Hallo zusammen, ich plane gerade ein kleines Bastelprojekt für die Feiertage, es handelt sich um einen DIY-Star-Tracker für meine Spiegelreflex. Das ist eine Halterung für meine Kamera, die ausgerichtet wird und durch ihre Drehung dann die Bewegung der Erde ausgleicht, um ohne Schlieren im Bild mehrere Minuten belichten zu können. Das Ganze soll recht robust gebaut werden, damit man auch schwere Kameras + Objektiv ohne Wackler nutzen kann. Aus naheliegenden Gründen kamen mir dann für den Antrieb zunächst Schrittmotoren in den Sinn, da man diese ja sehr präzise steuern kann. Da ich das Ganze aber gerne so mobil und stromsparend wie möglich bauen will dachte ich, ich höre mich hier mal um, denn eventuell gibt es ja noch irgendeine viel besser geeignete Antriebsmethode, die ich noch nicht kenne? Es geht im folgende Anforderungen, hier ist sozusagen mal mein Wunschzettel: - möglichst ruckfreie oder sogar kontinuierliche Bewegung - muss (je nach Übersetzung) nicht übermäßig viel Kraft haben - soll sehr präzise und gleichmäßig laufen - Geschwindigkeit im Bereich 0,25°/min (Erdrotation), ggf. auch schneller für andere Objekte - Antrieb möglichst stromsparend und temperaturunempfendlich Mir fällt da ehrlich gesagt nichts anderes ein als ein Motor, aber wer weiß, vielleicht gibt es ja noch irgendwas ausgefuchstes und exotisches, wovon ich noch nichts gehört habe? Bin gespannt! PS: Ein hochwertiger Schrittmotor wäre natürlich völlig in Ordnung (habe ich sogar noch da), aber ich wollte zumindest mal rumfragen, ob es nicht doch noch was anderes/besseres gibt.
Synchronmotor mit Getriebe!? https://picclick.de/SYNCHRON-MOTOR-GETRIEBE-MOTOR-230V-MIKROWELLE-GRILL-41-U-min-EMZ-372129402891.html
Getriebemotor mit ordentlicher Untersetzung? Dazu vielleicht noch was zum positionieren (Drehgeber).
Geht es dir um Fotos von den Sternen? Weil ich glaube je nach Motiv ist nicht nur die Drehung der Erde in Ihrer Achse zu beachten (x-Richtung auf einem 2D-Foto) sondern auch noch eine vertikale Verschiebung (y-Richtung auf einem 2D-Foto). Außerdem halte ich einen Schrittmotor für ungünstig: Der kleinste Schritt führt zu einem Ruckler bei der Belichtung. merciless
Da ein Schrittmotor immer ruckelt, ist er hier sicher nicht die erste Wahl. Schaue Dich doch einmal bei den Gimbal-Motoren um, zumal sie auch für ähnliche Zwecke Verwendung finden.
Es gibt die SM auch mit Planetengetriebe, so einen habe ich auch gerade gekauft: https://www.ebay.de/itm/173254729517 Den dann noch mit einem Silent Stepper betreiben, bei 1/128 oder 1/256 Mikroschritten ruggelt nix mehr.
Teo D. schrieb: > Synchronmotor mit Getriebe!? Hatte ich auch schon dran gedacht, aber dann muss man sich wieder selber um die Geschwindigkeitsregelung kümmern mit ner Fotodiode oder so.
Dirk K. schrieb: > Geht es dir um Fotos von den Sternen? Ja, oder andere fixe Objekte wie Galaxien oder Nebel. > Weil ich glaube je nach Motiv ist nicht > nur die Drehung der Erde in Ihrer Achse > zu beachten (x-Richtung auf einem 2D-Foto) > sondern auch noch eine vertikale Verschiebung > (y-Richtung auf einem 2D-Foto). Wenn die Ausrichtung erfolgt ist (auf einen gedachten Punkt der verlängerten Erddrehachse, fast da wo der Polarstern ist), dann reicht die Drehung. Bei anderen bewegten Objekten wie Planeten oder Kometen wird es natürlich komplexer. > Außerdem halte ich einen Schrittmotor für > ungünstig: Der kleinste Schritt führt zu > einem Ruckler bei der Belichtung. Stimmt, das war auch der Hauptgrund für meine Frage. man kann zwar mit minimalen Schritten arbeiten, da die Geschwindigkeit ja sehr gering ist, aber es sind halt immer noch diskrete Schritte. Wobei ich das glaube ich einfach mal ausprobiere, vielleicht ist das gar nicht soo dramatisch, wie ich jetzt vermute.
