Hallo zusammen, ich habe eine Frage, die ich leider aufgrund meiner begrenzten Erfahrung nicht selber beantworten kann. Daher Frage ich hier. Zur Situation: Bald beende ich mein ET-Studium (Master, Schwerpunkt Mikroelektronik, Schnitt ~1,1-1,3) und befinde mich gerade in der Bewerbungsphase. Die ersten Bewerbungen sind schon verschickt (Bereich F&E). Das Fraunhofer in Duisburg (Bereich Mikroelektronik) steht auch auf meiner Liste. Eine Promotion kommt dort für mich nicht in Frage (halbe Stelle -> 1,2k/m - i.A. bin ich jedoch für eine Promotion offen). Jedoch gibt es auch einige Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter am Fraunhofer (reine Projektarbeit -> TVöD 13 -> 45k/a). Das ist zwar auch nicht die Welt, aber für das Ruhrgebiet auch nicht unterirdisch schlecht. Als Einstieg stelle ich mir eine solche Stelle sehr interessant vor, da man dort sicherlich viele Erfahrungen sammeln wird. Da solche Stellen befristet sind (Projektlaufzeit) habe ich auch nicht vor, dort ewig zu bleiben. Zur Frage: Wie sieht jedoch die Industrie solche Bewerber, die vorher am Fraunhofer "nur gearbeitet" und nicht promoviert haben? 1) Werden die so wie Laboringenieure an Unis angesehen? Die haben meiner Erfahrung nach eher den Ruf, alle Aufgaben im Schneckentempo zu erledigen und arbeiten nur an der Uni, weil die Industrie zu stressig war (andere gibt es sicherlich auch, aber ihr wisst bestimmt was ich meine). 2) Oder werden die wie Mitarbeiter angesehen, die vorher quasi im F&E Bereich eines Konzerns gearbeitet haben (= volle Anerkennng und Wertschätzung der Berufserfahrung)? Vielen Dank im Voraus für ernstgemeinte Antworten.
> Wie sieht jedoch die Industrie solche Bewerber, die vorher am Fraunhofer
Auch wenn es gleich gelöscht wird:
Fraunhofer - die edelste aller Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.
Bürovorsteher schrieb: >> Wie sieht jedoch die Industrie solche Bewerber, die vorher am > Fraunhofer > > Auch wenn es gleich gelöscht wird: > Fraunhofer - die edelste aller Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Das muss nicht gelöscht werden. Ich habe ja nach Erfahrungen gefragt und du hast eine geliefert. Kannst du das etwas weiter ausformulieren?
Bei Fraunhofer bist Du üblicherweise in F&E vorn mit dabei, wenn Du Dich nicht ganz dusselig anstellst. Es gibt Abteilungen, die eher forschungslastig sind, andere leben mehr von der Auftragsarbeit für die Industrie. Das hat mit einer Promotion zunächst mal nichts zu tun, die meisten FhG-Mitarbeiter promovieren nicht. Die reine Laboringenieur-Tätigkeit wie an der Uni gibts bei der FhG eher selten, die nichtwissenschaftlichen Arbeiten machen meistens die Techniker und Hiwis, wobei die Grenze recht unscharf ist. Wenn Du auch später in der Industrie im Bereich F&E arbeiten willst, hast Du bei der FhG einen idealen Start. Wenn Du eher in die Chefetagen willst, dann geh lieber direkt in die Industrie und arbeite Dich hoch. Die Verträge gehen i.A. immer über zwei Jahre und werden bis auf max. 6 Jahre insgesamt verlängert, in manchen Fällen sind auch 8 Jahre möglich. Fraunhofer sieht sich selbst gerne als Durchlauferhitzer für Abolventen. Entfristungen sind eher rar, gibts aber auch. Wenn Du eine Promotion bei Fraunhofer anstrebst, solltest Du peinlich genau darauf achten, dass es thematisch mit Deinem Job zusammenpasst, und dass die Chemie zwischen dem Institut und dem Uni-Lehrstuhl stimmt, sonst wirst Du aufgerieben. Wobei eine Promotion natürlich grundsätzlich kein Spaziergang ist. Fraunhofer-Leute sind in der Industrie sehr beliebt, weil sie Berufserfahrung haben, aber dank der Uni-Nähe immer auf dem neuesten Stand der Forschung sind. Von überzogenen Gehaltsvorstellungen solltest Du Dich verabschieben, Fraunhofer zählt als öffentlicher Dienst und bezahlt entsprechend, wobei es durchaus ein paar "nicht-monetäre" Vorteile gibt, die Du in der Industrie selten finden wirst. Aber wenn Geld Dein Primärziel ist, hast Du eh das falsche studiert.
