Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Ethernet über Zweidraht?


von Markus W. (Firma: guloshop.de) (m-w)


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Moin!

Ich würde gern eine Ethernetverbindung über eine Zweidrahtleitung 
schalten. Rahmenbedingungen:

- ca. 5 km Entfernung
- DÜ-Rate 28,8 kbps (getestet)

Könnt ihr mir geeignete Modems (bzw. Protokollumsetzer) empfehlen?

von Sebastian (Gast)


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Generell könnten SDSL-Modems so etwas. 5 km ist jedoch etwas sportlich. 
Es ist wichtig zu wissen, daß nicht alles, was unter dem Begriff 
"SDSL-Modem" gehandelt wird, eine Verbindung zwischen zwei gleichen 
Stationen herstellen kann. Modems, wie von Internetprovidern vertrieben 
werden, sind meist ungeeignet.

von Stefan F. (Gast)


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Kann das nicht jedes ganz normale analoge Modem?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Zugegeben, 5km hat, soweit ich weiss, von uns noch keiner probiert, aber 
100m über 3mm Alarmanlagenkabel geht mit 85Mbit/s mit meinen alten 
PowerLAN Devolos ohne Probleme.
in diesem Thread trennen wir die PowerLAN Daten vom Stromnetz ab und 
schicken sie über 2-Drahtleitungen:
Beitrag "Ethernet über 2adrige Telefonleitung. Idee: Billige Powerline Adapter für z.B. 24V umbauen. Mögli"

von Dominik N. (Firma: (https://domes-finest.de)) (dominik280)


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SHDS-Modems packen sowas!

Habe so eine Strecke in der Firma auf 8km mit stabilen 10MBit/s im 
Einsatz!

Das ganze ist dann Netzwerktransparent und im normalen LAN nicht zu 
sehen. Normale TCP/IP Kommunikation also ohne Problem.

von Exedra (Gast)


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sowas vielleicht?
http://www.digicomm.de/fileadmin/kunden/digicomm/daten/digicomm/produkte/dokumente/datenblaetter/SHDTU-05is_DSL_Modem_Datenblatt_14-1.pdf

ist vielleicht nicht die billigste Variante, aber würde ich bei der 
Strecke einem Teil von Conrad / reichelt etc. vorziehen...

von Dr. Bunsenbrenner (Gast)


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von Markus W. (Firma: guloshop.de) (m-w)


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Hallo & danke für die schnellen Antworten!

Stefan U. schrieb:
> Kann das nicht jedes ganz normale analoge Modem?

Ja, schon, aber "normale" Modems werden per serieller Schnittstelle 
angesteuert und nicht über Ethernet. Mir geht es darum, eine 
Ethernet-Leitung zu "verlängern".

DSL-Sachen scheiden vermutlich auch aus, denn die serielle DÜ-Rate soll 
28,8 kbps betragen. Das macht die Zweidrahtverbindung (Kupferleitung) 
noch mit, eine höhere Geschwindigkeit führt aber zu Problemen, unter 
anderem durch Übersprechen.

von Dr. Sommer (Gast)


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Markus W. schrieb:
> Ja, schon, aber "normale" Modems werden per serieller Schnittstelle
> angesteuert und nicht über Ethernet.
Das ist doch das geringste Problem. Du klemmst einen Raspberry-PI oder 
PC an jedes Ende als Router zwischen Modem und Ethernet.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Ich nehme an die 5km Strippe liegt schon?
Kannst Du uns was über die Strippe sagen?
Wellenwiderstand etc.?

Ansonsten: RS485 ist zwar offiziell nur bis 1200m definiert, aber 
Ausprobieren sollte ja kein großer Aufwand sein 
(USB/RS232-RS485-Wandler, zwei Laptops).
Wenn's klappt, holst Du Dir zwei Ethernet-RS485-Wandler.

von Gay Dude (Gast)


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Darf man fragen, wo ihr solche Kabel liegen habt statt Funkverbindung? 
Bergwerk?

von Jim M. (turboj)


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Marcus H. schrieb:
> Ansonsten: RS485 ist zwar offiziell nur bis 1200m definiert, aber
> Ausprobieren sollte ja kein großer Aufwand sein

Da könnte dir aber die Common-Mode Voltage einen Strich durch die 
Rechnung machen. Bei 5km Leitung dürften die induzierten Spannungen 
deutlich außerhalb der Möglichkeiten üblicher RS485 Tranceiver liegen.

