Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Kapillare für Volumenmessung im Nanoliter-Bereich


von miles (Gast)


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Hallo,
ich möchte für ein Projekt kleine Volumen Flüssigkeit genau messen 
können. Die Bandbreite soll sich zwischen 100nl und 200µl bewegen und 
eine Genauigkeit von ~5% wäre gewünscht. Die Flüssigkeit wird wie bei 
einer Pipette angesaugt und das Volumen soll dann bestimmt werden. Ich 
habe mir gedacht, dass eine kapazitive Messung des Pegels in einer 
(rechteckigen?) Kappilare vllt geeignet wäre, wobei die Kapillare an 
zwei gegenüberliegenden Seiten mit einer Elektrode beschichtet sein 
müsste, um dazwischen die Kapazität zu messen. Die Kapillare müsste ja 
sehr dünn sein um eine ausreichende pegeländerung zu haben die kapazitiv 
erfasst werden könnte. die kleinste kapillare die ich finden konnte hat 
einen innendurchmesser von 0.18mm, das entspricht bspw. einer 
pegeländerung von 0.2mm bei 5nl. 200µl wären dann allerdings mehrere 
Meter :-D. Ideal wäre natürlich in dieser hinsicht etwas kegel- oder 
prismenförmiges...

Hat jemand Erfahrung mit Volumenmessungen in dieser Größenordnung oder 
Kapazitätsmessung in so einem Aufbau? Ist die Kapazitätsmessung in 
diesem Fall eine plausible Herangehensweise oder hat jemand bessere 
Ideen? Und falls ja, wie könnte ich so eine Kapillare gleichmäßig mit 
Elektroden beschichten? Ich bin für jede Hilfe dankbar und freue mich 
über Anregungen!

: Verschoben durch User
von Der Andere (Gast)


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miles schrieb:
> Die Flüssigkeit wird wie bei
> einer Pipette angesaugt und das Volumen soll dann bestimmt werden.

Wie löst du das Problem das zu messende Volumen nicht durchzusaugen?


Wenn es nur darum geht genaue kleine Volumina bereitzustellen, gibts 
dafür schon seit ewigen Zeiten Micropipetten oder Dispenser.

von Jack (Gast)


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Mein Ansatz würde eher in Richtung optische Vermessung gehen. Ebenso 
würde ich mir sehr intensiv die Temperaturkoeffizienten der zu messenden 
Flüssigkeiten ansehen. Vielleicht ist eine Kühlung / Heizung nötig damit 
überhaupt etwas sinnvolles bei der Messung herauskommt.

Der Temperaturkoeffizienten von Glas sollte nicht so die Rolle spielen, 
aber ein bisschen Paranoia kann nicht schaden, also zumindest mal über 
den Daumen peilen. Genau so für mechanische Befestigungen, Aufhängungen 
etc.

von miles (Gast)


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Es handelt sich hier auch um eine Pipette. Der Unterdruck wird angelegt, 
ein entsprechendes Volumen eingesaugt, gemessen und wenn korrekt wieder 
ausgelassen ansonsten nach korrigiert. Pipetten die wir bisher verwenden 
besitzen eben keinen solchen Kontrollmechanismus sondern müssen von Zeit 
zu Zeit nachgestellt werden. Selbst Pipettierroboter. Bei den dispensern 
ist das ähnlich.

von miles (Gast)


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Optisch wäre auch interessant. Ich dachte aber man könnte vllt keine so 
hohe Genauigkeit erzielen. Ich hatte daran gedacht evtl eine Flüssigkeit 
zwischen zu schalten. Sodass nur diese zu immer gleichen bedingungen 
gemessen werden muss. Bei der Wahl der Flüssigkeit wäre man dann frei 
etwas zu wählen dessen dichte und Viskosität sich bei kleineren 
Temperaturschwankungen nicht stark ändert.

von Der Andere (Gast)


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miles schrieb:
> Pipetten die wir bisher verwenden
> besitzen eben keinen solchen Kontrollmechanismus sondern müssen von Zeit
> zu Zeit nachgestellt werden.

Was sind das für pipetten?

Meine Frau arbeitet in einem Labor wo sie von Zeit zu Zeit auch viel 
pipettieren musste, teilweise auch mit Dispenser oder Multidispenser.
Von einem Nachstellen hat sie mir nichts erzählt.

miles schrieb:
> eine Genauigkeit von ~5% wäre gewünscht.

