Forum: HF, Funk und Felder Hohlleiterfilter mit Blech


von Tobias P. (hubertus)


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Hallo Hochfrequenzkollegen

ich suche eine bestimmte Publikation. Ich weiss nicht mehr, wo ich es 
gesehen habe oder von wem es war. Könnte UKW-Berichte, cqdl oder Dubus 
gewesen sein, aber auch was komplett anderes....
Auf jeden Fall hat der Artikel davon gehandelt, dass jemand (war glaube 
ich ein Funkamateur) einen Hohlleiter selber gefräst hat aus zwei 
Hälften. Mittig zwischen die beiden Hälften wurde ein dünnes Blech 
(Finline?) eingesetzt, welches periodisch ausgestanzte rechteckige 
Löcher drin hatte. Die Konstruktion diente dann als Bandpassfilter.
Könnt ihr mir weiterhelfen?

Der Artikel interessiert mich, weil ich ein paar Filter versuchsweise 
für höhere GHz Bänder simulieren und bauen will. Diese Finline-Dinger 
(ich glaub, sie wurden im Bericht tatsächlich als Finline bezeichnet) 
haben natürlich den Vorteil, vergleichsweise einfach im Aufbau zu sein.

Danke für jegliche Tipps
Tobias

von Ralph B. (rberres)


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Tobias P. schrieb:
> Könnte UKW-Berichte, cqdl oder Dubus

CQDL würde ich mal ausschließen wollen.

Für UKW Berichte findet man im Netz ein Inhaltsverzeichnis aller 
Ausgaben. Sogar nach Themen sortiert.

Allerdings müsstest du schon im etwa wissen was das Thema der 
Veröffentlichung ist, sonst ist das eine Suche nach der Stecknadel im 
Heuhaufen.

Ralph Berres

von Petra (Gast)


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Ich denke hier ist ein guter Startpunkt:
https://www.waklam.de/amateurfunk/10GHz-Hohlleiterfilter.php

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo hallo,
das Thema der Veröffentlichung war in der Tat nur dieses Filter. Ich 
weiss aber den Titel der Publikation nicht mehr.
Das Filter war genau so aufgebaut:

http://e-fab.com/uploaded_images/Etched-Septum-Filter-Insert-701523.jpg

von Ralph B. (rberres)


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Tobias P. schrieb:
> das Thema der Veröffentlichung war in der Tat nur dieses Filter. Ich
> weiss aber den Titel der Publikation nicht mehr.

Dann solltest du das in dem Inhaltsverzeichnis der UKW-Berichte auch 
finden.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Tobias,

ich komme mit zwei Antworten:

Die von Dir gezeigte Simulation zeigt den Hohlleiter gedreht! In der 
Regel befindet sich die breite Seite auf der Horizontalen, die schmalere 
Seite liegt auf der Achse nach oben.

Rechteckhohlleiter besitzen eine Cutoff Frequenz, d.h. sie funktionieren 
als Wellenleiter erst oberhalb dieser Frequenz. Die schmalere Seite wird 
so gewählt, dass die Ausbreitungskonstante mit der kürzen Seite oberhalb 
des gewünschten Hohlleiterbandes liegt. Beispiel: X-Band 0.9 x 0.4 
inches.

https://www.everythingrf.com/tech-resources/waveguides-sizes

Die Trennstelle des Hohlleiters befindet sich immer auf der breiten 
Seite (in der Mitte). Nicht nur, dass es Messleitungen in dieser 
Ausführung gibt, sondern weil dort die Ströme Null sind.

Außerdem ist an der Stelle des kleinsten Stromes die Feldstärke am 
größten. Daher wird die Finleitung auch meist in die Mitte gesetzt. Wer 
die Finleitung verschiebt, mag dann die Ausbreitung selbst berechnen, in 
dem er die Maxwell-Gleichungen löst.

Das kann man sich alles anlesen oder ansehen...

Gruß

Bernd

2-ter Teil folgt...

von Tobias P. (hubertus)


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Hi Bernd,
danke, das war allerdings eigentlich schon klar ;-) das Bild war nur zur 
Erläuterung gedacht.
Habe übrigens selber ein paar WR42 und kleiner gefräst. Auch aus 2 
Teilen, Spalt ist parallel zum elektrischen Feld - also auf der langen 
Seite.
Allerdings muss man für gewisse Anwendungen den Spalt leider auf einer 
anderen Seite machen, was nicht immer optimal ist.

Ich bin gespannt auf den 2. Teil ;-)

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Tobias,

hier ist der zweite Teil:

Es gibt eine Menge Literatur zu den Finleitungen, die sich jedoch auf 
ältere Werke beziehen. Vielleicht kennst Du Marcuvitz?

https://www.jlab.org/ir/MITSeries/V10.PDF

Das "Handbuch" als Standartliteratur in jedem Bücherregal gibt es 
mittlerweile als PDF.

Dann gibt es

https://www.microwaves101.com/downloads/MYJ%20part%201.pdf

und

https://www.microwaves101.com/downloads/MYJ%20part%202.pdf

Meier hat 1974 die Finleitungen vorgestellt. Das ist deutlich nach der 
Veröffentlichung der beiden Standardwerke. Ich habe eben beim IEEE 
nachgesehen und ein Paper für Deine Dimensionierungen gesucht. Leider 
ist alles mit echtem Rechenaufwand und tiefem Verständnis verbunden. Ich 
kann mir zur Zeit nicht vorstellen, dass es eine Veröffentlichung als 
Dimensionierung und zum Nachbauen gab.

Die Autoren von häufig zitierten Werken sind Schünemann, Vahldieck, 
Bornemann. Du kannst googlen. Ich könnte Dir leider keine Kopien der 
Paper zusenden, da es etwas kostet (für non-subscriber). Aber ich würde 
nachsehe, ob es etwas bringt, die Paper zu lesen.

Sofern Du die ausgestanzten Bleche im Hohlleiter meinst, die in 
Ausbreitungsrichtug quasi dünne Scheiben von Pfosten bilden (keine 
Blenden), würde ein Ansatz über MYJ funktionieren. Das ist in den Papern 
beschrieben. Allerdings ist dort noch lange keine Bauanleitung 
angegeben, eben alles wissenschaftlich.

