Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Instrumentenverstärker PGA204 mit Virtual Ground


von Finn C. (fico)


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Moin Moin,

ich hoffe ihr könnt mir bei folgendem Problem helfen.

Ich möchte mit einem PGA204 eine Differenzspannung messen, allerdings 
hab ich dafür nur Single-Supply zu Verfügung. So weit so gut nun wollte 
ich es mit einem virtual Ground probieren, den ich durch einen 
Spannungsteiler erzeuge. Später dann wohl mit einem TLE2426.

Bei diesem Schaltungsaufbau kommt aber irgendwie die Falsche 
Ausgangsspannung raus:
Mit Multimeter gemessen:
0 V -----||2K7||--2,28 V--||2K7|| 5,03 V

Gemessene Ausgangspannung am PGA204 und in Klammern die vom Multimeter:
R1: +/- 1,63 V   (2,28 V)
R2: +/- 2,75 V   (2,75 V)

Jemand Vorschläge woran es liegen könnte?

Besten Dank und Gruß
FiCo

PGA204:
http://www.ti.com/lit/ds/sbos022/sbos022.pdf

: Verschoben durch Moderator
von Achim S. (Gast)


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Fangen wir mit dem offensichtlichen Problem an: über den Ref-Pin fließt 
Strom. Du kannst an dem Pin ein verschobenes Bezugpotential vorgeben, 
aber du musst es niederohmig vorgeben, sonst änderst du das 
Verstärkungsverhalten des PGA. Der Spannungsteiler am Ref-Pin mit seinen 
410Ohm Innenwiderstand bewirkt also einen Fehler, mit dem später 
vorgesehenen TLE2426 ist dieses Problem gelöst.

Der schwieriger zu bewertende Punkt ist, ob du den erlaubten 
Signalbereich des PGA204 verletzt. Im Datenblatt ist unter "Input Common 
Mode Range vs. Output Voltage" nur ein Plot für eine Versorgung mit 
+/-15V gezeigt. Daraus auf deine 0 - 10V Versorgung zurückzuschließen 
ist nicht ganz einfach. (Genauer: auf eine +/- 5V Versorgung, die du 
bezogen auf den Ref-Pin hast). TI bietet zwar ein entsprechendes 
LabVIEW-Tool an um das zu berechnen, aber der PGA204 ist zumindest in 
meiner Version dieses Tools nicht enthalten.

Ansonsten: schau zu allererst mal, dass der "nackte Spannungsteiler" mit 
dem Multimeter gemessen vernünftige Werte liefert. Denn schon das hier:

Finn C. schrieb:
> Mit Multimeter gemessen:
> 0 V -----||2K7||--2,28 V--||2K7|| 5,03 V

geht ja nicht wirklich auf.

von Finn C. (fico)


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Hallo Achim,

vielen Dank für deine schnelle Antwort! Dazu nun folgendes:

Achim S. schrieb:
> Du kannst an dem Pin ein verschobenes Bezugpotential vorgeben,
> aber du musst es niederohmig vorgeben, sonst änderst du das
> Verstärkungsverhalten des PGA. Der Spannungsteiler am Ref-Pin mit seinen
> 410Ohm Innenwiderstand bewirkt also einen Fehler, mit dem später
> vorgesehenen TLE2426 ist dieses Problem gelöst.
Das stimmt, die Referenzspannung schwankt je nach Messung um max. 0,02 
V. Denke aber nicht, dass es diese hohen Abweichungen rechtfertigt.

> Der schwieriger zu bewertende Punkt ist, ob du den erlaubten
> Signalbereich des PGA204 verletzt. Im Datenblatt ist unter "Input Common
> Mode Range vs. Output Voltage" nur ein Plot für eine Versorgung mit
> +/-15V gezeigt. Daraus auf deine 0 - 10V Versorgung zurückzuschließen
> ist nicht ganz einfach. (Genauer: auf eine +/- 5V Versorgung, die du
> bezogen auf den Ref-Pin hast). TI bietet zwar ein entsprechendes
> LabVIEW-Tool an um das zu berechnen, aber der PGA204 ist zumindest in
> meiner Version dieses Tools nicht enthalten.
Hmm LabView habe ich hier leider nicht :( Hat das vielleicht schon 
jemand Erfahrung mit PGA204 und virtual GND machen können? Problem ist, 
ich habe ohne Weiteres keine Möglichkeit negative Spannungen 
auszuwerten.
BTW: TI sagt in ihrem Datenblatt auf S.10 aber auch, dass zweimal +15V 
angeschlossen werden könnten...

