Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wandler 230V -> 100V, galvanische Trennung zulässig?


von Spannungswandler (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe ein sehr seltenes HiFi Gerät aus Japan importiert, dieses 
arbeitet mit der dort üblichen Netzspannung von 100V.
Nun findet man zwar viele Anpassungstransformatoren von 230V auf 
(Amerikanische) 115V, die 100V von Japan sind hier aber exotisch. Es 
gibt Wandler, die sind aber deutlich teurer (>70€) als die für 
amerikanische Netze.

Nun kenne ich das von den Amerikanern, man hat es dort mit der Isolation 
der Netzspannung zu berührbaren Teilen oft nicht so ernst gesehen, sind 
ja "nur" 115V. Die Vorschriften in Japan kenne ich nicht, 
Vorschalttransformatoren sind aber eigentlich immer Spartransformatoren 
ohne galvanische Trennung.

Mir ist die Idee gekommen einen normalen RKT mit 2x48V für SKII zu 
nehmen (habe einen für 160VA daheim) und die Sekundärwicklungen für die 
100V in Reihe zu schalten, die ~100V ließen sich dadurch elektrisch 
sicher vom Netz trennen. Ein Schickes Gehäuse, da habe ich einen Fürs 
HiFi Rack tauglichen Kasten für nicht wesentlich mehr Geld als die 
(hässliche) Fertiglösung.

Nur frage ich mich ob es zulässig ist den Ausgang bei einem von Leihen 
bedienbaren Gerät galvanisch getrennt auszulegen? Es könnte ja jemand 
auf die Idee kommen per Mehrfachsteckdose ein paar SKI Geräte 
anzuschließen, das hebelt die Schutzfunktion aus. Eine 
Potentialausgleichsschiene ist dann nötig, kann der Schutzleiter einer 
Mehrfachsteckdose z.B. dazu dienen?

Danke!

von Achim H. (anymouse)


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Welche Schutzklasse und welchen Stecker hat denn das Originalgerät?

von hinz (Gast)


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Achim H. schrieb:
> Welche Schutzklasse und welchen Stecker hat denn das
> Originalgerät?

Steckdosen mit Schutzkontakt sind in Japan nicht haushaltsüblich.

von Teo D. (teoderix)


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Warum nicht die Sekundärseite mit N verbinden und direkt am Trafo die 
100V mit einer Sicherung versehen.

von Udo S. (urschmitt)


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Teo D. schrieb:
> Warum nicht die Sekundärseite mit N verbinden

Dann müsste er den Trafo aber fest anschließen. So wie ich das verstehe 
will er ihn als Gerät mit 230V Zuleitung und "normalem" 230V 
Anschlussstecker.

Teo D. schrieb:
> direkt am Trafo die
> 100V mit einer Sicherung versehen.

Sollte er sowiso um eine Überlast des Trafos abzusichern.

Das japanische Gerät hat doch bestimmt einen anderen Anschluss als die 
bei uns üblichen Stecker.
Warum nicht im Internet eine passende Steckdose finden und die in das 
Gehäuse einbauen mit einer deutlichen Beschriftung: "Japan 100V AC".
Dann kann auch niemand eine Mehrfachsteckdose einstecken.

von hinz (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Das japanische Gerät hat doch bestimmt einen anderen Anschluss als die
> bei uns üblichen Stecker.

Üblich ist der zweipolige Stecker wie in den USA.

von Harald W. (wilhelms)


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Spannungswandler schrieb:

> ich habe ein sehr seltenes HiFi Gerät aus Japan importiert, dieses
> arbeitet mit der dort üblichen Netzspannung von 100V.

Je nach Standort sind in Japan aber auch 110...120V üblich. Deshalb
sollte Dein Gerät eigentlich umschaltbar auf ca. 115V sein. Dann
passen auch die üblichen USA-Spartrafos. Alternativ kann man auch
irgendeinen Restpostentrafo mit 2x115V mit passender Leistung
nehmen. Die sind manchmal billiger.

von hinz (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Je nach Standort sind in Japan aber auch 110...120V üblich.

Nur in Hotels, und dann oft auch 220V.

von Spannungswandler (Gast)


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Das Gerät ist noch ein paar Wochen unterwegs hier her, laut Verkäufer 
ist es wohl ein 2 poliger NEMA-Stecker:

https://de.wikipedia.org/wiki/NEMA-Stecker#/media/File:NEMA-AC-Power-Plugs.jpg

Leider bekommt man diese Stecker (bzw. die Buchse) nicht für Einbau in 
Geräte, das wäre gut weil sichergestellt wäre das man nur SKII Geräte 
anschließen kann.

