Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Fotodiodenverstärker schwingt?


von Kibo (kibox)



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Hallo Forum,

ich möchte mir einen Fotodiodenverstärker / Transimpedanzverstärker 
bauen.

Die finale Version soll etwas komplexer sein, mit Bandpass usw. 
Allerdings hänge ich bereits beim ersten Schritt:

Ich möchte zuerst lediglich den Strom der Fotodiode in eine Spannung 
umwandeln. Die Strom-/Spannungsverstärkung möchte ich mit einem 
Potentiometer einstellen. Allerdings scheint der OP (MCP6544) zu 
schwingen: Die Ausgangsspannung schwankt zwischen ca. GND und V+. Steigt 
die Helligkeit, steigen Frequenz und Duty Cycle des Signals (siehe 
Bilder).

Wenn ich den Ausgang mit einem Tiefpass glätte, verhält sich die 
Schaltung so, wie man es sich vorstellen würde, und die Spannung steigt 
proportional mit der Lichtintensität. Allerdings ist das keine Option, 
da ich Signale einer Fotodiode im 48-kHz-Bereich messen möchte und daher 
keinen allzu großen Tiefpass schalten möchte.

Habe ich irgendwo einen Denkfehler gemacht?

Anbei Schaltplan und Aufbau der Schaltung sowie die Messergebnisse des 
Oszilloskops.

Für die, die gerne mehr Informationen möchten:
Ich möchte die Intensität des Signals einer Infrarotdiode (48 kHz 
Trägerfrequenz) messen. Die Idee ist, dass ich einen ersten 
Transimpedanzverstärker verwende, um den Strom der Fotodiode in Spannung 
zu wandeln. Dann möchte ich das verstärkte Signal durch einen Bandpass 
schicken, sodass Gleichlicht und ggf. Rauschen rausgefiltert werden. 
Letztendlich soll die Höhe der Spannung jedes einzelnen Pulses von einem 
Mikrocontroller ausgewertet werden.

Liebe Grüße
René

von Helmut S. (helmuts)


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Du hast das falsche Bauteil genommen.
Transimpedanz-Verstärker baut man mit einem Operationsverstärker.
Du hast aber einen Komparator genommen - MCP6544.
http://ww1.microchip.com/downloads/en/devicedoc/21696h.pdf

von Achim S. (Gast)


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René W. schrieb:
> Allerdings scheint der OP (MCP6544) zu schwingen: D

der MCP6544 ist kein OPV sondern ein Komparator - der ist nicht für eine 
Anwendung als linearer Verstärker geeignet

von Kibo (kibox)


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Oh man wie peinlich. Da werde ich mich aber erst nächstes Jahr drum 
kümmern ;)

Ich danke euch.

Guten Rutsch

von Jens G. (jensig)


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Auserdem fehlen in deiner Schaltung die Abblockkondensatoren, und ob der 
C1 für alle Potistellungen und x-beliebige Fotodiode als Kompemsation 
ausreichend ist, sei auch nochmal dahigestellt.

>da ich Signale einer Fotodiode im 48-kHz-Bereich messen möchte und daher
>keinen allzu großen Tiefpass schalten möchte.

48kHz ist der nächste Grund, warum der Auserwählte der falsche ist, denn 
der ist nicht gerade flott.

von Weg mit dem Troll ! Aber subito (Gast)


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Und 1MOhm, 10p, sowie eine nicht vorgespannte Photodiode werde nie eine 
Geschwindigleit bringen.
Klopp in die tonne.

von Jens G. (jensig)


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Weg mit dem Troll schrieb:

>Und 1MOhm, 10p, sowie eine nicht vorgespannte Photodiode werde nie eine
>Geschwindigleit bringen.
>Klopp in die tonne.

Doch - wenn der OPV schnell genug ist, und die 10p nicht sinnlos hoch 
gewählt ist, und die PD nicht zuviel C hat, dann ist das lässig machbar,

von hochbett (Gast)


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Hallo René,

hier ein geeignetes Bauteil:

OPA380 bzw. OPA2380

Es gibt natürlich viele andere OPV, die auch funktionieren. Aber bei 
diesem ist das Datenblatt ausführlich, und der OPV ist genau für Deine 
Anwendung gebaut. Denk an die Massefläche und die 100nF 
Keramikkondensatoren (0805) in der Spannungsversorgung.

