Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Halbbrückentreiber IR2183 - HIGH und LOW out gleichzeitig geschaltet


von Michael H. (windyboy)


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Hallo zusammen.

Ich baue gerade einen Tiefsetzsteller mit dem Halbbrückentreiber IR2183 
auf.
Externe PWM-Signale werden auf einen Halbbrückentreiber geführt, der 
über Optokoppler High und Low-Side MOSFETS ansteuert.
Der Schaltplan vom Halbbrückentreiber ist im Anhang.
Der Hardwareaufbau ist jetzt fertig und ich habe mir vorm Einschalten 
die Signale per Oszilloskop angeschaut.
Dabei ist mir folgendes aufgefallen:
In der ersten Oszilloskopaufnahme ist in blau die PWM am Eingang des 
Halbbrückentreibers (Punkt X9 im Schaltplan) dargestellt, diese sieht so 
aus wie gewünscht. In derselben Aufnahme ist in gelb der Ausgang für den 
unteren MOSFET am Punkt X11 dargestellt. Fällt das PWM-Signal auf LOW, 
geht das Signal des unteren MOSFET auf high und steuert diesen an.
In der zweiten Oszilloskopfaufnahme sind dann die Ausgangssignale für 
den oberen (blau, Punkt X5 im Plan) und unteren (gelb, X11 im Plan) 
MOSFET gleichzeitig dargestellt.
Der obere MOSFET wird permanent angesteuert, auch wenn die PWM auf null 
abfällt. Der Ausgang für den unteren MOSFET arbeitet wie gewünscht, nur 
der obere ist permanent high, auch wenn die PWM beispielsweise komplett 
auf 0 gefahren wird.


Woran kann das liegen? Hat jemand eine Idee oder findet einen Fehler im 
Plan?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Michael H. schrieb:
> baue gerade einen Tiefsetzsteller mit dem Halbbrückentreiber IR2183 auf.
Warum sind da Optokoppler drin, wenn du eh' keine galvanische Trennung 
hast?

Der IR2183 ist nicht dafür designt, ohne(!) zusätzliche Versorgung 
dauerhaft den High-Side Transistor einzuschalten. Und zudem kann(!) er 
nur für kurze Zeit den für die LEDs nötigen Strom aus dem C20 und C21 
treiben.

Ein Tipp: denke dir einfach mal die Innenbeschaltung des IR2183 dazu, 
dann siehst du, dass dein Ansatz nicht funktionieren wird.

von Michael H. (windyboy)


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Hallo Lothar.

Danke für deine Antwort.
Da der IR2183 nur einen begrenzten Strom treiben kann, habe ich 
Optokoppler nachgeschaltet, die einen höheren Spitzenstrom liefern 
können, um die FETs schneller einschalten zu können, ohne, dass der 
Halbbrückentreiber stark belastet wird.

Insgesamt stehen für das Schalten des MOSFET und die Ströme für die 
Optokoppler 35uF zur Verfügung, ist das zu wenig?

Es ist ja gerade das Problem, dass der High Side Transistor permanent 
eingeschaltet ist und nicht abgeschaltet wird.

Die Innenbeschaltung hilft mir so nicht weiter. Kannst du bitte 
erläutern, warum der Ansatz so nicht funktionieren wird? Ich finde den 
Fehler gerade nicht.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Michael H. schrieb:
> Es ist ja gerade das Problem, dass der High Side Transistor permanent
> eingeschaltet ist
Zeig mal den Rest der Schaltung. Wie sind die Mosfets angeschlossen? Und 
welche sind das?

> Da der IR2183 nur einen begrenzten Strom treiben kann, habe ich
> Optokoppler nachgeschaltet, die einen höheren Spitzenstrom liefern
> können, um die FETs schneller einschalten zu können
Schnell einschalten? Eingeschaltet werden die Mosfets nach dem 
Schaltplan mit dem 20kOhm Widerstand im Optokoppler. Das ist mal so 
richtig gemächlich langsam. Und auch nach GND kann der Optokoppler nur 
recht wenig schalten, 50mA ist nahezu das Höchste der Gefühle...

Dagegen macht der IRL mit seiner "Output source/sink current capability 
1.4A/1.8A" so richtig Musik.

: Bearbeitet durch Moderator
von Sascha (Gast)


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Der Gate-Treiber muss die Leichtdiode mit Konstantstrom versorgen, 
entwickelt werden die Dinger allerdings für die kapazitive Last eines 
FET-Gates.

Lass die Optokoppler weg und hau die FETs direkt dran. Wenn du denkst 
dass deine Schaltzeiten zu langsam sind (laut DB hat das Ding aber um 
die 2A Kurzschlussstrom!) dann kannst du z.B. "quasi-resonant Gate 
drive" aufbauen.

Die Bootstrap-Kondensatoren sind übrigens viel zu groß. Wenn man die PWM 
On-Time, den Leckstrom des FET-Gates und die Gate-Kapazität kennt, kann 
man die berechnen. Das sind meistens 1µF oder weniger.

Das heisst, C21 ist der EINZIGE Kondensator den du brauchst. Und halt 
die von Vcc nach Masse.

Deine Idee mit den Optokopplern ist übrigens auch Kappes. Die laden das 
Gate ja nur über Pull-Ups. Damit versaust du dir die Einschaltzeiten 
komplett.

Also nochmal zur Zusammenfassung:
- Bootstrap Kondensatoren berechnen, typ. 1µF oder weniger
- Treiber IC direkt wie im Datenblatt beschrieben anschließen
- Falls Schaltzeiten dann zu scheisse: quasi resonant gate drive

von Michael H. (windyboy)


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Danke für die Antworten.
ch habe wie empfohlen die beiden Optokoppler rausgenommen.

