Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning Nicht linearer Prozess


von O. P. (Gast)


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Hallo Zusammen,

ich möchte eine Destillationsanlage anhand eines Digitalen Reglers 
automatisieren. Der Prozess ist ja nicht linear.
Darf man da trotzdem die gewöhnlichen lineare Regler(PI bzw. PID) für 
die nicht lineare Systeme anwenden? Oder muss man für die nicht lineare 
Systeme explizit nicht lineare Regler (z.B MPR ) anwenden?

von Wolfgang (Gast)


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Joo L. schrieb:
> Darf man da trotzdem die gewöhnlichen lineare Regler(PI bzw. PID) für
> die nicht lineare Systeme anwenden?

Das kann dir keiner verbieten.

Du kannst den Prozess um einen Arbeitspunkt als hinreichend linear 
betrachten und dafür den Regler optimieren. Um so weiter er sich vom 
Arbeitspunkt entfernt, um so weniger passen ggf. die Reglerparameter.

von O. P. (Gast)


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Also muss ich für die lineare Regler die nicht lineare Systeme zunächst 
linearisieren. Zum Beispiel um einen Arbeitspunkt wie du gesagt hast 
oder
die Übertragungsfunktion des Systems linearisieren ?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Joo L. schrieb:
> Also muss ich für die lineare Regler die nicht lineare Systeme zunächst
> linearisieren.

Sofern sich diese Annahme auf Wolfgangs Äußerung bezieht, ist die 
Linearisierung eben nicht erforderlich. Wenn Du damit leben kannst, dass 
der Regler abseits des Arbeitspunktes etwas träge reagiert, genügt es, 
ggf. experimentell mittels Sprunganwort o.ä. in der Nähe des 
Arbeitspunktes die Parameter zu optimieren.

> Zum Beispiel um einen Arbeitspunkt wie du gesagt hast
> oder
> die Übertragungsfunktion des Systems linearisieren ?

Durch die obige Vereinfachung verzichtet man auf die Linearisierung.

von O. P. (Gast)


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Wenn man mit lineare Reglern bei nicht lineare Systemen klar kommt, wozu
sind diese nicht lineare Regler nötig? Diese sind ja im Gegensatz zu 
lineare Regler viel komplexerer. Werden sie in der Praxis überhaupt 
benutzt??

von K. L. (Gast)


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Werden sie! ja. Man übersetzt das Systemverhalten der zu regelnden 
Einheit in eine Gleichungsystem und streckt es per Transformation so, 
daß eine scheinbare lineare, bzw je nach Anforderungen teilweise lineare 
Kurvenschar entsteht. Die wird invers als Regelgleichung verwendet. Der 
Regel ist dann dort schnell wo er es sein muss, z.B: an den kritischen 
Rändern und an anderer Stelle tolerant und dafür genau und besser 
filternd.

von O. P. (Gast)


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Also zusammenfassend kann ich sagen, dass die lineare Regler auf nicht 
lineare Systeme ohne jegliche Gegenmaßnahmen angewendet werden können.
Jedoch für ein besseres Ergebnis ist es besser das nicht lineare System 
erst mal zu linearisiren.

Stimmt das soweit?

von K. L. (Gast)


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JA, wenn Du das "ohne Gegenmässnahmen" streichst.

von O. P. (Gast)


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Klaus L. schrieb:
> JA, wenn Du das "ohne Gegenmässnahmen" streichst.

Was wären diese Gegenmaßnahmen ?

von Andreas R. (Gast)


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Naja, die einfachste Gegenmaßnahme ist Anti-Windup, die der 
Nichtlinearität gegensteuert, welche sich aus der Begrenzung der 
Stellgröße ergibt.
Im Prinzip ist jedes System nichtlinear, allein wegen der 
Stellgrößenbegrenzung.

von O. P. (Gast)


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Wären die Linearisierung der Übertragungsfunktion oder um einen 
Arbeitspunkt linearisieren auch diese Gegenmaßnahmen ?

von Tommi (Gast)


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"Die Übertragungsfunktion" im regelungstechnischen Sinne ist der 
Quotient aus Ausgang und Eingang im Frequenzraum, was nur für ein 
lineares System möglich ist. D.h. bei einem nichtlinearen (also einem 
nicht linearen) System kannst du nur über die Linearisierung auf eine 
Übertragungsfunktion kommen. Natürlich gibt es daneben auch nichtlineare 
Möglichkeiten der Modellierung und Systemanalyse.