Ein Poti zum Einstellen des Verstärkungsfaktors würde ich erst in der 
zweiten Verstärkerstufe wählen.


Viele Grüße
Michael

von Kibo (kibox)


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hochbett schrieb:
> hier ein geeignetes Bauteil:
>
> OPA380 bzw. OPA2380
>
> Es gibt natürlich viele andere OPV, die auch funktionieren. Aber bei
> diesem ist das Datenblatt ausführlich, und der OPV ist genau für Deine
> Anwendung gebaut. Denk an die Massefläche und die 100nF
> Keramikkondensatoren (0805) in der Spannungsversorgung.
>
> Ein Poti zum Einstellen des Verstärkungsfaktors würde ich erst in der
> zweiten Verstärkerstufe wählen.

Vielen Dank für die Vorschläge! Die genannten OPV sehen sehr 
vielversprechend aus. Ich habe jetzt auf die Schnelle den MCP6271 
genommen, den hatte ich tatsächlich noch bei mir "rumfliegen".

Eine Frage aus Neugier: Warum das Poti erst in der zweiten 
Verstärkerstufe verwenden?

Das Ganze soll ein Projekt fürs Studium werden und ich wollte nur mal 
einen "Proof of Concept" dem Professor vorführen. Ich habe mir auch das 
Buch "Photodiode Amplifiers" von Jerald Graeme geholt und werde mir das 
dann bei Gelegenheit zu Gemüte führen.

Keine Sorge, ich werde euch auch nicht verschonen und dann sicherlich 
einen neuen Thread starten. Dann werde ich auch ein paar mehr Details 
loswerden über die genauen Anforderungen.

von Weg mit dem Troll ! Aber subito (Gast)


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Unter Pot kann man sich Verschiedenes vorstellen :
- 1 SMD Trimmer auf der Leiterplatte
- 1m Kabel mit einem Poti an der Frontplatte

Das erstere hat bessere Chancen

von hochbett (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hallo,

> Eine Frage aus Neugier: Warum das Poti erst in der zweiten
> Verstärkerstufe verwenden?

Es gibt mehrere Gründe:

- In der ersten Stufe verwendest Du im Rückkopplungszweig einen 
Kondensator, um das Überschwingverhalten zu steuern und die Bandbreite 
einzustellen (siehe Datenblatt S. 7; eine der dort gezeigten Plots 
befindet sich im Anhang). Wenn Du den Widerstand veränderst, musst du 
auch den Kapazitätswert ändern. Dafür gibt es aber keine wirklich guten 
Bauteile.

- Praktisch gesehen möchtest wahrscheinlich den Widerstandswert auch 
irgendwo mit einem Drehknopf am Gehäuse einstellen können. In der ersten 
Verstärkerstufe arbeitest Du noch mit einem sehr empfindlichen 
(unverstärkten) Signal. Da kann man sich leicht Störungen einfangen.
Die Signale in der zweiten Stufe sind viel robuster, da sie 1) eine 
größere Spannung haben und 2) von einem aktiven Bauelement mit einem 
geringen Innenwiderstand stammen.


Viele Grüße
Michael

von hochbett (Gast)


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Hallo nochmal,

> vielversprechend aus. Ich habe jetzt auf die Schnelle den MCP6271
> genommen, den hatte ich tatsächlich noch bei mir "rumfliegen".
der sieht mir zu langsam aus.

MCP6271: 2 MHz GBW
OPA380: 90 MHz GBW

Ehe Du dafür eine Leiterplatte baust, besorg Dir die Spice-Modelle und 
simulier das ganze mal. Die Photodiode simulierst Du dabei als eine 
ideale (Wechsel-)Stromquelle mit paralleler Kapazität (Kapazität 
entsprechend der Photodiode)


Viele Grüße
Michael

von Kibo (kibox)


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vielen Dank nochmals für die ausführlichen Antworten!

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