Ich würde etwas mit Schnecke bevorzugen. Bei hohen Untersetzungen sind die auch selbsthaltend. Oft haben die auch weniger Spiel.
Robert M. schrieb: > Hatte ich auch schon dran gedacht, aber dann muss man sich wieder selber > um die Geschwindigkeitsregelung kümmern mit ner Fotodiode oder so. Falls da ein Fernrohr mit großer Vergrößerung ausgerichtet werden soll kommst du meines Erachtens nicht um eine Regelung herum, eine reine Steuerung wird zu ungenau werden. Was benutzen denn die Leute in den entsprechenden Astronomieforen?
Johannes S. schrieb: > Es gibt die SM auch mit Planetengetriebe, so einen habe ich auch gerade > gekauft: Ebay-Artikel Nr. 173254729517 > Den dann noch mit einem Silent Stepper betreiben, bei 1/128 oder 1/256 > Mikroschritten ruggelt nix mehr. DAS klingt interessant! Ist vor allem schön stabil, so wie sich das liest... notfalls kann man dann ja noch auf NEMA 23 hochgehen. Ich will das richtig robust machen, damit man da evt. später auch mal ein schweres Teleskop dranflanschen kann ohne Wackeln oder Wippen im Wind. Hauptsache das Ganze passt noch in meinen Kombi ;-) Danke für den Tipp!
Amateur schrieb: > Bei hohen Untersetzungen sind die auch selbsthaltend. > Oft haben die auch weniger Spiel. Guter Punkt mit der Selbsthaltung. Vielleicht wird es ja eine Kombination aus Schnecke + SM.
Robert M. schrieb: > Ich will > das richtig robust machen, dann guck dir mal in der "Zerspanungsbude" oder auf youtube an, wie die dort mit relativ einfachen Mitteln recht große Schneckengetriebe selber bauen. So ein Schneckentrieb kann dezent per Feder gegeneinander gespannt werden und damit hast du eine hohe Übersetzung ohne Spiel. W.S.
Der Andere schrieb: > Falls da ein Fernrohr mit großer Vergrößerung ausgerichtet werden soll > kommst du meines Erachtens nicht um eine Regelung herum, eine reine > Steuerung wird zu ungenau werden. Stimmt, da wäre ein SM natürlich doch wieder praktischer, da weiß man immer was Sache ist. > Was benutzen denn die Leute in den entsprechenden Astronomieforen? Die werfen sehr viel Geld auf wackelige Sachen, oder noch mehr Geld auf stabile Sachen, daher auch der Gedanke ans Selberbauen. Das hier ist z.B. ein Einsteigerteil: https://www.amazon.de/Vixen-Polarie-Star-Tracker-Astrofotografie/dp/B0061I3EKI Das Dingen kostet >350€ und wäre laut diverser Foren von der Stabilität her schon hart an der Grenze mit meiner 5D Mark III und dem 70-200 2.8 II, geschweige denn einem 150-600mm. Für die Kohle kann man sich selber richtig tolle Komponenten kaufen und das wesentlich besser hinkriegen, denke ich.
Robert M. schrieb: > Stimmt, da wäre ein SM natürlich doch wieder praktischer, da weiß man > immer was Sache ist. Aber erst nach der Referenzfahrt. Robert M. schrieb: > und das wesentlich besser hinkriegen, > denke ich. Vielleicht benötigt man dazu aber auch eine Menge Ahnung und das nötige Werkzeug?
