Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik RFID Reader hinter (bzw. neben) Tür?


von Hugo K. (huka)


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Hallo,

ich wohne in einer Mietwohnung und habe ein Alarmsystem inkl. Kamera 
installiert. Dieses System "zündet" einen stillen Alarm wenn man die 
Eingangstür öffnet, ohne vorher per App oder der vom System 
bereitgestellten Fernbedienung zu deaktivieren.

Ich komme damit klar, aber irgendwie funktioniert das für meine 
Mitbewohner leider nicht.

Wenn z.b. meine Frau mit 3 Einkaufstüten in der Hand nach Hause kommt, 
dann vergisst sie oft den Alarm zu deaktivieren, weil die Fernbedienung 
irgendwo in der Tasche liegt. Ja, man könnte die Fernbedienung auch am 
Schlüsselbund tragen, aber da kommt man zu oft aus versehen auf diverse 
Knöpfe ... wie auch immer, das Grundproblem "Drücken des Knopfes" werde 
ich wohl auch nicht lösen, wenn ich die Fernbedienung direkt an die Hand 
tape :D :D :D

Nun weiß ich ja von Berufswegen, dass es RFID + Transponder gibt. 
Allerdings habe ich die Leser bisher immer nur diese auffälligen Flächen 
dafür gesehen, wo jeder weiß, dass man da den Transponder dranhalten 
muss.

Kann man sowas in einer Mietwohnung realisieren ohne baulich irgendwas 
zu verändern? Ich hätte das am liebsten gern mit einem kleinen 
Bastelprojekt verbunden. Also ich würde es lieber selber basteln, als 
dafür 200 EUR ausgeben ... wenn es jetzt natürlich eine 20 EUR 
Fertiglösung gibt, stellt sich diese Frage natürlich nicht ...

Man bedenke, ich kann weder Schlösser noch Türen tauschen/verändern (da 
Mietwohnung). Meine Idee war daher, einen kleinen Kasten mit RFID Leser 
unmittelbar neben den Türrahmen zu setzen und diesen mit meinem Smart 
Home System zu verbinden. Der Kasten mit dem Leser ist dann mit 
Netzstrom verbunden. Ein am Schlüsselbund befestigter Transponder 
triggert dann automatisch das Aus-oder Anschalten des Systems (+ 
eventuell andere Komfortfunktionen ... licht etc. ...)

Meine Idee war jetzt sowas hier

https://www.az-delivery.de/collections/alle-produkte/products/rfid-set

Da habe ich was mit 5cm Reichweite gesehen, was mir bei meiner "nur" 4cm 
Tür aber 25er Altbau-Wänden nicht wirklich was nützt ...
Dann habe ich irgendwo anders gelesen, dass RFID durchaus mehrere Meter 
gehen kann ...

Kann mir dazu jemand Tipps geben oder hat schonmal jemand etwas 
ähnliches gemacht?

Danke

von Joachim S. (oyo)


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Mit einem NFC-Reader wie dem verlinkten RC522 würdest Du sicherlich 
nicht glücklich werden. Wie Du ja selbst schreibst: Die haben nur eine 
Reichweite von im besten Fall ein paar Zentimetern, das NFC-Tag müsste 
dann exakt an der richtigen Stelle positioniert werden, wenn es denn 
überhaupt klappen würde. Das würde in der Praxis mindestens genauso oft 
schiefgehen wie jetzt die Deaktivierung per App.

RFID-Lösungen mit deutlich höherer Reichweite gibt es natürlich auch, 
sind aber vermutlich auch einige Grössenordnungen teurer.

Mein Alternativ-Vorschlag: Statt RFID setzt Du auf irgendwelche 
günstigen Bluetooth LE-Gadgets.
Wenn solche Gadgets nicht gerade mit einem anderen Gerät verbunden sind, 
senden sie üblicherweise mehrmals pro Sekunde eine eindeutige ID, ihre 
MAC-Adresse. Anders als ein RFID-Tag benötigen sie zwar eine Batterie, 
aber schon eine CR2032-Knopfzelle für ein paar Cent reicht üblicherweise 
für viele Monate.

Das eine oder andere Familienmitglied trägt vielleicht eh bereits ein 
solches Gadget ständig mit sich herum, in Form eines 
"Fitnessarmbands"/"Aktivitätstrackers" oder was weiss ich. Wer sowas 
bislang nicht ständig bei sich trägt, bekommt halt eins verpasst, z.B. 
in Form eines "Bluetooth-Schlüsselfinders" am Schlüsselbund, der darüber 
hinaus dann auch noch andere nützliche Funktionen erfüllen kann.
Techstage testet häufiger solche Teile, in unterschiedlichen Preislagen:
https://www.techstage.de/thema/Schl%C3%BCsselfinder

Dieses System könnte dann zur allgemeinen 
Personen-Anwesenheits-Erkennung genutzt werden: welches 
Haushaltsmitglied gerade zuhause bzw. unterwegs ist.
Die Alarmanlage betreffend könnte man bspw. folgende Logik benutzen: Sie 
ist genau dann scharf gestellt, wenn keines der Haushaltsmitglieder 
zuhause ist, im Sinne von: Wenn keines der den Haushaltsmitgliedern 
zugeordneten Bluetooth LE-Gadgets in Reichweite ist.