Einen linearen Regler kannst du auch für ein nichtlineares System 
einsetzen, ob der Regelkreis allerdings stabil zu bekommen ist, ist ein 
anderes Problem. Auch ist der Stabilitätsnachweis bei nichtlinearem 
System nicht so einfach bis unmöglich, je nach System.

Die Linearisierung ist Teil des Reglerentwurfs, der Regelkreis wird 
dabei auf ein lineares System vereinfacht, das System stimmt aber nur 
genau im Arbeitspunkt mit dem linearisierten Modell überein. Dabei geht 
man davon aus, dass das lineariserte Modell im Arbeitsbereich (um den 
Arbeitspunkt herum) nahe genug am tatsächlichen System ist, was oft nur 
in direkter Nähe der Fall ist. Das vereinfachte Modell kann dann zur 
Berechnung der Reglerparameter hergenommen werden.

Warum linearisiert man nicht immmer? Stell dir ein stehendes Pendel vor, 
kippt das Pendel nach rechts, dann muss die Aufhängung auch nach rechts 
bewegt werden, um das Pendel abzufangen. Das gilt im Bereich der 
stehenden Lage. Fällt das Pendel aber nach unten, hängt also, dann muss 
es zunächst aufgeschwungen werden, was eine umgekehrte Logik bedeutet. 
Mit einem linearen Reglerentwurf kommt man hier also nicht zu Rande.

von Tommi (Gast)


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Nachtrag:
Vielleicht kannst du dein System noch genauer beschreiben, Eingang 
(Heizleistung?), Ausgang (Temperatur? Kondensationsrate? Welche 
Messungen?).

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Joo L. schrieb:
> Wenn man mit lineare Reglern bei nicht lineare Systemen klar kommt, wozu
> sind diese nicht lineare Regler nötig? Diese sind ja im Gegensatz zu
> lineare Regler viel komplexerer. Werden sie in der Praxis überhaupt
> benutzt??

Hier ist schon öfters der Begriff "Arbeitspunkt" gefallen.
Linearisierung um den Arbeitspunkt ist ein bewährter Ansatz, wenn die 
Regelstrecke nicht LTI ist.

Angenommen Du hast mehrere Arbeitspunkte (z.B. weil sich der Sollwert 
oder das Streckenverhalten ändert), dann müsstest Du um den neuen 
Arbeitspunkt linearisieren bzw. die Reglerparameter hierfür anpassen.
Stichwort ist hier "adaptive Regelung".

Für richtig harte Regelung haben sich sogenannte Zustandsregler bewährt, 
in denen die Regelstrecke, ggf. sogar dynamisch, in einem Modell 
abgebildet wird.

Wie hat unser Regelungstechnikprof mal mit einem Augenzwinkern gesagt: 
"Es gibt Prozesse, bei denen möchte man keine Überschwinger. Stellen Sie 
sich vor, Sie müssen eine Dampfwalze an einer Hauswand parken."

Ist Dein, uns unbekannter, Destillationsprozess vielleicht so eine 
Dampfwalze? :D

http://articles.baltimoresun.com/2002-06-09/news/0206090017_1_moonshine-north-philadelphia-bureau-of-alcohol

http://www.spiegel.de/panorama/stinkender-guelleregen-biogasanlage-explodiert-a-523620.html


Neben dem Regler Überdruckventil nicht vergessen und gut lüften. ;)

: Bearbeitet durch User
von Strubi (Gast)


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Moin,

Kennst du denn deine "Transferfunktion" des Systems? Wenn du um deinen 
Arbeitspunkt Taylour-Reihen daraus entwickelst, kannst du etwa eine 
Aussage machen darüber, wie gut dein Regler noch funktioniert. Also 
folgendes nicht macht:
- Dauernd um den "lock-in"-Punkt herumoszillieren, aber zu langsam 
nachregeln (mir war dunkel, dass das bei dritten Ordnungen in der 
Transfer-Fn kritisch mit der Linearisierung sein kann)
- Beim Verlassen des gesunden Bereichs komplett wegzudriften oder in 
einen andern Stabilitätsbereich zu springen