Schrittmotor und Schrittmotor ist ein Unterschied. Wieviel Grad macht denn dein jetziger SM? Einer mit 0,9° sollte doch gehen. Ich habe gerade so einen hier mit 48mm Lochabstand. Und wenn du noch über einen Zahnriemen gehst, ruckelt nichts mehr.
Google mal nach "barn door tracker" Simple und funktioniert prima.
Robert M. schrieb: > Hallo zusammen, > > ich plane gerade ein kleines Bastelprojekt > ....einen DIY-Star-Tracker für meine Spiegelreflex. Du bist nicht der erste der das selber bauen willst. Du findest viele Anleitungen im Netz. "Barn door tracker" "star tracker" "astro tracker" zB. https://petapixel.com/2018/05/15/how-i-built-a-star-tracker-for-dslrs/ https://kukuruku.co/post/diy-an-astro-tracker-in-two-nights/ viel Spass beim winkelrechnen.
Gu. F. schrieb: > Google mal nach "barn door tracker" > Simple und funktioniert prima. Ja, das hab ich gesehen, tolles Ergebnis für wenig Aufwand. Die meisten sind ja sogar manuell, das funktioniert auch gut. Ich möchte ungern irgendetwas nachbauen, sondern mir eher selber Gedanken machen. Aber so als Inspiration für bestimmte Dinge ist das natürlich interessant.
Sebastian L. schrieb: > Du bist nicht der erste der das selber bauen willst. > Du findest viele Anleitungen im Netz. > "Barn door tracker" "star tracker" "astro tracker" Stimmt, da gibt's ne ganze Menge, aber ich möchte lieber selber entwickeln - das ist ja auch mein Job ;-) > viel Spass beim winkelrechnen. Hab ich!
j.l.d. schrieb: > Da ein Schrittmotor immer ruckelt, ist er hier sicher nicht die erste > Wahl. Ich habe früher auch Astrobasteleien betrieben. Für deine Zwecke nimmt man gerne Schrittmotoren im Microstep-Betrieb in Kombination mit einer großen Übersetzung. Dann ruckelt auf dem Foto nichts mehr. Ich meine mich zu erinnern, dass man ein Steuer-IC für den Stepper braucht, das Microsteps beherrscht (der Stepper selber kann ein ganz normales Exemplar sein, sollte aber eine hohe Auflösung haben, mind. 96 Steps/U, besser ist die doppelte Auflösung). Von anderen Lösungen würde ich persönlich Abstand halten - nur mit dem Stepper bekommst du mit vertretbarem Aufwand eine definierte Auflösung/Bewegung der Kamera hin! PS: Die Achse des Aufbaus muss auf den Polarstern zeigen, dann reicht ein einziger Motor zur Nachführung.
tim schrieb: > Für deine Zwecke nimmt man gerne Schrittmotoren im Microstep-Betrieb in > Kombination mit einer großen Übersetzung. Dann ruckelt auf dem Foto > nichts mehr. PS: oder nennt man es eine kleine Übersetzung? Jedenfalls soll sich der Motor sehr oft drehen, damit sich die Kamera ein kleines bisschen weiterbewegt - so soll die Übersetzung sein, nicht umgekehrt logischerweise!
Ich habe sowas vor vielen Jahren mit einer Synchronmotor-Schaltuhr angetrieben (60er Jahre-Modell im schwarzen Blechgehäuse, groß wie ein Stromzähler, aus einer alten Schalttafel), bei der eine kreisförmige Metallscheibe mit 24h-Teilung rotierte, an deren Rand man die Schaltstifte mittels kleiner Klemmen frei positionieren konnte. Auf die Scheibe einen Stativkopf geschraubt und die Uhr im richtigen Winkel positioniert. Aufnahmen von vielen Minuten waren ohne Problem möglich. Vielleicht gibt es heute ähnliche analoge Uhren. (?)
tim schrieb: > Jedenfalls soll sich der Motor sehr oft drehen, damit sich die Kamera > ein kleines bisschen weiterbewegt - so soll die Übersetzung sein, nicht > umgekehrt logischerweise! Jepp, das ist momentan auch meine favorisierte Lösung. Ein fein auflösender SM mit Planetengetriebe, der treibt dann eine Schnecke an und die dreht den großen schweren Teller mit dem Kameramount. Ein Schneckengetriebe ist auch super, weil es selbsthemmend ist und kein Spiel hat (wie bei einem Zahnriemen z.B.). Das Teil soll ja richtig schwer und stabil werden, damit auch bei stärkerem Wind absolut nichts wackelt oder schwankt.
