Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Grundig GCMS 332 PC Line In Vorverstaerker


von Karl B. (gustav)


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Hi,
mit dem Grundig Stereo-Mikrofon GCMS 332 wollte ich aufnehmen mit PC via 
Soundkarte.
Die Soundkarte hat zwar einen Mikrofon-Eingang, der ist aber nur mono.
Schließe ich das Mikrofon bei Eingangskonfiguration Line-In an, ist das 
Signal so schwach, dass bei der Nachbearbeitung des WAV-Files im 
WAV-Editor die Lautstärke ca. 40 dB erhöht werden muss.
Dann rauscht es stark.

Jetzt dachte ich, dass ein Line-Vorverstärker eine Verbesserung brächte.
Leider stimmt das nicht. Der Pegel ist zwar jetzt ausreichend, es ist 
tatsächlich stereo, es gibt keine störenden Bus-Einstreugeräusche 
(Pfeifen) mehr, aber das Rauschen ist nach wie vor zu groß.

Da ich der Meinung war, dass der Vorverstärker mit den (popeligen) 
Transistoren vielleicht die Ursache sein könnte, änderte ich noch einige 
Widerstandswerte. Dies brachte aber kaum eine Verbesserung.
Dann schloss ich den Eingang kurz. Interessanterweise verringert sich 
das Rauschen dann auf fast unhörbare Werte.
Auch bei offenem Eingang (ohne Mikrofon) ist das dann noch existierende 
Rauschen in erträglichem Rahmen. Jetzt wurden bei angeschlossenem 
Mikrofon immer wieder kleiner werdende Widerstände parallel geschaltet 
bis zu einem Wert von 100 Ohm. Das hatte auf Ausgangspegel und das 
Rauschen kaum einen Einfluss, erst ab noch kleinerem 
Eingangs-Parallel-Widerstand.
Auch Änderungen der Polarisationsspannungen änderten am Rauschen kaum 
etwas.
Fazit:
Das bzw. die Mikrofone produzieren das Rauschen selbst.
Aus dem Schaltbild kann man entnehmen, dass schon ein rauscharmer 
J-FET-N Transistor im Gehäuse eingebaut ist.

Jedenfalls beim Anschluss eines andere Mikrofons hört man kaum Rauschen, 
insofern war die Mühe mit dem Basteln eines Line-In-Vorverstärkers nicht 
ganz umsonst.

Frage:
Kennt jemand dieses Mikrofon und hat vielleicht dieselben Erfahrungen 
gemacht?
(Es wurde zusammen mit dem TK745 in Blister eingeschweißt mitgeliefert, 
also "fabrikneu".)

ciao
gustav

von Karl B. (gustav)


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Hi,
in der Spec. steht auch  nichts von Geräuschspannungsabstand...
...hmm.

ciao
gustav

von k.A. (Gast)


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Ich würde die Vertärkung vom VV erst mal um mindestens Faktor 5-7 
verkleinern.

von BlaBla (Gast)


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Hallo,

Mic.In und NF.Out je ein Poti zur Pegelanpassung einbauen,
mit verschiedenen Einstellungen Probeaufnahmen durchführen.
Hoffe, du hast Erfolg.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

wenn Du an den Ausgang des Vorverstärkers einen Kopfhörer anschließt, 
ist dann das Rauschen weg?

MfG

von Karl B. (gustav)


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Hi,
habe ein anderes Mikrofon (mono) testweise an linken und rechten Eingang 
angeschlossen, und das Rauschen ist praktisch nicht mehr vorhanden.
Fazit:
Das Grundig-Mikrofon ist defekt.
Nach Abschrauben der Kappe kann man auch deutlich die "Nachlötstellen" 
sehen, was darauf hindeutet, dass es schon einmal repariert worden sein 
muss.
OK, es war ja praktisch geschenkt...
Muss mich notgedrungen nach einem neuen Mikrofon umsehen.

Trotzdem vielen Dank für die Tipps und Antworten!

ciao
gustav

P.S.:
Wird ein Eingang offengelassen, pfeift es wie bei "Mittelwelle", (früher 
hörte man da einen Radiosender durch), weil der VV dann schwingt. Wird 
das Mikro richtig angeschlossen, verschwindet das. Also Schwingneigung 
bei normalem, bestimmungsmäßigem Betrieb kann somit auch ausgeschlossen 
werden.

: Bearbeitet durch User
von Karl B. (gustav)


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Karl B. schrieb:
> Wird ein Eingang offengelassen, pfeift es wie bei "Mittelwelle", (früher
> hörte man da einen Radiosender durch), weil der VV dann schwingt. Wird
> das Mikro richtig angeschlossen, verschwindet das. Also Schwingneigung

Hi,
ein 680 pF Styroflex-Kondensator direkt an den Eingängen gegen GND 
beseitigt das Problem, ohne den NF-Frequenzgang hörbar negativ zu 
beeinflussen.