Das passt nicht, die mechanischen Kolbenpipetten haben schon eine 
Genauigkeit von schlechtestenfalls 2% bis besser als 0,1%. Deine 
gewünschte Genauigkeit wäre also deutlich schlechter als das was 
herkömmliche Kolbenpipetten bieten.
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Pipette

Deine Angaben sind so nicht ganz schlüssig. Der (denglisch) Use-Case ist 
mir im Moment nicht klar.

von miles (Gast)


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Ich arbeite auch im Labor und mir ist noch nie eine Pipette 
untergekommen die tatsächlich eine solche genauigkeit besitzt. Mag sein 
dass die Hersteller das gerne so angeben aber das entspricht nicht der 
Realität. Insbesondere im Bereich unterhalb 300nl. Desweiteren hatte ich 
daran gedacht erst mal klein anzufangen und wenn das funktionsprinzip 
steht nich einen drauf zu setzen.
Darf ich fragen, was bei deiner Frau für Pipetten verwendet werden die 
nicht nach kalibriert werden müssen? Wenn sie in Deutschland arbeitet 
gehe ich mal von Eppendorf oder Gilson aus. Beide versenden zusammen mit 
ihren Pipetten Kalibrierungsguides und zum Teil Werkzeuge zur 
Kalibrierung. So wie hier https://goo[dot]gl/K6Ud9b

Zu der optischen Messmethode: dachtest du an so etwas wie 
zeilensensoren?

von Der Andere (Gast)


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miles schrieb:
> Ich arbeite auch im Labor und mir ist noch nie eine Pipette
> untergekommen die tatsächlich eine solche genauigkeit besitzt.

Ist das so? Im Regelfall verlässt man sich auf Genauigkeitsangaben von 
Messgeräten. Wenn jetzt Fluke Messgeräte generell 5 mal so ungenau wären 
wie angegeben dann würden die sich ganz schnell nicht mehr verkaufen.

Warum sollte das in der Chemie, Mikrobiologie anders sein?

miles schrieb:
> Darf ich fragen, was bei deiner Frau für Pipetten verwendet werden die
> nicht nach kalibriert werden müssen?

Muss ich sie fragen, ich arbeite ja nicht im Labor :-)
Aber wenn ich nach "Pipetten kalibrieren" suche, dann komme ich auf 
zertifizierte Kalibrierlabore, wo die Teile dann einmal pro Jahr oder 2 
Jahren kalibriert werden. Dein Link funktioniert so nicht bei mir.

Und das Kalibrieren willst du mit deinem Projekt selber besser machen?

von W.S. (Gast)


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miles schrieb:
> Ich
> habe mir gedacht, dass eine kapazitive Messung des Pegels in einer
> (rechteckigen?) Kappilare vllt geeignet wäre, wobei die Kapillare an
> zwei gegenüberliegenden Seiten mit einer Elektrode beschichtet sein
> müsste, um dazwischen die Kapazität zu messen.

Da hast du (und eigentlich alle andern hier in diesem Thema) aber an 
etwas ziemlich Wichtigem vorbeigedacht - der Oberflächenspannung.

Was meinst du, was aus der Krümmung der Flüssigkeitsoberfläche in 
Wandnähe wird, wenn eben diese Oberfläche sich in einer Kapillare oder 
einer feinen Pipettenspitze befindet?

W.S.

von miles (Gast)


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Der Andere schrieb:
> miles schrieb:
>> Ich arbeite auch im Labor und mir ist noch nie eine Pipette
>> untergekommen die tatsächlich eine solche genauigkeit besitzt.
>
> Ist das so? Im Regelfall verlässt man sich auf Genauigkeitsangaben von
> Messgeräten. Wenn jetzt Fluke Messgeräte generell 5 mal so ungenau wären
> wie angegeben dann würden die sich ganz schnell nicht mehr verkaufen.
>
> Warum sollte das in der Chemie, Mikrobiologie anders sein?

Gute Frage! Wüsste ich auch gerne...

>
> miles schrieb:
>> Darf ich fragen, was bei deiner Frau für Pipetten verwendet werden die
>> nicht nach kalibriert werden müssen?
>
> Muss ich sie fragen, ich arbeite ja nicht im Labor :-)
> Aber wenn ich nach "Pipetten kalibrieren" suche, dann komme ich auf
> zertifizierte Kalibrierlabore, wo die Teile dann einmal pro Jahr oder 2
> Jahren kalibriert werden. Dein Link funktioniert so nicht bei mir.

http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/rshamsadin/Pippetieren%201.pdf

In den Laboren in denen ich bisher gearbeitet habe machen das die TAs 
alle halbe Jahr.