Ich habe da mal ne Verständnisfrage zu. Wenn ich meine Kamera einfach so in den Himmel halte und nacheinander Bilder mache, sind die Abbildungen ja verschoben - soweit klar. Aber sind die Abbildungen nicht alle so gleichmäßig verschoben, dass man sie mit einer Bildbearbeitung wieder exakt aufeinander setzen könnte (Stichwort Stacking)? Der Himmel bleibt ja letztendlich gleich, denn die Entfernung der Objekte ist ja im Verhältnis zum Bildausschnitt sehr viel größer. Oder mache ich da einen Denkfehler? Gruß Ralf
Ralf S. schrieb: > Wenn ich meine Kamera einfach so in den Himmel halte und nacheinander > Bilder mache, sind die Abbildungen ja verschoben - soweit klar. > Aber sind die Abbildungen nicht alle so gleichmäßig verschoben, dass man > sie mit einer Bildbearbeitung wieder exakt aufeinander setzen könnte > (Stichwort Stacking)? > Der Himmel bleibt ja letztendlich gleich, denn die Entfernung der > Objekte ist ja im Verhältnis zum Bildausschnitt sehr viel größer. > Oder mache ich da einen Denkfehler? Nein, grundsätzlich siehst du das richtig. Die Sache ist nur die, dass die Bewegung tatsächlich schneller ist, als man das vermuten würde. Selbst wenn ich mit einem sehr weitwinkligen und lichtstarkem 14mm f2.8 arbeite, reichen bereits wenige Sekunden, so 10 bis 20, um aus den Sternen kleine kurze Striche zu machen. Man kann jetzt natürlich 50 Bilder machen mit je nur 4s Belichtung und die dann zusammenrechnen, aber das ist halt sehr aufwendig und dann immer noch ein Kompromiss. Noch schlimmer ist es, wenn man statt 14mm gerne mit einem Teleobjektiv arbeiten will, um z.B. eine Galaxie zu fotografieren. Ohne Nachführung kann man das eigentlich komplett vergessen, und selbst dann muss man viele Bilder mit langer Belichtung "stacken", um ein gut sichtbares Ergebnis zu bekommen. Deswegen lege ich auch soviel Wert auf richtig schwere Stabilität. Was die Ansicht betrifft und die Änderung der eigenen Position hast du natürlich recht, das spielt dabei keinerlei Rolle. Da müsste man schon über ein Jahr belichten, um hier und da einen parallaktischen Effekt zu sehen - aber das sind dann auch Änderungen von 300.000.000km im Gegensatz zu wenigen tausend.
Nach allem, was wir probiert haben, sind Schrittmotoren denkbar schlecht, um irgendwas Optisches zu steuern. Getriebemotor heisst die Lösung. Das wird auch für Laser und Grossspiegel eingesetzt.
Astrologe schrieb: > Nach allem, was wir probiert haben, sind Schrittmotoren denkbar > schlecht, um irgendwas Optisches zu steuern. Getriebemotor heisst die > Lösung. Das wird auch für Laser und Grossspiegel eingesetzt. Bei einem direkten Antrieb ist das sicherlich richtig, aber ein SM mit einem integrierten Planetengetriebe (wie oben irgendwo verlinkt) entschärft die Situation ja schon deutlich. Wenn ich dann zusätzlich noch ein Schneckenrad damit antreibe, dann müsste das eigentlich passen, vorausgesetzt man wählt eine passende kleine Schrittweite und möglichst hohe Schrittfrequenz.