> Ansonsten: schau zu allererst mal, dass der "nackte Spannungsteiler" mit
> dem Multimeter gemessen vernünftige Werte liefert. Denn schon das hier:
> Finn C. schrieb:
>> Mit Multimeter gemessen:
>> 0 V -----||2K7||--2,28 V--||2K7|| 5,03 V
> geht ja nicht wirklich auf.

Da hast du wohl Recht -.-* War wohl bisschen voreilig mit den 
Widerständen. Habe nun zwei gleiche 5,6 kOhm Widerstände, was wie nun 
wie folgt aussieht
0 V -----||5K6||--2,517 V--||5K6|| 5,034 V
R1: +/- 1,85 V   (2,517 V)
R2: +/- 2,518 V   (2,517 V)

von ths (Gast)


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Den virtuellen Ground aus der Betriebsspannung abnehmen ist scheusslich. 
Und dann noch hochohmig, das ist noch scheusslicher. Nimm eine 
Referenzspannungsquelle von 5 V. Für den ADC hast du ja vielleicht 
sowieso eine dabei.

von Achim S. (Gast)


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Finn C. schrieb:
> Das stimmt, die Referenzspannung schwankt je nach Messung um max. 0,02
> V. Denke aber nicht, dass es diese hohen Abweichungen rechtfertigt.

Nein: ist aber trotzdem eine Fehlerquelle, die du für eine ernsthafte 
Anwendung beseitigen musst (was mit dem geplanten TLE2426 dann ja 
passieren wird).

Finn C. schrieb:
> BTW: TI sagt in ihrem Datenblatt auf S.10 aber auch, dass zweimal +15V
> angeschlossen werden könnten...

V- mit +15V versorgen - kannst du gerne mal ausprobieren. Und dann 
selbst entscheiden, ob Fig. 1 im Datenblatt einen Druckfehler enthält 
oder nicht.

Finn C. schrieb:
> 0 V -----||5K6||--2,517 V--||5K6|| 5,034 V

sieht schon besser aus. Jetzt lass uns mal versuchen zu verstehen, was 
der Rest deiner Messungen konkret bedeutet:

Finn C. schrieb:
> R1: +/- 1,85 V   (2,517 V)

Die Zahl in Klammern gibt an, dass du mit dem Multimeter über R1 
gemessen 2,517V siehst, richtig?

Und wenn du mit dem PGA über R1 abgreifst, dann siehst du am Ausgang des 
PGA eine Spannung von 1,85V gegenüber der Spannung am Ref-Pin, richtig?

Wofür steht das +/- in dieser Zeile?

Und dann machst du nochmal die selben Messungen und greifst an R2 ab? 
Oder was bedeutet es, dass hier eine Zeile "R1" und die andere "R2" 
heißt?

Kann es sein, dass in deiner Tabelle R1 und R2 vertauscht sind? Denn 
wenn der PGA am oberen der beiden Widerstände abgreift, sollte er 
wahrscheinlich mit der Gleichtaktspannung klarkommen und den richtigen 
Ausgangswert anzeigen. Wenn er am unteren der beiden Widerstand 
abgreift, ist die Gleichtaktspannung wahrscheinlich zu nahe an der 
unteren Versorgung und das Ergebnis sollte falsch sein.