> Kannst du das etwas weiter ausformulieren?
Ich hatte in früherer Zeit Entwicklungsthemen in meiner Firma
durchgeführt und bin bei der Recherche dazu auch auf Veröffentlichungen
des Fraunhofer-Institus gestoßen. Bei näheren Anfragen dazu hat sich
dann regelmäßig herausgestellt, dass die Involvierten z.b. das Gerät x
mit dem Schaltkreis y des Herstellers z aufgebaut und irgendwie in
Funktion gebracht hatten.
Dabei blieben sie regelmäßig an der Applikationsschrift des Herstellers
z kleben und haben keine geistigen Mühen aufgebracht, das Gerät x einer
sinnvollen Verwendung zuzuführen.
Wir haben es gemacht und freuen uns.
Nachfragen, ob sie denn dieses oder jenes ausprobiert hätten - "ja wir
wollten, haben aber keine Lust mehr gehabt...". Sinngemäß.
Immer dort, wo es hätte interessant werden können, war Schluss.
Das Brett wurde also immer an der dünnsten Stelle gebohrt.
Und ja, ich hätte für verwertbare Ergebnisse gezahlt. Das Geld war da.
Warum hätte ich solche Enthusiasten einstellen sollen?
Hallo, grundsätzlich werden Masterabsolventen bei der FHG mit E13 eingestellt. Jedoch gibt es dort wohl auch die Möglichkeit eine Forschungszulage zu erhalten. Weiß zufällig jemand in welchem Bereich sich diese Zulage für Berufseinsteiger bewegt?
Ich bezweifle, dass Berufseinsteiger eine solche Zulage bekommen.
Absolvent schrieb: > Weiß zufällig jemand in welchem Bereich sich diese Zulage für > Berufseinsteiger bewegt? Im Bereich 0. Denn diese Zulagen gibts nur für langjährige Mitarbeiter, die sich unentbehrlich machen bzw. Leitungsaufgaben übernehmen, oder für Leute, die gebraucht werden und aus der Industrie abgeworben werden. Als Einsteiger von der Uni hat zumindest in unserem Institut noch keiner eine Zulage bekommen. Wofür auch?
Im ersten Jahr gibts üblicherweise noch keine Zulage, das ist richtig. Die Höhe richtet sich für alle nach der finanziellen Situation des Instituts, eine vertragliche Zusicherung einer Zulage gibts daher nicht, und in manchen Jahren gibts auch für langjährige MA keine Zulage. Alles in allem gilt der Grundsatz, dass die Zulagen halbwegs gerecht verteilt werden sollen, daher ist da eine gewisse Varianz drin.
Bald Absolvent schrieb: > Wie sieht jedoch die Industrie solche Bewerber, die vorher am Fraunhofer > "nur gearbeitet" und nicht promoviert haben? Hängt vom Job in der Industrie ab. Beispielsweise, eine Stelle als Vertriebsingenieur würdest du bei uns damit vermutlich nicht bekommen. In R&D, wenn nicht nach Asien outgesourced, schon eher.
Vielen Dank für die Antworten. @Absolvent Die Stufe E13 ist mir bekannt @Bürovorsteher Das hört sich erst einmal nicht so toll an. Um welchen Standort handelt es sich bei deiner Erzählung? Hoffentlich nicht Duisburg :D @Rohrdommel Deine Einschätzung klingt sehr vielversprechend. Ich hatte bisher gedacht, dass die Mehrzahl promoviert, also dass es wie an der Uni ist. Jetzt bin ich ein Stück schlauer. @Dr.-Ing. A. Fissur Die von mir ausgesuchte Stelle ist auf 3 Jahre befristet und befasst sich mit drahtloser Sensorik (O-Ton der Stellenanzeige: "Ihr Arbeitsbereich liegt dabei in den Bereichen analoge Schaltungstechnik, digitale Signalverarbeitung und Algorithmen für Messsysteme."). Ich denke, dass das schon brauchbar für viele Unternehmen (passende Branche vorausgesetzt) sein wird. Was denkst du? Hat sonst noch jemand Erfahrungen gemacht, wie Ex-Mitarbeiter (keine Dr.) von der FhG eingeschätzt werden?
