Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bauteil zur Messung und Anzeige der Temperaturdifferenz mittels Peltier-Element?


von Thomas (Gast)


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Hallo zusammen,

ich möchte die Temperaturdifferenz zwischen einem heißen und einem 
kalten Rohr anzeigen lassen - und zwar ohne externe Stromversorgnung. Es 
muss nicht sonderlich genau sein (+/- 0.5 °C).

Nach meinen Laien-Verständnis, müsste man doch mit einem Peltier-Element 
einen (sehr) kleinen Stromfluss mit einer Spannung erzeugen können. Die 
Spannung ist lt. meinen recherchen ungefähr proportional zur 
Temperaturdifferenz. (Quelle: 
https://www.strauch-nw.de/KPK/Materialien_fuer_den_Unterricht/Entropie%20Peltier.pdf)

Der Stromfluss müsst eigentlich reichen um ein kleines statisches LCD 
sceen zu betreiben(bei kleinen Temperaturdifferenzen werden mehrere mA 
erzeugt, https://www.rolandsteffen.de/seebeck.pdf, benötigt werden nur 
ein paar micro-A, 
https://focuslcds.com/journals/what-is-the-best-monochrome-lcd-screen-display-for-my-product/)

Meine Fragen:
 1. ist sowas aus eurer Experten-Sicht grundsätzlich machbar?
 2. Müsste es dann nicht schon fertige Bauteile mit Peltierelement 
u.static LCD-Screen geben? - Wo finde ich sowas? Falls nicht: Wie könnte 
ich mich dem Thema nähern um selbst eine Schaltung aufzubauen?

Danke euch vielmals :)

Viele Grüße
Thomas

von Temperatur (Gast)


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Thomas schrieb:
> muss nicht sonderlich genau sein (+/- 0.5 °C).

Das ist aber schon sehr genau. Eigentlich sind selbst fertige, 
handelsübliche Temperaturmesser ungenauer. :-)

> Spannung ist lt. meinen recherchen ungefähr proportional zur
> Temperaturdifferenz.

Das Problem ist, dass bei kleinen Temperaturdifferenzen die Spannung 
sehr klein ist. Du müsstest diese Spannung erstmal hochtransformieren um 
deine Elektronik zu versorgen. Das ist bei diesen kleinen Spannungen 
keineswegs trivial.

--> allerdings steht und fällt alles mit der zu erwartenden 
Temperaturdifferenz. Beträgt diese nur wenige Grad, wird es ein Ding der 
Unmöglichkeit sein, aus der winzigen Spannung eine nutzbare Spannung zu 
generieren.

von Günni (Gast)


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Ein Peltierelement wie es zur Kühlung verwendet wird, besteht aus der 
Reihenschaltung von vielen Thermoelementen, wodurch die Spannung höher 
wird, je mehr Thermopaare auf dem Peltierelement verbaut sind. Das 
Problem wird sein, die beiden Flächen möglichst genau auf die Temperatur 
der Rohre zu bringen. Da die Peltierelemente Strom (Energie) erzeugen, 
muss ein Wärmestrom zwischen den Rohren durch das Element fließen, 
wodurch das wärmere Rohr gekühlt und das kältere erwärmt wird. Die 
Spannung muss für den Betrieb einer LCD-Anzeige vermutlich noch nicht 
ausreichen und müsste hochgesetzt werden. Dafür ist ein Schaltregler 
weniger geeignet. Besser sind CMOS-Bausteine, die Kondensatoren parallel 
aufladen und ähnlich einer Hochspannungskaskade hintereinander schalten. 
(Solche ICs gab es von Maxim. Wer so etwas jetzt anbietet, weiß ich 
allerdings nicht.) Da die Ausgangsspannung des Peltierelements von der 
Temperaturdifferenz abhängt, wird die Anzeige erst ab einer gewissen 
Temperaturdifferenz möglich sein, andererseits muss bei einer hohen 
Temperaturdifferenz eventuell Vorsorge getroffen werden, damit die 
Spannungen nicht zu hoch werden.

von MaWin (Gast)


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Thomas schrieb:
> Nach meinen Laien-Verständnis, müsste man doch mit einem Peltier-Element
> einen (sehr) kleinen Stromfluss mit einer Spannung erzeugen können.

Kann man.

Thomas schrieb:
> Der Stromfluss müsst eigentlich reichen um ein kleines statisches LCD
> sceen zu betreiben

Ja, reicht.

Thomas schrieb:
> ist sowas aus eurer Experten-Sicht grundsätzlich machbar?

Ja, LTC3108

> Müsste es dann nicht schon fertige Bauteile mit Peltierelement u.static
> LCD-Screen geben?

Es ist montagetechnisch und damit finanziell grosser Blödsinn

Wenn man eine energiesparende Schaltung hst (energiesparend wie seit 50 
Jahren möglich, denk an LCD Armbanduhr) dann reicht eine winzige 
Knopfzelle für 10 Jahre.

Man braucht dann nicht aufwändig und teuer eine andere Energiequelle 
anzuzapfen. Eine Knopfzelle tut es fur cents, jahrelang.

Man braucht halt nur einen ordentlichen uC (kein Arduino, auch mit 
Atmega88 bin ich nicht unter 35uA gekommen bei LCD 
Multiplexansteuerung).

von Thomas (Gast)


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Hallo zusammen,

erstmal sehr großes Danke für eure schnelle und kompetente Antwort auf 
meine Frage(n).

Ich ziehe daraus, dass ich nun doch den Weg mit einer Stromquelle gehen 
muss (Knopfzelle) - die Temperaturdifferenz ist dann wohl einfachzu 
klein und wenn es überhaupt geht, ist es dann doch vom Aufbau her 
irrsinnig. Schade, das wäre die elegantere Lösung gewesen.