Den Schrittmotor mit Planetengetriebe 1:5,18 habe ich gestern getestet, mit einem A4988 und dann mit einem TMC2100 Treiber. Das Ergebnis ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, akustisch wie auch in der Schrittauflösung. Gerade bei kleinen Schrittfrequenzen läuft der A4988 sehr ungleichmässig. Beide machen 1/16 Schritte, aber der TMC interpolliert intern 1/256. Das führt zu einem leisen Summen wenn der schnell dreht, beim A4988 ist das ein schriller, unangenehmer Ton. Den TMC2100 habe ich dann mit 1 Hz angesteuert und einen Laserpointer auf die Achse gelegt. In 2m Abstand bewegt sich der Laserpunkt ganz gleichmässig mit knapp 1 mm pro Mikroschritt. Winkelauflösung ist 1,8° / 5,15 / 16, für die Sterne wahrscheinlich noch etwas zu grob. Als Nachfolger zum TMC2100 gibt es noch bessere, den TMC2130 z.B., da kann man wohl die die Mikroschritte in 1/256 ausführen. Mechanisch würde ich einen Drehteller vorschlagen mit Axial Drehkranzlager. Den dann über einen Zahnriemen und SM antreiben, damit bekommt man auch schon grosse Untersetzungen hin.
Einen billigen Teilapparat nehmen, Kurbel ab und Schrittmotor dran? https://www.amazon.de/PAULIMOT-Teilapparat-Rundtisch-schwenkbar-horizontal/dp/B00KQL3KNM/ref=pd_day0_hl_60_5?_encoding=UTF8&pd_rd_i=B00KQL3KNM&pd_rd_r=2d0ea953-02f1-11e9-aaae-b3d453d76d48&pd_rd_w=Hrhmf&pd_rd_wg=hVZEI&pf_rd_p=6c23555e-fb1d-49ed-8220-90f2c9526d96&pf_rd_r=9QBAVRKXAARBXVFPWZYE&psc=1&refRID=9QBAVRKXAARBXVFPWZYE
Johannes S. schrieb: > Den Schrittmotor mit Planetengetriebe 1:5,18 habe ich gestern getestet, Super, danke für die Rückmeldung! Das ist gut zu wissen. Klingt für mich auf jeden Fall machbar, so wie du das beschreibst. Wenn ich dann noch eine Schnecke miteinbeziehe, dann kann ich ja auch mit der Frequenz hochgehen, das sollte dann ja passen, denke ich. Kann mir nicht vorstellen, dass sich da dann noch irgendwas aufschaukelt. Ich werde mir auf jeden Fall erstmal den Motor und den Treiber besorgen - kann man ja immer mal brauchen ;-)
Tom schrieb: > Einen billigen Teilapparat nehmen, Kurbel ab und Schrittmotor dran? Von so einem Teil höre ich gerade zum ersten Mal. Aber du hast Recht, das ist ja eigentlich genau das, was ich brauche.. interessant. Werde ich mir jetzt mal genauer angucken, danke!
Ich weiss, das ist das microcontrollerforum weswegen zu gerne auf Schrittmotoren gesetzt wird. Aber diese Aufgabe schreit gerade nach einem klassischen Servoantrieb, also ein kontinuierlich laufenden (nicht in Schritten hüpfenden) Motor plus Reduziergetriebe plus Winkelerfassung an der Abtriebswelle. Reduziert das Getriebe in der Größenordnung 3600:1 heisst dies dass 10 Motorumdrehungen für 1° Abtriebsachsdrehung nötig sind, also auch ein "schneller" Motor mit 3600 UPM bloss 10 UPM an der Abtriebsachsdrehung bringt (1 Umdrehung dauert 6s). Das Getriebe sollte freilich möglichst spielarm, wenn nicht gleich spielfrei sein. Ein bei Spielzeuge üblicher bürstenkommutierter Dauermagnetmotor der "Klasse" RS-380 o.Ä. bringt da genügend Leistung und kann via angelegte Spannung in der Geschwindigkeit variiert werden. Bei größerem Budget halt ein Glockenankermotor von z.B. Faulhaber/Minimotor/Maxon/Escap. Modelleisenbahner Fragen: die schwärmen für Sanftanlaufeigenschaften (so gebaute DC Motoren drehen ruckelfrei bereits ab wenigen Dutzend mV).
