Schönen Sonntag Vormittag! Wenn man ein Gerät oder eine Schaltung entwickelt ist das Wichtigste dass man weiß was man überhaupt will. Entwickler die das beruflich machen haben es da einfach, sie bekommen die Vorgaben vom Kunden, von ihrem Chef oder vom Projektmanager. Aber wie bestimmt ihr für "private Projekte" was "gut genug" ist? Einfaches Beispiel: Labornetzteil das von 0 bis 30 V und von 0 bis 5 A einstellbar ist. Konstante Spannung bzw. konstanter Strom. (Nein, ich will kein solches Ding bauen, das ist nur ein Beispiel!) Wie legt ihr fest was der maximale Ripple sein darf, oder die maximale Kapazität die man an den Ausgang anschließen darf bei der der Regler noch sauber arbeitet? Das ist eine Problematik die mich schon lange beschäftigt. Denn viele Leute fragen hier nach Hilfe bei der Dimensionierung von was-auch-immer ohne überhaupt zu wissen was sie wirklich wollen. Da kommen dann solche Gespräche dabei heraus: TO: Ich möchte ein regelbares Netzteil machen es soll das und das können. Jemand: Wie viel Ripple darf die Ausgangsspannung haben? TO: Keine Ahnung, so wenig wie mögich ... Jemand: Was heißt für dich "so wenig wie möglich", ein paar µV, ein paar mV, ...? Bei welcher Last? TO: Keine Ahnung ... Und schlussendlich ist niemandem damit geholfen.
Frodo G. schrieb: > Entwickler die das beruflich machen haben es da einfach, > sie bekommen die Vorgaben vom Kunden Meine Erfahrung als Softwareentwickler ist, dass die Kunden in den allermeisten Fällen nur wissen, was sie haben wollen, aber nicht was sie brauchen. Das heißt: Die Anforderungen sind schon mit vielen "wäre schön wenn" Features gespickt, auf die ganz schnell verzichtet wird, wenn Zeit/Geld knapp wird. Und das wird es, weil zahlreiche funktionale Anforderungen vergessen wurden. Nun ist es Aufgabe des technischen Projektleiters, diese Lücken zu erkennen, zu ergänzen und zu hinterfragen. Ein typischer Fall: Kunde fordert - wenn der Sensor >20 liefert, dann mach dies - wenn der Sesnor >30 liefert, dann mach das - Schön wäre, wenn das Gerät schon vorher anzeigen würde, dass der Wert knapp an einer dieser Schwellen liegt. Die Gegenfragen dazu müssen lauten: - Was soll bei <=20 passieren? - Gibt es eine weitere Schwelle oberhalb von 30? - Sollen bestimmte Werte als ungültig behandelt werden? Wenn ja, was soll dann passieren? - Sollen kurze Ausreißer ignoriert werden? Wenn ja, was genau sind "kurze" Ausreißer? - Was genau heißt "knapp an einer dieser Schwellen"? Zu deinem Netzteil-Beispiel: > Wie legt ihr fest was der maximale Ripple sein darf, > oder die maximale Kapazität die man an den Ausgang > anschließen darf bei der der Regler noch sauber arbeitet? Das muss der Auftraggeber wissen. Wenn es sich dazu nicht äußern kann, macht man einen Vorschlag der ohne besonderen Mehraufwand erreichbar ist und im Rahmen des üblichen liegt. Das lässt man sich dann vom Auftraggeber absegnen. Bei uns gibt es immer ein Anforderungsdokument vom Auftraggeber und dazu ein technischen Lösungskonzept von uns. Die Programmierer arbeiten nach dem Lösungskonzept, deswegen ist es erforderlich, dass der Auftraggeber dieses als Bestandteil des Vertrages unterschreibt. Alle offenen Fragen sind gelb markiert und enthalten einen konkreten Vorschlag. Beispiel: Wir hatten Fälle da wollte der Kunde einen "Report als Datei", ohne anzugeben, was da genau reported wird und in welcher Form. Deswegen schrieben wir als gelb markierte Annahme hin:
1 | Der Report wird am Anfang des Monats nachts per cron-job erstellt. |
2 | Er enthält eine Liste aller Kunden mit Kundennummer, Vorname, |
3 | Nachname, Email Adresse, und Umsatz im vorherigen Monat. |
4 | Das Dateiformat wird CSV sein, Spalten durch Komma getrennt, |
5 | Strings in doppelte Anführungsstriche, Zeilenumbrüche im Unix Format. |
6 | Der Dateiname ist "report_<yyyymmss>_<hhmmss>.csv", |
7 | wobei der Zeitstempel angibt, wann die Datei erstellt wurde. |
8 | Die Datei wird auf einen konfigurierbaren SFTP Server hochgeladen, |
9 | wahlweise mit Passwort oder SSH Key. |
Klar kommt genau 1 Monat nach der Inbetriebnahme die Reklamation, dass diese Datei nicht den gewünschten Inhalt hat. Das ist immer das gleiche Spiel, ich habe das schon 20x hinter mir. Aber dem Kunden ist auch völlig klar, dass er es selbst verbockt hat, denn er hat bekommen, was er beauftragt hat. Er hat es trotz gelber Markierung selbst unterschrieben.
