Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Labornetzteil oszilliert bei Belastung im CV-Mode


von M. K. (sylaina)


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Hallo Freunde des Elekronenschubsens,

mein selbst gebautes Labornetzteil, welches ich schon mehrfach 
erfolgreich aufgebaut habe, bereitet mir grade kleine Probleme. Im 
CC-Mode und ohne Belastung sieht alles gut aus. Sobald ich aber das 
Netzteil belaste steigt der Ripple des Netzteils auf ca. 300 mVpp bei 
ca. 2.5 kHz. Mit Hilfe empirischer Studien habe ich bisher nur 
feststellen können, dass lediglich ein Vergrößern von C23 eine 
signifikante Besserung bringt, dies hätte aber auch den Nachteil, dass 
das Netzteil langsamer reagiert weshalb mir diese Lösung weniger 
gefällt. Hat vielleicht jemand einen Rat für mich, woran ich noch drehen 
könnte? C20 und C21 ändern bringt leider keinen positiven Effekt, ebenso 
ein Verändern von R25 und R26. Auch ein Verändern von C27 hatte nicht 
den gewünschten Effekt.

von MaWin (Gast)


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M. K. schrieb:
> dass lediglich ein Vergrößern von C23 eine signifikante Besserung

Tja. Ich würde noch bei C25 einen Effekt erwarten.

M. K. schrieb:
> Sobald ich aber das Netzteil belaste steigt der Ripple des Netzteils auf
> ca. 300 mVpp bei ca. 2.5 kHz.

Ich denke mal, das ist normal, wenn man die Grundlagen des Netzteilbaus 
nicht verstanden hat.

Das erste Problem deiner Schaltung ist der Strommessshunt von 0.1 Ihm, 
dessen Spannungsabfall auf die Last wirkt, weil die Spannungsregelung 
vor ihm abgegriffen wird.

Das zweite Problem ist die hohe und hochunlineare und asymmetrische 
Verstärkung. Plotte dir mal in LTSpice, welchen Einfluss eine Änderung 
der Ausgangsspannung von U2B und U2C (von z.B. 1mV) auf die UBE und 
somit IC von Q7 hat, inklusive der zeitlichen Verzögerung. So 
hochunlineare und unsymmetrische Leistungsstufen sind kaum schnell 
auszuregeln.

Simuliere alles mal in LTSpice und betrachte (und optimiere) Phasengang 
und Polstellen der Regelschleife, bevor du es aufbaust.


Dann willst du mit 10uF am Ausgang auskommen, hast aber eine langsame 
Regelschleife, nicht nur durch C23 (der entfallen sollte, ist nur ein 
Klotz am Bein), sondern in beiden Zweigen durch 2 OpAmps nacheinander. 
10uF klappt ja nicht mal mit schneller Regelschleife.

Dann gibt es bei jedem Labornetzteil den Widerspruch zwischen 
Spannungsregelung (gut per Elko zu stabilisieren) und Stromregelung (gut 
per Spule zu stabilisieren, also das Gegenteil vom Elko). Man 
entscheidet sich für gute Spannungsstabilität und den Elko, muss aber 
akzeptieren, dass der Ausgangsstrom an die Last bis zum Kurzschlussstrom 
des Elkos hoch geht und nur der Aufladestrom des Elkos geregelt wird, 
der nicht direkt dem Strom durch die Last entspricht und, wenn der 
Aufladestrom des Elkos begrenzt wird, das natürlich massiv die 
Nachregelfähigkeit gegen Spannungsschwankungen reduziert (aber immerhin 
symmetrisiert).

Du musst dich entscheiden  ob der Stromregler oder der Spannungsregler 
schneller sein soll, denn wenn beide gleich schnell sind, schwingt's. 
Besonders schick sind natürlich Schaltungen, bei denen in CC der 
Stromregler und in CV der Spannungsregler schneller ist, und im Übergang 
beide die Führung wechseln, aber das ist analog schwer zu realisieren.


Die schlechte Sollwertvorgabe über PWM stellt deinen Regler natürlich 
noch vor extra Probleme.

https://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.9.1

von M. K. (sylaina)


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MaWin schrieb:
> Tja. Ich würde noch bei C25 einen Effekt erwarten.

Lieber MaWin,

wie du meinem Post entnehmen konntest schrieb ich ja, dass es 
auschließlich zu schwingen beginnt, wenn das Netzteil im CV-Modus ist 
und belastet wird. Also dann, wenn der Stromregler nicht aktiv ist. 
Erkläre mir mal bitte, wie da dann C25 ein Problem sein kann. Das 
verstehe ich in der Tat nicht.

MaWin schrieb:
> Das erste Problem deiner Schaltung ist der Strommessshunt von 0.1 Ihm,
> dessen Spannungsabfall auf die Last wirkt, weil die Spannungsregelung
> vor ihm abgegriffen wird.