Robert M. schrieb: > Jepp, das ist momentan auch meine favorisierte Lösung. Ein fein > auflösender SM mit Planetengetriebe, der treibt dann eine Schnecke an > und die dreht den großen schweren Teller mit dem Kameramount. Ein > Schneckengetriebe ist auch super, weil es selbsthemmend ist und kein > Spiel hat (wie bei einem Zahnriemen z.B.). Was kennst du denn für Zahnriemen? Die sind millionenfach bewährt in der Steuer- und Antriebstechnik. Da ist kein Schlupf. Funktioniert in fast jedem Auto über Jahre hinweg. Und selbsthemmend ist ein Schrittmotor Antrieb sowieso. Motorenfütterer schrieb: > Aber diese Aufgabe schreit gerade nach einem klassischen Servoantrieb, > also ein kontinuierlich laufenden (nicht in Schritten hüpfenden) Motor > plus Reduziergetriebe plus Winkelerfassung an der Abtriebswelle. Dein Getriebe kann man genau so mit einem Schrittmotor machen. Da hüpft nichts. Nur du sagst das so einfach mit einem Servo. Warum glaubst du, dass es nur bei hochpreisigen Maschinen eingesetzt wird? Die Drehwinkelerfassung mit einem Drehgeber ist wesentlich komplizierter und teurer.
Der Zahnriemen ist minimal dehnbar, was zusammen mit dem Haftgleiteffekt in der Lagerung des zu drehenden Teils potentiell Ärger macht.
Sehr wissenschaftlich. Du kriegst ein Bienchen. Was ist Haftgleiteffekt?
Tom schrieb: > Der Zahnriemen ist minimal dehnbar, was zusammen mit dem Haftgleiteffekt > in der Lagerung des zu drehenden Teils potentiell Ärger macht. Zahnriemen haben eigentlich immer eine Stahleinlage. Dazu gibt es Varianten mit formschlüssiger Verzahnung. Damit kann man sehr präzise positionieren. Das wird auch im Werkszeugmaschinenbau als Verbindung zwischen Servoantrieb und Kugelrollspindel eingesetzt. Was es das Schneckengetriebe angeht: Das ist keineswegs Spielfrei. Schneckengetriebe haben ein deutliches Umgehrspiel. Solange der Antrieb nicht wechselseitig belastet wird, ist das aber u.U. vertretbar. Mit freundlichen Grüßen Thorsten Ostermann
Im (Hobby)-Astronomie-Bereich rüsten viele ihre Montierungen mit Schrittmotorantrieben nach. Dabei werden natürlich möglichst spielarme Getriebe eingesetzt. Zumindest bis vor ein paar Jahren wurden von den darauf spezialisierten Anbietern allerdings überwiegend veraltete Schrittmotortreiber ohne Mikroschritt verwendet, die im Vergleich zu dem, was man im Hobby-CNC-Bereich einsetzt, auch noch sehr teuer waren. Inzwischen mag sich das etwas geändert haben. Früher war das Astro-Forum (?) eine gute Anlaufstelle. Inzwischen ist das wohl kommerzialisiert worden, weswegen sich viele Leute dort nicht mehr blicken lassen. Mit freundlichen Grüßen Thorsten Ostermann
Motorenfütterer schrieb: > Aber diese Aufgabe schreit gerade nach einem klassischen Servoantrieb, > also ein kontinuierlich laufenden (nicht in Schritten hüpfenden) Motor > plus Reduziergetriebe plus Winkelerfassung an der Abtriebswelle. Da hast du schon recht, von den reinen Antriebseigenschaften wäre das natürlich perfekt. Wie ist das denn dann mit der Drehzahlregelung, gibt es die dann bereits integriert oder muss man die selber implementieren? Denn das ist ja auf der anderen Seite das Schöne an den Schrittmotoren. Und die