>Warum nicht die Sekundärseite mit N verbinden und direkt am Trafo die
>100V mit einer Sicherung versehen.

Der Wandler wird Ortveränderbar, Neutralleiter müsste man beim umstecken 
ausmessen. Das ginge auch mit einem normalen Spartransformator, finde 
ich aber ungeschickt.

Viel schöner wäre es wenn man Sekundär einseitig oder den Mittelabgriff 
mit PE Verbindet, ist aber auch nicht zulässig. (glaube ich?)
Das Gerät wird später mit anderen HiFi Geräten verbunden, hat ein 
Metallgehäuse. Wenn Netzspannung auf das Gehäuse bzw. die Signalmasse 
kommt... aua...

von hinz (Gast)


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Spannungswandler schrieb:
> Leider bekommt man diese Stecker (bzw. die Buchse) nicht für Einbau in
> Geräte,

Schurter 4300.0701

von Udo S. (urschmitt)


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Spannungswandler schrieb:
> Leider bekommt man diese Stecker (bzw. die Buchse) nicht für Einbau in
> Geräte,

1 Minute googeln:
https://www.ettinger.de/de/product/39.96.230

Hinz war schneller :-)

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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hinz schrieb:

> Schurter 4300.0701

Irgendwie habe ich zu diesen "Ministeckern" kein rechtes
Vertrauen. Werden in den USA oder Japan damit auch >2kW-
Wasserkocher angeschlossen?

von Spannungswandler (Gast)


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>Dann müsste er den Trafo aber fest anschließen. So wie ich das verstehe
>will er ihn als Gerät mit 230V Zuleitung und "normalem" 230V
>Anschlussstecker.

Genau richtig, das ist das Ziel.
Eine Sicherung gibt es natürlich Für Eingang und Ausgang.

>Warum nicht im Internet eine passende Steckdose finden und die in das
>Gehäuse einbauen mit einer deutlichen Beschriftung: "Japan 100V AC".
>Dann kann auch niemand eine Mehrfachsteckdose einstecken.

Das wird auch so gemacht, da kommt natürlich kein für 230V gedachter 
Stecker in das Gerät!
Es wäre ja denkbar das jemand (nicht ich) in Zukunft den Wandler nutzen 
will um mehrere Japanische Geräte mit einer Japanischen 
Mehrfachsteckdose mit Schutzleiter an unser Netz anzuschließen. Ich 
möchte Vermeiden das es ein Sicherheitsrisiko gibt und bin mir nicht 
ganz über die Vorschriften im klaren.

>Üblich ist der zweipolige Stecker wie in den USA.

Gibt es da überhaupt einen Schutzleiter? Wenn alle Geräte sowieso (mehr 
oder weniger) SKII sind ist galvanische Trennung kein Problem, das hätte 
sich schnell geklärt. Muss dann nur einen 2 Poligen Stecker finden.

>Je nach Standort sind in Japan aber auch 110...120V üblich. Deshalb
>sollte Dein Gerät eigentlich umschaltbar auf ca. 115V sein.

Es gibt mehrere Versionen, leider beschriebt das SM nur die Europäische 
(230V fest) und die Amerikanische (mehrere Primärwicklungen an den 
Trafos) Version. Es kann gut sein das die Trafos intern auf 220/230V 
verdrahtet werden können, das Gerät entspricht aber unter Umständen 
nicht dem was wir hier unter SKII verstehen. Ich habe hier Geräte stehen 
aus den USA mit 2 Poligen Kabel bei dem ein Kabel ab Werk direkt auf das 
Metallgehäuse führt! (!!!) Ob man sowas in Japan macht, keine Ahnung. 
Auf die Isolation der Netztrafos will ich mich deshalb nicht unbedingt 
verlassen.

>Alternativ kann man auch
>irgendeinen Restpostentrafo mit 2x115V mit passender Leistung
>nehmen. Die sind manchmal billiger.

Der 2x48V Trafo ist schon hier, der passt perfekt. ob das jetzt 95V oder 
105V sind ist sicher egal, bei 115V bin ich mir nicht mehr so sicher. 
Sind von vornherein 15% Überspannung, unser Netz hat auch Toleranzen.

von hinz (Gast)


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Harald W. schrieb:
> hinz schrieb:
>
>> Schurter 4300.0701
>
> Irgendwie habe ich zu diesen "Ministeckern" kein rechtes
> Vertrauen. Werden in den USA oder Japan damit auch >2kW-
> Wasserkocher angeschlossen?

