Forum: HF, Funk und Felder TV: Analogsignale dekodieren / shiften


von Marco G. (flaschenpost)


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Hallo,

zum Thema PAL (bzw. in Deutschland: B/G + PAL?) gibt es hier einiges, 
aber mir fehlt wahrscheinlich der grundlegende Einstieg.

Praktischer Hintergrund: bei uns steht ein alter Videorekorder, der zwei 
Aufgaben hat:

1. Umschaltung zwischen analogen Kabelsendern, die dann an den Fernseher 
weitergereicht werden (ja, Röhrenfernseher mit Analogeingang und 
Scarteingang), da der Fernseher nicht mehr wirklich programmierbar ist.

2. Ausgabe Audio-Signal an die Stereoanlage zwecks Tonausgabe.

Das dumme ist, dass der Videorekorder Platz wegnimmt und außerdem 
mechanisch die drunterliegenden Geräte stört (durchbiegt).

Jetzt die erste Gretchenfrage: lässt sich so was leicht aufbauen? Mir 
schwebt folgendes vor:

1. Spezialchip zum Dekodieren der Analog-HF-Signale

2. Mikrocontroller, der diesen Spezialchip irgendwie steuert, so dass 
die korrekten Sender wählbar sind

3. Ausgabe der Signale über SCART(RGB) oder FBAS.

4. Abzweigen der Tonspur und Abzweigen des Videotextes

Die Bauteile dafür müssten doch mittlerweile eigentlich fast kostenlos 
zu haben sein, weil das ja fast niemand mehr braucht.

Wahrscheinlich wird das Ganze ein Wettrennen zwischen mir und der 
Analogabschaltung...

Wichtig für mich ist vor allem ein (auch sprachlicher) Einstieg: ist 
das, was ich will, wirklich ein Decodieren? Ist ein TDA3560 irgendwie 
hilfreich dafür? Als Mikrocontroller schwebt mir so ein typisches 3-Euro 
STM32F103 (ARM Cortex M3, 72 MHz) vor. Geht das überhaupt mit wenig 
Aufwand (finanziell und technisch) oder ist das ein Großprojekt? In 
welcher Richtung muss ich mich da bilden?

Bin für jeden Einstiegstipp dankbar!

Gruß
Marco

von Horst (Gast)


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Du willst also einen Fernsehempfänger selber bauen?
Ich würd bei Pollin mal nach fertigen Tunermodulen schaun, nur so 
nebenbei tut man sich den HF-Kram dadrin nicht an.


Marco G. schrieb:
> Die Bauteile dafür müssten doch mittlerweile eigentlich fast kostenlos
> zu haben sein, weil das ja fast niemand mehr braucht

Ganz im Gegenteil, weil was keiner mehr braucht baut die keiner und was 
keiner baut ist selten und teuer.

Allerdings ist Dein 'fast niemand' jeder der analoges Kabelfernsehen 
nutzt und der Rest der Welt, der noch nicht voll digitalisiert ist.
Noch ist kein Mangel an den Bauteilen.

von R. M. (Gast)


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Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann geht es nur um das 
Umschalten.
Dafür braucht man die Signale nicht dekodieren, es reicht eigentlich ein 
Quellenwahlschalter, so was aus der Richtung 4052 oder je nach Anzahl 
der Eingänge 2 x 4051. Danach je ein kleiner Entkoppelungsverstärker mit 
2 Transistoren, um den Ausgang zum Empfänger niederohmig antreiben zu 
können. So hatte ich es vor 10 Jahren gemacht. Heute würde ich wohl 
74HC-Typen nehmen, aber auch mit den 4052 gabs damals keine sichtbare 
Verschlechterung der Bildqualität. Bleibt für den Mikrocontroller nur 
noch, die Signale der Fernbedienung zu dekodieren und die richtigen 
Quellenwahlsignale für den Schalter zu erzeugen ;-)
mfG

von asdf (Gast)


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R. M. schrieb:
> Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann geht es nur um das
> Umschalten.

Nö, es geht um das Empfangen analoger TV-Sender und das Umschalten der 
Empfangsfrequenz (-kanals). Also um einen analogen Tuner und dessen 
Ansteuerung der PLL (bei älteren Modellen der Abstimmspannung).

von Marco G. (flaschenpost)


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@Horst: danke erst mal für die Einschätzung. Ich hab mir in Richtung 
Zukunftssicherheit grade eben den Twin-DVB-C-Tuner bestellt und werde 
mal schauen, wie man da mit Software klarkommt.

Ich hatte ja auf die Existenz fertiger Bauteile gehofft, habe aber keine 
Ahnung, welche davon man wie steuern kann.

von Marco G. (flaschenpost)


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asdf schrieb:
> R. M. schrieb:
>> Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann geht es nur um das
>> Umschalten.
>
> Nö, es geht um das Empfangen analoger TV-Sender und das Umschalten der
> Empfangsfrequenz (-kanals). Also um einen analogen Tuner und dessen
> Ansteuerung der PLL (bei älteren Modellen der Abstimmspannung).