exakte Drehzahl ist für diese Zwecke natürlich entscheidend. Ich denke, ich teste das zunächst mal mit einem Schrittmotor, da die mechanischen Komponenten wie die Schnecke und das Rad ja sowieso gleich bleiben, egal welcher Antrieb letztlich gewinnt. Aus dem Bauch heraus geschätzt könnte ich mir gut vorstellen, dass bei den sehr feinen Mikrorucklern und der Masse von ca. 10kg auf dem Drehteller im Endeffekt nicht mehr viel "harter" Impuls überbleibt und die Beschleunigung durch Wärmeabgabe sozusagen geglättet wird. Sind ja tatsächlich nur ca. 0,25°/min, die am Drehteller bzw Schneckenrad ankommen müssen, bei 1 oder 0,5 Hz vermute ich mal, dass das klappen dürfte. Ist aber natürlich nur geraten, mir fehlt da ehrlich gesagt die Erfahrung, da ich tagsüber nur Software baue ;-)
Thorsten O. schrieb: > Im (Hobby)-Astronomie-Bereich rüsten viele ihre Montierungen mit > Schrittmotorantrieben nach. Dabei werden natürlich möglichst spielarme > Getriebe eingesetzt. Das ist gut zu wissen, danke! Ich werde es denke ich auch jetzt erstmal mit einem SM mit Getriebe und vernünftigem Treiber testen, wenn es tatsächlich Probleme geben sollte kann ich den Antrieb immer noch tauschen.
Ich habe etwas Ähnliches für mein Teleskop gebaut vor einigen Jahren. Das hat einen Schneckengetriebe und war schon vorbereitet für einen Motoantrieb, aber anstelle des Motors saß ein Handrad. Dort habe ich mit einer Hülse einen Stepper angeflanscht und eine einfache Steuerung aus diskreten Bauteilen aufgebaut. Die Präzision war erstaunlich gut, aber durch das Tickern sind enorme Erschütterungen im ganzen Aufbau entstanden, die schon beim reinen Beobachten gestört haben, aber Fotos völlig unmöglich machten. Später habe ich dann ein Pololu-Steuermodul mit 6bit-Microstepping verwendet, seitdem ist Ruhe im Karton. Man hört nur ein ganz leises Brummen, wenn man das Ohr direkt an den Motor hält. Sichtbare Verwacklungen gibt es keine mehr. Ein Arduino Nano in einem kleinen Gehäuse erzeugt den Stepper-Takt und erlaubt über zwei Taster das schnelle Vor- und zurückfahren. Über eine UART könnte da ganze auch per Software gesteuert werden, aber das ist noch nicht implementiert. Ich überlege, den Arduino mit einem TXCO zu takten, um noch mehr Präzision zu hinzubekommen. Das ganze funktioniert noch nicht wirklich perfekt, aber das hat mechanische Gründe, das Teleskop ist nicht gerade ein Präzisionsinstrument (in den 80ern bei Quelle gekauft). Die exakte Ausrichtung auf den Polarstern ist mehr oder weniger Glückssache. Aber das Konzept mit einem Schneckengetriebe und einem microgesteppten SM funktioniert bestens.
Thorsten O. schrieb: > Was es das Schneckengetriebe angeht: Das ist > keineswegs Spielfrei. Schneckengetriebe haben > ein deutliches Umgehrspiel. Solange der Antrieb > nicht wechselseitig belastet wird, [...] Wird er ja auch nicht. Wenn die Erde plötzlich ihre Drehrichtung ändert, haben wir ganz andere Probleme als nur unscharfe Astrophotos. Man muss natürlich konstruktiv dafür sorgen, dass immer eine gewisse Last auf der Schnecke liegt, sei es durch Reibung, sei es durch Gewicht, dann stört das Umkehrspiel nicht. > ist das aber u.U. vertretbar. Genau.
