Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Über linearen Hallsensor Ankermagneten proportional steuern


von Andreas K. (stummorgel)


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Ein herzliches Hallo!

ich habe eine ganz spezielle Aufgabenstellung vor mir und denke, daß Ihr 
mir hier entscheidend weiterhelfen könnt.

Zunächst muß ich bißchen ausholen.
Und zwar geht es um eine Innovation im Orgelbau.
Die meisten Pfeifenorgeln werden mechanisch angesteuert, heißt: Taste 
wird gedrückt, über Winkel, Umlenkungen, Zugruten usw. gelangt der 
Tastenimpuls mechanisch zum Ventil unter den Pfeifen.

Vorteil: der Spieler hat absolute Kontrolle über die Tonerzeugung. Er 
spürt das Ventil in der Taste und je nachdem, ob er stärker oder 
schwächer "greift", beeinflußt das die Schnelligkeit des Ventilhubs und 
damit auch der Pfeifenansprache.

Elektrische oder elektronische Steuerungen ("Trakturen") gibt es bei 
Orgeln selbstverständlich, die Amerikaner bauen fast ausschließlich so. 
Allerdings wirken hier Kontakte, die nur das Signal AN und AUS kennen. 
Dementsprechend "unkontrolliert" empfindet man auch das Spiel auf 
solchen Instrumenten.

Als Aktor dienen in aller Regel Ankermagnete, 24V DC, 200 Ohm, diese 
öffnen die Ventile.

Zu meinem Problem: als Ergänzung einer Orgel sollen 18 Pfeifen 
angesteuert werden, über besagte Ankermagnete. Die Orgel ist ansonsten 
rein mechanisch. Am Ende der Klaviaturen könnte man nun Magnete 
anbringen, die einen Hallsensor bedienen. Das ist auch noch nichts 
Neues, da MIDI-Klaviaturen so funktionieren. Dahinter müßte man dann 
eine Transistorstufe schalten, die wiederum die Magnete steuert. Da 
jeder Magnet rund 0,5A zieht, braucht es schon was Ordentliches.
Nebenbei: die Magnete sind ab Werk schon mit Varistoren bestückt.

Nun möchte ich aber lineare Hallsensoren nehmen, die bei langsam 
gedrückter Taste auch ein sich proportional änderndes Ausgangssignal 
erzeugen. Dadurch soll auch der Magnet mit steigender Spannung versorgt 
werden und weicher anziehen.

ist das überhaupt machbar??

von c r (Gast)


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Gut gemeinter Rat: Nenn es nicht Innovation, wenn es keine ist, das 
lässt dich als Schwätzer erscheinen und rückt deine wohl besten 
Absichten etwas zu verbessern in ein schlechtes Licht.

So.

Du führst das haptische Feedback durch die Mechanik als Vorteil auf, das 
wird mit Hallsensor und Magnet aber nicht hergestellt. Seh ich das 
richtig?

Bleiben die Magnetventile denn reproduzierbar auf Zwischenpositionen, 
wenn man den Strom reduziert?

von Andreas K. (stummorgel)


Angehängte Dateien:

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Hallo!

Ja, das haptische Feedback ist ein wesentlicher Vorteil der Mechanik und 
auch der Grund, warum in Europa seit ca. 1950 die Mechanik wieder die 
erste Wahl darstellt, das war in den technikverliebten 20er bis 40er 
ganz anders, in USA immer noch.

In meinem Fall geht es, wie gesagt um eine kleine Anlage, mit 18 Tönen/ 
Magneten. Die Magnete sind Standardware, Bild im Anhang.

Es sind Gleichstrommagnete, die halt bei verringerter Spannung auch 
weniger Kraft ausüben.

von c r (Gast)


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Andreas K. schrieb:
> Ja, das haptische Feedback ist ein wesentlicher Vorteil der Mechanik...

Das beantwortet nicht meine Frage. Warum ist deine Idee nun besser als 
mechanisch, wenn doch die Haptik schlechter ist?

Andreas K. schrieb:
> Es sind Gleichstrommagnete, die halt bei verringerter Spannung auch
> weniger Kraft ausüben.

Das ist klar, das heißt aber noch nicht, dass die Klappenmechanik 
leichtgängig und gleichmäßig genug ist

von Andreas K. (stummorgel)


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Da hast Du vielleicht etwas falsch verstanden oder ich mich falsch 
ausgedrückt. Die Haptik der Mechanik ist unüberboten. Elektrische oder 
elektronische Systeme können das höchstens annähernd imitieren. Siehe 
Digital-Pianos.

Es gibt aber Situationen, in denen man nicht umhin kommt, Pfeifen auch 
elektrisch anzusteuern. Und um den Fall geht es mir.