Diese sind übrigens nicht vom Typ HCLP4506, wie das Symbol es verrät, 
sondern TLP250 von Toshiba (Habe es im Schaltplan drüber geschrieben). 
Diese haben keinen internen Widerstand und schalten direkt die 
Bootstrap-Spannung zu bzw. direkt auf GND.
Die Bootstrap-Kondensatoren hatte ich mit 2,7uF berechnet, aber denn 
einfach viel mehr Kapazität genommen (ich dachte mehr kann ja nicht 
schaden).

Es bleibt derselbe Effekt. Der High-Side Mosfet wird immer 
eingeschaltet, nur der low side bekommt die PWM zu sehen.

Wenn ich den IR2183 komplett aus der Schaltung entferne, diesen alleine 
auf einem Steckboard mit Spannung versorge und eine PWM am Eingang 
vorgebe, ist der high side IMMER eingeschaltet. Der low side taktet. 
Selbst wenn ich die PWM am Eingang dauerhaft auf 0 lege, ist der high 
side MOSFET dauerhaft eingeschaltet.
Ich nehme an, der IR2183 ist defekt. Ich werde mal ein paar neue 
besorgen müssen.

von Sascha (Gast)


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Du schaltest mit einem BJT eine kapazitive Last von 12V einfach nach GND 
und ziehst dem IR2183 damit die floating-Versorgungsspannung weg? Ganz 
großes Tennis.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Michael H. schrieb:
> der high side MOSFET
Welcher denn? Der hat doch sicher eine Bestellbezeichung?

von Michael H. (windyboy)


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Sascha schrieb:
> Du schaltest mit einem BJT eine kapazitive Last von 12V einfach nach GND
> und ziehst dem IR2183 damit die floating-Versorgungsspannung weg? Ganz
> großes Tennis.

Mit der Bestromung oder Nichtbestromung des Optokopplers schaltet dieser 
seinen Ausgang entweder gegen Versorgungsspannung (oder 
Bootstrap-Spannung) oder gegen GND. Die kapaizitive Last, also das Gate 
des Mosfet, hat natürlich einen Gatevorwiderstand. Somit wird die 
kapazitive Last niemals ohne Impedanz gegen eine Spannung geschaltet!
Somit ziehe ich dem IR2183 auch niemals die Versorgungsspannung weg, 
diese ist immer stabil und ohne Schwankungen.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Nebenbei: Beide Punkte "hier" sind -High Side VS- ? Kaum, oder?

von Sascha (Gast)


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Michael H. schrieb:
> Sascha schrieb:
>> Du schaltest mit einem BJT eine kapazitive Last von 12V einfach nach GND
>> und ziehst dem IR2183 damit die floating-Versorgungsspannung weg? Ganz
>> großes Tennis.
>
> Mit der Bestromung oder Nichtbestromung des Optokopplers schaltet dieser
> seinen Ausgang entweder gegen Versorgungsspannung (oder
> Bootstrap-Spannung) oder gegen GND. Die kapaizitive Last, also das Gate
> des Mosfet, hat natürlich einen Gatevorwiderstand. Somit wird die
> kapazitive Last niemals ohne Impedanz gegen eine Spannung geschaltet!
> Somit ziehe ich dem IR2183 auch niemals die Versorgungsspannung weg,
> diese ist immer stabil und ohne Schwankungen.

Davon solltest du mal einen Schaltplan machen.

Das hörte sich hier:

"
Diese sind übrigens nicht vom Typ HCLP4506, wie das Symbol es verrät,
sondern TLP250 von Toshiba (Habe es im Schaltplan drüber geschrieben).
Diese haben keinen internen Widerstand und schalten direkt die
Bootstrap-Spannung zu bzw. direkt auf GND.
"

nämlich noch ganz anders an.

Hättest natürlich auch einfach sagen können dass die TLP eine 
Gegentaktendstufe eingebaut haben.

Mit den TLP kannst du übrigens auch den IR2183 komplett ersetzen und mit 
denen eine eigene Bootstrap-schaltung aufbauen.
Aber nur wenn du die galvanische Trennung brauchst, wenn nicht, dann TLP 
weg und IR richtig beschalten.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Alfred B. schrieb:
> Kaum, oder?

Uppps...man kann sie ja zusammenklemmen. Harrgott, was ein komplizierter 
Gate-Treiber! Schlimm.

von Sascha (Gast)


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Naja wenn man 30 Bootstrap Kondensatoren einbauen will, wird der Platz 
im Schaltplan irgendwann eng. Dann muss man oben rechts son Gedödel 
dranbauen ;)

von Alfred B. (alfred_b979)


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Michael, bitte sag doch mal, welche FETs Du hier wofür genau schalten 
willst - bitte. Oder statt wofür genau - zumindest ungefähr. Und ob 
(mehr als Level-Shift) galvanische Trennung nötig ist (und ohne wofür 
genau evtl. noch warum).

Sascha schrieb:
> quasi resonant gate drive

Kenne ich persönlich nur ohne "quasi". Wird meist gemacht in Richtung 
MHz, weil sonst die Spule(n) recht groß würden. (Wen das nicht stört, 
kann trotzdem von den niedrigeren Leitverlusten des Drivers 
profitieren.) Übrigens braucht man für den spar-/wirksamsten "Resonant 
Gate Driver" noch etwas Hühnerfutter, weil die Signale (s. Anhang) erst 
erzeugt werden müssen.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Sascha schrieb:
> Naja wenn man 30 Bootstrap Kondensatoren einbauen will, wird der Platz
> im Schaltplan irgendwann eng. Dann muss man oben rechts son Gedödel
> dranbauen ;)

Erstens das, und zweitens hab ich persönlich noch nie einen HVIC 
gesehen, der Gate-Drive-Koppler treibt. Ich zumindest... ;-)

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