Mit der Grundlage komme ich jetzt schon mal weiter, danke :)

Viele Grüße
Thomas

von foobar (Gast)


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> ich möchte die Temperaturdifferenz zwischen einem heißen und einem
> kalten Rohr anzeigen lassen - und zwar ohne externe Stromversorgnung.

Differenz-Thermometer, s. Bild ;-)

Btw, zwei normale Thermometer auf die Rohre geschraubt zeigen auch die 
Differenz an ...

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Früher hätte man einfach die Spannung des Peltier-Elements mit einem 
Zeigerinstrument angezeigt. Das war Old-School, das würde heute keiner 
mehr machen. (Außer mir vielleicht;-)

von MaWin (Gast)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> Früher hätte man einfach die Spannung des Peltier-Elements mit
> einem Zeigerinstrument angezeigt. Das war Old-School, das würde heute
> keiner mehr machen. (Außer mir vielleicht;-)

Bestimmt hätte das niemand gemacht, so dumm war keiner, schau dir mal 
ein Zeiger-Messinstrument an, wie mühsam dessen Herstellung ist. Kein 
Wunder, dass die teurer waren als 1 Stundenlohn.

Man nutze Differenzthermometer, auch als Kapillarthermometer um die 
Distanz zu überbrücken, oder Bimetallkonstruktionen, weil das viel 
einfacher ist.

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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MaWin schrieb:
> Bestimmt hätte das niemand gemacht

Natürlich hätte man früher die Spannung eines Peltier-Elements mit einem 
Zeigerinstrument angezeigt. Es gab keine einfachere Alternative zur 
Anzeige einer Spannung.

Was man alternativ benutzen würde, stand in der Frage nicht zur 
Diskussion. Alternativ könnte man z. B. auch was Fertiges kaufen, und 
braucht hier keine Frage zu stellen.

Und heute ist ein Zeigerinstrument billig und, im Gegensatz zu den 
anderen Vorschlägen, kann man es als Bastler ganz, ganz schnell in 
Betrieb nehmen.

von Henrik V. (henrik_v)


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Schneller Test mit 'nem (4cm)² TEC und einem +-25µA Analoginstrument:
kurzes Antippen (~1s) mit der Fingerkuppe genügt für einen 1µA (einen 
Teilstrich)

Ein 3mm Pt100 steigt bei auch etwa 1s messzeit nicht 0,5°

(Beides ausgehend von Raumtemperatur (~22°)

TEC zwischen die Finger, gewinnt der Daumen :)

: Bearbeitet durch User
von Henrik V. (henrik_v)


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Eine noch größere Auflösung dann mit Spiegelgalvanometer (Mein Multiflex 
hat 1mm~6nA) .. da reicht ggf auch schon ein Thermoelement .... braucht 
aber die Glühbirne zum Ablesen.

von Henrik (Gast)


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mehr als ein Teilstrich.... Finger war länger drauf ...

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Das klappt ja wunderbar. So viel Ausschlag, obwohl nur ein kleiner Teil 
der Oberfläche berührt wird. Jetzt noch mit dem Handballen die ganze 
Fläche erwärmen, und auf der Rückseite angemessen kühlen...

Anzumerken wäre, dass das Instrument nicht einen besonders geringen 
Strom, sondern eine besonders geringe Spannung anzeigen können muss, 
wenn eine höhere Empfindlichkeit gewünscht ist. Die Ströme bleiben so 
klein, dass das mit wenigen Ohm sehr niederohmige Peltier-Element 
praktisch im Leerlauf betrieben wird.

Beispiel: Bei Reichelt gibt es für 10 € Drehspul-Instrumente:
30 µA, 6,5 kΩ: 210 mV Vollausschlag
50 µA, 3 kΩ: 150 mV Vollausschlag
100 µA, 1 kΩ: 100 mV Vollausschlag

Keine Angabe gibt's zu den Instrumenten für mehr Strom, aber ich gehe 
davon aus, dass es 100 µA-Messwerke mit Shunts sind, also alle 100 mV 
Messbereich bzw. Spannungsabfall haben.

von Lurchi (Gast)


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Für die Messung ist das TEC-Element etwas ungünstig. Wegen der relativ 
guten Wärmeleitfähigkeit ist die Temperaturdifferenz über dem TEC 
Element nicht gleich die zwischen den Rohren.

Aus einem früheren Experiment habe ich etwa 15 mV/K für die 
Empfindlichkeit in Erinnerung. Das gibt halt nur eine eher kleine 
Spannung.

von Warmblüter (Gast)


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Henrik V. schrieb:
> Schneller Test mit 'nem (4cm)² TEC und einem +-25µA
> Analoginstrument:
> kurzes Antippen (~1s) mit der Fingerkuppe genügt für einen 1µA (einen
> Teilstrich)

Ich biete: 'Hand - 10cm Luft -TEC1-12706'  = 1,5mV/13µA bei Ta=19°C

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Es soll sogar Stirling-Motoren geben, die mit der Temperatur der 
Handfläche gegenüber der Umgebungstemperatur noch anlaufen. Antreiben 
kann man aber nichts sinnvolles mehr.
Muss das ganze mal mit meinem kleine Pelztier ausprobieren. Ich habe ein 
altes Zeigerinstrument, das ein guter Futterverwerter ist, besser als 
die heute üblichen. Beim SW-Foto-Vergrößerungsgerät mit einer Solarzelle 
darunter als Belichtungsmesser hat es ordentlich ausgeschlagen.

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