Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Für was verwendet man Germaniumtransistoren?


von DerKarl (Gast)


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Hey Leute,

Bin gerade gemütlich beim surfen gewesen und bin dann auf folgenden Sjop 
getroffen: 
http://www.ramser-elektro.at/produkt-kategorie/germaniumtransistoren/

Nun ist meine Frage:
Für was verwendet man die noch?
Die haben doch nur Nachteile (Temperaturabhängigkeit,...)

Und warum sind die "handselektiert" ????
(Vor allem was ist das?? Nach Gehäuse sortiert? Nach Zustand?)

von Karlsson V. (karlsson_vom_dach)


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DerKarl schrieb:

> Nach Gehäuse sortiert? Nach Zustand?

Nein, sortiert nach Stromverstärkung (hfe).

mfg KvD

von Herr Nase (Gast)


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DerKarl schrieb:
> Nun ist meine Frage:
> Für was verwendet man die noch?

Gitarreneffektgeräte z.B.
Sinnvoll? Keine Ahnung.

> Und warum sind die "handselektiert" ????

Wegen der recht starken Schwankungen der Werte.

> (Vor allem was ist das?? Nach Gehäuse sortiert? Nach Zustand?)

Stromverstärkungsfaktor etc.

von Helmut S. (helmuts)


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In der Industrie vernwendet kein Mensch mehr Germaniumtransistoren. 
Deren Zeit ist vor 50 Jahren abgelaufen.

Germaniumtransistoren werden heute nur noch von ganz wenigen 
Audiobastlern zur Verzerrung verwendet.

von Alex D. (allu)


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Naja, der Teil stimmt wohl:
Germaniumtransistoren für Reperaturzwecke

Allerdings sind diese nicht wirklich alt, ich sage nur OC71.

von DerKarl (Gast)


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Helmut S. schrieb:
> Germaniumtransistoren werden heute nur noch von ganz wenigen
> Audiobastlern zur Verzerrung verwendet.

Und warum keine Siliziumtransistoren?

von hinz (Gast)


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DerKarl schrieb:
> Helmut S. schrieb:
>> Germaniumtransistoren werden heute nur noch von ganz wenigen
>> Audiobastlern zur Verzerrung verwendet.
>
> Und warum keine Siliziumtransistoren?

Und warum nicht Röhren?

von Lesehilfe (Gast)


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DerKarl schrieb:
> Und warum sind die "handselektiert" ????
> (Vor allem was ist das?? Nach Gehäuse sortiert? Nach Zustand?)

Probleme beim Lesen? Da steht doch ganz deutlich, dass die nach der 
Stromverstärkung selektiert werden.

> Für was verwendet man die noch?

Du gar nicht.

> Die haben doch nur Nachteile (Temperaturabhängigkeit,...)

Wie du meinst.
Beispielsweise ist die Ube erheblich kleiner als bei Si-Transistoren, 
was in bestimmten Anwendungen vorteilhaft ist.

von oszi40 (Gast)


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Herr Nase schrieb:
> Stromverstärkungsfaktor etc.

und Reststrom!

DerKarl schrieb:
> Für was verwendet man die noch?

Man liest da: "für Audio und Reperaturzwecke". Für Röhren-Radios nimmt 
man logischerweise Röhren. http://www.radiomuseum.org/

von Helmut S. (helmuts)


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DerKarl schrieb:
> Helmut S. schrieb:
>> Germaniumtransistoren werden heute nur noch von ganz wenigen
>> Audiobastlern zur Verzerrung verwendet.
>
> Und warum keine Siliziumtransistoren?

Weil die ein kleineres Ube haben und damit auch kleinere Signale 
gleichrichten bzw. verzerren können.

von Thorsten S. (thosch)


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Helmut S. schrieb:
> Germaniumtransistoren werden heute nur noch von ganz wenigen
> Audiobastlern zur Verzerrung verwendet

Oder von Besitzern (Sammlern) von frühen Transistorradios für 
authentische Reparaturen!

Und natürlich von interessierten Bastlern, die selbst mal die Ursprünge 
der Transistortechnik "am lebeden Objekt" nachvollziehen wollen.

von Werner H. (werner45)


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Hallo Karl!

Germanium war lange Zeit im UHF-Bereich der Hit (AF 239 und so), weil 
die damaligen Si-Transistoren zu stark rauschten.