Das noch als Nachtrag.

ciao
gustav

von Andreas (Gast)


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Hallo,
habe kürzlch das GCM332 gebraucht gekauft und fürchterliche 
Rauscherfahrungen gemacht.
Da ich es ohnehin für meine 48V-Phantomspeisung umbauen wollte, habe ich 
im einen Zug gleich alle Elkos im Mikrofon ersetzt (denn die machen im 
Alter seltsame, böse Dinge...): die beiden 30uF-Elkos wurden durch neue 
47uF ersetzt und der Ausgangselko ebenfalls durch einen neuen 10uF Elko. 
(Den werde ich demnächst noch durch einen 10uF MKS-Kondensator 
ersetzten, denn Elkos haben im Signalweg nichts verloren...). Der Rest 
der Schaltung dient der Anpassung der 48V-Phantomspeisung auf ca. 18V am 
Mikrofon.
Selbst mit diesem Hauruck-Umbau (Schaltbilder original und neu im 
Anhang) ist das Rauschen (fast) weg. Natürlich ist bei bestimmten 
Pegelverhältnissen ein ganz leises Rauschen zu hören, was aber für ein 
derartiges Kleinmembranmikro aus der Zeit absolut normal ist.

Grüße
Andreas

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Andreas schrieb:
> Schaltbilder original und neu im
> Anhang

Du schliesst allerdings die Speisung auf einer Seite kurz. Das dürfte 
beim Einstecken gehörig rummsen und gefällt dem pultinternen Widerstand 
sicher nicht. Lösung mit Audioübertrager ist sicher besser - oder gleich 
den Alice Verstärker aus diesem Thread:
Beitrag "Großmembranmikrofonkapsel anschließen"

von Karl B. (gustav)


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Hi,
https://www.musiker-board.de/threads/zerstoert-die-phantomspeisung-geraete-und-mikrofone.635640/
Siehe Bild.
Das (von mir zwischenzeitlich bereits in die fachgerechte Entsorgung
geworfene) Grundig-Mikro ist doch einseitig signal- wie speisungsmäßig
auf gemeinsamen GND gezogen und nicht symmetrisch. Oder übersehe ich da
was?
Zitat:
Natürlich ist auch ein vorpolarisiertes Kondensatormikro ein "echtes" 
Kondensatormikro.
/Zitat
Und das ist der eigentliche Grund für das Rauschen.
Irgendwann kommt garnichts mehr. Die kosmische Strahlung hat alles 
runtergeputzt.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Karl B. schrieb:
> Grundig-Mikro ist doch einseitig signal- wie speisungsmäßig
> auf gemeinsamen GND gezogen und nicht symmetrisch.

Stimmt schon, aber Andreas hat das mit 'Gewalt' auf den XLR angepasst. 
So stehts ja auch im Kommentar zu deinem (Karls) Bild. Besser ist es, 
das kalte Ende des XLR über einen Elko an Masse zu legen. Dann rummst es 
zwar immer noch beim Einstecken, aber der Widerstand der Phantomspeisung 
im Pult wird nicht mehr mit über 300mW belastet.

von Andreas Lieb (Gast)


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Hallo,
ja: Asche auf mein Haupt. Mein Hauruck-Umbau war frevelhaft, 
funktioniert aber (wenn auch ncht ganz normgerecht ;-) )
Mittlerweile habe ich die Schaltung mal aufgeräumt und es so gemacht, 
wie es sein soll. Der Trafo in der Adapterbox ist ein NTE1 von Neutrik, 
den man für unter 10Euronen bekommt. Die Versorgungsspannung für das 
Mikro habe ich wegen des dann besseren Rauschabstandes auf ca. 36V 
erhöht (ist übrigens auch die Empfehlung aus der technischen 
Beschreibung von Grundig (Quelle: radiomuseum.org)).

Den fertigen Schaltplan findet ihr in der Anlage. Ich hoffe damit einige 
Fragen geklärt zu haben.

Bitte melden, falls noch etwas unklar ist.
Grüsse
Andreas

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Das sieht doch sehr gut aus. Sind die beiden 6k8 auf gleichen Wert 
selektiert, sollte es selbst beim Einstecken des Mikros ins Pult nicht 
mehr knacksen.

von Andreas Lieb (Gast)


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Hallo,

Mittlerweile habe ich das Ganze mal mit einer aktiven DI-Box 
ausprobiert, die es ja mittlerweile sehr günstig gibt und deren 
technische Daten für den vorliegenden Fall mehr als ausreichend sind. 
Zudem hat eine aktive DI-Box den Vorteil, dass sie die Ausgangsstufe des 
Mikrofons nur wenig belastet (hohe Eingangsimpdanz, nahezu 
frequenzunabhängig) und somit nicht zu einer Absenkung der tiefen 
Frequenzen führt, wie es bei der passiven Variante mit dem NTE1 der Fall 
ist. (Anm.: diese Tiefeabsenkung bei der passiven Variante beträgt im 
Tief-Bassbereich weniger als 3dB und nimmt zu höheren Frequenzen hin 
stetig ab, so dass man dieses Manko leicht am EQ des Mischpultes 
ausgleichen kann).
Ich habe als DI-Box die Behringer DI20 verwendet, deren Gehäuse genug 
Platz bietet, dort die Widerstände für die Mikrofonspeisung und die 
Bananenbuchsen unterzubringen. Beiliegendes Bild zeigt die praktische 
Ausführung.