>
> Und das Kalibrieren willst du mit deinem Projekt selber besser machen?

Sehr gerne! Hast du Ideen?

von miles (Gast)


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W.S. schrieb:

>
> Was meinst du, was aus der Krümmung der Flüssigkeitsoberfläche in
> Wandnähe wird, wenn eben diese Oberfläche sich in einer Kapillare oder
> einer feinen Pipettenspitze befindet?

Dürfte das nicht bei der kapazitiven Messung irrelvant sein, wenn sich 
ein Meniskus bildet? Es ist ja letztendlich doch ein geändertes 
Wasser/Luft Verhältnis zwischen den Elektroden, wodurch eine andere 
dielektrische Leitfähigkeit entseht...

von Henrik V. (henrik_v)


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Pipette kalibriern macht man nicht über Gewichtsbestimmung einer 
Flüssigkeit bekannter Dichte??
EDIT OK, steht im Paper :)
Glaszylinder mit Glaskolben und den Weg messen? (z.B. mit LVDT)
Wird sicher nicht günstig....

Gruß Henrik

: Bearbeitet durch User
von miles (Gast)


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Das mi den LVDTs war mir noch kein Begriff, danke für den Tipp! Aber 
bräuchte es da nicht einen beweglichen Eisenkern? Wo würde der sich im 
AUfbau befinden?

Ansonsten hätte ich noch an mikrofluidische kanäle gedacht mit vllt 
100µm breite nud höhe und dann per kamera + linse... aber die optik ist 
da auch nicht direkt günstig.

von butsu (Gast)


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willst du die Flüssigkeitsmenge nun messen, oder dosieren?

Du schreibst, es geht letztlich um eine Pipette, also wahrscheinlich 
dosieren. Einer der Nachteile der Dispenser (Eppendorf etc.) ist die 
große Menge Luft über der Flüssigkeit.

Wenn du stattdessen eine Hamiltonspritze nimmst und die z.B. mit einem 
Piezo-Linearmotor antreibst, vielleicht noch mit einem Längenmesssystem 
(Glassmassstab, Laser-interferometer etc.), und das evtl. auch noch 
temperiert (s.o.), dann sollte eine hochgenaue Dosierung möglich sein.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Wichtig in diesem (Mess-)zusammenhang ist die Eigenschaft der 
Fluessigkeit gegenueber der Wand. Ziehen die sich an, oder stossen sie 
sich ab. Ich wuerd etwas Abstossendes nehmen. zB Teflon fuer Wasser. Nur 
haelt da drauf dann eben kein Elektrodenmaterial. zB eine 20nm dicke 
Metallschicht.

Fuer eine Nur-Messung koennte man einen Mikrotricher verwenden, bei 
welchem man von der duennen Seite mit einer hohen NA Licht einkoppelt, 
das man dann auf der anderen Seite misst. Je mehr durchkommt, desto 
hoeher ist der Pegelstand. Man kriegt Licht durch eine Spitze von 80nm, 
nicht mehr viel halt.

: Bearbeitet durch User
von Der Andere (Gast)


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miles schrieb:
>> Und das Kalibrieren willst du mit deinem Projekt selber besser machen?
>
> Sehr gerne! Hast du Ideen?

Das war genau meine Frage. Wozu soll das gut sein? Was ist der Use Case?
Ich habe meine Frau gefragt, sie sagt bei kleinen Mengen ist die 
Genauigkeit es eher das Problem wie man pipettiert und welche Viskosität 
die Flüssigkeit hat.
Ansonsten werden die Pipetten regelmäßig (1x pro jahr?) kalibriert. Aber 
die Kalibration wirst du mit deiner Messmethodik auch nicht verhindern 
können, weil deine Messtechnik auch nicht absolut langzeitstabil ist.

butsu schrieb:
> willst du die Flüssigkeitsmenge nun messen, oder dosieren?