An dem Punkt kannst du dann aber auch, da ja alles schön digital, deine 
PI(D) pimpen oder sogar selektiv ausführen (state machine: Wenn in 
Intervall [A,B], nimm PI, sonst PID)

Gruss,

- Strubi

von O. P. (Gast)


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Tommi schrieb:
> Nachtrag:
> Vielleicht kannst du dein System noch genauer beschreiben, Eingang
> (Heizleistung?), Ausgang (Temperatur? Kondensationsrate? Welche
> Messungen?).


Erst mal vielen Dank für die ausführliche Erklärung !!

Was ich vorhabe ist, den Wein zu destillieren.
Eingang ist die Heizleistung und Ausgang wäre dann die Siedetemperatur 
der Flüssigkeit im Sumpf, da diese Siedetemperatur von dem Alkoholgehalt 
abhängig ist.

Zunächst wollte ich eine Wertetabelle mit der Siedetemperatur aufstellen 
und daraus eine Übertragungsfunktion erstellen. Aber anscheinened 
funktioniert das nicht, da das System nicht linear ist.

Für die Linearisierung habe ich mir folgendes überlegt:

1. Die Heizleistung mit der Zeit erhöhen. Das System verhält sich nicht 
linear, da der Alkoholgehalt in der Flüssigkeit mit der Zeit sich 
abnimmt und daher diese Verstärkungsfaktoren im Regler nicht konstant 
bleiben können.
Mit dem Erhöhen der Heizleistung könnte man das System linearisieren...

2. Wie Marcus erklärt hat, Arbeitspunkte bestimmen und um diese Punkte 
das System linearisieren.


Wenn ich das System dann irgendwie linearisiert habe, könnte ich ja die 
Übertragungsfunktion bilden und mit PI bzw. PID Regler das ganze regeln.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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OK, keine Dampfwalze im Sinne der obigen Definition. ;)
Zumindest müssen wir uns keine Sorgen machen, dass Du von Deinem Fusel 
erblindest...

Ich habe Tommis Frage übrigens als quantitativ (e.g. Hektoliter pro 
Stunde) aufgefasst!

von Tommi (Gast)


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Joo L. schrieb:
> Was ich vorhabe ist, den Wein zu destillieren.
Das ist natürlich eine unterstützenswerte Anwendung :-)

> Eingang ist die Heizleistung und Ausgang wäre dann die Siedetemperatur
> der Flüssigkeit im Sumpf,
> da diese Siedetemperatur von dem Alkoholgehalt
> abhängig ist.
Hier ist mir nicht ganz klar, was geregelt werden soll. Die 
Siedetemperatur ist - im Gegensatz zur tatsächlich vorherschenden 
Temperatur - ja nicht messbar.

Wenn deine Maische z.B. 6% Alkohol hat, ist der Alkoholsiedepunkt dann 
niedriger wie wenn nur noch 2% Alkohol vorhanden sind? Soviel ich weiß 
muss doch eine bestimmte Temperatur gehalten werden, um nicht zu viel 
Wasser mitzuverdampfen, bzw. um im Vorlauf nur die leichtflüchtigen 
Alkohole abzudestillieren.


> Zunächst wollte ich eine Wertetabelle mit der Siedetemperatur aufstellen
> und daraus eine Übertragungsfunktion erstellen. Aber anscheinend
> funktioniert das nicht, da das System nicht linear ist.
Wie soll sich denn die Temperatur über die Zeit in etwa verhalten? 
Kannst du nicht den Temperaturverlauf vorgeben und dann die Temperatur 
entsprehend der Solltemperatur einregeln? Dafür bräuchte es vermutlich 
keine rechnerische Reglerauslegung.

Versuche ruhig mal das Übertragungsverhalten in Form einer Tabelle 
aufzuzeigen, Werte müssen ja nicht stimmen. Dann wird aber klarer was 
überhaupt erreicht werden soll.

