Hallo, ich habe hier ein Problem mit einem Verstärker einer Antennenanlage. Das Teil hat ca. 25 Jahre seinen Dienst getan und fällt jetzt sporadisch aus. Leider ist der Fehler nicht reproduzierbar. Ich hatte dann angefangen mit meinen Möglichkeiten an dem Teil zu messen. Einen 60MHz Signalgenerator mit einer FM Modulation nutze ich am Eingang und einen SDR-Stick zur Signalverfolgung. Hin und wieder trat der Fehler nach dem Einschalten auf und ich konnte damit die beiden großen blauen Hybdridverstärker mit großer Sicherheit ausschließen, da das Signal vor dem ersten an C21 schon weg war. Was mir unklar ist, ist welche Funktion der Schaltungsteil im 3.jpg hat. Eingekoppelt wird das Signal über C15 vom (abgezogenen) passiven Entzerrer. Der Transistor V2 ist ein BC857 und hat sicher für die HF keine Bedeutung. V1 ist mir ein Rätzel, aufgeduckt ist RF07. Ist das schon für die HF eine aktive Stufe und was könnte V1 für ein Bauteil sein? Im Moment habe ich C21 (10nF) ausgelötet und den Eingang des Steckenzerres direkt an den Eingang des ersten Hybridverstärkers über 10nF gekoppelt. Damit rennt das Teil erst mal ohne Fehler und es ist mir noch kein Aussetzer vorgekommen. Mir ist klar dass das keine Dauerlösung sein kann. Die Anlage läuft aktuelle mit einem neuen Verstärker, damit ist auch der Druck raus. Trotzdem wäre es schön wenn ich dem Teil als stille Reserve noch ein paar Jahre gönnen könnte.
Verstärker einer Antennenanlage... Genau dafür, für "Antennen", war der nie gedacht. Antennenfernsehen in D ist mittlerweile "UHF only" und auch da nur noch bis hinauf zu Kanal 48 inklusive. Wo kommt der zum Einsatz?
Nichtverzweifelter schrieb: > Wo kommt der zum Einsatz? Lange Geschichte. Mitte der 80er wurde hier im Dorf eine damals so genannte Gemeinschaftsantennenanlage durch die (damal knapp 1000) Einwohner gebaut und bezahlt. Anfang der 90er wurden dann alle Masten an den Straßen, die bis dahin Kabel für Energie, Telefon und Licht trugen, abgerissen und die Kabel in die Erde verlegt. Die Gemeinde hat in dem Zug auch die Verlegung der kompletten Antennenanlage bezahlt und in Auftrag gegeben. Die Kopfstation ist nun auch schon ein paar mal erneuert worden weil die Zeit nicht stehen blieb. Was noch seit den 90ern unverändert ist, sind die Zwischenverstärker in den Hauptsträngen. Belegt ist ein Frequenzbereich von 89MHz-108MHz für UKW sowie 260MHz bis 450MHz für DVB-C. Am Anfang gab es noch einen Rückkanal für den so genannten Dorffunkkanal. Das Signal dafür wurde aber zwischenzeitlich direkt in die Kopfstation eingespeist. Nachdem man inzwischen über so einen Weg nicht mal mehr den Senioren zum Geburtstag gratulieren darf ist das aber Geschichte. Außerdem haben in der Zwischenzeit viele eigene SAT-Systeme installiert, so dass die gesamte Anlage nur noch auf Verschleiß gefahren wird. Das Ende ist irgendwo schon sichtbar. Inzwischen bin ich mit der Fehlersuche schon ein Stück weiter. V1 scheint ein 2SC3357 npn-Transistor zu sein. Damit konnte ich schon mal den statischen Teil der Schaltung aufnehmen und simulieren. Die Kapazitäts- und Induktivitätswerte sind allerdings nur grob geschätzt. Die gemessenen statischen Spannungen entsprechen denen der Simulation.
Dreh mal an den beiden Dämpfungsstellern. Merk dir dabei in etwa die Umdrehungen und beobachte den Verlauf der Verstärkung. Die DS setzen nach so langer Zeit gern aus. Mögliche 'Reparatur' ohne Austausch: Die Teile sind an einer Seite mit einem Plastplättchen verschlossen (nur eingeschnappt). Dieses entfernen und die Kontakte mit Kontakt- und Tunerspray 'OSZILLIN' (nur dieses und nix mit WD40 ö.Ä.!!) einsprühen - mehrfach bis Anschlag hin- und herdrehen und den Deckel wieder befestigen. Das sollte einige weitere Jahre Kontakt geben. Wenn nicht, gibt es die Dämpfungssteller auch in der Bucht.