Bald Absolvent schrieb: > Ich hatte bisher gedacht, dass die Mehrzahl promoviert, also dass es wie > an der Uni ist. Keineswegs. Promotionen sind eher die Ausnahme. Hängt aber auch von der Abteilung ab. > Hat sonst noch jemand Erfahrungen gemacht, wie Ex-Mitarbeiter (keine > Dr.) von der FhG eingeschätzt werden? Im Allgemeinen bekommst Du Kontakt zu zahlreichen Firmen während der Arbeit bei der FhG, auch dann, wenn Du in einer stark forschungslastigen Abteilung arbeitest, denn die Forschungsprojekte werden meistens in einem Konsortium durchgeführt, in dem auch Industriepartner dabei sind. Das ist viel Wert, Networking ist sehr wichtig. Viele Ex-FhGler wechseln nach dem Ausscheiden zu früheren Kunden bzw. werden sogar abgeworben, weil die in der ganzen Materie schon drinstecken und die Einarbeitung dann wegfällt.
Ich habe mehrere Jahre bei Fraunhofer gearbeitet (als Student bei einem, nach der Uni bei einem anderen Institut). Tatsächlich waren die Institute sehr verschieden. Das erste hatte ein bisschen den Geruch einer Amtsstube (viele Profs und WM's die ja schon 30 Jahre da waren), das zweite hatte was von einem modernen Unternehmen, teilweise Startup-Feeling. Dort haben sich aber schon die Abteilungen untereinander stark unterschieden. Vorteile: - Interessante Forschungsprojekte - Man kommt viel rum, sehr international - man lernt interessante Leute kennen (teilweise die Koryphäen auf den jeweiligen Gebieten) - Fraunhofer genießt einen hervorragenden Ruf in der Industrie Nachteile: - Kurze befristete Verträge (zwischen einem Monat bis zwei Jahre alles dabei gewesen) - Bezahlung mittelmäßig (kommt auf die Region an) - Sehr großer Laden, viele Seilschaften und Klüngelei - Sehr bürokratisch und dadurch teiweise ineffizient
Noch ein weiterer Nachteil: - Ohne Promotion ist dort keine Karriere und höchst wahrscheinlich auch keine Entfristung möglich Für nach dem Studium ein paar Jahre lang Berufserfahrung sammeln und sich dann in die Industrie weg bewerben oder sich selbstständig machen, dafür ist Fraunhofer aber gut geeignet.
@Minnamon Danke für deine Antwort. Warst du nach der Uni dort Doktorand oder WM? Minnamon schrieb: > Noch ein weiterer Nachteil: > - Ohne Promotion ist dort keine Karriere und höchst wahrscheinlich auch > keine Entfristung möglich Die Bedingungen dort sind leider etwas bescheiden habe ich den Eindruck. Aufgaben, Ausstattung und Themen sind sicherlich gut, jedoch ist eine halbe Stelle etwas unter meiner Würde. Und bei einer Laufzeit von 3 Jahren bei einer Promotionsstelle, in der man fertig sein soll, kann ich mir nicht vorstellen, dass man nur 8h pro Tag arbeitet und am WE frei hat. Man muss ja noch 50% der Zeit in einem Projekt arbeiten. Minnamon schrieb: > Für nach dem Studium ein paar Jahre lang Berufserfahrung sammeln und > sich dann in die Industrie weg bewerben oder sich selbstständig machen, > dafür ist Fraunhofer aber gut geeignet. So sieht ja meine bisherige Absicht aus, falls ich dort lande. Die ersten Jahre dort arbeiten und Erfahrung sammeln. Momentan bin ich ja noch am Beginn meiner Bewerbungsphase. Mal gucken was für Optionen sich aus den geplanten knapp 20 Bewerbungen ergeben. Jedenfalls weiß ich nun, dass eine Stelle als WM bei der FhG prinzipiell keine schlechte Wahl darstellt.
Minnamon schrieb: > Noch ein weiterer Nachteil: > - Ohne Promotion ist dort keine Karriere und höchst wahrscheinlich auch > keine Entfristung möglich Naja, jedenfalls selten mehr als Gruppenleiter. Ich hab nach 2.5 Jahren den Gruppenleiter umgehängt bekommen und damit auch die Entfristung. Bin Dipl Ing. FH. Und mit EG12 plus Zulage lässt es sich in Dresden ganz gut leben. Arbeit macht nach knapp 10 Jahren plus Hiwi damals immer noch viel Spaß und wir haben ein gutes Klima im Institut. Gibt aber auch ganz andere Institute, Grabenkämpfe zwischen den Abteilungen sind da keine Seltenheit.
