Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik genaue Wasserpegelmessung bis 150mm?


von R. H. (breezer)


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Hallo,

für ein neues Projekt bin ich auf der Suche nach einer möglichst genauen 
Wasserpegelmessung. Es handelt sich um zwei Gefäße, eines aus Kunststoff 
mit einer Pegelhöhe von max. 150mm und einem Volumen von ca. 1 Liter und 
eines aus Glas mit einer Pegelhöhe von max. 100mm bei ebenfalls ca. 1 
Liter Volumen. Die Genauigkeit sollte bei unter einem mm liegen.

Meine bisherigen Recherchen, ergaben folgende Möglichkeiten:

- Differenzdruckmessung
- kapazitive Messung
- resistive Messsung
- optische Messung

Mein Favorit wäre dabei die kapazitive Messung, allerdings habe ich 
keine Ahnung ob ich damit die geforderte Genauigkeit erreiche.

Bei der optischen Messung wäre wohl der Nachteil das ich ein Objekt zur 
Reflexion auf der Wasseroberfläche schwimmen lassen muss.

Differenzdruckmessung habe ich bereit woanders ausprobiert, hier zeigt 
sich ein relativ großes Messrauschen.

Gibt's für die kapazitve Messung fertige Lösungen in diesen Dimensionen?

: Bearbeitet durch User
von Kolja L. (kolja82)


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Hier im Markt wurden vor ein paar Tagen 10 Sensoren mit 150mm angeboten.
Wenn die Genauigkeit von einem nicht reicht, einfach mehrere leicht 
versetzt nebeneinander.

von Kolja L. (kolja82)


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von Minimalist (Gast)


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Wenn ein Schwimmer kein Problem darstellt, würde ich versuchen die 
Mechanik aus einem digitalen Messschieber umzufunktionieren. Der passt 
sowohl vom Messbereich als auch von der Auflösung. Müsste nur 
leichtgängig gemacht werden.

von Minimalist (Gast)


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Nachtrag:
Geht evtl Gravimetrisch? Sprich Waage?

von Mark W. (kram) Benutzerseite


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Bei sowas wuerde ich Ultraschall nehmen. Damit sollte die Genauigkeit 
hinzubekommen sein.

von Werner H. (werner45)


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Ganz genau geht es mit einer motorisch angetriebenen Gewindespindel, mit 
einem Kontakt an der Spitze und einer Elektrode im Wasser. Bei Kontakt 
stoppt der Motor und die eingefahrene Länge wird genau gemessen, z.B. 
über den Drehwinkel.

Prinzip der alten Präzisions-Schlauchwaage, die Meßspindel wurde zwar 
manuell bis zum Kontakt eingeschraubt, aber es waren Genauigkeiten von 
0,01 mm erreichbar!

Gruß   -   Werner

von Der Andere (Gast)


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Mark W. schrieb:
> Bei sowas wuerde ich Ultraschall nehmen. Damit sollte die Genauigkeit
> hinzubekommen sein.

Besser als 1mm?

Minimalist schrieb:
> Geht evtl Gravimetrisch? Sprich Waage?

Das dürfte man meiner Meinung nach am genauesten hinkriegen.

Kapazitiv würde bedeuten man müsste die Kapazität deutlich genauer als 
0,5% messen. Zusätzlich zu dem Problem daß die Kapazität schon bei einem 
nassen Sensor anders ist, selbst wenn der teil nicht mehr im Wasser 
eingetaucht ist.
Sehe ich als sehr schwierig an.

von Thomas (Gast)


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Was auch Spaß macht ist die Messung per Resonanzrohr. Man tunkt ein Rohr 
ins Wasser. Steigender Wasserspiegel verkürzt die Lufsäule. Jetzt kann 
man entweder mit einem Gebläse diese Röhre als Panflöte verwenden und 
z.B. mit einem Stimmgerät die Tonhöhe messen.
Oder man trötet mit einem Lautsprecher Töne verschiedener Frequenz rein 
und misst mit einem Mikro bei welcher Frequenz die größte Amplitude 
rauskommt. Das ist die Resonanzfrequenz, die sich mit der Rohrlänge 
ändert. Die Frequenz kann man dann prima (ggf temperaturkompensiert) in 
Entfernung umrechnen.