Wie sind denn Deine Wünsche? Bandpass, Bandstop, Bandbreite, ...

Sofern Du "nur" ein Bauteil benötigst, ist vielleicht die Inwate Technik 
interessant. Einfach nach "Inwate" und "Hinken" googlen. Prof. Hinken 
hat diese Technologie sogar bei sich zuhause im Keller weiter 
entwickelt. Dazu gab es einmal einen Beitrag in der Braunschweiger 
Zeitung - etwa um 1985. Du mußt die dielektrischen "Einsätze" zunächst 
fräsen, metallisieren und schließlich elektrolytisch Kupfer aufwachsen 
lassen.

Mein Vorschlag wäre nun: Anforderungen festlegen, Technologie aussuchen, 
nochmals Literatur einschränken und dann probebauen. Aber ohne VNA 
(mindestens SNA) wird das nichts.

Gruß

Bernd

von Bernd B. (microwave-designer)


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Tobias P. schrieb:
> Allerdings muss man für gewisse Anwendungen den Spalt leider auf einer
> anderen Seite machen

... was ist denn das für eine Anwendung?

Bernd

von Tobias P. (hubertus)


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Hi,
es geht mir nicht um ein konkretes Filter.
In dem Artikel stand aber z.B. drin, wie der Autor die Geometrie 
bestimmt hat. Eigentlich müsste man ja ein dünnes Blech mit genau 
rechteckig gestanzten Löchern verwenden, so wie hier:

http://www.mwrf.com/sites/mwrf.com/files/uploads/2014/04/36G_F7.jpg

der Autor hat aber in dem Artikel, den ich meine, explizit darauf hin 
gewiesen, dass er kein Blech stanzen kann oder will, und es deshalb 
gefräst hat, mit dem Nachteil, dass die Ecken rund werden, wodurch sich 
natürlich die Performance des Filters verändert.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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War das wirklich eine deutsche Veröffentlichung? Ich würde sowas eher in 
einem Microwave-Buch aus USA oder England vermuten, die haben 
gelegentlich solche Exoten.
Mir ist dieser Aufbau noch völlig neu, ich kannte nur Hohlleiter mit 
Lochblenden, auch Hohlleiter-Richtkoppler mit ähnlichem Aufbau, z.B. mit 
zwei kreuzförmigen Löchern. Solche Dinge finden sich im MYJ.
Den Begriff "Finline" kenne ich eher für Breitbandhohlleiter oder in 
Hornantennen.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Tobias,

was die so schreiben... Welche Frequenz?

Überlege einmal Folie zu verwenden oder Laser oder ätzen.

Also welche Frequenz?

... und wie war das mit den seitlichen Öffnungen?

Gruß

Bernd

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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"Electromagnetic Band Gap waveguide filter" oder kurz EBG filter scheint 
ein Begriff dafür zu sein.
https://www.armms.org/media/uploads/12-low_cost_e-plane_filters_heriotwatt.pdf

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Foristen,

Vorsicht mit den Begrifflichkeiten:

[Zitat]
EBG structures have a frequency band in which no electromagnetic mode 
can propagate. Furthermore, at other frequencies, EBG structures have 
the property of reducing the phase velocity of EM modes, according to 
the slow wave effect.
[/Zitat]... aus obigem Paper.

Dort betiteln die Autoren Electromagnetic Bandgap (EBG) Waveuides mit 
EBG.

Das, wovon ich heute morgen ausgegangen bin ist einfach ein E-Plane 
Filter oder "E-Plane Einsatz".

Mich würden noch die Antworten auf die offenen Fragen an Tobias 
interessieren.

Gruß

Bernd

Beitrag #5496160 wurde vom Autor gelöscht.
Beitrag #5496164 wurde vom Autor gelöscht.
von Tobias P. (hubertus)


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Hallo Kollegen

ich habs gefunden! es waren doch die UKW-Berichte.
'Sigurd Werner, Mechanische GHz-Bauteile im Eigenbau'. Für das
Hohlleiterfilter ist eine Literaturangabe vorhanden, diese habe ich
eigentlich gesucht:

Optimized Waveguide E-plane Metal Insert Filters For Millimeter-wave
Applications

R. Vahldieck; J. Bornemann; F. Arndt; D. Grauerholz
IEEE Transactions on Microwave Theory and Techniques


http://www.ece.uvic.ca/~jbornema/Journals/007-83mtt-vbag.pdf

@Bernd
was möchtest du nun noch wissen? Ich habe keine konkrete Applikation für
ein solches Filter. Es geht mir nur darum, das auch mal auszuprobieren.
Zwar habe ich auch keinen NWA für derartige Frequenzen, aber ein
Signalgenerator (mit externem Multiplier) und Spektrumanalyzer (mit
externem Hohlleitermischer) sind vorhanden, damit werde ich mittels
einer Skalaren S21-Messung zumindest eine Hausnummer ermitteln können um
zu schauen, ob mein Filter das macht, was es soll. Auch werde ich nicht,
wie im Artikel beschrieben, mit WR12 Hohlleitern arbeiten, sondern werde
mir das ganze für WR42 hoch skalieren, sodass ich mit etwas
'praktischeren' Frequenzen einsteigen kann.
Einzig die Herstellung des Blechstücks ist mir noch unklar, aber das ist
dann eher ein mechanisches Problem.

Grüsse,
Tobias

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Tobias,

es freut mich, wenn Du die gesuchte Literatur gefunden hast! Die Autoren 
des von Dir benannten Papers sind wirklich die Spezialisten. Ich hatte 
weitere Paper ebenfalls gefunden, siehe oben, doch als zu kompliziert 
angesehen.

Sofern Du mit der Theorie klar kommst, ist es super. Heute sind die 
Rechner ja auch leistungsfähiger als damals.

