Forum: Platinen Welche Dateien brauchen Leiterplattenhersteller und Bestücker?


von Bunte Wiese (Gast)


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Hallo zusammen,

ich möchte eine Platine bestellen und diese ebenfalls extern bestücken 
lassen. Welche Daten brauchen die Hersteller genau von mir? Die 
Gerberfiles sind mir klar. Die habe ich mit Eagle schon erzeugt. Eine 
BOM habe ich in Excel angelegt. Die Partlist habe ich ebenfalls erzeugt 
und in Excel formatiert. Was braucht man noch?

MfG

von Fresh Franziskus (Gast)


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Steht mit Sicherheit auf deren Homepage. Nebst speziellen Anforderungen, 
die sich je nach LP-Heini unterscheiden.

Da der LP-Heini geheim ist, können wir nicht helfen.
_________________
Der Nächste, bitte!

von Julian B. (julinho)


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Die Stückzahl braucht er auch noch!

von Bunte Wiese (Gast)


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Julian B. schrieb:
> Die Stückzahl braucht er auch noch!

Du meinst BOM(Bill of Materials)? Die habe ich schon.

von Julian B. (julinho)


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Frag ihn doch einfach, unser Bestücker nimmt Eagle-Files und zieht sich 
daraus die Daten. Zusätzlich die BOM, mit genauen Bauteilangaben.

von Sebastian S. (amateur)


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Viele Platinenhersteller und Bestücker lesen direkt Eagle Dateien.
Wenn nicht, kann Eagle auch Gerber-Dateien erstellen.
Mit dieser Kombination kannst Du wahrscheinlich fast 100% der möglichen 
Firmen glücklich machen.

Du kannst aber auch das Problem umdrehen und davon ausgehen, dass die 
meisten Firmen auch etwas von Dir wollen. Dazu müssen sie aber Kundtun, 
was sie brauchen.

Wenn Du nicht gerade tausende Platinen benötigst, würde ich mich mal bei 
Beta Layout umsehen.
Zum einen haben die einen Online Calculator für die Bestückung von 
Platinen und zum Anderen auch einiges an Info rund um so ein Verfahren.
Interessant ist hierbei, dass man "sehen" kann, wie sich der Stückpreis 
von "nahezu unbezahlbar", bei einem Stück, auf "geht so" hin bewegt, 
wenn man mehrere Stück bestellt.
Die haben auch ein genau beschriebenes Formular (wird aus Eagle heraus 
erstellt), das als BOM verwendet wird, um die Materialreferenzen zu 
definieren. Das meiste ist selbsterklärend.

Der große Vorteil ist aber, dass Du ohne eine Geschäftsbeziehung 
aufzubauen ein Gefühl dafür bekommen kannst, was da auf Dich zukommt.

Egal bei welchem Hersteller Du dann bestellst:
- Billig ist nicht. Maschinen müssen programmiert werden,
  Feeder müssen gefüllt werden. Und und und.
- Schnell ist nicht. Die wenigsten warten nur auf Dich.
  Die Maschine muss ja frei sein und wenn man sich mal die Preise
  für die Teile ansieht, sollten sie möglichst rund um die Uhr in
  Betrieb sein.

von Sebastian S. (amateur)


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Ich vergaß:
Bisher habe ich bei Beta Layout zweimal Platinen bestellt. Allerdings 
nur Kleinstserien (12 bzw. 15 Stück).
Ich war aber mit dem Ergebnis zufrieden.

Bei den Kosten immer im Auge behalten:
Sie setzen sich aus einem großen Batzen an Fixkosten zusammen und aus 
einem (bei Beta Layout) moderaten Klops für die Stückzahl. Das Material 
ist ausschließlich Dein Problem, auch wenn die es Dir besorgen können.
Bei der Berechnung führt das natürlich zu sehr starken Verzerrungen bei 
dem Vergleich Preis zu Stückzahl.

von Stefan (Gast)


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Ich antworte mal aus der Sicht eines EMS-Dienstleisters:

Grundsätzlich genügen Stückliste, Koordinatenliste und Gerberdaten wenn 
es nichts exotisches ist. Besondere Lagenaufbauten, Impedanzvorgaben, 
exotische Materialien oder Hartgold sind kein Standard, deshalb die 
Leiterplatte wenn nötig möglichst genau spezifizieren und/oder 
Freigabezeichnungen anfordern.

Ein PnP ist eigentlich unproblematisch - bitte aber Tabstops oder 
Semikolon als Trennzeichen benutzen, das erfordert weniger Handarbeit 
als Kommata. Hintergrund: der Importfilter am Bestückungsautomat kann 
das Komma in "C6, 220nF, 0402..." nicht von dem in "C7, 4,7µF..." 
unterscheiden, das muss alles von Hand korrigiert werden. Dauert und ist 
fehleranfällig.

