Forum: HF, Funk und Felder fuba SVE 779 Fehlersuche


von temp (Gast)


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Hallo, ich habe hier ein Problem mit einem Verstärker einer 
Antennenanlage. Das Teil hat ca. 25 Jahre seinen Dienst getan und fällt 
jetzt sporadisch aus. Leider ist der Fehler nicht reproduzierbar. Ich 
hatte dann angefangen mit meinen Möglichkeiten an dem Teil zu messen. 
Einen 60MHz Signalgenerator mit einer FM Modulation nutze ich am Eingang 
und einen SDR-Stick zur Signalverfolgung. Hin und wieder trat der Fehler 
nach dem Einschalten auf und ich konnte damit die beiden großen blauen 
Hybdridverstärker mit großer Sicherheit ausschließen, da das Signal vor 
dem ersten an C21 schon weg war.
Was mir unklar ist, ist welche Funktion der Schaltungsteil im 3.jpg hat. 
Eingekoppelt wird das Signal über C15 vom (abgezogenen) passiven 
Entzerrer. Der Transistor V2 ist ein BC857 und hat sicher für die HF 
keine Bedeutung. V1 ist mir ein Rätzel, aufgeduckt ist RF07. Ist das 
schon für die HF eine aktive Stufe und was könnte V1 für ein Bauteil 
sein?
Im Moment habe ich C21 (10nF) ausgelötet und den Eingang des 
Steckenzerres direkt an den Eingang des ersten Hybridverstärkers über 
10nF gekoppelt. Damit rennt das Teil erst mal ohne Fehler und es ist mir 
noch kein Aussetzer vorgekommen. Mir ist klar dass das keine Dauerlösung 
sein kann. Die Anlage läuft aktuelle mit einem neuen Verstärker, damit 
ist auch der Druck raus. Trotzdem wäre es schön wenn ich dem Teil als 
stille Reserve noch ein paar Jahre gönnen könnte.

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Verstärker einer Antennenanlage...

Genau dafür, für "Antennen", war der nie gedacht. Antennenfernsehen in D 
ist mittlerweile "UHF only" und auch da nur noch bis hinauf zu Kanal 48 
inklusive.

Wo kommt der zum Einsatz?

von temp (Gast)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Wo kommt der zum Einsatz?
Lange Geschichte. Mitte der 80er wurde hier im Dorf eine damals so 
genannte Gemeinschaftsantennenanlage durch die (damal knapp 1000) 
Einwohner gebaut und bezahlt. Anfang der 90er wurden dann alle Masten an 
den Straßen, die bis dahin Kabel für Energie, Telefon und Licht trugen, 
abgerissen und die Kabel in die Erde verlegt. Die Gemeinde hat in dem 
Zug auch die Verlegung der kompletten Antennenanlage bezahlt und in 
Auftrag gegeben. Die Kopfstation ist nun auch schon ein paar mal 
erneuert worden weil die Zeit nicht stehen blieb. Was noch seit den 
90ern unverändert ist, sind die Zwischenverstärker in den Hauptsträngen. 
Belegt ist ein Frequenzbereich von 89MHz-108MHz für UKW sowie 260MHz bis 
450MHz für DVB-C. Am Anfang gab es noch einen Rückkanal für den so 
genannten Dorffunkkanal. Das Signal dafür wurde aber zwischenzeitlich 
direkt in die Kopfstation eingespeist. Nachdem man inzwischen über so 
einen Weg nicht mal mehr den Senioren zum Geburtstag gratulieren darf 
ist das aber Geschichte. Außerdem haben in der Zwischenzeit viele eigene 
SAT-Systeme installiert, so dass die gesamte Anlage nur noch auf 
Verschleiß gefahren wird. Das Ende ist irgendwo schon sichtbar.