Nein, max 15A, also 1,5 bzw 1,8kW.

von Spannungswandler (Gast)


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>Schurter 4300.0701

Sorry, ich meinte die 2 Polige Version in die der Ami-Stecker nicht 
passt. (NEMA-1 ?)

von Harald W. (wilhelms)


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hinz schrieb:

>> Werden in den USA oder Japan damit auch >2kW-
>> Wasserkocher angeschlossen?
>
> Nein, max 15A, also 1,5 bzw 1,8kW.

Auf gut Deutsch: in den USA und Japan muss man deulich länger
auf sein heisses Teewasser warten. :-)

von hinz (Gast)


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Spannungswandler schrieb:
>>Schurter 4300.0701
>
> Sorry, ich meinte die 2 Polige Version in die der Ami-Stecker nicht
> passt. (NEMA-1 ?)

Weshalb stört dich der PE?

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Spannungswandler schrieb:
> Es könnte ja jemand auf die Idee kommen per Mehrfachsteckdose ein paar
> SKI Geräte anzuschließen, das hebelt die Schutzfunktion aus.

Dein Laie wird das kaum tun, denn wieviele entsprechende Geräte, die die 
ungewöhnliche Spannung benötigen, wird er haben? Und die Steckdose am 
Transformator wird eh' keinen Schutzkontakt haben.

Japanische Steckdosen sehen aus wie US-Steckdosen, die ohne 
Schutzkontakt haben nur zwei Schlitze, die mit noch ein zusätzliches 
Loch in D-Form.

von Spannungswandler (Gast)


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>Weshalb stört dich der PE?

Wegen der Schutzklasse.

SKII -> Galvanische Trennung meiner Ansicht nach kein Problem, den SKI 
Stecker kann man nämlich dort nicht verwenden.
SKI -> Wegen dem Fall mit der Mehrfachsteckdose, ich bin unsicher.

>Dein Laie wird das kaum tun, denn wieviele entsprechende Geräte, die die
>ungewöhnliche Spannung benötigen, wird er haben? Und die Steckdose am
>Transformator wird eh' keinen Schutzkontakt haben.

Das ist der Bestfall, ich bin noch auf der Suche nach so einem NEMA-1 
Stecker.
Ich weiß das wirkt erbsenzählerisch, ich möchte es halt richtig machen 
und VDE gerecht aufbauen. Das Risiko bei galvanischer Trennung sehe ich 
auch bei praktisch 0.

von Robert (Gast)


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Klar darf das galvanisch getrennt sein, ist sogar sehr zu empfehlen.
Die Spartrafos gibts in "ok" mit einer Schaltung, die nur bei richtigem 
Anschluss (N auf den gemeinsamen Anschluss des Trafos, daraus folgend 
0-100V am Ausgang) einschaltet, und in "mies" ohne sowas, so dass der 
Ausgang dann eben auch 130-230V haben kann, d.h. zu viel für die 
Isolation der 100V-Geräte.
Mit Trenntrafos gibts das Problem natürlich nicht. Da gibts jetzt 
mehrere Möglichkeiten:
1. Sekundärwicklung ungeerdet, Steckdose ohne/mit unbelegtem PE
2. Sekundärwicklung ungeerdet, Steckdosen mit PE
3. Sekundärwicklung einseitig oder Mittelpunkt geerdet, Steckdosen mit 
PE

Möglichkeit 1 ist für ein einzelnes Gerät immer gut. Löst Probleme mit 
Erdschleifen über Signalleitungen, daher oft vorteilhaft.
Für mehr als ein Gerät mit Schutzklasse 1 aber unzulässig (zwei 
Erdschlüsse bringen Spannung zwischen berührbaren Gehäusen und werden 
nicht abgeschaltet). Daher ist nur eine einzelne Steckdose erlaubt, 
entsprechende Kennzeichnung nötig.

Möglichkeit 2 ist für mehrere Geräte in SK1 verwendbar, weil jetzt der 
zweite Erdschluss zur Abschaltung der Sicherung führt. Für verbesserte 
Sicherheit kann ein RCD verbaut werden (löst beim zweiten Erdschluss 
personenschützend aus).

Möglichkeit 3 wie 2, nur dass der RCD sehr zu empfehlen ist und schon 
beim ersten Erdschluss auslöst. Manchmal aus EMV-Gründen vorteilhafter 
als 2.

NEMA Steckdosen (die auch Japanische Stecker mögen) gibts schon, z.b. 
Mennekes 10087

von Spannungswandler (Gast)


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Danke Robert, ich werde Variante 2 wählen. Sollte es einen Schluss 
zwischen Primär und Sekundär im Hifi Gerät geben passiert garnichts, bei 
SK1 gibts höchstens ne Brummschleife. Vom Gefühl her finde ich das 
sicherer als Variante 3. Einen RCD kann ich in die Schachtel mit 
einbauen, liegt hier alles noch rum.

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