuge, dann habe 
ich das Problem diese an den Verstärker zu übertragen.

von Uwe B. (uwe_beis)


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Ich muss zugeben, dass ich auch zuerst über eine analoge Lösung 
nachdenke, auch wenn ich durchaus in der Lage bin, dafür einen µC 
einzusetzen. Eine einfache Schaltung aufzubauen geht allemal schneller, 
als die Entwicklungsmaschinerie für den µC in Gang zu setzen. Welche 
Ansatz für eine Fertigung in Stückzahlen wirtschaftlicher oder einen 
miniaturisierten Aufbau geeigneter ist, ist eine andere Frage.

An ein fertiges IC glaube ich nicht. Mein analoger Vorschlag: Beide 
PWM-Flanken mit je einem Monoflop verzögern. Eins der Monoflops ist 
Spannungs-gesteuert. Dazu ein Gatter. Das ist nicht sehr schwierig, hat 
aber noch das großen Manko, dass Über- und Unterlauf nicht gelöst sind. 
Es funktioniert nur in einem begrenzten Bereich.

PS: Interessante "Bewertung" hier. Da ist ja jemand sehr von dem 
Allheilmittel µC überzeugt. Ich rechne natürlich auch mit -1.

von Sascha (Gast)


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Also so wie die Aufgabe gestellt ist würde ich auch einen µC nehmen, 
aber irgendwie bin ich mir nicht ganz sicher ob ich verstanden habe was 
das ganze soll.

von Wolfgang (Gast)


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Stefan H. schrieb:
> ich habe ein PWM-Signal mit 400kHz und vorgebenem Tastverhältnis. Jetzt
> möchte ich auf dieses PWM-Signal eine Analogspannung addieren, so dass
> sich das Tastverhältnis des PWM-Signals entsprechend erhöht oder
> verkleinert.

Dann nenne mal ein paar Fakten. Welche Auflösung hat dein PWM-Signal, 
was soll passieren, wenn du bei der Addition den Bereich 0..100% 
Duty-Cycle verläßt und welche Bandbreite hat dein Analogsignal.

von Clemens L. (c_l)


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Stefan H. schrieb:
> Wenn ich direkt analoge Signale erzeuge, dann habe
> ich das Problem diese an den Verstärker zu übertragen.

Ich meinte eigentlich je ein PWM-Signal in beiden Richtungen.

Dazu brauchst du eine Möglichkeit, die Analogspannung in PWM 
unzuwandeln. Das geht entweder selber mit einem Dreieckwellengenerator 
und einem Komparator (siehe z.B. 
http://www.ti.com/lit/ug/slau508/slau508.pdf), oder einem fertigen Chip 
(z.B. LTC6992).

von Uwe B. (uwe_beis)


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Clemens L. schrieb:
> Ich meinte eigentlich je ein PWM-Signal in beiden Richtungen.
Noch genauer: Du meinst das analog zurückzuführende Signal galvanisch zu 
trennen, und zwar wiederum mit Hilfe von PWM. Gäbe es nicht genau so 
viele Komponenten wie in Stefans Plan B, dazu noch einen Koppler? 
Zusätzlich vielleicht das Problem, dass sich der Signalweg nicht so 
leicht vor dem PW-Modulator auftrennen ließe?

Stefan H. schrieb:
> Ein Weg, der funktionieren würde, wäre PWM->Tiefpass->Analogspannung
> addieren->Neue PWM erzeugen, aber der Weg kommt mir sehr umständlich
> vor.
Ich meine, dass das einfacher wäre, und eigentlich auch gar nicht so 
umständlich (es sei denn, man definiert mehr als ein IC als sehr 
umständlich).

von Nemesis (Gast)


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Nimm eine kapazitive Ankopplung. Dann stimmt es. Auch digital kann man 
das ja nur lokal begrenz richtig machen.

von Stefan H. (cheeco)


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Erst einmal danke für die Antworten, ich glaube mit ein paar mehr 
Informationen kommen alle weiter.

