Hey Leute, wieder eine Frage zur EU-Regulation und deren Edge-Cases: Ich entwickle zurzeit einen "Modchip" der die günstigen P-Touch Labeldrucker dazu befähigen soll, über WiFi Eingaben anzunehmen. Das ganze funktioniert, indem ein FlexPCB an die Verbindungsstelle zwischen Hauptplatine und Tastaturplatine angelötet wird. So können dann Eingaben auf der Tastaturmatrix vorgegaukelt werden, ohne die normale Tastatureingabe dabei zu beschädigen. Das ganze basiert auf einem ESP32 der auf einem Flex PCB sitzt. Die Eingabe könnte so aussehen, dass der ESP32 einen WiFi Hotspot startet und man dann Eingaben per Webformular macht. Alternativ könnte man Apps bauen, Netzwerkdruckprotokolle implementieren, etc... Proof of work mit einzelnen Eingaben hat schon geklappt und das erste Set PCBs von Oshpark ist gerade auf dem Weg zu mir. Sobald es spruchreif ist, postiere ich hier auch noch mal einen Link zum Code- und Kicad-Repo unter freier Lizenz. Ich würde, falls möglich, diesen "Modchip" auch selbst vertreiben, ähnlich wie z.B. das FHD Modkit für den x220 von Nitrocaster. [1] Soweit ich weiß, sitzt der aber z.B. in Russland und muss sich herzlich wenig Gedanken über EU-Gesetze machen. Wenn ich das richtig verstanden habe, kann die Maschinenrichtlinie und auch das ElektroG hier nicht unbedingt angewendet werden und ich müsste keine CE-Kennzeichnung machen, da es sich um eine seperat verkaufte Komponente handelt, die der Kunde eben noch selbst anlöten und ggf auch flashen muss. Wie sieht es aber z.B. mit WEEE aus? Und muss ich noch irgendwas anderes (regulatives) beachten, wenn ich so ein Kit verkaufen will? [1] https://nitrocaster.me/store/x220-x230-fhd-mod-kit.html
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Fynn P. schrieb: > Und muss ich noch irgendwas anderes (regulatives) beachten, wenn ich so > ein Kit verkaufen will? Du verkaufst kein Gerät und auch keine laieninstallierbare Erweiterung für ein Gerät. Du brauchst kein WEEE weil dein Teil zusammen mit dem P-Touch weggeschmissen wird, dein Teil enthält keinen Motor also entfällt eine Betrachtung der Maschinenrichtlinie (nicht ganz, es könnte den Motor des P-Touch zu unpassenden Gelegenheiten in Betrieb setzen, das solltest du verhindern). Offiziell müsstest du prüfen, ob der Einbau deines Teils das EMV Verhalten der Kiste verschlechtert. Fynn P. schrieb: > über WiFi Aber jetzt kommt der Hammer: du rüstet Funk nach. Vergiss es. Ganz grosses VERGISS ES Es ist nicht deine Intelligenz, die dazu führt, dass du der erste bist, der so was anbietet, sondern die Erfahrung der klügeren Konkurrenten, dass die nötigen Prüfungen nach RED sich für so geringe Stückzahlen niemals amortisieren. Denn es nützt dir nichts, wenn dein WLAN Modul schon ein CE hat und nach RED geprüft wurde, es muss das ganze Gerät mit eingebautem Modul nach RED geprüft werden, so 5000 EUR pro Durchlauf. Einfach nur die Platine ohne WLAN Modul zu verkaufen geht, dann obliegt der Test des Gesamtgerätes dem Kunden, macht aber die Kundenbasis noch kleiner. Belass es als open source Projekt, es ist damit kein Geld zu verdienen.
MaWin schrieb: > Denn es nützt dir nichts, wenn dein WLAN Modul schon ein CE hat und nach > RED geprüft wurde, es muss das ganze Gerät mit eingebautem Modul nach > RED geprüft werden, so 5000 EUR pro Durchlauf. Woher kommen immer diese absurden Preise für EMV und RED Tests? Wo lasst ihr die machen? Bei Boeing? Normaler EMV/RED Test für Industriegeraffel kostet hier ca. 1-2k.
Ja ähm. Es soll doch nur eine Art Bausatz verkauft werden. Es läuft dabei doch niemals das Gerät mit Einbau übern Ladentisch. Also kann das doch gar nicht testbar sein?
F. M. schrieb: > MaWin schrieb: >> Denn es nützt dir nichts, wenn dein WLAN Modul schon ein CE hat und nach >> RED geprüft wurde, es muss das ganze Gerät mit eingebautem Modul nach >> RED geprüft werden, so 5000 EUR pro Durchlauf. > > Woher kommen immer diese absurden Preise für EMV und RED Tests? > Wo lasst ihr die machen? Bei Boeing? > > Normaler EMV/RED Test für Industriegeraffel kostet hier ca. 1-2k. Wo ist hier? RED mit welcher Art von Funk?
