Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verbraten bzw. Zwischenspeichern von Energie aus Spule


von Ulrich (Gast)


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Hallo,

ich habe 4 große Induktivitäten, je 150mH, welche von missverwendeten 
DC-Motor-Controllern mit Strom max. (10A pro Spule) versorgt werden. 
Wenn die Spulen Stromdurchflossen sind sind in jeder 7.5J an 
magnetischer Energie gespeichert. Wenn die spulen jetzt auf I=0 geregelt 
werden sollen wir diese Energie zurück zum Netzteil (Zwischenkreis) 
geführt. Dadurch laden sich die Glättungskondensatoren des Netzteiles 
auf, die Ausgangsspannung wird höher und der Controller geht in einen 
failsave Zustand.

Mir fallen 2 Möglichkeiten ein um das Problem zu lösen:

1.) Eine große Kondensatorbank in die versorgungsleitung (Zwischenkreis) 
um die Magnetische Energie zwischenzuspeichern.
+ wenig Verlustleistung
- groß
- eventuell Probleme mit der Spannungsregelung vom Netzteil

2.) Die überschüssige Energie in Leistungswiderständen bzw. mit MOSFETS 
verbraten, sobald eine gewisse Zwischenkreisspannung erreicht ist. Im 
schlimmsten Fall ist das soll Signal ein 20Hz "Rechteck-Signal" mit 
maximal 30s länge, dann wieder ein paar Minuten nix.

+ keine Probleme mit der Spannungsversorgung
- viel Verlustleistung (geht aber vl mit der thermischen Masse des 
Kühlkörpers)

Was würdet ihr machen? Fällt euch noch was anderes ein, gibt es eine 
andere Möglichkeit? Gibt es noch Probleme auf die ich nicht gedacht 
habe.

PS: Der Motorcontroller unterstützt keinen "Bremswiderstand"

von Stefan F. (Gast)


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> Was würdet ihr machen?

Kommt auf die Rahmenbedingungen an, die du nicht genannt hast.

von Falk B. (falk)


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Energie verbraten, nennt sich Bremschopper und ist die Standardlösung.

von wuat (Gast)


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Freilaufdioden parallel zur Induktivität?  Evtl. in Reihe mit nem 
niederohmigen Leistungswiderstand.

von Homo Habilis (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Was würdet ihr machen? Fällt euch noch was anderes ein, gibt es eine
> andere Möglichkeit? Gibt es noch Probleme auf die ich nicht gedacht
> habe.

Ohne Deine Anwendung und(/oder zuallermindest) deren genaue 
Eigenschaften und Bedürfnisse

(also alle, oder wenigstens ein Minimum der, dafür zu wissen wohl 
unverzichtbaren, von Dir aber scheinbar als unwichtig erachteten...

Stefan U. schrieb:
> Rahmenbedingungen

...) zu kennen, bliebe allerdings wohl nur, so lange an versch. mehr 
oder weniger komplexen potentiellen Lösungen dahinzuraten, bis sich 
vielleicht etwas fände, und sich so eher zufällig als geeignet 
herausstellt.

"Als reines Spiel gesehen" wäre das so eine echte Herausforderung - aber 
real gewinnen kann man hier immer nur durch Zusammenarbeit, und die 
ließe sich wohl noch verbessern...

von Homo Habilis (Gast)


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Spontan fiele mir ein bidirektionaler DC-DC-Wandler ein. Dieser könnte 
einerseits, sobald U(bus) > U(ref1), einen kleineren "HV-Bus" laden - 
und bei U(bus) < U(ref2) diese HVDC wiederum zu U(out) minimal größer 
U(bus) wandelnd, in diesen einspeisen.

Dir ist ja sicher bekannt: E = 1/2 x C x U² ...

von Nop (Gast)


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Homo Habilis schrieb:
> Spontan fiele mir ein bidirektionaler DC-DC-Wandler ein. Dieser
> könnte
> einerseits, sobald U(bus) > U(ref1), einen kleineren "HV-Bus" laden -
> und bei U(bus) < U(ref2) diese HVDC wiederum zu U(out) minimal größer
> U(bus) wandelnd, in diesen einspeisen.
>
> Dir ist ja sicher bekannt: E = 1/2 x C x U² ...