In dem Paper steht ja auch gleich zu Beginn, was ich Dir ebenfalls 
vorgeschlagen hatte, die Struktur zu ätzen. Die E-Plane Filter oder 
Finleitungsschaltungen sind auf RT5880 Duroid aufgebaut, von der Firma 
Rogers. Vahldieck et. al. schreiben ja auch, dass sie die Dicke des 
Materials vernachlässigt haben. Den Artikel habe ich nicht ganz gelesen, 
wg. Zeitmangel.

Trotz Deiner Begeisterung zu hohen Frequenzen schlage ich Dir dennoch 
vor, erst einmal Prototypen bei sehr niedrigen Frequenzen zu 
untersuchen. Etwa so 1 bis 2 GHz sind ganz gut geeignet. Ich selbst habe 
einmal einen skalierten Prototypen probiert. Damals waren das 
Untersuchungen des Prototypen im X-Band und das Objekt der Begierde bei 
72 und 80 GHz. Unterschätze die Meßtechnik nicht. Solange Du nicht 
vektoriell und kalibriert messen kannst, sind Deine Kurven schwer 
interpretierbar.

Untersuchungen bei 1 GHz bieten den Charme, dass man noch mit 
FR4-Material spielen und Hohlleiter biegen und löten kann.

Ein Filter mit einem SNA zu entwickeln ist im GHz-Bereich eine 
Herausforderung. VNAs machen das Leben deutlich leichter. Gerade auch, 
wenn man die Referenzebene verschieben kann.

Den Artikel in den UKW-Berichten kann ich leider nicht finden, da ich 
diese Zeitschrift seit Jahren nicht mehr lese.

Ich würde mich freuen noch einmal etwas zu Deinen Untersuchungen zu 
hören/lesen.

Viel Erfolg!

Bernd

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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So jetzt habe ich den Artikel endlich auch gefunden, der Titel war etwas 
frei interpretiert.
UKW-Berichte 3/2015 Seiten 147-154
Sigurd Werner DL9MFV, Herstellung von mechanischen Bauteilen für 80, 122 
und 242 GHz
Das Heft gibt es hier https://stecker-shop.net/UKW-Berichte-3/2015

Eine englische Version ist leider nicht vorhanden, da die englische 
Version der UKW-Berichte "VHF Communications" 2013 eingestellt wurde. 
Ältere Ausgaben finden sich im Web als PDF.

bei 1 GHz sind Hohlleiterfilter noch etwas unhandlich, Resonatorgrößen 
im Schuhschachtelformat. Ich erinnere mich an Fotos von einer 
Rundstrahlantenne für das 23cm-Band, so ca. 3m hoch und etwa 
Schuhschachtelquerschnitt. Kann man machen, keine Frage.

: Bearbeitet durch User
von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Christoph und Tobias,

wäre es bitte möglich ohne Urheberrechte zu verletzen, wenn einer von 
Euch den Inhalt aus den UKW-Berichten kurz wiedergibt? Ich hatte die 
Zeitschrift vor ein paar Jahren abbestellt. Für EUR 8 plus Porto würde 
ich mir das Heft nicht bestellen, um einmal einen Blick auf den Artikel 
zu werfen. Ich kann mir schwer vorstellen, dass man in 
"populärwissenschaftlicher" Literatur solch einen Aufsatz findet. Eine 
Beschreibung zu Diagrammen und Foto wäre auch interessant.

Ach ja, skalierte Prototypen sind immer nur Untersuchungsstücke, die man 
unter Umständen für nix anderes gebrauchen kann und vielleicht wieder 
auseinander baut. Für mich sind Hohlleiter bis unterhalb 1 GHz nicht 
abschreckend. Das habe ich schon einmal bei 800 MHz gesehen.

Danke vorab und Gruß

Bernd

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ok, zwei der acht Seiten befassen sich mit einem Hohlleiterfilter für 
80,64 GHz, danach erreicht man mit Verdreifachung 242 GHz.

Als Literatur sind zwei Quellen genannt, die erste ist oben schon 
verlinkt. Die zweite ist eine Firma www.guidedwavetech.com dort gibt es 
eine Onlinerechner "Pure metal filter". Damit erstellte er die erste 
Näherung.

Das Filter wurde mit CSI (Studio Suite) simuliert und anschließend ein 
realer Aufbau vermessen. Das ganze in einem WR12-Hohlleiter 3,1*1,55mm, 
weitere Abmessungen sind genannt. Vier Abbildungen zeigen schematisch 
die Blechstruktur, eine simulierte Durchlaß-/Reflexionskurve und das 
gleiche als reale Messungen, sowie ein Foto des Filters von außen 
gesehen.

: Bearbeitet durch User
von Arno H. (arno_h)


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Anscheinend gab es mal eine Software dazu. Zumindest das User-Manual 
gibt es als pdf.
https://www.google.de/search?q=EPFIL:+Waveguide+E-plane+Filter+Design+Software&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=2ahUKEwjxyej2lrvcAhWRhKYKHUJND-EQsAR6BAgHEAE&biw=1333&bih=868&dpr=1.2
Die Bilder bringen möglicherweise noch weitere Literatur zu Tage.

Arno

von Bernd B. (microwave-designer)


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... das finde ich interessant und gut! Bitte bleibt dran.

Gruß

Bernd

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Freunde der kleinen Welle,

mittlerweile hatte ich Gelegenheit mir den Artikel in den UKW-Berichten 
anzusehen:

Ich vermisse einige Angaben zur Dimensionierung der Strukturen und des 
Tapers. Dass man eine Frequenz verdreifachen kann steht ja auch im 
Artikel, aber unsereins kann sich das ja auch selbst herleiten.

Früher war es eigentlich üblich in den Fachbeiträgen komplette 
Anleitungen zum Nachbau zu veröffentlichen. Das hat sich ja wohl 
geändert. Gerade in den sehr hohen Frequenzbereichen wäre es hilfreich 
dem Leser oder Nachbauer ein wenig zu helfen. - Schade.

Aber das war auch der Grund, warum ich vor einiger Zeit das Abo 
gekündigt habe.

Vielleicht können wir ja die Diskussion hier aufrecht erhalten.

Gruß

Bernd

von Ralph B. (rberres)


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Bernd B. schrieb:
> Früher war es eigentlich üblich in den Fachbeiträgen komplette
> Anleitungen zum Nachbau zu veröffentlichen.