Letzteres hab ich mal mit einem ATTiny, einem OP, einem Stückchen 
Leerrohr, T-Stück und einem Ohrhörer (eine Kapsel als Sender, die andere 
als Mikro) gebastelt. War das ein schauriges Gejaule, wenn mein 
Resonanzfrequenzsuchalgorithmus um die Resonanzfrequenz rumeierte um sie 
zu approximieren!

von Mark W. (kram) Benutzerseite


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Der Andere schrieb:
> Mark W. schrieb:
>> Bei sowas wuerde ich Ultraschall nehmen. Damit sollte die Genauigkeit
>> hinzubekommen sein.
>
> Besser als 1mm?
>
Ja, das geht. Ich habe das mal versuchsweise mit dem Kit hier von TI 
gemacht.
http://www.ti.com/tool/tdc1000-tdc7200evm
Man braucht nur den Piezo am Boden, also gegenueber der 
Wasseroberflaeche, befestigen und die Laufzeit messen. An dem 
Wasser-Luft-Uebergang gibt es dann eine Reflektion. Ich weiss jetzt 
allerdings nicht mehr bis zu welcher Mindesthoehe das noch geht, muss 
man sich mal anschauen, sonst muesste man das Gefaess entsprechen 
veraendern. Wenn das Wasser "unruhig" ist, koennte es problematisch 
werden, das wirkt sich auf die Signale aus, aber Ultraschall ist ja 
schnell im Wasser, da kann man ruhig mehrmals messen.

von Mampf F. (mampf) Benutzerseite


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Oh, da les ich gleich mal mit ... Das interessiert mich auch :)

von Schreiber (Gast)


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R. H. schrieb:
> Meine bisherigen Recherchen, ergaben folgende Möglichkeiten:
> - Differenzdruckmessung
> - kapazitive Messung
> - resistive Messsung
> - optische Messung

Ich kenne noch weitere Messverfahren:
- Gammastrahler. unten ins Becken legen, übers Becken einen Geigerzähler 
hängen. Bewährt, robust, schmutzunempfindlich!

- Energiemessung bei Neutronenstrahlung: Unten das Becken mit 
Neutronenstrahlung mit bekannter Energie bestrahlen, oben die Energie 
der ankommenden Strahlen messen.

von Homo Habilis (Gast)


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Schreiber schrieb:
>

Hätte jedenfalls beides den Vorteil, daß man nach der Messung jeweils 
das Medium an terroristische Gruppen verkaufen könnte - und über 
Refinanzierung --> erneute Befüllung --> etc. ... dann plötzlich genug 
Geld hätte, um jemanden mit der Problemlösung zu beauftragen, der "sich 
mit sowas auskennt".

von Dieter J. (fossi)


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ich würde ev. eine resistive Messsung versuchen.
Nimm einfach ein Fadenpotentiometer mit einem Schwimmer daran.
So ähnlich funktionierten die Füllstandsanzeigen in alten 
Heizungsöltanks, lediglich wurde da anstatt des Potis ein Zählwerk 
angetrieben.
Unterm dem Stichwort Fadenpoti findet man diverse Hersteller.

Gruß

fossi

von Dr Radar (Gast)


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Ein klassiche Lösung hierfür wäre noch Radar. Von oben auf die 
Wasseroberfläche schauen, die Grenzschicht reflektiert genug. Submm sind 
damit auch kein Problem. Je nach Preisbudget gibt es das als 
Fertiglösung zu kaufen.

von Wolfgang (Gast)


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Dr Radar schrieb:
> Ein klassiche Lösung hierfür wäre noch Radar. Von oben auf die
> Wasseroberfläche schauen, die Grenzschicht reflektiert genug. Submm sind
> damit auch kein Problem.

Da wirst du allerdings mit dem Radar ein Michelson-Interferometer 
aufbauen müssen und bei "gemütlichen" 6GHz wird es mit Sub-Millimeter 
Auflösung noch nichts.
https://www.pkm.kit.edu/downloads/13_0906_Radar_Weste_D.pdf

von Dampf T. (ouuneii)


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Ich wuerde eine kapazitive Messung bevorzugen. Es gibt interessante 
Kapazitaetsmess Chips wie der AD 7745 /7736, die bringen 24 bit 
Aufloesung. In der Tat, die Elektroden sollten entweder nicht benetzbar 
sein, oder kontrolliert benetzbar.

Dazu sollte die Wasserqualitaet bekannt sein. Ist das Wasser reines 
Laborwasser, oder irgend eine Bruehe, die immer nachgefuellt wird und 
Kalkablagerungen, die Wasser ziehen, bilden? Algemein .. koennen sich 
Ablagerungen, nicht nur mineralischer Natur, sondern auch Algen bilden? 
Obige Fragen sollten bei irgend einer Messmethode beantwortet werden.