> Für die Linearisierung habe ich mir folgendes überlegt:
> 1. Die Heizleistung mit der Zeit erhöhen. Das System verhält sich nicht
> linear, da der Alkoholgehalt in der Flüssigkeit mit der Zeit sich
> abnimmt und daher diese Verstärkungsfaktoren im Regler nicht konstant
> bleiben können.
Das hört sich jetzt wie eine Steuerung an, also ohne Rückkopplung (hier 
Temperaturmessung). Wenn es nur um eine temperaturregelung geht, sind 
die nichtlinearitäten, die durch den verminderten Alkoholanteil 
entstehen, vermutlich vernachlässigbar.

> Mit dem Erhöhen der Heizleistung könnte man das System linearisieren...
> 2. Wie Marcus erklärt hat, Arbeitspunkte bestimmen und um diese Punkte
> das System linearisieren.
Linearisieren ist ein Ausdruck der in Zusammenhang mit der Modellbildung 
verwendet wird, linearisert wird nur das mathematische Systemmodell, die 
physikalische Strecke wird dadurch nicht verändert.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Tommi schrieb:
> Wenn deine Maische z.B. 6% Alkohol hat, ist der Alkoholsiedepunkt dann
> niedriger wie wenn nur noch 2% Alkohol vorhanden sind? Soviel ich weiß
> muss doch eine bestimmte Temperatur gehalten werden, um nicht zu viel
> Wasser mitzuverdampfen, bzw. um im Vorlauf nur die leichtflüchtigen
> Alkohole abzudestillieren.
So wie ich das bisher verstanden habe, ist da (zum Glück) nix mit 
Maische, der TO arbeitet als "Nachbrenner" - mit zugekauftem "Joie de 
Clochard". Da muss er sich wegen Vorlauf etc. weniger Sorgen machen.
Die, noch nicht genannte, Menge bestimmt dann, ob noch andere 
Randbedingungen zu beachten sind.

von O. P. (Gast)


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> Hier ist mir nicht ganz klar, was geregelt werden soll. Die
> Siedetemperatur ist - im Gegensatz zur tatsächlich vorherschenden
> Temperatur - ja nicht messbar.

Die Siedetemperatur muss geregelt werden. Die Frage ist natürlich, wie 
ich diese Sollsiedetemperatur, bei der so wenige Wasser und so viel 
Alkohol wie möglich verdampft wird, finden kann...
Für die Siedetemperaturmessung habe ich einen Sensor zur Verfügung :)


> Kannst du nicht den Temperaturverlauf vorgeben und dann die Temperatur
> entsprehend der Solltemperatur einregeln? Dafür bräuchte es vermutlich
> keine rechnerische Reglerauslegung.

Ich hatte vor, die Differenz zwischen der Soll- und Isttemperatur anhand 
eines I- Reglers zu berechnen und mit der Rückkopplung zu regelen. (also 
ein PI Regler ggf. mit Anti-Windup)


> Das hört sich jetzt wie eine Steuerung an, also ohne Rückkopplung (hier
> Temperaturmessung). Wenn es nur um eine temperaturregelung geht, sind
> die nichtlinearitäten, die durch den verminderten Alkoholanteil
> entstehen, vermutlich vernachlässigbar.

Naja, die ganze Temperaturregelung möchte ich ja natürlich 
automatisieren :) Dafür bräuchte ich einen Regler und ein Modell 
natürlich. Da die nicht lineare Modellierung zu komplex ist, wollte ich 
das System anhand einer Übertragungsfunktionsbildung modellieren. Die 
Übertragungsfunktion kann ich ja nur dann bilden, wenn Linearität 
vorhanden ist.

von Reinhard M. (Gast)


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von gästle2 (Gast)


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Joo L. schrieb:
> Was ich vorhabe ist, den Wein zu destillieren.
> Eingang ist die Heizleistung und Ausgang wäre dann die Siedetemperatur
> der Flüssigkeit im Sumpf, da diese Siedetemperatur von dem Alkoholgehalt
> abhängig ist.