Ich habe ja schon einige Artikel veröffentlicht, die in Grenzen 
nachbaubar wären. Aber ich habe bisher recht selten Rückmeldungen 
erhalten.

Vielleicht dürfen Bauanleitungen heute nicht mehr den Umfang eines 
einfachen Morsesummers überschreiten, oder es mus ein kompletter Bausatz 
inclusiver vorbestückte Platinen vorliegen, welches sich in einen 
Nachmittag auf dem Küchentisch zusammenbauen lässt, und möglichst ohne 
Hilfsmittel auskommt. Maximal ein Schraubenzieher wird akzeptiert.

Lesenswert sind die UKW-Berichte schon alleine wegen den ganzen 
Grundlagenartikel immer noch.

Ralph Berres

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Ralph,

... kann ich, will ich so bestätigen.

Interessant sind auch Microwave Journal, was sonst noch so bei denen im 
Verlag erscheint und natürlich die Transactions vom IEEE.

Allerdings sind da auch kaum Bauanleitungen zu finden.

Gruß

Bernd

von Tobias P. (hubertus)


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Ralph B. schrieb:
> Aber ich habe bisher recht selten Rückmeldungen erhalten

hi Ralph,
in der Tat habe ich auch schon rückfragen zu solchen Bauanleitungen 
geschrieben. Aber oft kriegt man keine Antwort (du wärst wohl die 
Ausnahme, die die Regel bestätigt). Dazu kommt, dass man einige Leute 
gar nicht kontaktieren kann, wie zB. diesen Sigurd Werner, von dem sich 
zB. keine Email-Adresse oder Website via Google findet. Wie soll man da 
auch eine Rückmeldung geben?

Bernd B. schrieb:
> Interessant sind auch Microwave Journal, was sonst noch so bei denen im
> Verlag erscheint und natürlich die Transactions vom IEEE.

die sind oft interessant. Allerdings gibt es auch viele Publikationen, 
nicht nur IEEE papers, wo man direkt merkt: ok, der Autor hat das nur 
geschrieben, um ein weiteres Paper im CV zu haben.

Bernd B. schrieb:
> kaum Bauanleitungen zu finden

ja - es gibt sehr wenige gute Papers. Ganz im Ernst, dasjenige, welches 
ich verlinkt habe, ist auch nicht wirklich super, weil es nur sehr 
rudimentär aufzeigt, was genau denn jetzt gerechnet wurde, dafür viel 
Brimborium enthält.

von Ralph B. (rberres)


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Tobias P. schrieb:
> hi Ralph,
> in der Tat habe ich auch schon rückfragen zu solchen Bauanleitungen
> geschrieben. Aber oft kriegt man keine Antwort (du wärst wohl die
> Ausnahme, die die Regel bestätigt). Dazu kommt, dass man einige Leute
> gar nicht kontaktieren kann, wie zB. diesen Sigurd Werner, von dem sich
> zB. keine Email-Adresse oder Website via Google findet. Wie soll man da
> auch eine Rückmeldung geben?

hmm verstehe ich nicht ganz. Wenn die Emailadresse nicht zu erfahren 
ist, dann kontaktiere ich den Verlag der die Frage an den Autor sicher 
weiter leitet, denn der Verlag muss ja wohl die Kontaktadresse haben.

Bernd B. schrieb:
> Allerdings sind da auch kaum Bauanleitungen zu finden.

Ich muss gestehen wirklich hundertprozent nachbausichere Anleitungen 
habe ich auch nie in Petto gehabt. Sowas zu schreiben ist extrem schwer 
bis fast unmöglich.

Man müsste dann nämlich vor der Veröffentlichung eine Bauanleitung von 
mindestens 10 verschiedene Personen mit unterschiedlichen 
Wissenshintergrund nachbauen lassen, um die Klöpse, die sich beim 
erstellen einer Bauanleitung einschleichen, einigermasen auszumerzen.
Für sowas fehlt mir einfach das Geld und die Versuchskaninchen :-)

Elektor hatte in den 70ger Jahren damit schwer zu kämpfen gehabt. Man 
muste immer erst mal 6 Hefte abwarten, bis sämtliche Nachträge und 
Korrekturen veröffentlicht wurden, ehe man überhaupt ein Nachbau in 
Betracht ziehen konnte.

Radio Rim hatte damals Bausätze verkauft, die einigermasen nachbausicher 
waren, aber in der Regel etwas hausbacken und teuer waren. Letztendlich 
sind sie darüber Pleite gegangen, weil die Bauanleitungen nie wirklich 
Stand der Technik waren, und man für das Geld bessere Geräte fertig 
bekam.

Ich weise aber auch immer darauf hin das es bei meinen 
Veröffentlichungen um ein Unikat handelt, und als Anregung verstanden 
haben will, wie man es machen könnte.

Ralph Berres

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Na ja, für Laien geeignete Selbstbausätze, welche profiessionelle 
Produkte qualitatitativ und preislich schlagen zeigen wohl andere 
systematische Probleme auf, oder?

?

: Bearbeitet durch User
von Tobias P. (hubertus)


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Ralph B. schrieb:
> Wenn die Emailadresse nicht zu erfahren ist, dann kontaktiere ich den
> Verlag der die Frage an den Autor sicher weiter leitet, denn der Verlag
> muss ja wohl die Kontaktadresse habe

stimmt. Ich hab noch vergessen zu erwähnen, dass man manchmal gar keine 
Antwort kriegt, deshalb mache ich mir die Mühe erst gar nicht mehr.

von Ralph B. (rberres)


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Tobias P. schrieb:
> stimmt. Ich hab noch vergessen zu erwähnen, dass man manchmal gar keine
> Antwort kriegt, deshalb mache ich mir die Mühe erst gar nicht mehr.

solche negativen Erfahrungen habe ich bisher noch nicht gemacht.