Innen- und Außensicht scheinen stark zu differieren.
Bürovorsteher schrieb: > Innen- und Außensicht scheinen stark zu differieren. Meinst du das, weil du quasi als Auftraggeber schlechte Erfahrungen gemacht hast und die, die am F gearbeitet und sich hier geäußert haben, es dort gut fanden? Bei so vielen verschiedenen Standorten und den damit verbundenen Abteilungen gibt's bestimmt alles, vom Gurkentrupp bis hin zu den Übermotivierten. Christian R. schrieb: > Minnamon schrieb: >> Noch ein weiterer Nachteil: >> - Ohne Promotion ist dort keine Karriere und höchst wahrscheinlich auch >> keine Entfristung möglich > > Naja, jedenfalls selten mehr als Gruppenleiter. Ich hab nach 2.5 Jahren > den Gruppenleiter umgehängt bekommen und damit auch die Entfristung. Bin > Dipl Ing. FH. Und mit EG12 plus Zulage lässt es sich in Dresden ganz gut > leben. Arbeit macht nach knapp 10 Jahren plus Hiwi damals immer noch > viel Spaß und wir haben ein gutes Klima im Institut. Gibt aber auch ganz > andere Institute, Grabenkämpfe zwischen den Abteilungen sind da keine > Seltenheit. Danke für den Erfahrungsbericht. Sind die EG12 die Einstufung für Gruppenleiter? Ich dachte immer, dass man dort als "einfacher" WM 13 und als Gruppenleiter 14+ bekommt? Hier die Tabelle auf die ich mich beziehe: http://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/tvoed/bund?id=tvoed-bund-2016&matrix=1
Naja als FH bekomme ich erst mal max. die EG12, ansonsten würde das stimmen. Um als FH Ing eine 13 oder mehr zu bekommen, braucht man viel Papierkram, zwei Gutachten von Profs....alles zu kompliziert, die Maximal-Zulage war einfacher und ergibt mehr als die 14, deshalb belasse ich es dabei ;) Ich kenn ja über die Jahre einige Institute durch die Zusammenarbeit und auch am Standort haben wir hier alleine drei. Da ist wirklich von Gurkentruppe bis industrienah alles dabei. Insgesamt ist alles aber allein durch die Kostenstruktur und den Wasserkopf schon sehr ineffizient, das muss man zugeben. Bei meinen Kumpels bei Siemens oder Bosch siehts aber nicht anders aus. Ich glaub bei 20.000 und mehr Mitarbeitern kommt eben auch nicht viel Effizienz raus.
Bald Absolvent schrieb: > Warst du nach der Uni dort Doktorand oder WM? Ich war WM ohne Promotionsabsicht. Ganz ehrlich: ich würde dort nichts annehmen unterhalb von TV13 und Vollzeit. Es sei denn du willst unbedingt eine Promotion machen und es ginge nicht anders. Dann kriegt man dort auch nur kurze Verträge. Dadurch das für Fraunhofer das Wissenschaftszeitvertragsgesetz gilt, können die dich endlos befristen. Damit wird der ganze Kündigungsschutz ausgehebelt. Selbst ein 5 Mann Startup bietet doch da bessere Konditionen.
Minnamon schrieb: > Dadurch das für Fraunhofer das Wissenschaftszeitvertragsgesetz gilt, > können die dich endlos befristen. Damit wird der ganze Kündigungsschutz > ausgehebelt. Nicht mehr. Seit einer Weile haben wir eine verbindliche Befristungsrichtlinie, da kommt man kaum noch durch mit langen Befristungen, was natürlich zur Folge hat dass mehr Leute nach Ablauf der Zeit entlassen werden müssen.
Christian R. schrieb: > Naja als FH bekomme ich erst mal max. die EG12, ansonsten würde > das > stimmen. Um als FH Ing eine 13 oder mehr zu bekommen, braucht man viel > Papierkram, zwei Gutachten von Profs....alles zu kompliziert, die > Maximal-Zulage war einfacher und ergibt mehr als die 14, deshalb belasse > ich es dabei ;) Allgemein im Öffentlichen Dienst ist das aber so nicht richtig. Ich habe zwar als Quereinsteiger keinen Uni- oder FH-Abschluss, bin aber aufgrund meiner Qualifikation als sonstiger Angestellter eingestuft und werde nach E13 bezahlt. Ist die IT einer grossen Bundesbehörde. Gutachter und Papierkram gab es da nicht. Die müssen einen nur haben oder halten wollen, dann geht vieles. Allerdings ist das finanziell kaum ein Unterschied zwischen E12 und E13, da ab E13 die Jahressonderzahlung nur noch 60% anstatt der für E12 geltenden 80% des durchschnittlichen monatlichen Entgelts beträgt.