Genau das verstehe ich auch nicht. In dem ersten Posting klang es eher 
nach messen. Deshalb meine Frage wie miles verhindert die Flüssigkeit 
durchzusaugen
siehe:

miles schrieb:
> Die Flüssigkeit wird wie bei
> einer Pipette angesaugt und das Volumen soll dann bestimmt werden.

von miles (Gast)


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Tut mir Leid, wenn ich mich unklar ausgedrückt habe. Das ganze wird ein 
Pipettierroboter. Wenn Reagenz X angesaugt wird gelangt es in die 
Pipettenspitze. Hinter der Pipettenspitze folgt ein (kurzes) 
Schlauchstück mit Luft, dass als Polster fungiert. Dahinter folgt eine 
Messflüssigkeit (zb Wasser), deren Pegelstand nach dem Ansaugen gemessen 
wird. Dahinter wiederum kommt schließlich der Saugmechanismus.
Bei diesem Mechanismus entspricht eine höhere angelegte Spannung einem 
größeren angesaugten Volumen (funktioniert im Prinzip wie ein 
Lautsprecher). Beim Ansaugvorgang soll ein Feedback-Loop dafür sorgen, 
dass solange die Spannung an der Messvorrichtung erhöht wird, bis das 
gewünschte Volumen aufgenommen wurde. Der Vorteil hier ist, dass es 
keine beweglichen Teile innerhalb des gesamten Systems gibt, ergo 
weniger Verschleiß. Am Ende soll ein System stehen, dass eine höhere 
Präzision und ein niedrigeres Minimalvolumen hat als das bei bestehenden 
Pipettierrobotern der Fall ist. Das wird auch darüber erreicht werden, 
dass eine andere Pipettiertechnik verwendet wird, als bei bisherigen 
Pipettierrobotern (unter anderem durch Neigung der Spitze).

Danke für die guten Anregungen. Die Hamilton-Spritze ist auch eine 
interessante Idee, aber ein Laserinterferometer selbst zu bauen stelle 
ich mir ziemlich aufwendig vor, oder? Das mit dem Trichter und der 
Lichtmessung ist mir nicht ganz klar geworden. Was meinst du mit dünner 
Seite?

Danke für eure Zeit und Mühe!

von butsu (Gast)


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Klingt für mich "von hinten durch die Brust in den Kopf". Du benutzt 
einen Linearaktuator der extrem schwer zu regeln ist (dein 
elektromagnetischer Saugmechanismus), anstatt etwas zu nehmen, was 
prinzipbedingt einen genauen Hub erzeugen kann (Piezo-Linearaktuator 
oder auch eine Spindel). Anstatt dessen Auslenkung direkt zu messen, 
möchtest du den Füllstand einer Messflüssigkeit messen. Warum? Dann 
willst du wieder ein schädliches Luftpolster einführen.

Was willst du damit KONKRET machen? Wenn du aus einem Reservoir genaue, 
kleine Mengen dosieren willst, da gibt es bessere Lösungen (Piezoventile 
etc.). Musst du wirklich transferieren?

Oder soll das ein generischer Pipettierroboter als kommerzielles Produkt 
werden? Du hast aber keine Ahnung wie das gehen könnte, und willst dir 
deine Anregungen hier holen? Dann wäre es zumindestens fair das hier 
mitzuteilen...

von Henrik V. (henrik_v)


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Keine Ahnung ob das funktionieren könnte:
Kapillare an einem Piezo (oder eine Piezokristallpipette) , der die 
Kapillare in Resonanz versetzt. Durch Masseänderung der Flüssigkeit in 
der Kapillare ändert sich die Frequenz.

Ggf. auch nett zum Abschütteln :D

Ist dann aber ein eher Masse- als Volumenmessung..

von Labormaus (Gast)


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Ich hab zwar keine Ahnung von Elektronik aber arbeite in einem 
chemischen Labor.

Man sollte bedenken, dass Pipetten, Dispenser oder Büretten immer auf Ex 
kalibriert werden. Volumen messen schon beim ansaugen funktioniert schon 
aus Prinzip nicht.
Wie butsu oben schrieb, motorbetriebene Kolbenbüretten z.B. für 
Titration funktionieren ohne Luftpolster. Der Kolben ist mit dem Spindel 
zum Motor verbunden, so dass man µl-genau dosieren kann. Die Technik ist 
ziemlich alt und hat sich bewährt.

Es gibt ja ISO 8655-7 für photometrische Überprüfung von 
Volumenmessgeräten. Ich weiß allerdings nicht wie genau es gemacht wird 
(Norm kaufen ;P)
Bei uns werden die Kolbenhubpipetten alle 6 Monate gravimetrisch 
kalibriert, alle zwei Jahre von einem akkreditierten Kalibrierlabor.

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