Egon D. schrieb: > immer eine gewisse Last auf der Schnecke liegt, sei > es durch Reibung, sei es durch Gewicht, Meistens werden Schneckengetriebe ziemlich zäh eingefettet und sind alleine dadurch schon etwas schwergängig. Das Spiel macht sich dann wirklich nur beim Richtungswechsel bemerkbar, außer die Last kippt irgendwann über einen Schwerpunkt. Das kann bei einer schweren Spiegelreflex mit eine Riesentüte vorne dran leicht mal passieren. Aber gutes Ausbalancieren ist ohnehin ein must-have bei der Astrofotografie.
Bekommt man so Sternenbilder einfach auch zuhause in der Stadt hin oder ist der Himmel dafür zu hell?
Johannes S. schrieb: > Bekommt man so Sternenbilder einfach auch zuhause in der Stadt hin oder > ist der Himmel dafür zu hell? Also je dunkler die Umgebung ist, desto besser ist es natürlich, aber man scheint auch im heimischen Garten schon gute Ergebnisse erzielen zu können. Das hat mich auch ziemlich umgehauen: guck dir mal an, was der Kollege hier in seinem Garten aufgenommen hat mit einem selbstgemachten manuellen 10€-Tracker und einer Einsteiger-DSLR: https://barn-door-tracker.co.uk/ Weiter unten hat er eine kleine Galerie mit selbstgemachten Bildern. Das finde ich schon richtig richtig gut! Ist natürlich noch ne Menge Postprocessing mit verbunden, aber das Ergebnis ist klasse. Zitat: "All of the photos in this gallery were taken by me in a light polluted back garden, with a standard SLR camera and the £10 barn door tracker."
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Bearbeitet durch User
Johannes S. schrieb: > Bekommt man so Sternenbilder einfach auch zuhause > in der Stadt hin oder ist der Himmel dafür zu hell? Hängt stark von den lokalen Gegebenheiten bei Dir ab: Straßenlaterne direkt vor dem Haus? Diskoschuppen mit Skybeamer genau in Sichtrichtung? Ansonsten geht mehr, als man so denkt; Experimente lohnen eigentlich immer. Die von Hubble her gewohnte Messlatte muss man allerdings schnell vergessen, das wird schon durch die Luftunruhe und die Beugungsunschärfe erzwungen.
Egon D. schrieb: > Ansonsten geht mehr, als man so denkt; Experimente > lohnen eigentlich immer. Stimmt, das motiviert auch unheimlich, wenn man mit wenig Aufwand schon viel mehr sieht, als mit bloßem Auge oder Fernstecher. > Die von Hubble her gewohnte Messlatte muss man > allerdings schnell vergessen, das wird schon durch > die Luftunruhe und die Beugungsunschärfe erzwungen. Da hast du Recht, das ist ein so gigantischer Unterschied.. aber dafür komm ich an meinen Kram auch ohne Rakete dran und habe auch etwas weniger ausgegeben als ein paar Milliarden Dollar. Hab eben mal geguckt, rein optisch ist Hubble ein Supertele mit 57600mm Brennweite, Blende f24. Kommt für mich nicht in Frage, den Klopper kriege ich nämlich nicht mehr in meinen Kombi :-)
Astrologe schrieb: > Nach allem, was wir probiert haben, sind Schrittmotoren denkbar > schlecht, um irgendwas Optisches zu steuern. Getriebemotor heisst die > Lösung. Das wird auch für Laser und Grossspiegel eingesetzt. Das ist so nicht ganz richtig. Man bekommt mit Schrittmotoren die beste reproduzierbare Auflösung, ohne dass man es nochmals nachmessen müsste. Setzt man die Übersetzung entsprechend hoch, sind die definierten Positionen sogar sehr schnell genauer, als übliche Messverfahren. Johannes S. schrieb: > Gerade bei kleinen Schrittfrequenzen läuft der A4988 > sehr ungleichmässig. Beide machen 1/16 Schritte, aber der TMC > interpolliert intern 1/256. Da interferieren gleich bis zu 3 Steuerungen / Regelungen. Das gibt natürlich Probleme. Deshalb steuert man das lieber alles selber direkt, wenn es genau sein soll.
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