Ja, möglich ist alles. Aber bei Fraunhofer alles nochmal extra kompliziert und vieles auch politisch angehaucht. Das gibt dann immer gleich böses Blut bei den Herren Doktoren, wenn ein FH Ing. überhaupt Gruppenleiter wird. Und dann auch noch gleich bezahlen? Na da hörts aber auf. ;) Und die 13 kann man im Vergleich zur 12 ja auch vergessen, da haste Recht.
Max Mustermann schrieb: > Allgemein im Öffentlichen Dienst ist das aber so nicht richtig. Genau anders herum: Allgemein IST es richtig, du bist die Ausnahme. Genau dich habe sie anscheinend gewollt. Dann ist oft (im öffentlichen Dienst) vieles möglich.
Hallo zusammen, ich bin üblicherweise hier unter einem andere Namen zu finden, poste aber nun Anonym, um mehr Infos geben zu können. Also ich arbeite an einem der vielen Fraunhofer Institute. Hier wurde schon viel geschrieben, leider auch vieles, was im Allgemeinen nicht richtig ist. Diese Angaben beziehen sich, sofern nicht anders vermerkt, auf das Institut, an dem ich arbeite. Zum Gehalt: Mit Master von der Uni startest du in E13, Stufe 1. Wie eben sonst auch im öffentlichen Dienst. Je nach Institut kann das eine halbe Stelle sein, wie bereits geschrieben, allerdings gibt es auch zahlreiche Personen mit ganzer Stelle, so auch ich. Bei uns am Institut arbeiten alle auf ganze Stellen (bzw. dürfen es, wobei auf Wunsch auch schon kleinere Verträge gewährt wurden!). Absolvent schrieb: > grundsätzlich werden Masterabsolventen bei der FHG mit E13 eingestellt. > Jedoch gibt es dort wohl auch die Möglichkeit eine Forschungszulage zu > erhalten. Weiß zufällig jemand in welchem Bereich sich diese Zulage für > Berufseinsteiger bewegt? Im ersten Jahr: Exakt 0. Ist meines Wissens aufgrund der Regeln gar nicht anders möglich, da die voraussetzung ist, dass du zum Bestimmungszeitpunkt mindestens 1 Jahr dabei bist. Nachdem dieser Zeitpunkt und dein Berufsstart praktisch nie gleichzeitig sein, gibts im ersten Jahr nichts. (kann eventuell auch je nach Institut abweichen...) Es gibt noch Zielvereinbarungen, leistungsabhängige Vergütungen etc. Darüber kannst du auch nochmal pro Jahr einige hundert € bekommen. Zusätzlich gibt es noch eine Erfolgsbeteiligung, d.h. wenn ihr viele Industrieprojekte macht, dann kanns nen Bonus geben. Auch einige hundert € pro Jahr. Zusätzlich kanns zu Geburtstagen noch Geld geben (Limit liegt bei <100€), auch Weihnachtsgeld müsste es geben. All dies geht erst nach 1 Jahr, außer die letzten beiden Punkte, das geht ab SOFORT, ggf. eben Anteilig. Hängt aber wieder sehr vom Institut ab. Wenn du sicher gehen willst: Frag nach. Allgemein lässt sich das kaum sagen. Rohrdommel schrieb: > Bald Absolvent schrieb: >> Ich hatte bisher gedacht, dass die Mehrzahl promoviert, also dass es wie >> an der Uni ist. > > Keineswegs. Promotionen sind eher die Ausnahme. Hängt aber auch von der > Abteilung ab. Das ist im Allgemeinen falsch. Ich arbeite an einem recht jungen Institut, dort sind es 80-90% die dies vor haben. Von Ausnahme also keine Spur. Zur Befristung und Entfristung (kann jedes Institut selbst entscheiden!): Ein Dr. vor dem Namen ist KEINE zwingend notwendige Bedingung für eine Entfristung, aber wohl hilfreich. Ich kenne entfristete Mitarbeiter, die ihre Promotion noch nicht abgeschlossen haben. Mein Vertrag: Zuerst 3 Jahre