Ziel ist es einen Leistungsverstärker für Piezoaktoren zu bauen. Diese 
sind fast rein kapazitiv mit ca. 9-40µF, je nach Größe. Sie brauchen 
eine Spannung von ca. 120V unipolar.
Mein Plan war jetzt, einen Schaltverstärker mit 2 Mosfets zu bauen. 
Dafür habe ich den IRS20957-Treiber und 2 Fets ausgewählt. Das 
eigentliche "Bewegungsprogramm" soll auf einem Rechner mit relativ 
niedriger Taktfrequenz laufen. Mein Plan war jetzt, mit diesem Rechner 
ein PWM-Signal von 1-99% zu erzeugen um damit eine Spannung relativ zu 
den 120V auszugeben. Diese wollte ich per Optokoppler an den IRS-Chip 
verbinden, da ich wg. den 120V eine galvanische Trennung bevorzuge.

So weit, so simpel. Allerdings gibt es ein Problem mit Schaltverstärkern 
und kapazitiven Lasten. Die Spule zur Stromglättung und die kapazitive 
Last geben ohne einen nennenswerten Widerstand einen prima Schwingkreis 
ab. Man braucht notwendigerweise ein dämpfendes Element. Entweder man 
nimmt einen Widerstand am Ausgang des Schaltverstärkers (was natürlich 
das Konzept ad absurdum führt), oder man realisiert eine 
Feedback-Schleife auf den Eingang.

Es geht mir in der Frage um diese Feedbackschleife. Ich will die 
Ausgangsspanung messen, das dU/dt bilden und es vom PWM-Eingangssignal 
abziehen, um das System zu stabilisieren. Die Frequenz des Filters will 
ich im Bereich von 1..5kHz legen, so als Größenordnung.

Eine direkte Rückführung auf den "Hauptprozessor" möchte ich nicht, da 
der Verstärker ein eigenständiges Teil sein sollte.

Ich hoffe die Erläuterungen helfen weiter - ich freue mich über 
Antworten!

Stefan

von Stefan F. (Gast)


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> Eine einfache Schaltung aufzubauen geht allemal schneller,
> als die Entwicklungsmaschinerie für den µC in Gang zu setzen.

Analog=hoher Entwicklungsaufwand, viele Bauteile
Digital=weniger Entwicklungsaufwand, weniger Bauteile

Was ist Dir die "einfache" Schaltung?

von Uwe B. (uwe_beis)


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Stefan U. schrieb:
> Analog=hoher Entwicklungsaufwand, viele Bauteile
> Digital=weniger Entwicklungsaufwand, weniger Bauteile
Das unterschreibe ich nicht. Dass das nicht generell gilt, steht wohl 
außer Zweifel. Aber auch in diesem Fall hängt es von mindestens zwei 
sehr wichtigen Einflussgrößen ab:

1. Beherrscht der Entwickler die Analogtechnik respektive die µC-Technik 
überhaupt?
2. Gibt es eine einfache Schaltung, die den Ansprüchen genügt?

Zu 1.:
a.) Diese Frage wurde im Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 
gestellt. Ich meine, das sollte als Hinweis ernst nehmen.
b.) Stefan schreibt: "Ich bin nur irgendwie bei der Analogelektronik 
hängengeblieben" Das respektiere ich. Andere Forumsteilnehmer scheinen 
es selbstverständlich zu finden das jeder hier im Forum als einzige 
Spielzeuge Arduinos u. ä. im Kindergarten hatten und C deren 
Muttersprache ist. (Erste Worte: if (!HappiHappi) WarningMessage("Cry");

Zu 2.:
Sinngemäß könnte auch gelten: Hat man schon fertige Softwaremodule, die 
die Software-Lösung erleichtern, z. B. hier einen 
PWM-zu-Integer-Dekoder?

Stefan U. schrieb:
> Was ist Dir die "einfache" Schaltung?
Die Frage habe allerdings auch schon gestellt.

von David P. (chavotronic)


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Uwe B. schrieb:
> Dass das nicht generell gilt, steht wohl
> außer Zweifel.