Für die BOM am besten die Bauteile so allgemein spezifizieren wie nötig. 
Es spart Zeit und Geld, wenn Material aus dem Lagerbestand benutzt 
werden kann und nicht jeder Kerko einzeln im System angelegt und bei 
Mouser bestellt werden muss.

BG
Stefan

von Squeegee (Gast)


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Auch Antwort aus Sicht eines EMS-Dienstleisters, zusätzlich zu Stefans 
Post

Ein Bauteillageplan mit Pin-1-Kennzeichnung und / oder 
Polaritätskennzeichnung ist erforderlich. Der Bestücker legt die 
Gehäuseformen selbst an, die 0°-Ausrichtung kann somit anders sein als 
die 0°-Ausrichtung Deiner Bauteile. So kann der Bestücker eine 
Drehwinkelkontrolle durchführen.
Die Gerberdaten der Lotpastenschablone sind erforderlich. Bitte auch die 
Daten von der Lötstoppmaske und die TOP-Lage beifügen. Der Bestücker 
modifiziert anhand dieser Daten die Schablonenöffnungen. Insbesondere 
die CHIP-Geometrien bei EAGLE-Layouts sind aus meiner Erfahrung 
problematisch.
Die X-Y-Koordinaten der Pick-and-Place-Liste müssen 
Mittelpunkttkoordinaten sein.
Die Leiterplatte muss bei SMD-Bestückung Passmarken für die 
Leiterplatten-Lageerkennung beinhalten. Ohne Passmarken geht gar nichts! 
Beachte dabei, dass die Passmarken nicht zu nahe am Rand liegen, da die 
Bestückungslinien Leiterplattenklemmungen haben, die die Passmarken 
abdecken können.
Noch ein Hinweis, Stefan hat es bereits erwähnt: statt 4,7 µF schreiben 
wir 4u7, 22nF benennen wir mit 22n, 0,1 Ohm heißt bei uns 0R1. So gibt 
es keine Probleme mit dem Spaltentrenner.
In der BOM müssen SMD-Bauteile eindeutig von THT-Bauteilen 
unterscheidbar sein. Die Angabe der Gehäuseform genügt hier meistens.

Gruß Squeegee

von Poka (Gast)


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Squeegee schrieb:
> Auch Antwort aus Sicht eines EMS-Dienstleisters, zusätzlich zu Stefans
> Post

Was kostet ca die Bestückung pro Bauteil?
Was kostet das Programm für die Maschinen?
Wie viel kostet das einfüllen pro Bauteil?

von MiWi (Gast)


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Poka schrieb:
> Squeegee schrieb:
>> Auch Antwort aus Sicht eines EMS-Dienstleisters, zusätzlich zu Stefans
>> Post
>
> Was kostet ca die Bestückung pro Bauteil?
> Was kostet das Programm für die Maschinen?
> Wie viel kostet das einfüllen pro Bauteil?

Das wird Dir kein Bestücker bei der Erstanfrage freiwillig sagen.

Du kannst - wenn du diesen Unsinn wissen willst - das aus dem 
vorliegenden  Angebot, bekannten Marktpreisen und Deiner Erfahrung 
berechnen und wirst dennoch komplett daneben liegen.

Denkst Du wirklich das ein EMS-dienstleister jedem Dahergelaufenen die 
interne (Nach)Kalkulation an die Nase bindet? Wenn Du diese Zahlen 
erfährst dann bist Du schon lange ein EMS-Kunde dem auch ein gewisses 
Vertrauen entgegengebracht wird.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Bunte Wiese schrieb:
> Was braucht man noch?
Wenn SMD-Bauteile drauf sind, auch die Daten für den 
Bestückungsautomaten. Und für diesen Automaten solltest du dann auch 
Passermarken in deine Platine einfügen. Ggfs. können die auch in die 
Trennstege des noch anzulegenden Nutzens eingefügt werden. Näheres sagt 
dir der Fertiger deiner Wahl.

von Poka (Gast)


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MiWi schrieb:
> Das wird Dir kein Bestücker bei der Erstanfrage freiwillig sagen.

Also kann es 1 Cent pro Bauteil sein oder auch 1 Euro? Wie sind denn 
hier die Erfahrungen? Sind ja nicht alles Hobbybastler hier. Oder doch?

von MiWi (Gast)


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Poka schrieb:
> MiWi schrieb:
>> Das wird Dir kein Bestücker bei der Erstanfrage freiwillig sagen.
>
> Also kann es 1 Cent pro Bauteil sein oder auch 1 Euro?