befristet. Wenn es gut läuft, gibt es nochmal 3 Jahre, also insgesamt 6 Jahre. Danach: Gibts auch Möglichkeiten. Minnamon schrieb: > Vorteile: > - Interessante Forschungsprojekte JA! Oftmals, leider leiden manche auch unter vielen Industrieprojekten, die auch abgearbeitet werden müssen... > - Man kommt viel rum, sehr international JA! Konferenzbesuche werden in der Regel bezahlt. Mit allem drum und dran. Flug, Hotel, Konferenzticket etc. Kann aber auch mal sein, dass du innerhalb einer Woche drei Dienstreisen hast, davon zwei ins Ausland... Anstrengend... > - man lernt interessante Leute kennen (teilweise die Koryphäen auf den > jeweiligen Gebieten) Ja, durchaus. Unbedingt auch auf Messen gehen! > - Fraunhofer genießt einen hervorragenden Ruf in der Industrie Hab bisher nichts negatives gehört, die Leute von der Uni werden (leider) meist eher belächelt. Bei der FhG sammelst du auch sehr viel praktische Industrieerfahrung, durch die Industrieprojekte. > > Nachteile: > - Kurze befristete Verträge (zwischen einem Monat bis zwei Jahre alles > dabei gewesen) Jein. Sehe ich nicht so. Hier bekommen fast alle Leute 3-Jahres Verträge. Und nach 3 Jahren bei Fraunhofer habe ich keine Sorgen, keinen Job mehr zu finden ;-) Meist wird eh auf 6 Jahre verlängert. > - Bezahlung mittelmäßig (kommt auf die Region an) Jein. Es ist öffentlicher Dienst. Mit Zulagen also, also ein wenig besser als die Uni zum Beispiel. > - Sehr großer Laden, viele Seilschaften und Klüngelei Wie in jeder Firma sonst auch. Habe bisher nichts negatives in diese Richtung gesehen. Die Institute an sich sind unabhängig voneinander. > - Sehr bürokratisch und dadurch teiweise ineffizient Leider ja. Viel Spaß mit Dienstreisen, Bestellungen etc. Kommt leider daher, dass die Finanzierung teils öffentlich ist und daher harte Regeln gelten, da öffentliches Geld ja nicht verschwendet werden darf. War in Firmen eher besser. Was bei uns sehr toll ist: Gleitzeit! Wir haben auch keine richtige Kernarbeitszeit. Klar, ich muss zu Meetings da sein. Aber wenns mal 12 Uhr wird bis ich eintrudle, dann kümmert das auch keinen. Telearbeit: 1 mal pro Woche dürfte ich Homeoffice machen, oft aber aufgrund von Terminen nicht möglich. Es gibt eine Telearbeitspauschale+Aufwandsentschädigung, ca. 60€ pro Monat, davon kommen 40€ netto raus (Hängt mit unterschiedlicher Besteuerung zusammen, die Pauschale wird versteuert, die Auswandsentschädigung nicht, daher kommt soviel netto vom brutto raus!). Telearbeit kann frühenstens nach der Probezeit (6 Monate) beantragt werden. Wird praktisch immer genehmigt. Einstieg: Der Einstieg ist relativ schwierig meiner Meinung nach, sofern du keine Kontakte hast. Die meisten Leute bei uns kamen über die Uni rein, weil sie zuvor positiv aufgefallen sind, Praktika gemacht haben etc. Wir haben zwar viele Bewerber, aber auch harte Kriterien. Die Projekte sind alles andere als einfach, darum brauchen wir die besten. ABER: Wenn du richtig gut bist, dann kommst du auch rein, denn meistens werden Leute gesucht! Mit deinem Schnitt solltest du schon gute Chancen haben. Insgesamt: Ich finds toll! Kann die Arbeit dort nur empfehlen, allerdings sehe ich weniger Sinn darin, wenn du keine Promotion anstrebst. Für mich ist das eine der Grundbedingungen gewesen, dort anzufangen.