Grüsse
Andreas

von Karl B. (gustav)


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Hi,
erst einmal Gratulation zum gelungenen Reaktivierungsversuch.
Hatte "meine" Mikrofone später einmal auseinandergenommen und musste 
dabei feststellen, dass sie total an mehreren Stellen korrodiert waren. 
Also wäre dort auch tatsächlich nichts mehr zu retten gewesen. Kommt 
jetzt natürlich die Frage auf, wie man am besten Mikrofone lagert oder 
was man macht, um derartige Alterungserscheinungen möglichst zu 
verhindern.
Silikatgel-Kissen in Transportbox?

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von Andreas Lieb (Gast)


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Hallo Gustav,

Das mit den Silikatkissen klappt bei meinen Mikros schon ein paar Jahre 
ganz gut.
Und da ich die Grundig Mikros gebraucht gekauft habe, hatte ich einfach 
Glück, dass der Vorbesitzer sie offenbar gut gelagert hatte. Man darf ja 
nicht vergessen: die Dinger sind gut 40 Jahre alt!

Grüße
Andreas

von Frederico (Gast)


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Hallo, als ich hier gelesen habe, vielleicht kann jemand helfen.

Mein Vater hat ein Grundig Aufnahme Gerät, und dabei gibt es diese 
Microphone GCMS 332. Ist es möglich es mit meinem Audio interface zu 
benützen? Ich meine das Problem konnte die Phantom Power sein?

Vielen Dank,
Und entschuldige mich für meinen schlechten Deutsch:)
Frederico

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Das Grundig Mikro ignoriert praktisch alle Normen, die es so für 
Speisung gibt und erwartet etwa +20V am weissen Kabel (Pin 8 am 
Stecker). Siehe den Plan im ersten Posting.
Pin 2 = braun = GND
Pin 1 = grün = Signal links
Pin 4 = grün = Signal rechts

Eine Speisung aus dem Computer wird vermutlich nicht funktionieren, da 
es die 20V am Rechner nicht gibt und diese als Polarisation an der 
Kapsel benötigt werden.

von Karl B. (gustav)


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Matthias S. schrieb:
> Das Grundig Mikro ignoriert praktisch alle Normen

Hi,
das Mikrofon wurde als Zubehör für bestimmte Grundig Tonbandkoffer 
mitgeliefert. Dabei passt der Stecker des Mikros nur in die 
entsprechende Mikrofonbuchse des dazugehörenden Gerätes.
BTW: Achtung:
Bei einigen Grundig TKs ist an bestimmten Pins der Mikrofonbuchse sogar 
Polarisationsspannung von mehr als 200V drauf, zum Anschluss für damalig 
gängige Kondensatormikrofone.
Im zweiten Bild: an 500 kOhm liegen rechts 200V. Für ein niederohmiges 
dynamisches Mikro eigentlich kein Problem. Nur beim Einstöpseln ploppt 
es vielleicht, oder wenn Mikro abgezogen wird, stehen am 
(Verlängerungs-)Kabel die ca. 200V. Tun dem Bastler nicht gut.

Wie gesagt, Schaltbild oben zeigt, wie das Mikro von @frederico q&d 
funktionieren sollte.
https://www.mikrocontroller.net/attachment/342532/GCMS_332_Line_Preamp.png
Der NF-Vorverstärker da ist suboptimal. War echt auch nur eine Notlösung
Also, verzerrt sehr schnell. Es gibt mittlerweile echt passable 
Mischpulte für wenig Geld. Hab so eines jetzt.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Matthias S. schrieb:
> Eine Speisung aus dem Computer wird vermutlich nicht funktionieren, da
> es die 20V am Rechner nicht gibt und diese als Polarisation an der
> Kapsel benötigt werden.

Ich muss das etwas relativieren. Man kann das Mikro aus dem Rechner 
speisen, wenn man einen kleinen Stepup Wandler aus USB speist und damit 
die 20V erzeugt. Ob es den Aufwand wert ist, ist die andere Frage.

von Karl B. (gustav)


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Hi,
noch einfacher:
Zwei 9V-Batterien in Reihe ergeben 18V.
Damit die Betriebsspannung generieren. Paar Volt mehr oder weniger sind 
ohne wesentlichen Belang.
So viel Strom ziehen die Mikros nicht. Für ein paar Stunden reicht das.
BTW: Das mit den Batterien ist sogar bei Sennheiser-Mikros üblich, wenn 
es keine Möglichkeit des Anschlusses einer 48V-Phantomspannung gibt.

Zitat:
Stromaufnahme
    2,2 mA
Akku (Lithium-Polymer-Akku)
    Phantomspeisung 12 - 48 V oder Batterie 1x AA/Mignon
/Zitat
Quelle:
https://de-de.sennheiser.com/kondensator-mikrofonmodul-systems-k-6

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
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