Im Nf-Bereich:
Ein Sperrschwinger mit Germanium schwingt auch noch mit 0,3 V, also 
einer einzelnen Solarzelle oder einer für Si-Transistor zu leeren 
Batterie.
Wird vielleicht wieder modern mit der "Energy-Harvesting"-Marotte.

Bei der US-Navy wurden große Ge-Transistoren (Jc bis 500 A pro Stück) 
als Ersatz für mechanische Relais verwendet. Schiffe fielen bei 
Torpedotreffern vor allem deshalb aus, weil die gesamte Elektrik durch 
das erschütterungsbedingte Klappern von Relais und Schützen außer 
Betrieb gesetzt wurde, auch wenn der Kahn noch nicht abgesoffen war.
Der Navy waren die Uce-Restspannungen von Si-Transistoren und 
Thyristoren zu hoch. Vertrieben wurden die Transistoren durch einen 
dicken Herrn namens "Oliver Germanium", ganzseitige Anzeigen erschienen 
lange in der Zeitschrift "Elektronik".

Mehr fällt mir momentan nicht ein   -   Werner

Sehe gerade, daß schon Viele geantwortet haben, muß demnächst schneller 
schreiben...

von DerKarl (Gast)


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Werner H. schrieb:
> Im Nf-Bereich:
> Ein Sperrschwinger mit Germanium schwingt auch noch mit 0,3 V, also
> einer einzelnen Solarzelle oder einer für Si-Transistor zu leeren
> Batterie.
> Wird vielleicht wieder modern mit der "Energy-Harvesting"-Marotte.

Ok. Also währen die Dinger noch für kleine Solarpanele usw. interessant?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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DerKarl schrieb:
> Ok. Also währen die Dinger noch für kleine Solarpanele usw. interessant?

Sie verstärken halt nicht so dolle und sperren auch nicht so gut wie 
Si-Transistoren. Für LowPower nimmt man heute eher FETs - siehe CMOS.
Die Technik wurde zugunsten von Si und GaAs nicht weiter entwickelt.

von michael_ (Gast)


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Für das ewige Pendel sind GE auch besser geeignet.

DerKarl schrieb:
> Und warum sind die "handselektiert" ????

Weil die jemand in der Hand hatte und kein Prüfautomat.

von Elektromagnetischer Schutzschild (Gast)


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DerKarl schrieb:
> Und warum sind die "handselektiert" ????

(Äh - weil das wohl "besser" sein soll?)

> Vor allem was ist das?? ...

michael_ schrieb:
> Weil die jemand in der Hand hatte und kein Prüfautomat.

Also für die Frage(n) vor den Pünktchen (ohne Erwähnung von Kriterien) 
eigentlich ja die bisher einzig richtige Antwort... ^^

------------------------------------------------------------------

@DerKarl:

Das werbewirksame Wort "handselektiert" muß leider bei diversen 
Kaufangeboten [besonders im omnipräsenten Audiofool-Voodoo-Wunderland]

teils sogar ohne konkrete Selektionskriterien [oder verfälscht, gelogen, 
beschönigt,...], einfach als erfundenes "angebliches Qualitätsattribut", 
herhalten.

Hast Du vielleicht deshalb die hFE-Angaben (als mögliche Antwort auf 
Deine Frage "Was...") nicht in Betracht gezogen? Oder wegen Kenntnis 
dieser "Werbepraxis", und den Spinnereien in dem Bereich, etwas noch 
ganz anderes hinter dem Begriff vermutet?

von Peter D. (peda)


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DerKarl schrieb:
> Und warum sind die "handselektiert" ????

Vermutlich aus Langeweile.
Es gab früher auch ab Werk selektierte Pärchen für Gegentaktendstufen, 
z.B. 2*GC301 oder AC178/188K.
Außerdem wurde die Stromverstärkung in Gruppen selektiert (A..D).

von Worder (Gast)


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Habe hier mal die Fragen nach den technischen Daten gestellt:
Beitrag "Russischer Transistor -> Wer kann Datenblatt lesen"

Kann das wer übersetzen?

von TrollHunter (Gast)


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Die abgebildeten Ge-Transistoren sind wohl vor Allem als Altersvorsorge 
ganz begehrt. Eine sinnvolle technische Anwendung haben sie nicht mehr, 
außer um Retro-Schaltungen zu reparieren oder nachzubauen.