Ralph Berres

von Tobias P. (hubertus)


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Ralph B. schrieb:
> solche negativen Erfahrungen habe ich bisher noch nicht gemacht.

ja Ralph, nicht alle sind so hilfsbereit wie du, dass von dir immer 
kompetente Antworten auf Fragen kommen, weiss wohl jeder, der dieses 
Forum öfter frequentiert.

Wie auch immer - ich hab zum Glück Zugriff auf entsprechende 
Simulationssoftware, sodass ich das Filter designen könnte.

Heute hatte ich noch die Idee, dass man das Mittelblech aus einer 
Leiterplatten-Pastenmaske machen könnte. Die kann man im Pool ja 
einigermassen günstig haben, und sind schön geätzt. Das Blech zu 
vergolden oder versilbern ist sicher auch möglich. ?

von Ralph B. (rberres)


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Tobias P. schrieb:
> Wie auch immer - ich hab zum Glück Zugriff auf entsprechende
> Simulationssoftware, sodass ich das Filter designen könnte.

Ich vermute du meinst CST. Wohl dem der so ein extrem teues Programm 
hat.
Aber ich könnte nicht mal damit umgehen.

Tobias P. schrieb:
> Heute hatte ich noch die Idee, dass man das Mittelblech aus einer
> Leiterplatten-Pastenmaske machen könnte. Die kann man im Pool ja
> einigermassen günstig haben, und sind schön geätzt. Das Blech zu
> vergolden oder versilbern ist sicher auch möglich.

Das ist eine gute Idee

Viel Erfolg wünsche ich dir bei deinen Vorhaben.

Ralph Berres

von Marcel B. (mabu1)


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Kleiner Tipp am Rande, schau dir vielleicht auch mal openEMS an, das ist 
ein open source FEM Simulator. In Kombination mit Matlab habe ich damit 
bereits das ein oder andere modelliert, was sich auch dann ähnlich 
verhielt. Man kann es aber auch mit GNU octave nutzen, ich glaube auch 
mit Python.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Tobias und weitere,

das finde ich eine sehr gute Idee, mit der Lotpastenmaske. Bleibt nur zu 
klären, ob die Leiterplattenbuden den guten Preis für die Maske 
anbieten, wenn die Leiterplatte fehlt.

Mir ist noch eine Idee gekommen: Wir haben früher auf einem Plotter 
ähnlich HP9872 die Rubylith-Folie von Ulano mit einem Schleppmesser 
geschnitten, abgezogen und verkleinert fotografiert. Die Filme waren 
direkt die Vorlagen zum Ätzen der Mikrowellenleiterplatten. So etwas 
müsste man doch heute auch mit einem vernünftigen HDMI-Fernseher oder 
Monitor machen können, statt der Folie. Die Filme für 24x36 gibt es 
noch, die für 6x6 oder 6x9 sollten auch noch erhältlich sein. Damit hat 
man dann die Filme zum Ätzen. Fotoapparate soll gefälligst Ebay liefern.

Der nächste Schritt zur Herstellung von Mikrowellenkompomenten in 
Hohlleiter-Technik wäre die Verwendung von 3D-Druckern. Mindestens die 
Körper zum Aufgalvanisieren wären damit zu erstellen.

Wenn man das konsequent durchziehen würde, wären Hohlleiterkomponenten 
für eine größere Anzahl von HAM wieder erreichbar. Die Daten für einen 
Plotter wären untereinander auszutauschen. Erstellen müßte sie jemand 
der Zugang zu den Simulationstools hätte.

Den Spirit für den Amateurfunk könnte man damit neu gebären und 
vielleicht mehr Leute ins Thema holen.

Nur einmal eine erste Idee.

Gruß

Bernd

von Purzel H. (hacky)


Angehängte Dateien:

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Ich verwende das CST. Ja. Es ist nicht einfach zu bedienen, und aendert 
sich auch wieder mit jeder neuen Version. Die Theorie dahinter, die man 
auch kennen muss, ist auch nicht trivial.
Leute, die Zugang zum einem NWA haben, sollten auch Zugang zu solcher 
Software haben. Nur empirisch am NWA etwas zu entwickeln ist doch eher 
langwierig. So ein Blechfilter mit 12 Kammern .. da sind die 20kE pro 
Jahr schnell amortisiert.
Ich bin grad an so einem Filter, am Rumprobieren.

Die Pastenmaske hat zwar die Praezision, ist aber aus rostfreiem Stahl, 
und nicht aus Kupfer, oder Silber. Allenfalls nummt man einen Rogers 
Print mit der Struktur drauf.

: Bearbeitet durch User
von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Hacky,

ja, die CST-Leute haben früher mit Mafia gearbeitet. Das lief noch unter 
Fortran, und das waren die Anfänge...

Also, was meinst Du mit NWA? Ich unterscheide zwischen VNA und SNA.

Du schreibst, "Leute, die Zugang zum einem NWA haben, sollten auch 
Zugang zu solcher Software haben." Ist das Deine Forderung bei der EU? 
Oder meinst Du dass, wer Geld für einen VNA hat, der soll auch gleich 
Geld für Software ausgeben?

Gruß

Bernd

von Tobias P. (hubertus)


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Jetzt ist G. schrieb:
> Die Pastenmaske hat zwar die Praezision, ist aber aus rostfreiem Stahl,
> und nicht aus Kupfer, oder Silber. Allenfalls nummt man einen Rogers
> Print mit der Struktur drauf.

ich weiss nicht, ob das geht, aber - könnte man die Pastenmaske nicht 
versilbern oder vergolden lassen? oder geht das bei Edelstahl eben grade 
nicht?

Jetzt ist G. schrieb:
> So ein Blechfilter mit 12 Kammern

bei Filtern mit gekoppelten Resonatoren kann man ja die Kopplungen und 
Eigenmoden der einzelnen Resonatoren simulieren und so aus einer 
Filtertabelle (zB. Zverev) mit Hilfe der k und q Werte die Abmessungen 
der Resonatoren bestimmen. Ob das hier auch geht? Wie verändere ich k, 
wie q? Das k (Kopplungskoeffizient) kommt wohl vom Abstand zweier 
solcher Resonatoren, aber wie stellt man das q (externe Güte) ein?