Analoge Modems sollten vie höhere Spannungen vertragen, aber Achtung: 
Die USB-Only (Win-)Modems bekommt man heutzutage kaum noch zum Laufen. 
Verwerde lieber Modems mit echter serieller Schnittstelle.

von Markus W. (Firma: guloshop.de) (m-w)


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Marcus H. schrieb:
> Ich nehme an die 5km Strippe liegt schon?

Ja. Mir wär auch lieber, es wär Glasfaser oder zumindest ein Coaxkabel. 
:-)

> Kannst Du uns was über die Strippe sagen?

Kupfer-Doppelader in einem ganzen Bündel von Adern (viele zig).

> Wellenwiderstand etc.?

Ist mir leider nicht bekannt.

> Ansonsten: RS485 ist zwar offiziell nur bis 1200m definiert, aber
> Ausprobieren sollte ja kein großer Aufwand sein
> (USB/RS232-RS485-Wandler, zwei Laptops).
> Wenn's klappt, holst Du Dir zwei Ethernet-RS485-Wandler.

Ich glaub, die Chancen stehen nicht schlecht, so werd ichs machen, 
danke.

Hast du einen Tip oder gar Erfahrung mit bestimmten 
Ethernet-RS485-Wandlern?
Bei Reichelt hab ich einen einzigen gefunden ("EXSYS EX-6010"). Muss mal 
fahnden, ob mit der Zahl "50" bei "50 bis 115.2 Kbaud" 50 bps oder 50 
kbps gemeint sind. Das große K ist sicher falsch, genauso wie die 
Bezeichnung "Baud". Produktbeschreibungen sind manchmal zum Gruseln.

von Jacko (Gast)


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Mit SHDSL über eine Telefon-DA (0,8 mm²) sind 3 km und etliche
100 kbps kein Problem. Bei 5 km / 0,6 mm² gibt es bestimmt noch
100kbps.

Ist doch beim DSL vom bevorzugten Netzanbieter ähnlich.

Preislich kommst du vielleicht auf grob geschätzt < 500 EU
für 2 SHDSL-Router.

Da kosten 5 km Koax mit eher weniger bps deutlich mehr.
Oder nimm Flexwell(R)-Koax, da bist du nach wenigen Metern über
500 EU. ;-)

von Jacko (Gast)


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Achso:

> Kupfer-Doppelader in einem ganzen Bündel von Adern (viele zig).

Wenn da nicht gerade Murks verlegt wurde - und 2 Adern nicht
einfach "Doppelader" genannt werden, sondern ein verdrilltes Paar
sind, ist das etwa das, womit man sein DSL zuhause empfängt.

Wellenwiderstand (wie Janosch sagt:) Ungefähr genau 120 Ohm.

von Oliver S. (phetty)


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Die Allnet xDSL-Verbindungen sind da durchaus eine Alternative:
http://www.allnet.de/vdsl2modem-router.html

Gehört euch das gesamte Gelände?

Dann
- Einen Glasfaserstrang neu legen.
- Bäume fällen, WLAN Richtstrecke

Also, wer Funk kennt, nimmt Kabel.

von Andi (Gast)


Angehängte Dateien:

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Habe so ein ähnliches Problem auch gerade am Tisch:
Allerdings 'nur' über 1200m, zwischen Tal- und Bergstation einer 
Materialseilbahn.
Verlegt ist ein AWG20 'Sternvierer' mit 5 'Vierern'

Mein erster Ansatz war auch RS485.
Habe das getestet, indem ich oben 2 Paare kurzgeschlossen habe und damit 
im Tal an 2400m gemessen habe.
Als RS485-Konverter habe ich einen von Phoenix verwendet.
Übertragung funktionierte bei 250kbps einwandfrei, Signalqualität ist ok 
(siehe Foto).
Auch bei 400kbps hat die Übertragung noch klaglos funktioniert, 
angesichts der Signalqualität (s. Foto) kann ich den Phoenix-Konverter 
aber nur bewundern ;)

Allerdings: Im Hüttentelefon (im gleichen Kabel verlegt) war ein 
deutliches und unangenehmes Störgeräusch zu vernehmen. Und angesichts 
der Tatsache dass im gleichen Kabel auch die Steuerleitungen für die 
Seilbahn verlegt sind, habe ich von der Lösung wieder Abstand genommen.