Inzwischen bin ich mit der Fehlersuche schon ein Stück weiter. V1 
scheint ein 2SC3357 npn-Transistor zu sein. Damit konnte ich schon mal 
den statischen Teil der Schaltung aufnehmen und simulieren. Die 
Kapazitäts- und Induktivitätswerte sind allerdings nur grob geschätzt. 
Die gemessenen statischen Spannungen entsprechen denen der Simulation.

von Thomas U. (charley10)


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Dreh mal an den beiden Dämpfungsstellern. Merk dir dabei in etwa die 
Umdrehungen und beobachte den Verlauf der Verstärkung. Die DS setzen 
nach so langer Zeit gern aus. Mögliche 'Reparatur' ohne Austausch: Die 
Teile sind an einer Seite mit einem Plastplättchen verschlossen (nur 
eingeschnappt). Dieses entfernen und die Kontakte mit Kontakt- und 
Tunerspray 'OSZILLIN' (nur dieses und nix mit WD40 ö.Ä.!!) einsprühen - 
mehrfach bis Anschlag hin- und herdrehen und den Deckel wieder 
befestigen. Das sollte einige weitere Jahre Kontakt geben. Wenn nicht, 
gibt es die Dämpfungssteller auch in der Bucht.

von temp (Gast)


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Thomas U. schrieb:
> Dreh mal an den beiden Dämpfungsstellern

Das kann ich eigentlich ausschließen, weil ich da schon genügend auch 
bis an die Anschläge gedreht habe. Um das alles komplett ausschließen zu 
können, muss ich das Signal mal direkt an den Ausgang des (abgezogenen) 
Entzerrers koppeln. Dann würde die komplette Eingangsbeschaltung raus 
fallen wenn die Effekte dann noch da sind.

Sollte der Verstärker, nachdem ich die Ursache gefunden habe, jemals 
wieder in die Anlage kommen, muss das sowieso neu eingemessen werden. Es 
sind wenigstens noch 5 dieser Art verbaut und ich will halt eine stille 
Reserve vorhalten um bei Bedarf mal schnell reagieren zu können.

Interessant ist auch, dass vielleicht alle 50mal Ein/Ausschalten das 
Signal vor dem ersten Hybridverstärker erst um 20dB kleiner ist und nach 
wenigen Sekunden auf den Normalwert ansteigt, meistens ist es aber 
gleich ok. So ein blöder Fehler kann einen zur Weißglut bringen.

von wendelsberg (Gast)


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temp schrieb:
> Interessant ist auch, dass vielleicht alle 50mal Ein/Ausschalten das
> Signal vor dem ersten Hybridverstärker erst um 20dB kleiner ist und nach
> wenigen Sekunden auf den Normalwert ansteigt, meistens ist es aber
> gleich ok. So ein blöder Fehler kann einen zur Weißglut bringen.

Netzteil?

wendelsberg

von Thomas U. (charley10)


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temp schrieb:
> Thomas U. schrieb:
>> Dreh mal an den beiden Dämpfungsstellern
>

>
> Interessant ist auch, dass vielleicht alle 50mal Ein/Ausschalten das
> Signal vor dem ersten Hybridverstärker erst um 20dB kleiner ist und nach
> wenigen Sekunden auf den Normalwert ansteigt, meistens ist es aber
> gleich ok. So ein blöder Fehler kann einen zur Weißglut bringen.

Dann würde ich ein Schwingproblem nicht ganz ausschliessen. Wenn der 
Trans etwas warm wird, sinkt die Verstärkung unter die Grenze und 
funktioniert wieder normal. Lege mal deinen Finger auf die aktiven BE 
während der Fehler existiert. Dabei müsste der verschwinden (Dämpfung). 
EIn defektes Abblock-C könnte die Ursache sein. Zieh mal alle 
Gehäuseschrauben der LP nach. Lässt sich der Fehler mit Kälte / Wärme 
provozieren oder beseitigen?

von temp (Gast)


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wendelsberg schrieb:
> Netzteil?

Danke aber wenn es so einfach wäre hätte ich mir die Mühe mit den 
Bildern erspart.

Thomas U. schrieb:
> Dann würde ich ein Schwingproblem nicht ganz ausschliessen. Wenn der
> Trans etwas warm wird, sinkt die Verstärkung unter die Grenze und
> funktioniert wieder normal.