Wow, vielen dank für die Antwort. Wirklich sehr ausführlich und hilfreich. > allerdings sehe ich weniger Sinn darin, wenn du keine Promotion > anstrebst. Für mich ist das eine der Grundbedingungen gewesen, dort > anzufangen. Leider habe ich an dem von mir bevorzugten Standort nur halbe Stellen gesehen. Andernfalls würde ich eher die Promotion bevorzugen > Es handelt sich hierbei um eine Vollzeitstelle (39h/Woche) mit halber > Vergütung. und 1800 Brutto für drei Jahre sind schon arg wenig
fhgler schrieb: > Das ist im Allgemeinen falsch. Ich arbeite an einem recht jungen > Institut, dort sind es 80-90% die dies vor haben. Von Ausnahme also > keine Spur. In dem Institut und der Abteilung, die ich im Blick habe, promovieren zur Zeit zwei (von ca. 30), in den anderen Abteilungen sind die Zahlen ähnlich. Aber das sind eher industrielastige Abteilungen. Es gibt andere Abteilungen im Institut, wo die Promotionsrate höher liegt, aber über 80% ganz sicher nicht. Wie die Zahlen bezogen auf die ganze FhG aussehen, weiß ich natürlich nicht.
fraunhoferinstiute = titelmühlen "geforscht" wird dort nur weil genug geld bereitsteht und eben titelgeiles personal durchgeschleusst werden muss. die externen aufträge sind oft auch nur durch dubiose verbindungen der verantwortlichen zustande gekommen. seltsamerweise hat der fraunhoferverantwortliche auch immer einen fuss in der türe der auftraggebenden firma oder behörde. manche treiben es so bunt dass auch mal so ein laden dicht gemacht wird, offiziell heisst es dann dass kein geld mehr vom land da ist. im prinzip sind das staatlich subventionierte geldverbrennungs und umverteilungsanlagen. der normaldepp der nie eine uni von innen gesehen hat bekommt davon nix mit, deshalb treiben sie es dort auch so bunt und hemmungslos. dfg ist auch so eine ausgeburt, nur noch schlimmer. deutsche forschung = übler subventions- postengeschacher- und geldumverteilungsfilz wer gar keinen plan davon hat lese mal auf forschungsmafia.de quer zu diesem thema. wer selbst mal in einem dieser "forschungs"institute war der weiss wie es dort abläuft.
Grünkohleis schrieb: > im prinzip sind das staatlich subventionierte geldverbrennungs und > umverteilungsanlagen. Tja, und die Firmen machen alle mit, und treiben es dabei noch schlimmer. In Verbundprojekten rechnen die beteiligten KMUs ihre Kosten so, dass eine Förderquote von min. 100% rauskommt. Das bissl echte F&E was in so einem Projekt überhaupt geleistet werden muss, macht dann Fraunhofer oder die beteiligte Uni, und die Berichte lassen die Firmen dann auch noch von FhG oder Uni schreiben. Und das nennt sich dann "freie Wirtschaft". Ohne Subventionen läuft da überhaupt nix (mehr).
> forschungsmafia.de
Was soll denn das sein? Ein Stammtischgazette für Wissenschaftscranks,
herausgegeben von einem gescheiterten Nerd, der sich auf diese Weise an
der Welt rächen will? Ich habe selten eine höhere Konzentration von
Schwachsinn gesehen.
Also bei mir persönlich und auch nach meiner Einschätzung in der Firma in der ich bin, besteht da kein genereller Ruf. Haben schon viele Projekte in Zusammenarbeit mit verschiedenen Instituten gemacht. Das war von Person zu Person unterschiedlich im Engagement und der Arbeitsweise. Ich sehe das eher so, wenn ein MA vom Institut im Projekt gute Arbeit geleistet hat bleibt er positiv in Erinnerung. Es kann also auch eine Chance sein Kontakt zur Industrie zu schließen. Bei Präsentationen und Meetings zu Projekten sitzen auch regelmäßig Abteilungsleiter und Geschäftsführer mit drin. Hier einen guten Eindruck zu hinterlassen ist natürlich nicht schlecht. Fazit. Es kommt auf dich und deine Arbeitsweise / Einstellung an. Wenn du dann nicht nur intern forschst sondern über die Projektarbeit auch Industriekontakte knüpfen kannst, kann es auch eine gute Chance zum Einstieg sein.