Hier ist die elektrische Lösung eine Alternative, da es mechanisch nicht 
geht oder zu teuer, aufwendig etc. ist.

Insgesamt sind es nur 18 Pfeifen, die über Hallsensoren und die besagten 
Magnete angesteuert werden.
Orgeltechnisch also eine kleine Sache.

Ein Problem der Elektrik ist, daß man dann in den Tasten immer den 
gleichen Aus- und Einschaltpunkt hat.
Läuft nun eine Mechanik parallel (Dualtraktur), dann kann es passieren, 
daß die rein elektrisch angesteuerten Töne nach den rein mechanischen 
kommen und vor diesen wieder abschalten. Das heißt, es müßte eine 
Möglichkeit geben, Ein- und Ausschaltpunkt mit der Mechanik zu 
synchronisieren bzw. abzugleichen.

Die Mechanik der Magnete ist absolut leichtgängig und zieht bei 6V schon 
an, ohne Hemmnis. Maßgebend ist hier ja das Gewicht des gegen den 
Winddruck zu öffnenden Ventils, in aller Regel um 250-350g.

: Bearbeitet durch User
von Egon D. (Gast)


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Andreas K. schrieb:

> [...]
> ist das überhaupt machbar??

Klar.

Ich sehe zwar viele offene Detailfragen, aber
grundsätzlich halte ich das für machbar und
realistisch.


Lustiges Projekt übrigens. -- Darf ich nach dem
äußeren Rahmen fragen? Ist das reines Privat-
vergnügen, oder ist das für einen Verein oder
eine Kirchgemeinde?

von Andreas K. (stummorgel)


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ist für eine Orgelrestaurierung, also für eine Kirchengemeinde.

Ich habe mal überlegt:
am einfachsten wäre ja ein einfacher Hallsensor mit nachgeschaltetem 
Transistor.
Um die Schaltschwelle anzupassen müßte es in Richtung linearer 
Hallsensor gehen, der dann, über einen Poti einstellbar einen Transistor 
schaltet.

Oder Schmitt-Trigger....

Was würdet Ihr vorschlagen?

Randdaten: Neodym-Magnet unter den Tasten, die sind zweiarmig, d.h. 
sobald die Taste gedrückt wird, bewegt sich der Magnet vom Hallsensor 
weg (!), das Tonventil wird von einem 24V-Magneten gezogen, der hat 20 
Ohm und zieht rund 480mA. Pro Magnet ein Hallsensor.

von c r (Gast)


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Andreas K. schrieb:
> Oder Schmitt-Trigger....

Dann is aber Essig mit

Andreas K. schrieb:
> proportional änderndes Ausgangssignal

Nur An/Aus wolltest du doch nicht (?)

Zeichnungen vom Taster wie du dir das vorstellst und dem Magnetventil 
wären hilfreich.

Andreas K. schrieb:
> Was würdet Ihr vorschlagen?

Hall sensoren -> Analogeingang eines Microcontrollers -> PWM -> 
Transistor + Freilaufdiode -> Magnetventile

Ideal wäre ein Positionsfeedback von den Ventilen, ich weiß nicht ob das 
machbar ist.

von Andreas K. (stummorgel)


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Positionsfeedback ist eigentlich nicht machbar. Das wäre ein riesen 
Aufwand. Üblich sind (bei Orgelbauern) Magnete unter den Ventilen. Das 
war's.

Ich vermute, daß wir um das perfekt einzuregeln auch einen echten 
Regelkreis brauchen. Das ist so nicht machbar.

Der größte Nachteil elektrischer Trakturen im Verhältnis zur 
mechanischen ist, daß die mechanische Traktur folgendes Verhalten zeigt:
(wenn man die Taste sehr langsam drückt)

- der Tastendruck steigt (Ventil ist noch geschlossen, Luftdruck lastet 
darauf), es klint noch kein Ton, man nennt das "Leerreise"
- Öffnung des Ventils mit Druckentlastung (man spürt das als 
"Druckpunkt" in den Fingern)
- nun läuft das Ventil proportional zum weiteren Niederdrücken der 
Taste.

Beim Loslassen der Taste verhält sich alles umgekehrt, mit einem 
interessanten Unterschied:

würde ich an der Taste den "Einschaltpunkt" der Mechanik markieren, dann 
läge der "Ausschaltpunkt" etwas unter diesem. Der Luftdruck zieht das 
Ventil halt früher zu.

Bei den bekannten elektrischen Steuerung habe ich immer den gleichen 
Ein- und Ausschaltpunkt.