Ja, es kann durchaus ein Schwingproblem sein. Aber keins was mit 
einfachen Wärme- und Kältetests zu beeinflussen wäre. Ich werde mir mal 
ein paar Transistoren besorgen und zum Test wechseln. Die Kerkos mache 
ich zur Sicherheit auch neu. Mal sehen ob das was bringt. Vorausgesetzt 
es ist auch wirklich ein 2SC3357 drin. Dass es ein npn sein muss ist 
schon mal klar. Die Daten würden ja für die Anwendung passen. Aber ob 
das 100% ig stimmt?

von Thomas U. (charley10)


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temp schrieb:
> wendelsberg schrieb:
>> Netzteil?
>

>
> Ja, es kann durchaus ein Schwingproblem sein. Aber keins was mit
> einfachen Wärme- und Kältetests zu beeinflussen wäre. Ich werde mir mal
> ein paar Transistoren besorgen und zum Test wechseln. Die Kerkos mache
> ich zur Sicherheit auch neu. Mal sehen ob das was bringt. Vorausgesetzt
> es ist auch wirklich ein 2SC3357 drin. Dass es ein npn sein muss ist
> schon mal klar. Die Daten würden ja für die Anwendung passen. Aber ob
> das 100% ig stimmt?

Ich denke, das angesprochene Netzteilproblem hast du schon 
ausgeschlossen. Dann wäre noch die Überprüfung des Arbeitspunktes am Trs 
während des Ausfalls. Ändert der sich?

von argos (Gast)


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temp schrieb:
> Was mir unklar ist, ist welche Funktion der Schaltungsteil im 3.jpg hat.
> Eingekoppelt wird das Signal über C15 vom (abgezogenen) passiven
> Entzerrer. Der Transistor V2 ist ein BC857 und hat sicher für die HF
> keine Bedeutung. V1 ist mir ein Rätzel, aufgeduckt ist RF07. Ist das
> schon für die HF eine aktive Stufe und was könnte V1 für ein Bauteil
> sein?

V1 dient als rauscharmer Vorverstärker, der über den Richtkoppler UE1 
transformatorisch gegengekoppelt wird. Ausgehend von der Anzahl der 
Windungen auf UE1, beträgt die Verstärkung ca. 9dB. V2 (BC857) ist für 
die Regelung des Biasstromes von V1 zuständig. Ein 2SC3357 als V1 klingt 
plausibel. Fällt V1 aus, fehlen min. 20...30dB in der Gesamtverstärkung.

von temp (Gast)


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argos schrieb:
> 1 dient als rauscharmer Vorverstärker, der über den Richtkoppler UE1
> transformatorisch gegengekoppelt wird. Ausgehend von der Anzahl der
> Windungen auf UE1, beträgt die Verstärkung ca. 9dB. V2 (BC857) ist für
> die Regelung des Biasstromes von V1 zuständig. Ein 2SC3357 als V1 klingt
> plausibel. Fällt V1 aus, fehlen min. 20...30dB in der Gesamtverstärkung.

Vielen Dank für deine Erklärung. Das mit den 20...30dB deckt sich voll 
mit den beobachteten Effekten. Wie das mit dem Richtkoppler funktioniert 
bleibt mir allerdings ein Rätsel, da habe ich einfach zu wenig Ahnung im 
HF-Bereich.
Wäre schön wenn jemand weiß wo man Schaltungsbeispiele dazu findet.

Interessant ist auch, dass sich in meiner Simulation die 
Gleichspannungen an allen messbaren Punkten nicht dramatisch ändern wenn 
ich eine Unterbrechung des Kollektors von V1 einbaue. Die Ströme schon, 
jetzt muss V2 alles Schlucken aber das kann ich ja in der realen 
Schaltung schlecht messen. Noch dazu da ich keinen statischen 
Fehlerzustand habe. Gestern Abend habe ich nochmal direkt mit DVB-C und 
einem MEGASAT HD5 gespielt und eine Zeit lang sporadische sehr kurze 
Fehler (ehr Spratzer) gehabt. Im TV Betrieb waren kurze Tonstörungen 
sowie Klötzchenbildung die Folge. Allerdings konnte ich mit dem Scope 
diese Spratzer auch am Emitter von T2 sowie an der Basis von T1 im 
homäopatischen Bereich aber synchron! feststellen.
Wenn die fehlenden Teile angekommen und gewechselt sind werde ich 
berichten.