Und kompensiert wird wie es dir sicher auffiel.

Du hast sicher recht, die Schaltung ist alles ander als optimal aber sie 
ist bewährt. Das Netzteil hab ich schon mehrfach aufgebaut und da gab es 
dieses Problem nicht.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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M. K. schrieb:
> wenn das Netzteil im CV-Modus ist und belastet wird

Ich war verwirrt durch

M. K. schrieb:
> Im CC-Mode und ohne Belastung sieht alles gut aus. Sobald ich aber das
> Netzteil belaste steigt der Ripple des Netzteils auf ca. 300 mVpp

Klang für mich als ob die Belastung im CC Mode draufgegeben wird. CV 
steht nirgends im Beitrag, nur in der Überschrift.

So sind es C20 und C21.

Simuliere die Schaltung (weil Modifikationen am realen Objekt zu mühsam 
sind) gleiche sie mit den Grundlagen der Regelungstechnik ab. Es gibt 
bei der Schaltung viel zu tun.

von M. K. (sylaina)


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MaWin schrieb:
> So sind es C20 und C21.

Wie geschrieben habe, das gab keinen nennenswerten Effekt in die 
richtige Richtung.

MaWin schrieb:
> Simuliere die Schaltung (weil Modifikationen am realen Objekt zu mühsam
> sind) gleiche sie mit den Grundlagen der Regelungstechnik ab.

Hab ich schon. In der Simulation läuft es. Deshalb fragte ich ja hier.

Hab heute noch ein wenig getestet an der Schaltung und festgestellt, 
wenn ich C26 entferne dann verschwindet auch der Ripple. Da lag der Hase 
also im Pfeffer begraben. Ich denke ich werde in die Feedbackleitung 
noch einen Widerstand (dachte an 10k-100k) packen um C26 von U2B zu 
entkoppeln.

von MaWin (Gast)


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M. K. schrieb:
> In der Simulation läuft es.

Und, wie sieht das Phasendiagramm der Regelung aus ? Wie viel 
Phasenreserve hat es ?

von M. K. (sylaina)


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Pi mal Daumen durch R^2/3 bei ca. 74°

von Achim M. (minifloat)


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M. K. schrieb:
> Pi mal Daumen durch R^2/3 bei ca. 74°

Es gibt in LTspice auch Messcursors im Plot-Fenster. mfg mf

von Maik F. (Firma: ibfeew) (mf_hro)


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Hallo,
>Hab heute noch ein wenig getestet an der Schaltung und festgestellt,
>wenn ich C26 entferne dann verschwindet auch der Ripple.
>Da lag der Hase also im Pfeffer begraben.
Es wird die Kombination aus R13//C26 sein, die dir die reale 
Ausgangsspannung als Tiefpaß filtert. 10k*100nF --> 1ms --> deine 2,5kHz 
Ripple.

>Ich denke ich werde in die Feedbackleitung noch einen Widerstand
>(dachte an 10k-100k) packen um C26 von U2B zu entkoppeln.
Mache ich auch gerne sowas (zur Entkopplung und als zusätzlicher 
Angstwiderstand), ändert dann aber vmtl. auch wieder die ac-performance 
(Widerstandsverhältnis zu den Rückkopplungszweigen R25/R26/C20/C21).

Maik

von M. K. (sylaina)


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Achim M. schrieb:
> M. K. schrieb:
>> Pi mal Daumen durch R^2/3 bei ca. 74°
>
> Es gibt in LTspice auch Messcursors im Plot-Fenster. mfg mf

Das weiß ich aber mir erschien eine Angabe von 74.39601 jetzt doch als 
ziemlich überflüssig. Noch genauer wäre es mit .meas den genauen Wert zu 
bestimmen...ich finde, das Diagram genügt, wir können ja alle Lesen und 
Schreiben womit wir klar im Vorteil sind ;)

Maik F. schrieb:
> ändert dann aber vmtl. auch wieder die ac-performance
> (Widerstandsverhältnis zu den Rückkopplungszweigen R25/R26/C20/C21).

Nicht nur vermutlich. Ich überlege noch ob ich es so umsetzen werden. 
Erstmal geht es ohne so wie ich es mir vorstelle und werde daher erstmal 
(weiterhin) ohne C26 leben. C26 hatte ich eigentlich auch nur für den 
ADC drin um dem ein wenig zu helfen. Vielleicht filtere ich irgendwann 
man digital aber derzeit sehe ich da keine Notwendigkeit. Es ist ja 
nicht mein erstes Netzteil mit diesem Design, es ist nur mein erstes 
Netzteil mit C26, deshalb fiel mir das in der Vergangenheit nicht auf.

von Tany (Gast)


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Die Frequenzkompensation am U-Regler sieht komisch aus.

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