Thomas U. schrieb: > Dreh mal an den beiden Dämpfungsstellern Das kann ich eigentlich ausschließen, weil ich da schon genügend auch bis an die Anschläge gedreht habe. Um das alles komplett ausschließen zu können, muss ich das Signal mal direkt an den Ausgang des (abgezogenen) Entzerrers koppeln. Dann würde die komplette Eingangsbeschaltung raus fallen wenn die Effekte dann noch da sind. Sollte der Verstärker, nachdem ich die Ursache gefunden habe, jemals wieder in die Anlage kommen, muss das sowieso neu eingemessen werden. Es sind wenigstens noch 5 dieser Art verbaut und ich will halt eine stille Reserve vorhalten um bei Bedarf mal schnell reagieren zu können. Interessant ist auch, dass vielleicht alle 50mal Ein/Ausschalten das Signal vor dem ersten Hybridverstärker erst um 20dB kleiner ist und nach wenigen Sekunden auf den Normalwert ansteigt, meistens ist es aber gleich ok. So ein blöder Fehler kann einen zur Weißglut bringen.
temp schrieb: > Interessant ist auch, dass vielleicht alle 50mal Ein/Ausschalten das > Signal vor dem ersten Hybridverstärker erst um 20dB kleiner ist und nach > wenigen Sekunden auf den Normalwert ansteigt, meistens ist es aber > gleich ok. So ein blöder Fehler kann einen zur Weißglut bringen. Netzteil? wendelsberg
temp schrieb: > Thomas U. schrieb: >> Dreh mal an den beiden Dämpfungsstellern > > > Interessant ist auch, dass vielleicht alle 50mal Ein/Ausschalten das > Signal vor dem ersten Hybridverstärker erst um 20dB kleiner ist und nach > wenigen Sekunden auf den Normalwert ansteigt, meistens ist es aber > gleich ok. So ein blöder Fehler kann einen zur Weißglut bringen. Dann würde ich ein Schwingproblem nicht ganz ausschliessen. Wenn der Trans etwas warm wird, sinkt die Verstärkung unter die Grenze und funktioniert wieder normal. Lege mal deinen Finger auf die aktiven BE während der Fehler existiert. Dabei müsste der verschwinden (Dämpfung). EIn defektes Abblock-C könnte die Ursache sein. Zieh mal alle Gehäuseschrauben der LP nach. Lässt sich der Fehler mit Kälte / Wärme provozieren oder beseitigen?
wendelsberg schrieb: > Netzteil? Danke aber wenn es so einfach wäre hätte ich mir die Mühe mit den Bildern erspart. Thomas U. schrieb: > Dann würde ich ein Schwingproblem nicht ganz ausschliessen. Wenn der > Trans etwas warm wird, sinkt die Verstärkung unter die Grenze und > funktioniert wieder normal. Ja, es kann durchaus ein Schwingproblem sein. Aber keins was mit einfachen Wärme- und Kältetests zu beeinflussen wäre. Ich werde mir mal ein paar Transistoren besorgen und zum Test wechseln. Die Kerkos mache ich zur Sicherheit auch neu. Mal sehen ob das was bringt. Vorausgesetzt es ist auch wirklich ein 2SC3357 drin. Dass es ein npn sein muss ist schon mal klar. Die Daten würden ja für die Anwendung passen. Aber ob das 100% ig stimmt?
temp schrieb: > wendelsberg schrieb: >> Netzteil? > > > Ja, es kann durchaus ein Schwingproblem sein. Aber keins was mit > einfachen Wärme- und Kältetests zu beeinflussen wäre. Ich werde mir mal > ein paar Transistoren besorgen und zum Test wechseln. Die Kerkos mache > ich zur Sicherheit auch neu. Mal sehen ob das was bringt. Vorausgesetzt > es ist auch wirklich ein 2SC3357 drin. Dass es ein npn sein muss ist > schon mal klar. Die Daten würden ja für die Anwendung passen. Aber ob > das 100% ig stimmt? Ich denke, das angesprochene Netzteilproblem hast du schon ausgeschlossen. Dann wäre noch die Überprüfung des Arbeitspunktes am Trs während des Ausfalls. Ändert der sich?
temp schrieb: > Was mir unklar ist, ist welche Funktion der Schaltungsteil im 3.jpg hat. > Eingekoppelt wird das Signal über C15 vom (abgezogenen) passiven > Entzerrer. Der Transistor V2 ist ein BC857 und hat sicher für die HF > keine Bedeutung. V1 ist mir ein Rätzel, aufgeduckt ist RF07. Ist das > schon für die HF eine aktive Stufe und was könnte V1 für ein Bauteil > sein? V1 dient als rauscharmer Vorverstärker, der über den Richtkoppler UE1 transformatorisch gegengekoppelt wird. Ausgehend von der Anzahl der Windungen auf UE1, beträgt die Verstärkung ca. 9dB. V2 (BC857) ist für die Regelung des Biasstromes von V1 zuständig. Ein 2SC3357 als V1 klingt plausibel. Fällt V1 aus, fehlen min. 20...30dB in der Gesamtverstärkung.