Korrekt wäre es sicher den Alkoholgehalt zu messen und danach die 
Temperatur zu regeln. Ansonsten könntest Du noch versuchen stumpf ein 
festes Temperaturprofil über die Zeit abzufahren das sich mal bewährt 
hat. Dann darf sich aber der Anfangs Alkoholgehalt nicht ändern, die 
Ausgangsmenge an Wein nicht, die Umgebungstemperatur usw.

von Tommi (Gast)


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Joo L. schrieb:
>> Hier ist mir nicht ganz klar, was geregelt werden soll. Die
>> Siedetemperatur ist - im Gegensatz zur tatsächlich vorherschenden
>> Temperatur - ja nicht messbar.
>
> Die Siedetemperatur muss geregelt werden. Die Frage ist natürlich, wie
> ich diese Sollsiedetemperatur, bei der so wenige Wasser und so viel
> Alkohol wie möglich verdampft wird, finden kann...
> Für die Siedetemperaturmessung habe ich einen Sensor zur Verfügung :)
OK, wens nur drum geht eine vorgegebene Temperatur einzuregeln...
Es kommt jetzt natürlich auf dich drauf an, möglichst einfach, dann 
reicht evtl. schon ein Zweipunktregler, oder ein PI-Regler mit 
"Probieren". Ansonsten musst du dich in die Reglerentwurfsverfahren 
einarbeiten. Wie geschrieben, natürlich kannst du das nichtlineare 
System für den Entwurf linearisieren.

Allerdings hab ich den Verdacht, dass eine blose Regelung auf Tempertur 
in dieser Anwendung nicht zieführend ist. Erreichst du den Siedepunkt, 
dann fängt ja der Alkohol an zu verdampfen, was Energie braucht. 
Darunter geht die gesamte Energie in die Erwärmung und als Abwärme an 
die Umgebung. Über den Siedepunkt drüber dürfte man auch nicht weit 
kommen, da ja sonst der Alkohol schon verdampft wäre. Wie scharf der 
Übergang beim Alkohol-Wasser-gemisch ist, weiß ich aber nicht, ich bin 
kein Schnapser...
Vielleicht muss man das ganze eher wie bei einer Batterieladung angehen? 
Also dass man einen bestimmten Energieeintrag anhand der Ladekurve (hier 
Temperaturkurve) vorgibt, dann stellt die Temperatur gar keinen Sollwert 
dar. Da käme es dann wohl weniger auf Regelungsteorien an.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Joo L. schrieb:
> Also zusammenfassend kann ich sagen, dass die lineare Regler auf nicht
> lineare Systeme ohne jegliche Gegenmaßnahmen angewendet werden können.

Das stimmt so leider noch nicht. Das System muss schon gewisse 
Eigenschaften haben, wie z.B. Stetigkeit und Monotonie. Lediglich das 
Differential muss nicht unbedingt stetig sein, wobei es auch da 
Einschränkungen gibt: An Stellen der nichtstetigen Differenzierbarkeit 
führen hohe D-Anteile praktisch schnell zu Instabilität. Einen trägen 
PI-Regler kann man wiederum auf so ziemlich alles loslassen.

Aber wie gesagt, es braucht Monotonie, sonst passiert das hier:

Strubi schrieb:
> - Beim Verlassen des gesunden Bereichs komplett wegzudriften oder in
> einen andern Stabilitätsbereich zu springen

Um dem zu begegnen gibt es die nichtlineare Regelungstechnik. Es dann 
wie ebenfalls schon angedeutet wurde, keine einzelne 
Übertragungsfunktion verwendet, sondern z.B. bereichsabhängig mit 
unterschiedlichen Parametern gearbeitet. Die qualitative und 
quantitative Steuerungen von ungleichmäßig brennenden und 
Strahltriebwerken, das Prozessieren von Bildsensoren mit Sättigungs- und 
blooming-Effekten, sowie MBC- und AGC-Schaltungen bei komprimiertem 
pausierendem Audiomaterial sind solche Kandidaten.

Dein Destillationsbeispiel wäre ein eher Unspektakuläres. Ich sehe da 3 
Betriebsbereiche je nach verdampfendem Anteil von Alkohol.

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