Forum: Offtopic Differenz zwischen aufeinander folgenden Primzahlen


von Peter Z. (Gast)


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Ein Mathematiker sagte mir einmal, das die Differenz zwischen zwei 
aufeinander folgenden Primzahlen beliebig gross sein könne. Jedoch den 
Beweis blieb er mir schuldig, ich mag es auch nicht recht glauben. Ich 
habe durch manuelles suchen in einer Tabelle der Primzahlen bis 100000 
zufaellig zwei aufeinander folgende gefunden bei denen die Differenz 
z.B. 22 ist. Wie würde man z.B. zwei suchen mit einer Distanz von 1000? 
Das angehängte Bild zeigt wie mir ein Licht aufgeht...  ;-)

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Z.b. indem man einen Primzahlgenerator programmiert, die Liste speichert 
und dann die entsprechenden Zahlen raussucht?

Schwierig nicht?

von Rainer U. (r-u)


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Peter Z. schrieb:
> Wie würde man z.B. zwei suchen mit einer Distanz von 1000?

Wenn Du im Papier suchen willst: die letzten 3 Stellen sind gleich und 
die 4. verschieden. Beachte Spaltenumbrüche.

von Gustl B. (-gb-)


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Also die Primzahlen werden immer seltener je größer die Zahl. Also in 
der Menge der natürlichen Zahlen von 1 bis 1000 sind sagen wir n 
Primzahlen, in der Menge der natürlich Zahlen von 1001 bis 2000 sind m 
Primzahlen wobei m<n.

Da es unendlich viele Primzahlen gibt, wird die "Primzahlendichte" 
(könnte man verstehen als Anzahl der Primzahlen je zusammenhängenden 
1000 natürlichen Zahlen) auch unendlich klein, nicht Null aber eben 
fast. Damit wird der Abstand zwischen zwei benachbarten Primzahlen immer 
größer und irgendwann auch sehr groß. Auch größer als 1000 oder 1000000.

Ich habe aber noch eine andere Frage:
Wenn man verschlüsselt, werden ja zwei große Primzahlen verwendet. Da 
gibt es aber gar nicht so viele (ich weiß nicht wie viele). Kann es 
sein, dass viele Schlüssel gleich sind weil die selben Primzahlen 
verwendet werden? Oder sind große Primzahlen doch noch so häufig, dass 
wir alle unterschiedliche Schlüssel haben?

von Stephan W. (swal)


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Das kann ich dir sofort wiederlegen: Der Abstand kann vielleicht groß 
sein, aber definitiv nicht beliebig, denn abgesehen von ein paar wenigen 
Ausnahmen bei den ganz kleinen Primzahlen, muss der Abstand immer 
geradzahlig sein. Das liegt daran, dass alle Primzahlen (außer 2) 
ungerade sind (sonst wären sie durch 2 teilbar) und die Summe aus zwei 
ungeraden Zahlen ergibt immer eine gerade.

von Fritz G. (fritzg)


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Gut, dass du fragst. Ich habe vor kurzem zum Üben einen 
Primzahlengenerator programmiert, auch bei 100 Millionen ist der Abstand 
oft recht klein:

von Mikro 7. (mikro77)


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Gut dass es Tante Wiki gibt: https://en.wikipedia.org/wiki/Prime_gap

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Stephan W. schrieb:
> Das kann ich dir sofort wiederlegen: Der Abstand kann vielleicht groß
> sein, aber definitiv nicht beliebig,

Doch der Abstand kann beliebig groß werden:

Betrachte die auf n! folgenden Zahlen ab n! + 2

n! + 2 ist ebenso wie n! durch 2 teilbar, also keine Primzahl
n! + 3 ist ebenso wie n! durch 3 teilbar, also keine Primzahl
n! + 4 ist ebenso wie n! durch 4 teilbar, also keine Primzahl
...
n! + n ist ebenso wie n! durch n teilbar, also keine Primzahl

Weil zudem n!+k (k=2..n) durch k teilbar ist, aber mit n! eine kleinere 
natürliche Zahl ebenso durch k teilbar ist, ist n!+k selbst keine 
Primzahl.

Weil n beliebig groß gewählt werden kann gilt dies auch für k, das 
lückenlos alle Zahlen von 2 bis n durchläuft.

: Bearbeitet durch User
von Stephan W. (swal)


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Johann L. schrieb:
> Doch der Abstand kann beliebig groß werden:

Ich meine, dass hier ein Missverständnis vorliegt. "Beliebig groß" 
bedeutet für mich, ich kann eine beliebige Zahl wählen und werde dafür 
zwei aufeinanderfolgende Primzahlen finden, die genau diesen Abstand 
haben. Das habe ich aber oben wiederlegt. Es gibt keine zwei Primzahlen 
im Abstand 1001 weil alle Primzahlen größer 2 ungerade sind und die 
Summe zweier ungeraden Zahlen eine gerade ergibt.

Was du meinst sind Primzahlen mit einem Abstand, der größer ist als eine 
beliebige Zahl.

von Gustl B. (-gb-)


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@Stephan W.:

Mit beliebig groß meinte ich, dass wenn du mir eine beliebige Zahl 
nennst, ich dir zwei Primzahlen mit einem größeren Abstand als diese 
Zahl nennen kann.

(kann ich selbst natürlich nicht, aber ist theoretisch möglich)

von Stephan W. (swal)


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Das glaube ich natürlich sofort. Johann hat auch schon den Beweis dafür 
erbracht. Jetzt muss Peter nur noch mal klarstellen, welche Variante er 
genau meinte ;)

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Gustl B. schrieb:
> Mit beliebig groß meinte ich, dass wenn du mir eine beliebige Zahl
> nennst, ich dir zwei Primzahlen mit einem größeren Abstand als diese
> Zahl nennen kann.