Da Dein "pro Bauteil" aber sowas von unspezifisch ist kann es sogar noch 
viel mehr sein. oder auch noch viel weniger.

Poka... wenn Du diese Dinge wissen willst mach ein Praktikum bei einem 
EMS.

Oder frage dort. Frag aber bitte konkret und nicht solche 
Wischiwaschi-fragen die eigentlich nur Zeitverschwendung sind.

von Stefan (Gast)


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Poka schrieb:
> MiWi schrieb:
>> Das wird Dir kein Bestücker bei der Erstanfrage freiwillig sagen.
>
> Also kann es 1 Cent pro Bauteil sein oder auch 1 Euro? Wie sind denn
> hier die Erfahrungen? Sind ja nicht alles Hobbybastler hier. Oder doch?

Kann alles sein, hier kalkuliert jeder wie er es für richtig hält. Wir 
beispielsweise berechnen Maschinenlaufzeit und Rüstzeit getrennt. 
Dadurch wird eine Leiterplatte mit 100 gleichen Bauteilen günstiger als 
eine mit nur 10 Bauteilen, die aber alle verschieden sind. Ist eben ein 
Unterschied, ob einer oder 10 Feeder gerüstet werden müssen.

Ein moderner HighMix Bestückungsautomat macht problemlos 60.000 Bauteile 
in der Stunde, bei kleinen Serien und Prototypen fällt also Handarbeit 
wie Maschine rüsten und "am Laufen halten" viel stärker ins Gewicht. Wie 
aber die vielen verschiedenen Faktoren in die Kalkulation einfließen - 
das macht sogar ein und derselbe Vertriebler nicht immer gleich. Kommt 
ja auch darauf ob es vielleicht ein strategisch interessanter Kunde ist 
oder wie eilig das ganze Projekt ist. Ich betreue regelmäßig Eilaufträge 
- das wird sehr schnell richtig teuer.

BG
Stefan

von Stefan (Gast)


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Nachtrag: mein Arbeitgeber weist beispielsweise auch die Positionen 
Programmerstellung (SMD, AOI, Selektivlötanlage), Pastenschablonen und 
Produktionseinführung auf dem Angebot separat aus.

BG
Stefan

von Soul E. (Gast)


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Poka schrieb:

> Was kostet ca die Bestückung pro Bauteil?

Wir kalkulieren mit 0,5 - 1 ct pro Bauteil. Letztendlich hängt es vom 
Produktionsstandort (Marokko oder Schweiz?), von den Maschinen und von 
der Losgröße ab. Als Hausnummer um abzuschätzen ob das teure Bauteil 
billiger kommt als die kompliziertere Schaltung mit den vielen billigen 
reicht es aber.

> Was kostet das Programm für die Maschinen?
> Wie viel kostet das einfüllen pro Bauteil?

Rüstzeiten liegen im Bereich mehrerer Stunden. Ersteinrichtung inkl 
Programmerstellung kann schonmal einen halben Tag dauern. Das mal den 
Stundensatz (Asien 15 Euro, Osteuropa 35 Euro, Westeuropa 70 Euro).


Jeder rechnet anders und wenn Du kommerzielle Bestücker anfragst wird 
auch jeder was anderes in sein Angebot schreiben. Aber zum Abschätzen ob 
selberlöten lohnt oder nicht taugen diese Hausnummern.

von Msd (Gast)


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Bunte Wiese schrieb:
> Julian B. schrieb:
>> Die Stückzahl braucht er auch noch!
>
> Du meinst BOM(Bill of Materials)? Die habe ich schon.

Raffst du den Unterschied von Stückzahl und Stückliste nicht????

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Poka schrieb:
> Wie sind denn hier die Erfahrungen?
Du hast für das Erstellen von Leiterplattennutzen (der muss so ausgelegt 
sein, dass der Fertiger damit auch was anfangen kann), dem 
Bestückprogramm und weiteren Einrichtungsdaten sowie dem Anfertigen von 
Pastenschablonen und Sieben Einmalkosten irgendwas im Bereich um 
500€...1k€.
Dazu kommt dann noch die relativ teure Fertigung von Mustern. Und dann 
kannst du die 10k Serie anständig anlaufen lassen.

Msd schrieb:
> Raffst du den Unterschied von Stückzahl und Stückliste nicht????
Die Stückzahl ist eigentlich egal. Wenn der Fertiger mit den Daten 1 
Platine herstellen kann, dann kann er damit auch 1000 herstellen.
Nur der zu zahlende Preis ist anders. Der stand aber nicht zur Frage.

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