Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ersatz für NJM2068 RC4558 möglich?


von Mani (Gast)


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Hallo

Hab einen Yamaha Verstärker mit defekter Phonovorstufe OP NJM2068.
Kann ich dafür auch RC4558, hab ich grade da, nehmen?
Ist ja auch low noise Typ, oder verschlechter ich die Stue dadurch 
deutlich?
Gruss Mani

von Mark S. (voltwide)


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RC4558 ist kein low-noise-Typ. Er wirds wohl tun, probiers halt aus ob 
Dich das Rauschen stört.

von Uwe B. (uwe_beis)


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Beim RC4558 ist zumindest das Spannungsrauschen spezifiziert, und das 
liegt mit 8nV/sqr(Hz) irgendwo zwischen den wirklichen low-noise-Typen 
wie NE5532 und den normalen Typen wie TL072. Sein Stromrauschen ist aber 
nicht spezifiziert, und in einem Phono-Vorverstärker kann das bei 
MM-Tonabnehmern für den größeren Anteil am Gesamtrauschen sorgen.

Die Daten des NJM2068 kann ich nicht beurteilen, denn sie beruhen auf 
mir völlig fremden Messverfahren.

Ein optimaler Doppel-Op-Amp für MM wäre der OPA2227. Für einen 
MC-Tonabnehmer käme der aber nicht in Frage. Ein paar 
Hintergrundinformationen dazu finden sich auch in 
https://cdn.shopify.com/s/files/1/0852/6254/files/ADICON-Whitepaper-de.pdf?15876861692835475721 
ab Seite 8.

Wie auch immer, das Rauschen der Nadel in der Rille wird alles andere 
Rauschen ohnehin deutlich übersteigen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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NJM4560, NJM4562 oder OPA2134 sollte auch gut klappen. Auch die 
entsprechenden RC Typen wie RC4560 oder RC4562.
Ich drück dir die Daumen, das du die 8-pin DIP Version bei dir hast und 
nicht die 8-SIL, dann passt so gut wie jeder OpAmp mit Standard 
Belegung.

von toyota (Gast)


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Mani schrieb:
> Ist ja auch low noise Typ, oder verschlechter ich die Stue dadurch

Ist doch defekt, kann ja erstmal nur besser werden.

evtl. ist das von Interresse,
http://nwavguy.blogspot.de/2011/08/op-amp-measurements.html

Einen eg. NE5532 gaebe es ueberall, das NJM2068 Teil auf jdf. bei 
Kessler.

von Mani (Gast)


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Danke für die Antworten.
Bin gerade fertig mit der Reparatur.
Im Originalzustand rauschte der Yamaha Rx 797 mit offenem Eingang 
deutlich. Von Chinch bis Op Dc gekoppelt, Eingang am Op 47k. Mit 
Chincheingang auf Masse wesentlich weniger aber deutlich im Raum 
wahrnehmbar. War enttäuscht. Allerdings bei Lautstärke max würden schon 
längst meine Membranen im Wohnzimmer liegen.
Test war natürlich bei max Volume.

Mit dem 4558 bei Eingang kurzgeschlossen hab ich nicht das Gefühl, dass 
er mehr rauscht.

Im normalen Arbeitsbereich, Lautstärke, ist kein Unterschied hörbar. 
Riaa werd ich noch nachmessen, denke aber, da hat sich nichts geändert.

Gruss Mani

von Mark S. (voltwide)


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Gut möglich, dass das in der Praxis kaum eine Rolle spielt, um nicht zu 
sagen: Genau das hätte ich erwartet.

von Manfred H. (manfredbochum)


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War natürlich SMD

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Mani schrieb:
> Riaa werd ich noch nachmessen, denke aber, da hat sich nichts geändert.

Nö, da brauchst du dir keine Sorgen machen. Da du auch einen OpAmp mit 
ähnlicher Eingangsstufe benutzt hast, ändert sich die Charakteristik des 
RIAA Netzwerkes überhaupt nicht. Hättest du einen BiFET oder sowas 
genommen, könnte sich das ein bisschen verschoben haben, wäre aber 
vermutlich auch im Rahmen.
Gratulation zur Reparatur.

von Andi B. (Gast)


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Deine Rauschtests sind halt nicht sehr aussagekräftig. Da müsstest du 
zwingend mit der richtigen Quellimpedanz vergleichen. Eine bessere 
Möglichkeit in deinem Fall wäre z.B. mit deinem Plattenspieler 
angeschlossen und die Nadel oben. Ansonsten bringt das praktisch nichts.

Das Rauschen eines offenen Cinch-Eingangs ist ähnlich uninteressant wie 
jenes mit kurzgeschlossenem Eingang. Beides hat keinen Praxisbezug. Wenn 
du messen willst, dann nimm eine definierte Impedanz. Bei Phono eine 
Ersatzschaltung deines Tonabnehmers, bei Standard-Hochpegel Eingängen 
(alle anderen Cinch) je nachdem was du messen willst - bist du gemein zu 
deiner Elektronik dann nimm 1k, willst du lieber gute Messwerte, dann 
irgendwas so um die 220 - 100 Ohm.

von voltwide (Gast)


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Das sehe ich etwas anders.
Wenn sich Spannungsrauschen (kurzgeschlossener Eingang) und 
Stromrauschen (offener Eingang) nicht hörbar unterscheiden, ist bei der 
dazwischenliegenden realen Quellimpedanz erst recht kein Unterschied zu 
erwarten.
Vor allem dann wenn das Plattenrauschen dominiert.

von Uwe B. (uwe_beis)


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voltwide schrieb:
> Das sehe ich etwas anders.
Na ja, prinzipiell hat Andi vollkommen recht.
Andererseits stimmt was du schreibst - beides ist kein Widerspruch.

Allerdings kann ich nicht erkennen, dass Manfred von (k)einem 
Unterschied zwischen offen und geschlossen beim 4558 geschrieben hat.

> Vor allem dann wenn das Plattenrauschen dominiert
In der Tat. Das Rauschen der Elektronik weit unter das der Platte zu 
bringen,  geschieht insofern eher aus sportlichem Ehrgeiz, den ich aber 
auch hätte.

> dann nimm 1k, willst du lieber gute Messwerte, dann
> irgendwas so um die 220 - 100 Ohm.

Ich setze für den typischen MM-Tonabnehmer 1,5 k an. Was aber viel mehr 
Rauschen aufgrund der Rauschstroms der Eingangsstufe erzeugen kann, ist 
die Induktivität des Tonabnehmers mit ca. 1/2 H, denn das entspricht 
einer Eckfrequenz von 1 kHz, also beginnt ab ca. 1 kHz das 
Induktivitäts-induzierte Eingangsstromrauschen das 
Widerstands-induzierte Eingangsstromrauschen zu übersteigen. Der 
A-Bewertungsfilter betont das noch stärker, die RIAA-Entzerrung schwächt 
es allerdings wieder ab. Ist alles etwas kompliziert.

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