DAS wiederum ist nicht so einfach.  Der von mir skizzierte Beweis (und 
ähnliche) zeigen lediglich, dass es keine obere Grenze für Intervalle 
natürlicher Zahlen gibt, die keine Primzahlen enthalten.

Um zu zeigen, dass die Lücke zwischen Primzahlen beliebig groß werden 
kann, genügt dies aber nicht!  Erst wenn man hinzunimmt, dass es 
unendlich viele Primzahlen gibt — was bereits in der Antike bewiesen 
wurde — folgt, dass Primzahllücken nicht nach oben beschränkt sind.

Allerdomgs folgt aus dem Beweis kein Rezept, wie denn zwei solche 
Primzahlen genau auszusehen haben oder wie sie zu konstruieren wären. 
Um die Primzahlen zu "nennen", wie du es nennst, gibt es nur einen Weg: 
Suchen

Gesucht wird z.B. von n!+1 abwärts und von n!+n+1 aufwärts (für eine 
Lücke von mindestens n-1), indem für Zahlen, die einen 
Pseudoprimzahl-Test bestehen, bewiesen wird, dass sie tatsächlich 
Primzahl sind (z.B. per Goldwasser-Kilian-Atkin oder Pocklington).

https://en.wikipedia.org/wiki/Elliptic_curve_primality

von Gustl B. (-gb-)


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Also ich hatte oben geschrieben:

"Da es unendlich viele Primzahlen gibt, ..."

Das hatte ich also vorausgesetzt.

von Ansgar K. (malefiz)


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Ey gibt doch wahrscheinlich auch unendlich viele Primzahlpaare dann kann 
der Abstand ja nicht unendlich groß werden irgendwann ist er doch wieder 
2

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Ansgar K. schrieb:
> Ey gibt doch wahrscheinlich auch unendlich viele Primzahlpaare dann kann
> der Abstand ja nicht unendlich groß werden irgendwann ist er doch wieder
> 2

Wenn ich es richtig verstanden habe, wächst der maximale Abstand 
zwischen zwei Primzahlen. Das sagt aber nichts über den minimalen 
Abstand aus.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Stephan W. schrieb:
> Ich meine, dass hier ein Missverständnis vorliegt. "Beliebig groß"
> bedeutet für mich, ich kann eine beliebige Zahl wählen und werde dafür
> zwei aufeinanderfolgende Primzahlen finden, die genau diesen Abstand
> haben.

Dann liegt der Fehler bei dir. Im mathematischen Kontext bedeutet 
beliebig groß nämlich etwas anderes. Korrekt formuliert würde es 
heißen "es existiert keine untere Schranke für die Differenz zweier 
aufeinander folgender Primzahlen".

Das was du in die Formulierung "beliebig groß" hinein interpretierst, 
würde mathematisch ungefähr so formuliert werden: "für jede natürliche 
Zahl n existiert ein Paar aufeinander folgender Primzahlen, deren 
Differenz gleich n ist". Aus offensichtlichen Gründen wäre diese 
Behauptung falsch - denn es existiert nur ein einziges Primzahlpaar, 
dessen Differenz ungerade ist.

von Uhu U. (uhu)


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Axel S. schrieb:
> "es existiert keine untere Schranke für die Differenz zweier
> aufeinander folgender Primzahlen".

Du meinst wohl "obere Schranke". Die unter Schranke ist 1.

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Uhu U. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> "es existiert keine untere Schranke für die Differenz zweier
>> aufeinander folgender Primzahlen".
>
> Du meinst wohl "obere Schranke". Die unter Schranke ist 1.

Ja, er meint natürlich "obere Schranke", also:  Für jede vorgegebene 
(natürliche) Zahl n existieren zwei aufeinander folgende Primzahlen, 
deren Differenz mindestens n ist.

Übrigens gibt es nicht die untere Schranke. 0 und -1 und -1.7 sind 
auch untere Schranken für Primnachbar-Abstände.  Allerdings gibt es eine 
größte untere Schranke — genannt "Infimum" — und dieses ist dann 
tatsächlich eindeutig (und ist im vorliegenden Falle 1).

https://de.wikipedia.org/wiki/Infimum_und_Supremum

Die Definition von "Infimum" und "Supremum" ist etwas technisch; 
anschaulich übernehmen Supremum und Infimum bei unendlichen, geordneten 
Mengen die Rolle, welche Maximum und Minimum bei endlichen, geordneten 
Mengen haben.  So hat die Menge aller 1/n für n in N kein Minimum 
sondern lediglich ein Infimum: 0.

von Uhu U. (uhu)


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Johann L. schrieb:
> Übrigens gibt es nicht die untere Schranke. 0 und -1 und -1.7 sind
> auch untere Schranken für Primnachbar-Abstände.

Teilbarkeit macht für natürliche Zahlen Sinn, höchstens für ganze 
Zahlen, aber diese Erweiterung bringt keine neue Erkenntnis, die Sache 
ist symmetrisch und die -1.7 ist da nicht dabei.

Nenn es größte untere Schranke, dann paßt es.

Der Begriff des Infimums auf N angewandt ist identisch mit der größten 
unteren Schranke - die Verkomplizierung/Verallgemeinerung des Begriffes 
bringt hier nichts.

: Bearbeitet durch User
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