Ein Vorteil wäre dann auch, dass das Gerät wegen der grösseren 
Reichweite dann nicht direkt an/hinter der Tür installiert werden muss. 
Als Hardware würde ein Einplatinen-Computer wie der Raspberry Pi 
ausreichen; Raspberry Pi 3, 4 und Zero W haben die nötige Bluetooth 
LE-Hardware bereits eingebaut, bei anderen Einplatinencomputern müsste 
man halt noch ein Bluetooth-USB-Dongle für eine handvoll Euro kaufen.

von Hugo K. (huka)


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Hallo und vielen Dank für die ausführliche Hilfe :)

Mit BLE habe ich schon ein wenig rumexperimentiert. Mit OpenHAB gibt es 
dafür sogar schon Integrationen. Funktioniert soweit auch ganz gut. Das 
Problem ist hier auch die Verlässlichkeit des BLE Senders bzw. des 
Empfängers.

Als Beispiel habe ich damals die Wohnzimmerbeleuchtung gesteuert. Diese 
sollte bei Abwesenheit automatisch abgeschalten werden.
Ergebnis: Auch mit "Puffer" (BLE Token sendet mehrmals kein Signal) kam 
es hin und wieder vor, dass die Beleuchtung abends beim Fernsehen 
schauen willkürlich an und aus ging^^

Also ich weiß leider nicht woran es hier letztlich hakt, ob die Software 
schuld ist oder der Token oder der Raspi selber, jedenfalls lief es 
instabil. Okay, instabil kann man jetzt auch nicht sagen, aber es ist 
nervig genug, wenn am Abend mindestens einmal alles aus geht und man im 
Dunkeln sitzt oder man durch den Flur geht und die Alarmanlage scharf 
ist :D

Da sehe ich da jetzt schon die so oder so schon von smart Home nicht 
sehr begeisterten Gesichter in meiner Familie :D

Gibt es hier Erfahrungen mit fertigen Systemen und BLE und deren 
Zuverlässigkeit?

Ansonsten wäre das BLE System natürlich genial, da man sich so wirklich 
um nichts mehr kümmern braucht.


Grüße

von wendelsberg (Gast)


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Hugo K. schrieb:
> Man bedenke, ich kann weder Schlösser noch Türen tauschen/verändern (da
> Mietwohnung).

Schliesszylinder auswechseln geht immer.

wendelsberg

von klugscheisser (Gast)


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Eine 20 cm x 20 cm grosse (13,56 MHz) RFID-Antenne ueberbrueckt
locker eine 5 cm Holztuer. Man muss nur die Antenne innen an
bzw. auf der Tuer anbringen. Und ggfs. die Antenne auf bestes
Stehwellenverhaeltnis nachstimmen.
Aber mit Transponder irgendwo im Einkaufsbeutel wird das auch nichts.

von Hugo K. (huka)


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klugscheisser schrieb:
> Eine 20 cm x 20 cm grosse (13,56 MHz) RFID-Antenne ueberbrueckt
> locker eine 5 cm Holztuer. Man muss nur die Antenne innen an
> bzw. auf der Tuer anbringen. Und ggfs. die Antenne auf bestes
> Stehwellenverhaeltnis nachstimmen.
> Aber mit Transponder irgendwo im Einkaufsbeutel wird das auch nichts.

Der Transponder würde dann am Schlüsselbund rum baumeln. Der Schlüssel 
muss ja sowieso ins Schloss eingesteckt werden. Vermutlich trotzdem zu 
große Distanz

von wendelsberg (Gast)


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Hugo K. schrieb:
> Der Transponder würde dann am Schlüsselbund rum baumeln. Der Schlüssel
> muss ja sowieso ins Schloss eingesteckt werden.

Ist aber bei geklauter Tasche auch nicht zielfuehrend.

wendelsberg

von klugscheisser (Gast)


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> ins Schloss

Es steht dir frei die Antenne um das Schloss herum zu bauen.
Ob das dann aber reicht muss man ausprobieren.
Eine solche Antenne muss dann natuerlich abgeglichen werden.

Es muss dir aber klar sein, das ein RFID-Reader einiges
an Energie braucht. Um ein Netzteil und ein Kabel das
zum Reader fuehrt wird man nicht umhinkommen.

von klugscheisser (Gast)


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Die Reichweite von Chipkartengrossen Tags ist im uebrigen
deutlich besser als:

> Transponder würde dann am Schlüsselbund

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