Irgendwie musst du ja Startwerte für deine Geometrie bestimmen, um dann 
zB. den Optimierer laufen zu lassen.

Bernd B. schrieb:
> Also, was meinst Du mit NWA? Ich unterscheide zwischen VNA und SNA.

für mich ist ein NWA eigentlich immer ein VNWA. Skalar misst man ja nur 
selten, wenns nicht anders geht, und ich würd jetzt nicht so weit gehen, 
einen Speki mit Trackinggenerator als SNA zu bezeichnen ;-)

: Bearbeitet durch User
von Hui (Gast)


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Mit etwas weniger Ahnung aber dafuer einem Simulationstool probiert man 
sich eben durch. Was ist der Einfluss der Stegbreite (je breiter, desto 
enger das filter), was ist der Einfluss der Strukturdicke (..) Und dann 
kann man sich ueberlegen, wie man die Wiggels von mehr als 4dB 
reduzieren kann.

Ohne Simulationstool kann man empirisch Fraesen, Aetzen, Stanzen, 
Feilen, .. sofern man denn das kann und die Ausruestung hat.

von Bernd B. (microwave-designer)


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Moin in die Runde!

Einen SNA konnte man direkt von HP/Agilent kaufen. Das ist ein ganz 
feines Ding und hat mit einem "umgebauten Specki" wenig zu tun. Solch 
ein HP8757 steht bei mir im Labor. Mit diesem Teil habe ich richtig gute 
Projekte durchgezogen. Wer sich mit Messtechnik auskennt, kann die 
einzelnen Kanäle auch per Bus auslesen und über Rechnungen eine 
vektorielle Netzwerkanalyse durchführen ... usw. Allerdings habe ich so 
etwas bei HAMs noch nicht gesehen oder von denen gehört.

Im Gerät ist sogar eine skalare Fehlerkorrektur implementiert.

So, aus meiner Sicht kann man alles vergolden. Evtl. muss man nur Geld 
in die Hand nehmen. Bei Edelstahl sehe ich in einer Galvanobude 
keinerlei Probleme. Einzig Vergolden ist immer eine kleine 
Herausforderung. Das betrifft u. A. die Langzeitstabilität. Die 
Goldschicht wird schnell durch Diffusion verunreinigt. (Sprache des 
Technologen, nicht eines Mechanikers oder Reinigungspersonals.) In der 
Regel trägt man auf der zu vergoldenden Oberfläche erst eine 
Diffusionssperre und eine Haftschicht jeweils von einigen Mü auf. Erst 
dann beginnt man mit der Goldschicht. Das sind aber technologische 
Fragen, die vielleicht besser in einem separatem Thread aufgehoben sind. 
Bei Bedarf bitte melden, ich helfe die Literatur zu finden. Die Probleme 
sind seit der Herstellung von Transistoren und IC gelöst.

So, bei meinen Recherchen bin ich bei den E-Plane Filtern auf Literatur 
aus dem Jahr 1974 (Konishi et al, "Bandpass Filter with Inductive 
Strip", IEEE MTTS-22, pp. 869) gestoßen. Im Paper habe ich den Ausdruck 
"Kammern" nicht gefunden. Wir sollten ihn auch nicht einführen, da er 
aus meiner Sicht nicht passt.

Wer keine Berührungsängste zu Integralgleichungen und Summenformeln hat, 
kann sich den Artikel vielleicht irgendwie über eine Bibliothek besorgen 
und die vorgestellte Berechnungsgrundlage ansehen. Leider habe ich im 
Augenblick keine Zeit, die Theorie in ein Computerprogrammabschnitt zu 
wandeln und eine Struktur zu berechnen.

Folgender Ansatz wird gewählt:
The construction of the bandpass filter with inductive
strips is shown in Fig. 4. Since the equivalent circuit of the
strip is expressed with the inductive reactance T network
as shown in Fig. 1, the equivalent circuit of the filter is
given in Fig. 5(a). The symmetrical T reactance network
connected to the transmission line operates as a K-inverter
network [4] as shown in Fig. 6. Therefore, the
equivalent circuit of Fig. 5(a)
is transformed to Fig. 5(b).

Als Literatur [4] wird bereits benanntes Buch "G. L. Matthaei, L., 
Young, and E. M. T. Jones, Microwave Filters, Impedance-Matching 
Network, and Coupling Structures" genannt. Auch hier würde ich keinen 
Umweg über eine andere Quelle gehen, um dann doch wieder bei diesem Werk 
zu landen.

Die dargestellten Rechen- und Messergebnisse sind aus meiner Sicht 
ausreichend. Natürlich kann man die beliebte Methode anwenden ohne 
weitere Recherchen mit einem Tool zu spielen, das einem dann brauchbare 
Ergebnisse liefert.

Leider besitze ich nicht solch ein Tool und dann leider auch nicht die 
Zeit zum Probieren.

Ersteinmal Gruß in die Runde.

Bernd

von Bernd B. (microwave-designer)


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... Korrektur, muss heißen:

IEEE MTT-22, pp. 869

... war KEIN Symposium-Beitrag

Bernd

von Bernd B. (microwave-designer)


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Hallo Freunde der kleinen Welle,

auch der große Marsch begann mit dem ersten Schritt! Wenn wir jetzt 
einmal ein Filter entwerfen wollen, benötigen wir Bandbreite, 
Mittenfrequenz, Ripple und Sperrdämpfung.

Hat jemand ernsthafte Vorschläge, wir können ja einmal anfangen und uns 
Schritt für Schritt voran hangeln.

Gruß

Bernd

von Tobias P. (hubertus)


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Bernd B. schrieb:
> auch der große Marsch begann mit dem ersten Schritt! Wenn wir jetzt
> einmal ein Filter entwerfen wollen, benötigen wir Bandbreite,
> Mittenfrequenz, Ripple und Sperrdämpfung.

Hallo Bernd,

ja, in der Tat, das müsste man mal spezifizieren ;-) da es in erster 
Linie nur um eine Übung geht, wollen wir nicht zu ambitioniert sein... 
ich denke, ein breiteres Filter ist einfacher zu implementieren, als ein 
schmales.