Welches eine umständliche Lösung der Idee "große Kondensatorbank".

Den nur weil man höhere Spannungen verwendet, haben die verwendeten 
Kondensatoren keine höhere Energiedichte weder volumetrisch noch 
Energie/Kosten

von Homo Habilis (Gast)


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Nop schrieb:
> Den nur weil man höhere Spannungen verwendet, haben die verwendeten
> Kondensatoren keine höhere Energiedichte weder volumetrisch noch
> Energie/Kosten

Dir ist schon klar, daß man den/die Zusatz-Cap(s) nahezu von 0V bis zur 
maximal erlaubten DC mit Strom "be- und entladen" kann dabei? Und nicht 
nur im prozentual auf höhere Spannung umgerechnet gleichen erlaubten 
Bereich wie beim "Original" arbeitet?

Dann kommt noch erschwerend hinzu, daß man eine Art "kleinstmöglichen 
Cap" (und damit minimale Volumenvergrößerung) erreichen kkönnte ... man 
wählt halt eine Kombi aus Kapazität und VDC(max), in die der anfallende 
Energiegehalt sicher - mit etwas "safety margin" - reinpaßt.

Das alles wird natürlich nicht leichter, je mehr Spannung der Cap 
aushält ... wollte ich damit auch nicht unbedingt sagen. (Hätte wohl die 
Formel nicht nennen sollen.)

Auch haben ja Mosfets für immer höhere Spannungen immer schlechtere 
Werte. Mit Kondensatoren verhält es sich ja auch nicht zum besten 
dabei... Es gibt (sogar, wenn vorherige Gründe ausfielen) aber noch 
weitere Gründe, das Verhältnis von "U-bus" zu "U-Minibus" nicht zu 
übertreiben, z.B. sinkt eta eines Boost mit steigendem "Boost-Faktor" 
etc.

PlatzElkoPlatz schrieb im Beitrag #4670862:
> Alles in allem interessantes "Thema zum Kichern".......

Na endlich - der letzte Tropfen. Puh. Alle überlebt?

von Hp M. (nachtmix)


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Ulrich schrieb:
> Dadurch laden sich die Glättungskondensatoren des Netzteiles
> auf, die Ausgangsspannung wird höher und der Controller geht in einen
> failsave Zustand.

Schalte zwischen Netzteil und dicke Elkos, denen der Controller die 
Energie entnimmt, eine Diode.
Dann können die Elkos ruhig ein wenig aufgeladen werden, wegen der Diode 
merkt das Netzteil das nicht, und beim nächsten Einschalten der Last 
wird die Energie zunächst diesen Elkos entnommen, bis sie soweit 
entladen sind, dass die Diode wieder leitet.

Aus der Magnetspule kommt ja keine Energie heraus, die du nicht vorher 
hineingesteckt hast.

Du brauchst die Elkos also nur so zu bemessen, dass die 
Spannungserhöhung durch die 4 * 7,5J im für den Controller verträglichen 
Rahmen bleibt.

P.S.:
oder du vergrösserst die Zwischenkreiskondensatoren einfach 
entsprechend.

: Bearbeitet durch User
von Ulrich (Gast)


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Erstmal, danke für die vielen Antworten!


Stefan U. schrieb:
> Kommt auf die Rahmenbedingungen an, die du nicht genannt hast.

Ich habe leider keine Ahnung was ich noch vergessen hab. Hast du 
Vorschläge was noch wichtig sein könnte?


Homo Habilis schrieb:
> Spontan fiele mir ein bidirektionaler DC-DC-Wandler ein.

Die Idee gefällt mir sehr gut, und würde ich in einem Gerät, welches in 
Serienfertigung geht auf jeden Fall in Betracht ziehen. Das ganze ist 
aber ein Versuchsaufbau der so wenig fehleranfällig wie möglich sein 
soll.

