Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Magnetfeld in Spule


von Serge (Gast)


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Hi zusammen
Ich beschäftige mich gerade mit Ventilen welche mithilfe einer Spule 
geschaltet werden können (Gleichstrom). Um die ganze Thematik ein 
bisschen besser zu verstehen habe ich mich nun etwas mit der Theorie von 
Spulen auseinandergesetzt und habe ein paar fragen dazu:

Ich gehe von folgendem Zusammenhang aus (zumindest für den Anfang):

B~I*n/l


Also das Magnetfeld ist proportional mit dem Strom und der 
Wicklungsszahl. Was muss ich also tun um das Feld zu erhöhen? Wenn ich 
einfach mehr Wicklungen mache erhöhe ich zwar n, allerdings erhöhe ich 
auch den widerstand des Drahtes. Da I umgekehrt proportional zum 
Widerstand ist, erreiche ich damit nix (bei fixer Spannung). Also zB 
verdopple ich die Wicklungszahl, dadurch verdopple ich aber auch den 
Widerstand und halbiere den Strom. B bleibt gemäss Formel gleich.

Mache ich eine Fehlüberlegung?

Etwas anderes noch was mich verwirrt hat. Wenn ich B nun effektiv 
erhöhen will, muss ich einerseits n erhöhen, anderseits dafür sorgen 
dass I nicht kleiner wird. Das kann ich erreichen durch vergrösserung 
des Drahtdurchmessers. Ich kann den Drahtdurchmesser so wählen, dass ich 
immer den gleichen Strom habe bei unterschiedlicher Wicklungszahl.
So könnte ich erreichen das B grösser wird. Da der Strom aber immer 
gleich bleibt, ändert sich die Leistung nicht. Ich könnte also 
theoretisch B beliebig gross machen, währenddem P konstant bliebe. 
Irgendwie kommt mir das seltsam vor. Mache ich eine fehlüberlegung oder 
ist das effektiv so?

danke für rückmeldungen
Serge

: Verschoben durch Moderator
von Der Andere (Gast)


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Bei deiner theoretischen Überlegung vergisst du das ein dickerer Draht 
UND mehr Windungen auch mehr Platz brauchen.

Und dann gilt ganz schnell nicht mehr:
Serge schrieb:
> B~I*n/l

Ausserdem wird in deiner theoretischen Spule die Induktivität immer 
höher, so dass es immer länger dauert, bis bei gegebener Spannung der 
Strom fliesst. Und genau da kommt die höhere Energie her die im 
Magnetfeld steckt, trotz gleichen Strom.

von nemesis... (Gast)


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Der Andere schrieb:
> Ausserdem wird in deiner theoretischen Spule die Induktivität immer
> höher

Der TO schrob was von Gleichstrom, da greift keine Induktivität,
weil die eine frequenzabhängige Komponente in der Gleichung.

Serge schrieb:
> Also das Magnetfeld ist proportional mit dem Strom und der
> Wicklungsszahl.

Das würde Linearität voraussetzen was aber nicht der Fall ist, wenn
der Eisenkern gesättigt werden kann.

Vorher werden einen die Kupfer und Eisenverluste genug Probleme
(Erwärmung) machen.

von Dipl.- G. (hipot)


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nemesis... schrieb:
> Der Andere schrieb:
>> Ausserdem wird in deiner theoretischen Spule die Induktivität immer
>> höher
>
> Der TO schrob was von Gleichstrom, da greift keine Induktivität,
> weil die eine frequenzabhängige Komponente in der Gleichung.

Induktivität ist eine rein geometrische Eigenschaft von magnetischen 
Kreisen, so wie die Kapazität die integrale Größe des elektrischen 
Feldes ist. Selbstverfreilich wirkt die Induktivität auch bei statischen 
magnetischen Feldern und stationären Strömen.
Seit wann gibt es keine Gleichstromrelais oder Gleichstromschütze?

von nemesis... (Gast)


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Dipl.- G. schrieb:
> Seit wann gibt es keine Gleichstromrelais oder Gleichstromschütze?

Hat ja erst mal keiner behauptet. Zufällig hatte ich gestern ein
Simens-Schütz zur Reparatur zerlegt gehabt. Da sind mir doch
an der Spule glatt 4 x 1N40xx Dioden aufgefallen.
Bei Relais wird grundsätzlich Gleichstrom vorausgesetzt.
Ein paar Ausnahmen, wie z.B. ein Spaltpolrelais kann auch mit
Wechselstrom betrieben werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Relais

Dipl.- G. schrieb:
> Selbstverfreilich wirkt die Induktivität auch bei statischen
> magnetischen Feldern und stationären Strömen.

Nur für Bayern?
Das sieht Wikipedia aber anders:
https://de.wikipedia.org/wiki/Induktivit%C3%A4t

1H= U*t/I   L= V*s / A

Wäre s = 0 wäre wohl auch L = 0, oder?
Bin aber offen für nachvollziehbarere Beweise wenn das ein
Gedankenfehler wäre.

von Klaus (Gast)


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Serge schrieb:
> Also das Magnetfeld ist proportional mit dem Strom und der
> Wicklungsszahl.

Deswegen gibt es auch einen Begriff wie Amperewindung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Amperewindung

MfG Klaus

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Serge schrieb:
> Ich gehe von folgendem Zusammenhang aus (zumindest für den Anfang):
> B~I*n/l

Deine Überlegung ist zunächst (im linearen Fall) absolut korrekt. Um dir 
selbst deine Fragen zu beantworten, spiele in selbstgewählten Beispielen 
jetzt mit I,n,l, dem Innenwiderstand und dem Volumen der Spule.
Erst im nächsten Schritt beschäftigst du dich mit der Permeabilitätszahl 
und der Nichtlinearität durch Sättigung im magnetischen Kreis. Immer 
schön Schritt für Schritt ;-)

von P. M. (mikro23)


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nemesis... schrieb:
> 1H= U*t/I   L= V*s / A
>
> Wäre s = 0 wäre wohl auch L = 0, oder?