Vorschlag: ich bin grade dabei, einen harmonischen Mischer für WR34 zu 
bauen. Der soll von 22 bis 33 GHz funktionieren. Für den Mischer wäre es 
ja sinnvoll, ein Vorfilter zu implementieren. Der WR34 hat eine 
Cutoff-Frequenz von gut 18 GHz für den Grundmode, und 34 GHz für den 
nächst höheren Mode...

Ripple: am besten Butterworth-Charakteristik, also maximal flach.

Das wär doch mal eine Spezifikation, oder?

übrigens, ich schulde dir auf deine letzte Mail noch eine Antwort. Die 
kommt noch. Ich habe es bisher nur immer vergessen :-(


Grüsse,
Tobias

von Bernd B. (microwave-designer)


Angehängte Dateien:

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Hallo Freunde der kleinen Welle,

der große Marsch begann mit dem ersten Schritt... Ich bin ein paar Meter 
vorgelaufen. Meine Hauptanforderung war, dass möglichst viele OM oder 
weitere Leser mitkommen. Dazu habe ich eine Weile überlegt, wie es am 
geschicktesten gehen könnte und bin bei einer Version des ARRL-Designers 
hängen geblieben. Eine moderne Version ist nicht mehr im Angebot. Jedoch 
sollte jeder, der irgendwie will noch Zugriff auf einen "alten" Rechner 
mit Windows XP und SP3 haben. Die Version 1.5 der Software steht beim 
ARRL zum Herunterladen noch zur Verfügung, mit der Entschuldigung, dass 
das Management keine neuen Versionen erstellen will.

Nun geht es los und keine Angst, es geht Schritt für Schritt:

Die bisher erstellte ckt-Datei ist unten mit Zeilennummern vollständig 
gelistet.

Erst finden wir in den Zeilen 9 bis 25 ein paar Vorgaben, wie z. B. 
Hohlleitermaße und Lichtgeschwindigkeit. In Zeile 23 wird die 
Rechenfunktion vom Designer verwendet, um für die jeweils aktuelle 
Frequenz in der Frequenzschleife die Wellenlänge zu berechnen.

Die Variable "f" ist vorgegeben durch den Designer.
1
23 lambda0: (c0/f)
2
24 * length in vacuum

In Zeile 26 berechnen wir den Wellenwiderstand des Hohlleiters. Die 
Angabe für f1 stammt aus Zeile 14 und ist die Grenzfrequenz (cutoff). 
Anders als bei den Beispielrechnungen /-Simulationen es Designers ändert 
sich die Impedanz in Abhängigkeit von der Wellenlänge.

Zeile 29 berechnet die Wellenlänge und in Zeile 30 eine Größe für 360 
Grad Phasendrehung. Diese Größe verwenden wir später wenn wir die Phase 
benötigen in Bezug auf ... Die Definition von z. B. TRL aus dem 
Elementekatalog setzt einen proportionalen Verlauf der Phase in 
Abhängigkeit der Frequenz an. Das Modell TRL ist so ohne weiteres nicht 
für Hohlleiterausbreitung verwendbar. Dazu benutze ich den Trick, dass 
zu jeder Simulationsfrequenz die Wellenlänge neu berechnet wird und 
ebenso die entsprechende Phase. (Übrigens mache ich das hier das erste 
Mal.)

Zeile 33 sieht zwar komisch aus, bei der Definition des Elementes TRL 
kann man jedoch die Variable f der Frequenz aus der Simulation nicht 
direkt eintragen. Man kann jedoch eine Variable fcalc deklarieren und 
diese dann bei dem Element TRL verwenden - ha ausgetrickst.

Jetzt kommen l1, w1 und w2. Die Weiten w1 und w2 sind erst einmal 
auskommentiert und werden noch nicht verwendet. Der Wert l1 ist als 
Beispielwert aus dem oben genannten Paper aus 1974 verwendet. Dort 
beträgt der Wert das Doppelte (also 15.5mm) wobei der verwendete 
Frequenzbereich um 10.9GHz, wahrscheinlich im X-Band, liegt.

Zeile 45 bezieht jetzt die physikalische Länge auf die Wellenlänge im 
Holleiter.
1
45 l1pwg: ((l1/lambdawg)*pwg)

An dieser Stelle sehen wir uns an, wie das funktioniert. pwg verwendet 
lambdawg, was sich zunächst zu Eins multipliziert, lambdawg verwendet 
aus Zeile 23 den Wert von lambda0, welches aus f gebildet wird - puh!

Jetzt sind wir am Schaltungsblock angekommen.
1
47 blk
2
48 trf 1 2 R1=50 R2=zwg
3
49 * matching transformer from 50 Ohm
4
50 *

Zunächst benutzen wir einen Trafo, der von 50 Ohm reflexionsfrei auf die 
Impedanz des Hohlleiters transformiert. In der Zeile 59 taucht er noch 
einmal auf, jedoch rückwärts. Im wahren Leben wären dies die 
Coax-Waveguide-Adapter.
1
59 trf 7 8 R1=zwg R2=50
2
60 * matching transformer to 50 Ohm

Richtig beobachtet, die Impedanz auf einer Seite des Trafos ändert sich 
mit der Frequenz über zwg. Damit haben wir breitbandige gute Anpassung 
an die Filterstruktur.

Dieses Filter besteht jetzt erst einmal aus der Struktur
1
50 *
2
51 ind 2 3 L=1.2nh
3
52 ind 3 0 L=2.8nh
4
53 ind 3 4 L=1.2nh
5
54 trl 4 5 Z=zwg e=l1pwg f=fcalc
6
55 ind 5 6 L=1.2nh
7
56 ind 6 0 L=2.8nh
8
57 ind 6 7 L=1.2nh
9
58 *

 Oder man sieht sich das Bild "Fig_4" in der Anlage an. Das Paper liegt 
ja jedem vor und so kann er sich schnell orientieren.

Das Bild "Fig_6" zeigt noch einmal die äquivalenten Strukturen.

So, jetzt sind wir mit der Datei fast durch. Wer mit dem Designer 
arbeitet, kommt mit den letzten Zeilen selbst zurecht.