Hp M. schrieb:
> Schalte zwischen Netzteil und dicke Elkos, denen der Controller die
> Energie entnimmt, eine Diode.
> Dann können die Elkos ruhig ein wenig aufgeladen werden, wegen der Diode
> merkt das Netzteil das nicht

An das habe ich auch schon gedacht, aber hab nicht abschätzen können wie 
sehr das die Stabilität des Spannungsreglers des Netzteiles beeinflusst. 
und hab es deshalb wieder verworfen.

Falls die Energie verbraten werden sollte hab ich an eine Schaltung 
ähnlich der angehängten gedacht. Nur dass die gewollte Ausgangsspannung 
beispielsweise auf 48V +10% = 53V gewählt wird und der shunt regulator 
im normalen Betriebsfall sperrt.

von Falk B. (falk)


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@  Ulrich (Gast)

>Falls die Energie verbraten werden sollte hab ich an eine Schaltung
>ähnlich der angehängten gedacht. Nur dass die gewollte Ausgangsspannung
>beispielsweise auf 48V +10% = 53V gewählt wird und der shunt regulator
>im normalen Betriebsfall sperrt.

Prinzipiell richtig, praktisch geht das so aber nicht, da der TL431 nur 
bis 36V Sperrspannung verkraftet. Auserdem braucht es wahrscheinlich 
einen Darlington, denn 10A kann ein einfacher Transistor mit 
TL431-Ansteuerung nicht schlucken.
Einfacher und robuster ist eine Power-Z-Diode, hier auch mit 
Darlingtontransistor.

Beitrag "Re: Dioden in Diodenkaskade werden heiß"

von MaWin (Gast)


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Ulrich schrieb:
> 2.) Die überschüssige Energie in Leistungswiderständen bzw. mit MOSFETS
> verbraten, sobald eine gewisse Zwischenkreisspannung erreicht ist

Nennt man Bremschopper. Üblich bei grossen Elektromotoren. Dazu passend 
gibt es Bremswiderstände. Da Widerstände billiger sind als MOSFETs, 
schaltet man den MOSFET mit Hysterese ein und aus.

von Hp M. (nachtmix)


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Ulrich schrieb:
>> Dann können die Elkos ruhig ein wenig aufgeladen werden, wegen der Diode
>> merkt das Netzteil das nicht
>
> An das habe ich auch schon gedacht, aber hab nicht abschätzen können wie
> sehr das die Stabilität des Spannungsreglers des Netzteiles beeinflusst.
> und hab es deshalb wieder verworfen.

Wenn der Kondensator durch 30J von z.B. 400V auf 430V geladen wird,
ist eine Kapazität von ca 2500µF erforderlich:
30 = 0,5 C (430^2 - 400^2)
bzw. C = 60/24900

Das Netzteil sieht davon ja nur einen Lastabwurf und damit sollte es 
zurecht kommen.

von Inkognito (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Aus der Magnetspule kommt ja keine Energie heraus, die du nicht vorher
> hineingesteckt hast.

Ja, aber Zeitversetzt wird die dann auf die Spannungsversorgung
addiert, wo man sie möglichst nicht haben will.

Mir fällt dazu ein:
Varistoren,
Reversdiode (über Spannungsregler),
Zupressordioden, oder
Steuerungsversorgung vom Laststromkreis trennen.
Allerdings gilt das erst mal nur für Linearnetzteile.
Bei Schaltnetzteilen weiß ich nicht, ob die so
Reversspannungsfest sind.

von Ulrich (Gast)


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Danke für eure Antworten!

Laut Rückfrage beim Hersteller hat das Netzteil keine Probleme mit 
großen Kapazitiven Lasten, damit wird zuerst die Kondenstaorbank 
ausprobiert und falls das nicht funktionieren sollte werde ich mich noch 
einmal mit Bremschopper Schaltungen beschäftigen.

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