Im Diagramm "Input Common Mode Range vs. Output Voltage" auf S. 6 des 
Datenblatts siehts du, dass die Gleichtaktspannung am Eingang min. 2,5V 
von den Versorgungsspannungen weg bleiben muss. Das ist beim Abgriff der 
Spannung am unteren Widerstand nicht erfüllt.

von Finn C. (fico)


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Soooo Achims letzter Beitrag enthielt die Lösung des Problems. Ich 
antwortet nun der Vollständigkeit noch auf eure Fragen und dann erklär 
ich euch, wo ich denke, das Problem lag.

ths schrieb:
> Nimm eine
> Referenzspannungsquelle von 5 V
Ist hässlich aber würde ich eine feste Referenz nehmen, würde sich die 
Versorgungsspannung unsymmetrisch aufteilen. Was der PGA denke ich mal 
auch nicht mag.


Achim S. schrieb:
> Die Zahl in Klammern gibt an, dass du mit dem Multimeter über R1
> gemessen 2,517V siehst, richtig?
Richtig

Achim S. schrieb:
> Und wenn du mit dem PGA über R1 abgreifst, dann siehst du am Ausgang des
> PGA eine Spannung von 1,85V gegenüber der Spannung am Ref-Pin, richtig?
Richtig

Achim S. schrieb:
> Wofür steht das +/- in dieser Zeile?
Wenn ich die Eingänge des PGA's umpole wird die gemessene Differenz 
negativ und bleibt gleich.

Achim S. schrieb:
> Und dann machst du nochmal die selben Messungen und greifst an R2 ab?
> Oder was bedeutet es, dass hier eine Zeile "R1" und die andere "R2"
> heißt?
Richtig

Achim S. schrieb:
> Kann es sein, dass in deiner Tabelle R1 und R2 vertauscht sind? Denn
> wenn der PGA am oberen der beiden Widerstände abgreift, sollte er
> wahrscheinlich mit der Gleichtaktspannung klarkommen und den richtigen
> Ausgangswert anzeigen. Wenn er am unteren der beiden Widerstand
> abgreift, ist die Gleichtaktspannung wahrscheinlich zu nahe an der
> unteren Versorgung und das Ergebnis sollte falsch sein.
>
> Im Diagramm "Input Common Mode Range vs. Output Voltage" auf S. 6 des
> Datenblatts siehts du, dass die Gleichtaktspannung am Eingang min. 2,5V
> von den Versorgungsspannungen weg bleiben muss. Das ist beim Abgriff der
> Spannung am unteren Widerstand nicht erfüllt.
Das war der entscheidende Hinweis, vielen Dank Achim :)
Ne die sind eigentlich nicht vertauscht aber du hast recht die 0V sind 
zu dicht an der negativen Spannungsversorgung des PGA's (S.12 erster 
Satz input common-mode range) Deswegen kommt da wohl quatsch raus.

Habe mir nun eine duale Spannungsquelle besorgt und deren Mittelpunkt 
auf GND und Ref(PGA) gelegt. Das funktioniert nun mit einer Offset 
Abweichung von 0,004 V. Nun muss ich aber negative Spannungen messen, 
was ich wohl mit einem Spannungsteiler lösen werde.

Besten Dank und Gruß
Finn

von Achim S. (Gast)


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Finn C. schrieb:
> Ne die sind eigentlich nicht vertauscht aber du hast recht die 0V sind
> zu dicht an der negativen Spannungsversorgung des PGA's

Wenn Sie nicht vertauscht sind, dann müsste der Messwert an R2 falsch 
sein (bezogen auf deine Zeichnung im ersten Beitrag). Laut Messergebnis 
ist aber der Messwert an R1 falsch - irgendwas kommt mir da schon 
vertauscht vor.

Finn C. schrieb:
> Nun muss ich aber negative Spannungen messen,
> was ich wohl mit einem Spannungsteiler lösen werde.

Du kannst mit bipolarer Versorgung arbeiten und trotzdem den Ref-Pin in 
den positiven Bereich legen. Ist zwar nicht ganz elegant, aber 
wahrscheinlich immer noch eleganter, als die bipolare Ausgangsspannung 
des PGA mit einem Spannungsteiler in den positiven Bereich zu ziehen.

von ths (Gast)


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Lies das verdammte Datenblatt mal in aller Ruhe durch.

von Rolf (Gast)


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ths schrieb:
> Lies das verdammte Datenblatt mal in aller Ruhe durch.

Werde ich jetzt sofort machen. Danke.


Gruß
Rolf

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