L = U*dt/dI [1H = 1V*1s/1A]

Wenn zur Zeit t=0 eine (Gleich-)Spannung an die Spule gelegt wird, 
steigt der Strom stetig an. Wenn sie keine Induktivität hätte, dann wäre 
es ein Widerstand und der Strom wäre konstant.

von nemesis... (Gast)


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P. M. schrieb:
> Wenn zur Zeit t=0 eine (Gleich-)Spannung an die Spule gelegt wird,
> steigt der Strom stetig an. Wenn sie keine Induktivität hätte, dann wäre
> es ein Widerstand und der Strom wäre konstant.

Zum Einschalt- und Ausschaltzeitpunkt, mag eine Induktivität relevant
sein, aber nicht dazwischen. "t" ist auch kein Zeitpunkt, sondern eine
betragliche Zeitveränderung, wie bei der Wechselspannung, die gewöhnlich
auch mal mit einen Delta-t definiert wird. Jedenfalls meine ich, dass
nur der Widerstand der Spule zum Betrieb relevant ist, ohne jede 
Induktivität. Ich lass mich aber gern eines Besseren belehren.

von P. M. (mikro23)


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nemesis... schrieb:
...

Du hast den von Dir verlinkten Artikel anscheinend selbst nicht gelesen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Selbsti.gif
Schau Dir diese Animation aus dem Artikel mal mindestens eine Stunde 
lang an und versuche nachzuvollziehen, was da passiert. Wenn die Spule 
keine Induktivität hätte, dann sähe das ganz anders aus.

von Dipl.- G. (hipot)


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nemesis... schrieb:

Lies mal Deinen eigenen Beitrag davor.

Die Induktivität eines magnetischen Kreises ist bestimmt durch seine 
Geometrie. Physikalisch hat das zunächst überhaupt nichts mit der 
Induktionsspannung oder irgendwelchen Spannungsformen zu tun.



> Zum Einschalt- und Ausschaltzeitpunkt, mag eine Induktivität relevant
> sein, aber nicht dazwischen. Jedenfalls meine ich, dass
> nur der Widerstand der Spule zum Betrieb relevant ist, ohne jede
> Induktivität.

Das grundlegende Lastspiel eines Magneten oder eines Solenoids ist aber 
Anzug-Halten-Abfall. Das di/dt kriegste nich weg. :-P

Davon abgesehen: Mußtest Du jemals im Studium den Einschalt- und 
Ausschaltvorgang einer Spule rechnen? Ich denke schon, nich? Wir haben 
diese Sachen jedenfalls bis zur Vergasung gemacht im 2. und 3. Semester 
GET. Wirf mal einen Blick in den Lunze "Theorie der 
Wechselstromschaltungen" und in den Philippow.
Und was kommt als erstes dran? Na klar, Ausgleichsvorgänge am 
Kondensator ;-) :-P -- aber gleich danach kommt die Spule. :-)
u gleich el de i nach de te :-P
"Der Strom kann nicht springen." hieß es immer; klingelt es jetzt?
Die Induktivität ist vorhanden, ganz unabhängig, womit man die Spule 
beaufschlagt. Rechne den Kack doch zum Spaß mal für nichtsinusförmige 
Erregungen, z.B. Dreieck, Cosinus-Rechteck oder sonst was.

: Bearbeitet durch User
von nemesis... (Gast)


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Dipl.- G. schrieb:
> "Der Strom kann nicht springen."

Bei einem Schaltvorgang ist das ja auch okay und habe ich ja auch nie
anders behauptet. Zwischen den Schaltvorgängen sieht das bei 
Gleichstrombetrieb anders aus.
Ich hab mal den Satz eingetrichtert bekommen:
"Bei Induktivitäten tut sich der Strom verspäten."
Aber das bezieht sich dann wohl auf die Phasenverschiebung.
Also haben meine Thesen erst Bestand, da bisher nicht widerlegt. ;-b

von Homo Habilis (Gast)


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nemesis... schrieb:
> Also haben meine Thesen erst Bestand, da bisher nicht widerlegt. ;-b

Selbstverständlich hast Du Recht, das sind also keine Thesen, sondern 
schlicht Fakten. Das wird niemand widerlegen (können).

Dipl.- G. schrieb:
> Selbstverfreilich wirkt die Induktivität auch bei statischen
> magnetischen Feldern und stationären Strömen.

Sie wirkt... ...als Energiespeicher. Solange sich aber nix verändert 
("statisch", ne?), bleibt die Energie auch einfach nur gespeichert, und 
der Wert der Induktivität ist bedeutungslos. Der Stromfluß wird durch 
anliegende Spannung und R des Drahtes (plus Ri der Spannungsquelle) 
bestimmt.

Deshalb aber macht auch nur die theoretische Betrachtung Sinn hier, ohne 
Wirkung kein Nutzen.

von Homo Habilis (Gast)


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nemesis... schrieb:
> Ich hab mal den Satz eingetrichtert bekommen:
> "Bei Induktivitäten tut sich der Strom verspäten."
> Aber das bezieht sich dann wohl auf die Phasenverschiebung.

Der letzte Satz hier aber stimmt nicht oder ist zumindest 
mißverständlich. Natürlich sind Spulen nicht nur für Wechselströme 
wirksam. Für alle Mitleser hier kurz ein Link zu einer schönen kleinen 
Animation:

elektroniktutor.de/analogtechnik/l_gleich.html

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