von temp (Gast)


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Den V1 (2SC3357) habe ich schon mal mit Heissluft raus gelötet. 
Bemerkenswert ist, dass die Basis-Emiter Strecke 0,7V Flussspannung hat, 
die Basis-Collector Strecke 1,6V. Die steigt während der Messung bis auf 
2,2V und wackelt wie ein Kuhschwanz. Also entweder ich habe den beim 
Auslöten geschrottet oder ich habe meinen Fehler lokalisiert. Ich bin 
mir jetzt ziemlich sicher und warte nur noch auf den Ersatz.

von argos (Gast)


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temp schrieb:
> Bemerkenswert ist, dass die Basis-Emiter Strecke 0,7V Flussspannung hat,
> die Basis-Collector Strecke 1,6V. Die steigt während der Messung bis auf
> 2,2V und wackelt wie ein Kuhschwanz.

Das klingt eher so als ob die Arbeitspunktregelung mit V2 nicht richtig 
arbeitet und die Funktion des HF-Transistors V1 stört.

von temp (Gast)


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argos schrieb:
> Das klingt eher so als ob die Arbeitspunktregelung mit V2 nicht richtig
> arbeitet und die Funktion des HF-Transistors V1 stört.

Sorry, da kann ich nicht folgen. Ich habe am ausgebauten! Transistor 
gemessen mit einem normalen Multimeter (Fluke 87 im Dioden Messbereich). 
Da kann nichts mehr aus der nicht vorhandenen Beschaltung irgendwas 
beeinflussen.

von argos (Gast)


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temp schrieb:
> Sorry, da kann ich nicht folgen. Ich habe am ausgebauten! Transistor
> gemessen mit einem normalen Multimeter (Fluke 87 im Dioden Messbereich).
> Da kann nichts mehr aus der nicht vorhandenen Beschaltung irgendwas
> beeinflussen.

Mein Fehler. Ich hatte den Eindruck die Messungen an V1 wurden im 
eingebauten Zustand gemacht.

Das Patent mit der Beschreibung zum Verstärker findest du hier:

https://worldwide.espacenet.com/patent/search/family/006523982/publication/DE4426157A1?q=pn%3DDE4426157B4

von temp (Gast)


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argos schrieb:
> Das Patent mit der Beschreibung zum Verstärker findest du hier:
>
> 
https://worldwide.espacenet.com/patent/search/family/006523982/publication/DE4426157A1?q=pn%3DDE4426157B4

Vielen Dank! Nach dem Wechseln des Transistors geht das Gerät bisher 
ohne Auffälligkeiten.

von Thomas U. (charley10)


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temp schrieb:
> argos schrieb:
>> Das Patent mit der Beschreibung zum Verstärker findest du hier:
>>
>>
> 
https://worldwide.espacenet.com/patent/search/family/006523982/publication/DE4426157A1?q=pn%3DDE4426157B4
>

Wobei das Prinzip der Trafogegenkopplung schon viele Jahre vor der 
Anmeldung (2004?) bekannt war und angewendet wurde! Also eigentlich nix 
Neues. Außerdem fehlt im Schaltplan der in der Beschreibung erwähnte 
C5...

von argos (Gast)


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Thomas U. schrieb:
> Wobei das Prinzip der Trafogegenkopplung schon viele Jahre vor der
> Anmeldung (2004?) bekannt war und angewendet wurde! Also eigentlich nix
> Neues. Außerdem fehlt im Schaltplan der in der Beschreibung erwähnte
> C5...

Die Erfindungshöhe des Patents liegt im Hinzufügen weniger, passiver R 
und C-Komponenten um die Bandbreite/Anpassung eines transformatorisch 
gegengekoppelten Verstärkers (Stand der Technik) zu erhöhen/verbessern.

Von Interesse ist in diesem Fall nur die Schaltung die den Stand der 
Technik aufzeigt, nicht die erweiterte Version.

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