In früheren Projekten haben wir des öfteren schon diese:
http://www.black-box.at/at-at/si/1521/13522/VDSL2-Mini-Modem/S1.O3/vdsl
eingesetzt.
Bei Adsl sind die Flankensteilheiten deutlich geringer als bei RS485, 
Störungen in den benachbarten Adern sollten also nicht auftreten.

Damit werde ich in den nächsten Wochen mal einen Test machen.

von TuxDerFuchs (Gast)


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Meiner Erfahrung nach unterscheidet sich die Signal Form und 
Flankensteilheit enorm zwischen verschiedenen, auch besonders älteren 
485 Treibern.
Einfach mal nen Adapter mit Dip8 Sockel suchen oder Bauen und 
durchprobieren bzw. Messen.
Auch die Terminierung spielt eine Rolle und kann variiert werden.

von Jim M. (turboj)


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TuxDerFuchs schrieb:
> Meiner Erfahrung nach unterscheidet sich die Signal Form und
> Flankensteilheit enorm zwischen verschiedenen, auch besonders älteren
> 485 Treibern.

Insbesondere gibt es extra "langsame" Treiberchips, die dann mit 
flacheren Flanken auch weniger Störsignale produzieren - reduziert dann 
natürlich auch die Datenrate.

Könnte man sich mit AC-Terminierung und Serienwiderständen notfalls auch 
selber bauen.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Jim M. schrieb:
> Marcus H. schrieb:
>> Ansonsten: RS485 ist zwar offiziell nur bis 1200m definiert, aber
> Da könnte dir aber die Common-Mode Voltage einen Strich durch die
> Rechnung machen. Bei 5km Leitung dürften die induzierten Spannungen
> deutlich außerhalb der Möglichkeiten üblicher RS485 Tranceiver liegen.
Danke für den Hinweis zur CM-Spannung. Ich habe Potentialtrennung im 
Konverter impliziert.


Die Anforderung sah so aus, dass man mal Basisbandübertragung probieren 
könnte.

Selbstverständlich sind Trafo-Pulsformer bzw. Modulationsverfahren die 
technisch elegantere Wahl. Da fehlt mir allerdings die Erfahrung.

Mit Zukaufteilen habe ich keine aktuelle Information, ich designe 
allerdings RS485 regelmäßig in Auftragsentwicklungen ein. Typischerweise 
mit EMV-optimierten Transceivern wie z.B. ADM3070E.

Wenn möglich, ist Zukauf die billigere Lösung, aber wenn ich die 
Aufgabenstellung hätte, würde ich beim aktuellen Informationsstand 
folgenden Aufbau testen:
- Lantronix XPort RS232-Ethernet Konverter (o.ä.)
- Potentialtrenner 1..4kV
- RS485 Transceiver

von Jan S. (jannemann)


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Oliver S. schrieb:
> Bäume fällen, WLAN Richtstrecke

dann sollte es hiermit gehen: 
https://www.reichelt.de/UBI-PBE-M5-400/3/index.html?&ACTION=3&LA=0&ARTICLE=170113&artnr=UBI+PBE-M5-400
mal kurz überschlagen mit 
http://www.georgetimmermans.com/long-range-wifi-link.html

Aber ohne jegliche Garantie!

von Rasputin (Gast)


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Hmmm... habt ihr euch schon Gedanken gemacht, wie ihr IP über die RS-458 
Verbindung tunnelt?

von Mitlesa (Gast)


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Rasputin schrieb:
> Hmmm... habt ihr euch schon Gedanken gemacht, wie ihr IP über die RS-458
> Verbindung tunnelt?

..... hmmmm ..... und die MAC Adresse ....

Markus W. schrieb:
> Ethernet über Zweidraht?

von Jürgen D. (poster)


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Rasputin schrieb:
> wie ihr IP über die RS-485
> Verbindung tunnelt

Sowas nennt sich PPP.
Im Grunde auch nichts anders als das was man früher mit den Analog 
Modems gemacht hat um ins Internet zu kommen.

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