F. M. schrieb: > Normaler EMV/RED Test für Industriegeraffel kostet hier ca. 1-2k. Rechne 250 Euro pro Stunde Hallenzeit. Messen geht mittlerweile schnell, FFT sei Dank. Aufbauen dauert, und die Menge der ggf notwendigen Prüflingspositionen macht auch was aus.
F. M. schrieb: > Normaler EMV/RED Test für Industriegeraffel kostet hier ca. 1-2k. Normaler EMV sicherlich wäre sogar grosszügig, aber RED (egal ob für WLAN oder GSM), das möchte ich sehen, das nehm ich dir nicht ab.
F. M. schrieb: > Normaler EMV/RED Test für Industriegeraffel kostet hier ca. 1-2k. Mitsamt der nötigen Doku? Oder nur "um zu wissen was geht"? Helge schrieb: > Es soll doch nur eine Art Bausatz verkauft werden. Es läuft > dabei doch niemals das Gerät mit Einbau übern Ladentisch. Also kann das > doch gar nicht testbar sein? Dann muss es der Kunde, der es einbaut, testen lassen, weil er ja mit diesem Modul eine Funkanlage baut. Das solltest du ihm sagen. Nur für den Fall.
MaWin schrieb: > Denn es nützt dir nichts, wenn dein WLAN Modul schon ein CE hat und nach > RED geprüft wurde, es muss das ganze Gerät mit eingebautem Modul nach > RED geprüft werden Das stimmt mit dieser Absolutheit auch wieder nicht. > Belass es als open source Projekt, es ist damit kein Geld zu > verdienen Dem würde ich mich dennoch anschließen.
Jörg W. schrieb: > MaWin schrieb: >> Denn es nützt dir nichts, wenn dein WLAN Modul schon ein CE hat und nach >> RED geprüft wurde, es muss das ganze Gerät mit eingebautem Modul nach >> RED geprüft werden > > Das stimmt mit dieser Absolutheit auch wieder nicht. Da würde ich gerne mehr wissen :-) Ich habe ein (WLAN/LTE)Modul das "vorzertifiziert" ist. Ich habe also Dokumentation die angibt wie das Modul getestet wurde (z.B. mit welcher externen Antenne). Das Modul verbaue ich jetzt (per Auflöten auf eine eigene LK) in mein eigenes Gerät. Was muss denn da noch genau nach RED gemessen werden? Wir haben selbst von Laboren unterschiedliche Aussagen gehört. Matthias
Μαtthias W. schrieb: > Wir haben selbst von Laboren unterschiedliche Aussagen gehört. Das ist eigentlich das Hauptproblem dabei. ;-) Prinzipiell erklärst du erst einmal die Konformität, und du muss natürlich für diese Erklärung irgendwelche Belege haben. Irgendwo muss da auch mal eine "benannte Stelle" gemessen haben. Es ist aber eben gar nicht so explizit, dass du jedesmal auch alles messen lassen musst (FCC ist da strikter, aber selbst die haben mittlerweile Möglichkeiten geschaffen, dass man nicht unbedingt immer alles messen muss). Du musst natürlich im Zweifelsfalls schlüssig nachweisen können, dass du gegenüber den Bedingungen, unter denen mal die Messung gemacht worden ist, auf keinen Fall etwas zum Ungünstigeren verändert hast. Schon eine blöde Antennenanordnung kann ja da etwas ändern, wenn nicht sowieso in jeglicher Hinsicht genug Spielraum da war (bspw. indem eine Antenne die Oberwellen stärker abstrahlt als gewünscht). Eine ganz andere Sache ist allerdings die EMV-Messung, also Abstrahlung jenseits der gewünschten Aussendung (durch all deine Digitallogik) sowie Einstrahlfestigkeit. Vermutlich brauchst du eine gute Messausrüstung und viel Erfahrung, um dort mit völliger Sicherheit eine Komformität erklären zu können, ohne noch ein Messlabor aufzusuchen.
Aber wie du schon festgestellt hast, manches daran ist etwas schwammig. Das dürfte dazu führen, dass man bei kommerzieller Fertigung bei einer Kosten-Risiko-Analyse schnell zu dem Schluss kommt, lieber gleich alles nochmal messen zu lassen. Die Kosten dafür kannst (und musst) du ja auf dein Produkt umlegen und dir von deinen Kunden letztlich bezahlen lassen. Irgendwelche Ordnungsstrafen oder Produkt-Rückrufkosten bei sich herausstellender Nichtkonformität dagegen zahlst du aus der eigenen Tasche.
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