argos schrieb: > 1 dient als rauscharmer Vorverstärker, der über den Richtkoppler UE1 > transformatorisch gegengekoppelt wird. Ausgehend von der Anzahl der > Windungen auf UE1, beträgt die Verstärkung ca. 9dB. V2 (BC857) ist für > die Regelung des Biasstromes von V1 zuständig. Ein 2SC3357 als V1 klingt > plausibel. Fällt V1 aus, fehlen min. 20...30dB in der Gesamtverstärkung. Vielen Dank für deine Erklärung. Das mit den 20...30dB deckt sich voll mit den beobachteten Effekten. Wie das mit dem Richtkoppler funktioniert bleibt mir allerdings ein Rätsel, da habe ich einfach zu wenig Ahnung im HF-Bereich. Wäre schön wenn jemand weiß wo man Schaltungsbeispiele dazu findet. Interessant ist auch, dass sich in meiner Simulation die Gleichspannungen an allen messbaren Punkten nicht dramatisch ändern wenn ich eine Unterbrechung des Kollektors von V1 einbaue. Die Ströme schon, jetzt muss V2 alles Schlucken aber das kann ich ja in der realen Schaltung schlecht messen. Noch dazu da ich keinen statischen Fehlerzustand habe. Gestern Abend habe ich nochmal direkt mit DVB-C und einem MEGASAT HD5 gespielt und eine Zeit lang sporadische sehr kurze Fehler (ehr Spratzer) gehabt. Im TV Betrieb waren kurze Tonstörungen sowie Klötzchenbildung die Folge. Allerdings konnte ich mit dem Scope diese Spratzer auch am Emitter von T2 sowie an der Basis von T1 im homäopatischen Bereich aber synchron! feststellen. Wenn die fehlenden Teile angekommen und gewechselt sind werde ich berichten.
Den V1 (2SC3357) habe ich schon mal mit Heissluft raus gelötet. Bemerkenswert ist, dass die Basis-Emiter Strecke 0,7V Flussspannung hat, die Basis-Collector Strecke 1,6V. Die steigt während der Messung bis auf 2,2V und wackelt wie ein Kuhschwanz. Also entweder ich habe den beim Auslöten geschrottet oder ich habe meinen Fehler lokalisiert. Ich bin mir jetzt ziemlich sicher und warte nur noch auf den Ersatz.
temp schrieb: > Bemerkenswert ist, dass die Basis-Emiter Strecke 0,7V Flussspannung hat, > die Basis-Collector Strecke 1,6V. Die steigt während der Messung bis auf > 2,2V und wackelt wie ein Kuhschwanz. Das klingt eher so als ob die Arbeitspunktregelung mit V2 nicht richtig arbeitet und die Funktion des HF-Transistors V1 stört.
argos schrieb: > Das klingt eher so als ob die Arbeitspunktregelung mit V2 nicht richtig > arbeitet und die Funktion des HF-Transistors V1 stört. Sorry, da kann ich nicht folgen. Ich habe am ausgebauten! Transistor gemessen mit einem normalen Multimeter (Fluke 87 im Dioden Messbereich). Da kann nichts mehr aus der nicht vorhandenen Beschaltung irgendwas beeinflussen.
temp schrieb: > Sorry, da kann ich nicht folgen. Ich habe am ausgebauten! Transistor > gemessen mit einem normalen Multimeter (Fluke 87 im Dioden Messbereich). > Da kann nichts mehr aus der nicht vorhandenen Beschaltung irgendwas > beeinflussen. Mein Fehler. Ich hatte den Eindruck die Messungen an V1 wurden im eingebauten Zustand gemacht. Das Patent mit der Beschreibung zum Verstärker findest du hier: https://worldwide.espacenet.com/patent/search/family/006523982/publication/DE4426157A1?q=pn%3DDE4426157B4
argos schrieb: > Das Patent mit der Beschreibung zum Verstärker findest du hier: > > https://worldwide.espacenet.com/patent/search/family/006523982/publication/DE4426157A1?q=pn%3DDE4426157B4 Vielen Dank! Nach dem Wechseln des Transistors geht das Gerät bisher ohne Auffälligkeiten.
temp schrieb: > argos schrieb: >> Das Patent mit der Beschreibung zum Verstärker findest du hier: >> >> > https://worldwide.espacenet.com/patent/search/family/006523982/publication/DE4426157A1?q=pn%3DDE4426157B4 > Wobei das Prinzip der Trafogegenkopplung schon viele Jahre vor der Anmeldung (2004?) bekannt war und angewendet wurde! Also eigentlich nix Neues. Außerdem fehlt im Schaltplan der in der Beschreibung erwähnte C5...
Thomas U. schrieb: > Wobei das Prinzip der Trafogegenkopplung schon viele Jahre vor der > Anmeldung (2004?) bekannt war und angewendet wurde! Also eigentlich nix > Neues. Außerdem fehlt im Schaltplan der in der Beschreibung erwähnte > C5... Die Erfindungshöhe des Patents liegt im Hinzufügen weniger, passiver R und C-Komponenten um die Bandbreite/Anpassung eines transformatorisch gegengekoppelten Verstärkers (Stand der Technik) zu erhöhen/verbessern. Von Interesse ist in diesem Fall nur die Schaltung die den Stand der Technik aufzeigt, nicht die erweiterte Version.
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