Was steht nun an? Ich bin ein Stück des Weges vorgelaufen, in der 
Annahme, dass dies ein gangbarer Weg ist, der zum Ziel führen kann. 
Jetzt sollten die entsprechenden Induktivitäten ermittelt werden. Im 
zitierten Paper sind w1 mit 2.4mm und w2 mit 8.2 mm angegeben.

Wenn wir weiter fortschreiten und die Referenzlösung nachrechnen können, 
haben wir das Verfahren in der Hand und können die Elemente in Anzahl 
erhöhen und in einen gewünschten Filterverlauf schieben.

Ich sitze hier erst einmal und genieße die Aussicht, bis weitere 
Mitläufer kommen.

Für konstruktive Kommentare bin ich offen und würde mich auch freuen, 
wenn jemand bis hier hin einmal nachüberlegen und nachrechnen würde.

Übrigens dauert der lange Marsch mehr als ein Jahr.

Hier noch einmal der gesamt "Code", der auch angeheftet ist. Es findet 
sich auch ein erster Plot.

Gruß in die Runde

Bernd
1
1 **************************************************************
2
2 * low pass filter WR34 *
3
3 * *
4
4 * erstellt am 20180810 *
5
5 * letzte Änderung am 20180813 *
6
6 * fmin = cutoff *
7
7 * fmax = cutoff next higher mode *
8
8 **************************************************************
9
9 c0: 299792458
10
10 * speed of light in vacuum
11
11 a1: 8.636mm
12
12 * waveguide dimension a
13
13 *
14
14 f1: 17.357GHz
15
15 * cutoff TE01
16
16 *
17
17 * f2: 34.715GHz
18
18 * cutoff TE02
19
19 *
20
20 * f0: ((f1+f2)/2)
21
21 * center frequency
22
22 *
23
23 lambda0: (c0/f)
24
24 * length in vacuum
25
25 *
26
26 zwg: (377/(SQRT(1-(f1**2/f**2))))
27
27 * impedance
28
28 *
29
29 lambdawg: (lambda0/SQRT(1-((lambda0**2)/((2*a1)**2))))
30
30 pwg: (360*(lambdawg/(2*a1)))
31
31 * phase in waveguide
32
32 *
33
33 fcalc: (f)
34
34 * current frequency during simulation
35
35 *
36
36 ************** physical dimensions ***
37
37 *
38
38 l1: (0.00775)
39
39 * in mm
40
40 *
41
41 * w1: 1.2
42
42 * w2: 4.1
43
43 *
44
44 **************************************
45
45 l1pwg: ((l1/lambdawg)*pwg)
46
46 *
47
47 blk
48
48 trf 1 2 R1=50 R2=zwg
49
49 * matching transformer from 50 Ohm
50
50 *
51
51 ind 2 3 L=1.2nh
52
52 ind 3 0 L=2.8nh
53
53 ind 3 4 L=1.2nh
54
54 trl 4 5 Z=zwg e=l1pwg f=fcalc
55
55 ind 5 6 L=1.2nh
56
56 ind 6 0 L=2.8nh
57
57 ind 6 7 L=1.2nh
58
58 *
59
59 trf 7 8 R1=zwg R2=50
60
60 * matching transformer to 50 Ohm
61
61 *
62
62 lowp: 2POR 1 8
63
63 END
64
64 *
65
65 FREQ
66
66 STEP 18GHz 34GHz 33MHz
67
67 END

: Bearbeitet durch User
Beitrag #5519959 wurde vom Autor gelöscht.
von Tobias P. (hubertus)


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Hallo Freunde der hochfrequenten Electricität,

so, endlich finde ich Zeit, deinen Post Bernd nochmals in aller Ruhe 
durchzulesen. Du scheust ja echt keinen Aufwand! :-)

das mit den Transformatoren ist völlig klar. Leuchtet ein. Allerdings 
ist mir nicht klar, woher du die Induktivitätswerte hast? anhand deiner 
beiden Bilder leuchtet mir das grade nicht ein.

Ich schreite übrigens den Weg mit dir mit, aber ich laufe etwas 
hinterher ;-) darum habe ich mir nochmals überlegt, ob das Filter auch 
mit der Dishal-Methode entworfen werden könnte. Da es sich um ein 
Bandpassfilter handelt, müsste dies eigentlich möglich sein. Ich werd 
hoffentlich bis am Wochenende etwas Zeit haben, um das auch noch kurz 
durchzurechnen.

Bernd B. schrieb:
> Übrigens dauert der lange Marsch mehr als ein Jahr.

wie das? welchen meinst du?

Grüsse,
Tobias

von Bernd B. (microwave-designer)


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Tobias P. schrieb:

> woher du die Induktivitätswerte hast?
... nun so etwas nennt man "Erfahrung" oder "Instinkt".

> mit der Dishal-Methode
... kannte ich bis vor ein paar Augenblicken nicht. Wenn Du das meinst, 
was ich nun bei Wikipedia verstanden habe, handelt es sich um eine 
Anwendung der allgemeinen Beschreibung aus guten alten Filter Methoden. 
In Matthaei-Young-Jones ist der Entwurf von Tschebyscheff und 
Butterworth Filtern beschrieben. Der eine oder andere versucht sich dann 
und entwickelt eine Beschreibung, die eigentlich eine Zusammenfassung 
der Ursprünge ist und gibt ihnen einen schlauen oder den eigenen Namen. 
Also, ich habe einmal ein Mikrowellenanalyse-Programm geschrieben (bei 
weitem nicht wie Super-Compact oder Touchstone und so), dem ich das 
Akronym "Map" gegeben habe (Microwave Analysis Program). Für Leute, die 
keinen Plan hatten, habe ich das fortgestzt in NoMap (Nonlinear 
Microwave Analysis Program). Das zum Thema schlaue Namen. Mir fällt auch 
immer McAfee ein was sich bei mir ungefähr so anhört wie "make a fee".

> wie das? welchen meinst du?
... na der lange Marsch! Schon einmal etwas von Mao gehört?

Gruß

Bernd

: Bearbeitet durch User
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