Was bringen die 1mm, resp 1% Aufloesung, wenn das Wasser versifft ist.

von R. H. (breezer)


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Ich denke auch das die kapazitive Messung am besten umsetzbar ist.

Ich dachte eigentllich daran den Messaufnehmer von aussen an den Gefäßen 
zu befestigen. Damit wäre das Problem der Benetzung beseitigt.

Ich dachte da an sowas:

http://www.molex.com/mx_upload/family/capacitive_fluid_level_sensors/Capacitive_Sensor_1.jpg

Ich habe im Internet auch Aufbauten mit an den Aussenseiten aufgeklebter 
Kupferfolie gesehen, das wäre dann wirklich einfach umzusetzen...

Das Ganze soll ein Laboraufbau werden, zum Einsatz soll destilliertes 
Wasser kommen.

: Bearbeitet durch User
von Olaf (Gast)


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> Meine bisherigen Recherchen, ergaben folgende Möglichkeiten:

Du hast Radar vergessen.

Mit Radar waere vermutlich eine Genauigkeit von besser 1mm moeglich, 
allerdings scheint mir das sinnlos weil du dann irgendwann in den 
Bereich von Ungenauigkeiten durch Waermeausdehnung kommst.

Olaf

von Dampf T. (ouuneii)


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>Ich dachte da an sowas:
>
>http://www.molex.com/mx_upload/family/capacitive_f...

Kann man machen, benoetigt aber 2 Leiter. Also zB zwei Folien neben 
einander, zwei parallele Folien leiter.

von Michael K. (Gast)


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R. H. schrieb:
> Ich denke auch das die kapazitive Messung am besten umsetzbar ist.
Hängt davon ab.
Der Ruhezustand bei kapazitiven Sensoren muß ständig nachgeführt werden.
Misst man nur die Kapazitätsänderung zur Wasseroberfläche lassen sich 
Füllstandsveränderungen und driftender Sensor kaum auseinanderhalten.

Funktionieren könnten kapazitive Slider die von aussen durch die Wandung 
messen.
Da es immer den unteren = 'benetzten' Bereich und den oberen = nicht 
benetzten bereich gibt sollte man in der Messung gut den Sprung sehen 
können.

Direkte Messung im Medium z.B. resistiv funktioniert immer nur solange 
bis der Sensor wieder mit Kalk oder Biofilm zugesetzt ist.

Ultraschall ist gut, aber durch die Mehrfachreflexionen über Gefässwände 
und die unruhige Oberfläche scheinen mir 1mm Genauigkeit sehr sportlich.

von Wolfgang (Gast)


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Michael K. schrieb:
> Ultraschall ist gut, aber durch die Mehrfachreflexionen über Gefässwände
> und die unruhige Oberfläche scheinen mir 1mm Genauigkeit sehr sportlich.

Woher weisst du, dass die Oberfläche unruhig ist. Mit dem Ultraschall 
will man den Abstand messen und nicht das Gefäß reinigen ;-)

von Michael K. (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Woher weisst du, dass die Oberfläche unruhig ist.

Vermutungen, alles nur Vermutungen.
Wenn wir aber über 1mm Genauigkeit reden ist schon ein leichtes Zittern 
der Oberfläche einschränkend, ebenso die Wassertemperatur.

Wenn es nicht immer die selben Gefäße sind sondern nur anderer der 
gleichen Art kommen auch noch andere Faktoren ins Spiel.

@R.H.:
- 1mm Genauigkeit an Punkt X, oder über den ganzen Bereich von 0-150mm 
Füllhöhe ?
- Immer die selben (eingemessenen) Gefäße oder wechselnde Gefäße ?
- darf der Sensor überhaupt die Flüssigkeit benetzen oder muß das 
Berührungslos erfolgen ?