Es gibt allerdings auch aktuelle Anwendungen für Ge-Transistoren nämlich 
im Bereich höchster Frequenzen von enigen zehn bis 100 GHz. Dort handelt 
es sich allerdings nicht um alleiniges Germanium, sondern 
Heterostrukturen mit Silizium. Dieser hier hat z.B. eine 
Transit-Frequenz von 75 GHz: 
http://www.mouser.de/ProductDetail/Infineon-Technologies/BFR840L3RHESDE6327XTSA1/?qs=sGAEpiMZZMvgx482KCZbCEinpM%252bA7e%252bHzsWNPO%252byZAQ%3d

von Ordner (Gast)


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DerKarl schrieb:
> Die haben doch nur Nachteile (Temperaturabhängigkeit,...)

Ich glaub das Problem sind eher die Fertigungsanlagen die alle auf 
Silizium ausgelegt sind, mit Germanium kann man heute auch tolle Sachen 
und bessere Sachen als aus Si herstellen.

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-11251-2010-02-18.html

von korax (Gast)


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Elektromagnetischer Schutzschild schrieb:
> Das werbewirksame Wort "handselektiert" muß leider bei diversen
> Kaufangeboten

Die Äpfel im Apfelmus sind auch "aus ausgesuchten Früchten" ;o)

von Joachim B. (jar)


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korax schrieb:
> Die Äpfel im Apfelmus sind auch "aus ausgesuchten Früchten" ;o)

bei mir immer, alles Fallobst wollte ich nie reinschnippeln :)

von Harald W. (wilhelms)


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michael_ schrieb:

>> Und warum sind die "handselektiert" ????
>
> Weil die jemand in der Hand hatte

Irgendwie vermisse ich da die Ergänzung:
"Von Jungfrauen bei Vollmond" :-)
Aber vielleicht sind Jungfrauen inzwischen
noch seltener als Germaniumtransistoren.

von Roland F. (rhf)


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TrollHunter schrieb:

Hallo,

> Dieser hier hat z.B. eine Transit-Frequenz von 75 GHz:
> ...

Sehr interessant, was sind das für Schaltungen, in denen solche 
Transistoren eingesetzt werden?

rhf

von TrollHunter (Gast)


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Roland F. schrieb:
> Sehr interessant, was sind das für Schaltungen, in denen solche
> Transistoren eingesetzt werden?

Z.B. das Frontend im LNB der Satelliten-TV-Schüssel (10 - 12 GHz). Oder 
Bewegungsmelder auf Radar-Basis (24 GHz) oder Fahrzeugradare als 
Abstandswarner. Wobei die Fahrzeugradare bei 77 GHz arbeiten, da braucht 
man schon Transistoren mit noch höherer Transit-Frequenz.

von Karl B. (gustav)


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Hi,
AC151 rauscharm ...das hört man. Hingegen hatten die Power-Germaniumn 
AD151 z. B. in Endstufen eine sporadische "Macke", das sog. 
"statistische" Rauschen. Einige Endstufen machten nach längerer 
"Vollaussteuerung" eigenartige Knurr- und Bruzzelgeräusche. Hat etliche 
Kundendienstler zur Weißglut gebracht, da die Fehler oft von selbst 
wieder verschwanden.


ciao
gustav

von Gästchen (Gast)


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Werner H. schrieb:
> Im Nf-Bereich:
> Ein Sperrschwinger mit Germanium schwingt auch noch mit 0,3 V, also
> einer einzelnen Solarzelle oder einer für Si-Transistor zu leeren
> Batterie.
> Wird vielleicht wieder modern mit der "Energy-Harvesting"-Marotte.

Sicher nicht. Für sowas gibts zero gate treshold FET:
http://www.aldinc.com/ald_zerothresholdmosfet.php

Und ähnliche Technologien.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Schade, an die Anzeigen mit "Oliver Germanium" erinnere ich mich auch, 
aber keine einzige ist im Web zu finden. Er passte vor allem nicht der 
Höhe nach in die Anzeige und musste seinen Kopf schief halten, soweit 
ich noch weiß
http://www.legacy.com/obituaries/bostonglobe/obituary.aspx?pid=153956149
das war er jedenfalls.

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