Ich glaube es liegt einfach an der Erfahrung der meisten hier. Behaupte 
ich jetzt einfach mal. Ich selber war schon mehr als einmal in der 
Situation wo ich gedacht habe: Mach's Analog, das geht schneller, und 
sich aber später in den Hintern gebissen hat: Hätte ich das mal mit 
einem uC gemacht.

von Jobst M. (jobstens-de)


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1
                                             Zeit
2
                                               |
3
                                               V
4
                               _____      __________
5
                              |     |    |          |
6
Addieren/Subtrah.  o----------|     |    |          |
7
                              | XOR |----| Monoflop |---,    _____
8
ursprüngliche PWM  o-----+----|     |    |          |   |   |     |
9
                         |    |_____|    |__________|   '---|     |
10
                         |                                  | XOR |---o OUT
11
                         '----------------------------------|     |
12
                                                            |_____|


Gruß

Jobst

von Stefan H. (cheeco)


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Hallo Jobst,

das sieht ja sehr elegant aus! Ich werde mal schauen, ob es Bauteile 
gibt, mit denen sich diese Lösung mit wenig Aufwand umsetzen lässt.

Stefan

von Uwe B. (uwe_beis)


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Stefan H. schrieb:
> das sieht ja sehr elegant aus!

Ja, in der Tat, so sieht es aus. Aber was glaubst du, was passiert, wenn 
du (d)eine Analogspannung in ein XOR-Gatter schickst?

Ich musste eine ganze Weile hinschauen, um zu erkennen, was da alles 
noch fehlt, bis es Sinn ergibt.

: Bearbeitet durch User
von Jobst M. (jobstens-de)


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Uwe B. schrieb:
> Aber was glaubst du, was passiert, wenn
> du (d)eine Analogspannung in ein XOR-Gatter schickst?

Ne, in das XOR geht nur die PWM. Seine "analoge Spannung" ist die Zeit 
im Monoflop.
Die einzige Problematik, die ich erwarten würde, sind Glitches am 
Ausgang, die man allerdings mit einem Tiefpass und einem Schmidttrigger 
in den Griff bekommt.


Gruß

Jobst

von Uwe B. (uwe_beis)


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Jobst M. schrieb:
> Uwe B. schrieb:
>> Aber was glaubst du, was passiert, wenn
>> du (d)eine Analogspannung in ein XOR-Gatter schickst?
>
> Ne, in das XOR geht nur die PWM. Seine "analoge Spannung" ist die Zeit
> im Monoflop.
> Die einzige Problematik, die ich erwarten würde, sind Glitches am
> Ausgang, die man allerdings mit einem Tiefpass und einem Schmidttrigger
> in den Griff bekommt.
Das habe ich dann ja auch kapiert. Deshalb:
Uwe B. schrieb:
> Ich musste eine ganze Weile hinschauen, um zu erkennen, was da alles
> noch fehlt, bis es Sinn ergibt.
Also fehlt in dieser "eleganten" Schaltung noch:
1. Analogsignal in positiv und negativ aufteilen (Komparator)
2. Differenz zur 0-Spannung bilden (Entfällt, wenn 0-Spannung = 0 V)
3. Betrag davon bilden
4. Mit dem Betrag das Steuersignal für das Monoflop erzeugen
5. Begrenzungen vorsehen, ggf. auch die erwähnten Spikes unterdrücken
Wenn tatsächlich ein Monoflop verwendet würde, müsste ein Steuerstrom 
umgekehrt proportional zum Betrag der Differenz zur Nullspannung erzeugt 
werden. Das ist richtig anspruchsvoll (Kehrwert bilden). Also kein 
Monoflop, sondern einen synchronen Sägezahn erzeugen und einen 
Komparator dahinter.

Spätestens jetzt sieht das Ganze nicht mehr so elegant aus. Aber je nach 
Möglichkeit des "Ausführenden" vielleicht immer noch einfacher, als eine 
Entwicklungsumgebung anwerfen und "das bisschen Firmware" dafür zu 
schreiben - insbesondere, wenn das Neuland ist...

Zum Nachweis des Grundprinzips würde ich es wahrscheinlich analog 
machen. Wenn die Schaltung in der Praxis nur ein Mal gebraucht würde und 
sicher funktionieren muss, also wenn die Begrenzungen dazu kämen, käme 
ich ins Zweifeln. Aber spätestens für eine professionelle Serie würde 
ich auf jeden Fall einen µC einsetzen.

von Mani W. (e-doc)


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Stefan H. schrieb:
> PWM mit 60% Tastverhältnis. Analogspannung 1V -> 70% Tastverhältnis.
> Analogspannung -1V -> 50% Tastverhältnis. (Die Werte sind erfunden, es
> geht nur um das Prinzip.)

Wenn es Dir ums Prinzip geht, dann nimm ein Steckbrett und teste es
selbst aus...

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