1mm Füllstandhöhe beim 100mm Gefäss sollten so bei 8g liegen.
Mit einer simplen Gewichtsmessung müssten schon gut reproduzierbare 
Werte herauskommen.

von R. H. (breezer)


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Michael K. schrieb:
> Wolfgang schrieb:
>> Woher weisst du, dass die Oberfläche unruhig ist.
>
> Vermutungen, alles nur Vermutungen.
> Wenn wir aber über 1mm Genauigkeit reden ist schon ein leichtes Zittern
> der Oberfläche einschränkend, ebenso die Wassertemperatur.
>
> Wenn es nicht immer die selben Gefäße sind sondern nur anderer der
> gleichen Art kommen auch noch andere Faktoren ins Spiel.
>
> @R.H.:
> - 1mm Genauigkeit an Punkt X, oder über den ganzen Bereich von 0-150mm
> Füllhöhe ?
> - Immer die selben (eingemessenen) Gefäße oder wechselnde Gefäße ?
> - darf der Sensor überhaupt die Flüssigkeit benetzen oder muß das
> Berührungslos erfolgen ?
>
> 1mm Füllstandhöhe beim 100mm Gefäss sollten so bei 8g liegen.
> Mit einer simplen Gewichtsmessung müssten schon gut reproduzierbare
> Werte herauskommen.

Die Genauigkeit von 1mm sollte über den ganzen Bereich bestehen.
Es handelt sich um zwei nicht wechselnde und ausgemessene Gefäße.
Ob der Sensor in der Flüssigkeit oder ausserhalb ist spielt keine Rolle.

Das Problem mit der Benetzung besteht jedoch auch bei aussen 
angebrachten Kapazitäten denke ich.

Bezüglich kapazitive Slider: wie funktionieren die? Sind das 
segmentierte Streifen? Woher bekommt man sowas mit entsprechender 
Auflösung?

Da das Ganze mittels kapazitiver Messung wohl doch etwas schwierig ist 
denke ich mittlerweile schon wieder über eine Differezdruckmessung nach.

Die gravimetrische Messung wäre natürlich ideal, ist aber hier schlecht 
umsetzbar...

Alles andere mittels Radar etc. sprengt dann irgendwo auch den Kosten- 
und Zeitrahmen

von Michael K. (Gast)


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R. H. schrieb:
> Bezüglich kapazitive Slider: wie funktionieren die? Sind das
> segmentierte Streifen? Woher bekommt man sowas mit entsprechender
> Auflösung?

Ja, segmentierte Kupferflächen die man sich je nach Anwendung layoutet.
Schau mal bei Atmel, die behandeln das recht detailiert und halten auch 
das Patent für das Charge Transfer Verfahren das sehr zuverlässig 
funktioniert.

Ob fertiges IC oder per Software gelöst ist Dir überlassen. Es geht 
beides.

von Schreiber (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Dr Radar schrieb:
>> Ein klassiche Lösung hierfür wäre noch Radar. Von oben auf die
>> Wasseroberfläche schauen, die Grenzschicht reflektiert genug. Submm sind
>> damit auch kein Problem.
>
> Da wirst du allerdings mit dem Radar ein Michelson-Interferometer
> aufbauen müssen und bei "gemütlichen" 6GHz wird es mit Sub-Millimeter
> Auflösung noch nichts.
> https://www.pkm.kit.edu/downloads/13_0906_Radar_Weste_D.pdf

Radarsensoren im 122GHz-Band sind zu erträglichen Preisen verfügbar. 
Damit geht es auch ohne Interferrometer.

von Schreiber (Gast)


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Michael K. schrieb:
> Direkte Messung im Medium z.B. resistiv funktioniert immer nur solange
> bis der Sensor wieder mit Kalk oder Biofilm zugesetzt ist.

...weshalb bei manchen Industrieanwendungen wirklich mit Gamma- oder 
Neutronenstrahlung der Füllstand gemessen wird. Übrigens gibt es auch 
genehmigungsfreie Strahlenquellen mit geringer Aktivität.

von thomas (Gast)


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Alles gute Ideen.

Und jede davon braucht zur Durchführung sehr gleichbleibende 
Umgebungsbedingungen -ähnlich Reinstraum, damit kein Wasserdampf 
entsteht- und 100%ig gleiche Medienqualität damit der Leitwert gleich 
bleibt.
Das ist vielleicht schwer zu realisieren.

Wie wäre es denn wenn man die Gefäße auf elektronische Wägeeinrichtungen 
stellt? Da kann sehr einfach und überaus genau gemessen werden.

Möglicherweise reicht schon eine billige Küchenwaage.

von Schreiber (Gast)


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thomas schrieb:
> Wie wäre es denn wenn man die Gefäße auf elektronische Wägeeinrichtungen
> stellt? Da kann sehr einfach und überaus genau gemessen werden.

Noch einfacher: einen stabförmigen Gegenstand (Alu funktioniert gut) ins 
Becken hängen und diesen an eine Waage hängen. Hierbei an das Prinzip 
Verdrängung und Auftrieb denken.

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