Korrekt, ich hab die Strippe aus der Kabeldose an der Wand (also eine 
Quelle) und brauche eine Umschaltung der Sender und idealerweise ein 
Anzapfen der Audio- und Videotextsignale.

von R. M. (Gast)


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Sorry, hatte ich missverstanden.
Dann würde ich versuchen, das Empfangsteil (Tuner/ZF/DF) aus einem 
Fernseher/Videorecorder zu extrahieren. In den letzten Jahren sind die 
meist über I2C angesteuert worden, vorher über Schieberegister (SPI 
ähnlich). Im Idealfalle findet man noch ein Datenblatt des PLL-Chips.
macht natürlich mehr Aufwand.
mfG

von Harald W. (wilhelms)


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Marco G. schrieb:

> 1. Umschaltung zwischen analogen Kabelsendern, die dann an den Fernseher
> weitergereicht werden

Dafür gibt es fertige Geräte, sog. Kabelreceiver. Die funktionieren
ähnlich wie Satellitenreceiver und sehen auch so aus. Typisch haben
die auch eine Fernbedienung und einen USB-Anschluss für Aufnahme,
sind aber deutlich kleiner und leichter als die  alten Videorekorder.
Ein Anbieter dafür ist der Supermarkt REAL, aber sowas wirds sicher-
lich auch woanders geben.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Marco G. schrieb:
> Ich hatte ja auf die Existenz fertiger Bauteile gehofft, habe aber keine
> Ahnung, welche davon man wie steuern kann.

Es gibt auch fertige Teile, mit denen man mehrere DVB-C Kanäle 
gleichzeitig ins lokale LAN/WLAN streamen kann. Den FRITZ!WLAN Repeater 
DVB-C beispielsweise (~80€).

Eine eventuell vorhandene Kabel-Fritzbox könnte das zwar auch, wär sie 
nicht vom Provider dahingehend kastriert worden.

von asdf (Gast)


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A. K. schrieb:
> Marco G. schrieb:
>> Ich hatte ja auf die Existenz fertiger Bauteile gehofft, habe aber keine
>> Ahnung, welche davon man wie steuern kann.
>

> DVB-C Kanäle
> gleichzeitig ins lokale LAN/WLAN streamen kann.

Es geht um analoges TV...

von Marco G. (flaschenpost)


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A. K. schrieb:
> Marco G. schrieb:
>> Ich hatte ja auf die Existenz fertiger Bauteile gehofft, habe aber keine
>> Ahnung, welche davon man wie steuern kann.
>
> Es gibt auch fertige Teile, mit denen man mehrere DVB-C Kanäle
> gleichzeitig ins lokale LAN/WLAN streamen kann. Den FRITZ!WLAN Repeater
> DVB-C beispielsweise (~80€).
>
> Eine eventuell vorhandene Kabel-Fritzbox könnte das zwar auch, wär sie
> nicht vom Provider dahingehend kastriert worden.

Naja, erstens haben wir keine Kabelbox vom Anbieter. Zweitens sehen wir 
aktuell noch die Analogsignale, und für die finde ich eher keine 
fertigen Receiver mehr.

Und 80 Euro nur für einen Senderumschalter ist mir auch zu viel. Ich 
hatte auch schon mal einen DVB-C-Receiver mit Festplatte, aber der war 
SOOO schlecht programmiert, dass ich damit gar nichts anfangen konnte.

Bei Empfangsstörungen hat er z.B. die Sender einfach aus der Senderliste 
geworfen. Die Geräte per Software so unbrauchbar wie möglich zu machen 
scheint die wichtigste Anforderung der Billigteile zu sein (war beim 
DVB-T Receiver genau so).

Insofern erhoffe ich mir von dem Pollin-Teil (4 Euro?) und einem 
bisschen Rumspielerei ein brauchbareres Ergebnis.

von (prx) A. K. (prx)


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asdf schrieb:
> Es geht um analoges TV...

Vom Threadersteller persönlich:

Marco G. schrieb:
> Ich hab mir in Richtung
> Zukunftssicherheit grade eben den Twin-DVB-C-Tuner bestellt

von Marco G. (flaschenpost)


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A. K. schrieb:
> asdf schrieb:
>> Es geht um analoges TV...
>
> Vom Threadersteller persönlich:
>
> Marco G. schrieb:
>> Ich hab mir in Richtung
>> Zukunftssicherheit grade eben den Twin-DVB-C-Tuner bestellt

Also ja: ursprünglich geht es um analoges TV, asdf hat recht. Natürlich 
weiß ich, dass auch unser Kabelbetreiber das irgendwann abschaltet.

Wenn das analoge aber nicht wirklich einfach geht, zumindest nicht mit 
ordentlicher Mikrocontroller-Ansteuerung, dann versuche ich mal die 
digitale Schiene. A. K. hat also auch recht. ;-)

Ich hatte die Hoffnung, dass in dieser niedrigen Auflösung Bereich 
Analog ->
Mikrocontroller -> Analog irgendwie ginge.

Gruß und allen Schreibern vielen Dank für die vielen schnellen Tipps!

Marco

von Iwan (Gast)


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von Knarz (Gast)


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Huhu!
Wenn ich das richtig sehe, kannst Du auch einfach einen
DVB-T Usbstick zweckentfremden. Z.B. mit dem R820T Tuner:
http://superkuh.com/gnuradio/R820T_datasheet-Non_R-20111130_unlocked.pdf
Die ZF-Bandbreite kann man bis 8 MHz konfigurieren. Das Ausgangssignal
müßtest Du allerdings noch vom ZF-Träger bei 4.x Mhz entweder ganz auf
Null runtermischen (NE602) und puffern (NE592) (Composite) oder auf 
einen
fixen Kanal raufmischen, damit Deine Glotze das verarbeiten kann.

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