Recht nahe ans "Original" käme man mit folgender Applikation:
- der Einschaltpunkt kann justiert werden
- der Ausschaltpunkt kann justiert werden
- sobald der Magnet geschaltet wird, steigt die Magnetspannung bis zum 
maximalen Tastengang nochmal an, wir reden hier über 5mm.

von Egon D. (Gast)


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Andreas K. schrieb:

> Positionsfeedback ist eigentlich nicht machbar. Das
> wäre ein riesen Aufwand. Üblich sind (bei Orgelbauern)
> Magnete unter den Ventilen. Das war's.
>
> Ich vermute, daß wir um das perfekt einzuregeln auch
> einen echten Regelkreis brauchen. Das ist so nicht
> machbar.

Hmm.

Lass' es mich so sagen: Ich finde Dein Herangehen...
ungeschickt. Du formulierst eine Anforderung, die eine
bestimmte Lösungsidee nahelegt (Regelkreis mit Positions-
messung), schließt aber im gleichen Atemzug diese Lösungs-
idee aus.
Einerseits fragst Du nach Hilfe, wie man das Ziel erreichen
kann -- andererseits bist Du Dir sicher, dass eine möglicher-
weise zielführende Idee viel zuviel Aufwand bedeutet. Wie
passt das zusammen?


> Der größte Nachteil elektrischer Trakturen im Verhältnis
> zur mechanischen ist, daß die mechanische Traktur
> folgendes Verhalten zeigt: [...]

Ja! Und dieser Nachteil der elektrischen Traktur wird
durch die binäre Ansteuerung der Magnete mittels Schalter
hervorgerufen!


> [...]
> Recht nahe ans "Original" käme man mit folgender
> Applikation:
> - der Einschaltpunkt kann justiert werden
> - der Ausschaltpunkt kann justiert werden
> - sobald der Magnet geschaltet wird, steigt die
>   Magnetspannung bis zum maximalen Tastengang nochmal
>   an, wir reden hier über 5mm.

Ja. Regelungstechnisch ausgedrückt: Du brauchst ein
Proportionalventil mit justierbaren Totbereichen und
Hysterese.

Das Kernproblem an der Sache ist, dass sich ein einfacher
Zugmagnet nicht zwingend als proportionaler Stellantrieb
eignet. Das KANN funktionieren, MUSS aber nicht. Dieser
Punkt müsste untersucht werden. Ein Regelkreis kann hier
wahre Wunder bewirken. (Kennst Du eventuell den hübschen
Demonstrationsversuch, bei dem eine kleine eiserne Welt-
kugel unter einem Elektromagneten in der Schwebe gehalten
wird?)


Das Problem an Deinem Projekt ist auch nicht der Material-
aufwand; ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Der
reine Bauteilaufwand für die fertige Schaltung liegt unter
20Euro je Taste (ohne Leiterplatte und Gehäuse). Das Problem
liegt nur im Entwicklungsaufwand, d.h. primär in der
Arbeitszeit.

von Andreas K. (stummorgel)


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Guten Morgen!

Aaaaalso.... zunächst einmal: das Projekt ist in der Planungsphase.
Nach Rücksprache mit dem Orgelbauer ergibt sich folgende Anforderung:

Feinjustierung des Ein- und Ausschaltpunktes.

Da es sich um tiefe Töne und damit große Pfeifen handele, mit 
entsprechendem Windverbrauch, sei eine proportionale Ansteuerung nicht 
nötig, da kaum wahrnehmbar. Im Gegenteil, hier sei ON-OFF und damit 
Magnet AUF-ZU wichtig. Wesentlicher sei es, das Schalten mit der 
vorhandenen Traktur zu synchronisieren, also die Schaltpunkt individuell 
einstellbar zu gestalten.

An die Tastenhebel sollen Neodymmagnete geklebt werden, 4x2mm.
Darunter dann die Hallsensoren. Diese müßte man dann per Kabel an eine 
Leiterplatte schließen, wo sich OpAmps und Potis befinden, die dann über 
eine Leistungsstufe (evtl. Optokoppler?) die Magnete schalten. Jeder 
Magnet erhält eine Vorsicherung.

So der Rahmen.

von Günter (Gast)


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Für diese Anforderungen gibt es fertige Lösungen von den einschlägigen
Zulieferern für Orgelteile (z.B. Fa. Laukhuff oder Fa. Heuss).
Diese arbeiten Mikrocontrollergesteuert und sind somit einfach 
(tastenweise)
programmierbar (Ein-/Aus-schaltpunkt). Interessant ist, dass sogar ein
automatisches Nachkalibrieren möglich ist, falls sich die Mechanik im 
Laufe der Zeit
verändert.
Also... einfach mal nachfragen!

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