Grünkohleis schrieb: > fraunhoferinstiute = titelmühlen Gilt dann deiner Meinung auch Uni = Titelmühlen? Meines Wissens werden (prozentual gesehen) mehr Leute an der Uni promoviert als bei der FhG > "geforscht" wird dort nur weil genug geld bereitsteht jo, Forschung ohne Geld geht halt nicht ;-) Wo ist denn hier das Problem? > und eben > titelgeiles personal durchgeschleusst werden muss. Ach siehe an... Die FhG MUSS das also tun... Diese Anschuldigung ergibt nicht so wirklich Sinn... > die externen aufträge > sind oft auch nur durch dubiose verbindungen der verantwortlichen > zustande gekommen. Was eine öffentliche Ausschreibung ist, ist dir bekannt? Auch die Vergaberichtlinien? In der freien Wirtschaft läuft VIEL mehr krummes... Da die FhG Institute teils öffentlich finanziert sind, wir hier vom Controlling, der Revision etc. SEHR stark darauf geachtet, dass es hier nicht zu Bestechung, Korruption und anderen schlechten Dingen kommt. Und ja, natürlich kommen Aufträge, weil Abteilungsleiter X eines Instituts einen Entwicklungsleiter Y einer Firma kennt - und diese Firma bei einem Problem vom Institut unterstützt werden will. Und nun? Ist das etwa schlimm? > seltsamerweise hat der fraunhoferverantwortliche auch > immer einen fuss in der türe der auftraggebenden firma oder behörde. siehe oben. > manche treiben es so bunt dass auch mal so ein laden dicht gemacht wird, > offiziell heisst es dann dass kein geld mehr vom land da ist. [citation needed] > im prinzip sind das staatlich subventionierte geldverbrennungs und > umverteilungsanlagen. der normaldepp der nie eine uni von innen gesehen > hat bekommt davon nix mit, deshalb treiben sie es dort auch so bunt und > hemmungslos. Bitte werde mal konkret. > > dfg ist auch so eine ausgeburt, nur noch schlimmer. > > deutsche forschung = übler subventions- postengeschacher- und > geldumverteilungsfilz > > wer gar keinen plan davon hat lese mal auf forschungsmafia.de quer zu > diesem thema. wer selbst mal in einem dieser "forschungs"institute war > der weiss wie es dort abläuft. Die Seite ist ja nicht mal ein schlechter Witz. Letzte Einträge von 2014... Vermutlich von einem gescheiterten PhD Student? ;-)
Hallo, was verdient man eigentlich als Diplom-Hiwi bei Fraunhofer mit nem M.Sc?
fhgler schrieb: > Die Seite ist ja nicht mal ein schlechter Witz. Letzte Einträge von > 2014... Vermutlich von einem gescheiterten PhD Student? ;-) Ich hatte mal ein VG bei der Max-Planck-Gesellschaft, Von vorn bis hinten hatten die schon im Vorfeld alles für den Wünschkandidaten arrangiert! Mich hat eine Recruiterin auf die Stelle vorgeschlagen, und die "Resonanz" sei sehr positiv gewesen, war deren ihre Aussage! Was für mich schon wieder bei den Anforderungen doch sehr seltsam war. Aber wer nicht sich bewirbt, kann auch nicht genommen werden. Das VG war mal wieder typisch ÖD (denke die haben im Bereich ÖD wohl div. Seminare abgehalten wie man den Schummel bei der Stellenbesetzung 1000% sicher deichselt!) Anwesend waren der Vertreter Institutsleitung, Verwaltungsleiterin, Persa-Tante, Abteilungscheffe, Kolleg der geht ,Plus Kollegin die noch bleibt. Der BR-Type war auch da, hat aber die ganze Zeit die Tischplatte angestart. (woanders hat da schon einer mal gepennt!) Muß noch sagen, ich wurde ca. 40 Minuten mal zwichengeparkt, in der Caffetaria, hab da ganz schön die Gespräche von externen Firmen mitbekommen. War sehr informativ! Nach den 40 Minuten dürfte ich vor`s Tribunal, was kam, kannte ich schon eigentlich. Eine Runde von Grinsern, die genau wissen: "dich nehmen wir nicht!", und so kamm`s auch. Ergo, Bewerbungen beim ÖD&Co. kann man knicken. Die Verwaltung ist definitiv zum Versorgungswerk von Familienclans und Parteibuch-Cliquen verkommen. Oder sich ein Kranz von Inf. Büros halten zu können (wg.: "Hilfe zuviel Arbeit aber keine Leute!"), von denen man sich füttern läßt! Also, die Zustände im ÖD sind dermaßen verfilzt, da hilft nicht mal mehr glyphosat! Vllt. wäre Tabun ein Mittel der Wahl!
ich hab auch dass Gefühl dass man da nur durch Quotenregelung rein kommt oder wenn die Kacke am dampfen ist und die einen brauchen der den Karren ausm Dreck zieht. bin gerade an so ner Uni / Forschungseinrichtung (die sich vor Jahren auch mal einen affigen Namen zulegen musste :-) und dort zerbröselt gerade eine Abteilung nach dem der Chef gekündigt hat. Unser Projekttöter geht demnächst auch (wohl auch besser so, ein so n dampfplaudernder BWLer weniger)
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