Frodo G. schrieb: > Wie bestimmt ihr für "private Projekte" was "gut genug" ist? Nur du weist, was du an dein Labornetzteil anschließen willst. Also schau in dessen Doku nach, was diese Produkte als Anforderung haben. Oder man fängt billig an und arbeitet sich bei Bedarf hoch. Trial and error. Dann hast du das Risiko, dass die Kosten aus dem Ruder laufen oder du das Projekt abbrechen musst. Im Hobby ist das keine Schande.
Also da meine Ressourcen begrenzt sind, überlege ich mir halt was ich brauche. Also wenn ich etwas haben will, oder benötige oder bauen will, oder entwickeln will. Dann weiß ich doch schon vorher welche Anforderungen es erfüllen muss. Also wenn es nur meinen Basteltrieb befriedigen soll, dann ist halt die Anforderung wie befriedigt es mein basteltrieb am besten. Und wenn ich es für zukünftige spätere Projekte, als Werkzeug brauche wie z.b. einen Labornetzgerät, dann wird dieses natürlich so dimensioniert dass es für diese Projekte geeignet ist. Muss man halt mal 5 Minuten in sich gehen, und überlegen in welchem Maße man noch Dinge anfangen will. Und vor allem wann man dies gedenkt zu tun.
Beim Labornetzteil habe ich hier im Forum einige Knackpunkte erfahren, auf die man achten muss. Für mich speziell interessant waren Überschwinger beim Einschalten - hätte ich nie erwartet. Es ist immer gut, wenn man die Schwächen seiner Werkzeuge kennt. Also habe ich mein billig-Gerät überprüft und festgestellt, dass es in dieser Hinsicht OK ist. Wäre es nicht OK gewesen, hätte ich wahrscheinlich ein verzögert schaltendes Relais eingebaut.
Du schaust bei den Distributoren was für Bauteile vor 2024 lieferbar sind und reduzierst Deine Anforderungen so lange bis sie damit umsetzbar sind.
Gerd E. schrieb: > Du schaust bei den Distributoren was für Bauteile vor 2024 lieferbar > sind und reduzierst Deine Anforderungen so lange bis sie damit umsetzbar > sind. Ja, das ist aktuell der limitierende Faktor. Egal wie viel Geld man bereit ist auszugeben, mache Teile gibt es einfach nicht. Aber ich denke dass diese "Einschränkung" einige sehr kreative Lösungsansätze zur Folge haben wird ...
Stefan ⛄ F. schrieb: > Frodo G. schrieb: >> Wie bestimmt ihr für "private Projekte" was "gut genug" ist? > > Oder man fängt billig an und arbeitet sich bei Bedarf hoch. Trial and > error. Dann hast du das Risiko, dass die Kosten aus dem Ruder laufen > oder du das Projekt abbrechen musst. Im Hobby ist das keine Schande. Ja, ich bin mir sicher jeder hat mit mit einem simplen "LM317 + Poti" - Netzteil angefangen ... (Ich persönlich habe das ...) Stefan ⛄ F. schrieb: > Frodo G. schrieb: >> Wie bestimmt ihr für "private Projekte" was "gut genug" ist? > > Nur du weist, was du an dein Labornetzteil anschließen willst. Also > schau in dessen Doku nach, was diese Produkte als Anforderung haben. Das ist ein guter Ansatz. Für das Beispiel "Labornetzteil" würde das heißen dass man sich das "empfindlichste" Bauteil das man versorgen will raussucht (µC, FPGA, ...) und das Netzteil dann für die maximal zulässigen Werte anpasst.
Frodo G. schrieb: > Aber wie bestimmt ihr für "private Projekte" was "gut genug" ist? Gut genug ist es erst dann, wenn ich es nicht schaffe, es besser zu machen.
Beim ESP8266 weiss ich aus Experimenten, dass er bei schnellen Schwankungen von 300 mV zuverlässig abschmiert. Da ich mit diesen Chips hantiere wäre für mich also wichtig, dass der Ripple deutlich geringer ist. Um die Info zu vervollständigen: Langsame Schwankungen (z.B. Batterie wird entladen) verträgt der ESP8266 hingegen im ganzen Bereich, den das Datenblatt verspricht. Allerdings sind auf den Modulen oft Flash Speicher verlötet, die nur im Bereich 2,8 bis 3,6 Volt zuverlässig arbeiten.
ArnoR schrieb: > Gut genug ist es erst dann, wenn ich es nicht schaffe, es besser zu > machen. Oder wenn der Zeit-/Arbeitsaufwand in keinem Verhältnis zur erzielbaren Verbesserung steht. Hat man die Zeit, kann es auch sein, dass man es als Herausforderung ansieht, über die eigentliche Notwendigkeit hinaus zu verbessern. Im professionellen Bereich sind das dann die Kosten. Deshalb gibt es dort auch ein abgestimmtes Lastenheft.
Frodo G. schrieb: > Aber wie bestimmt ihr für "private Projekte" was "gut genug" ist? Ich nutze dafür ein 3-Schritt-Verfahren: Schritt 1: Phantasie-Lastenheft mit Wunsch-Ausstattung. Die genauen Werte, die ich da hineinschreibe, sind gar nicht mal so wichtig. Wichtiger ist das Aufschreiben der Anwendungen (Neudeutsch "use cases"), die man damit verbindet. Schritt 2: Grobplanung mit Aufwandsabschätzung für Wunsch-Features. Schritt 3: Zusammenstreichen des "Lastenhefts" aus Schritt 1, bis das Ganze realisierbar ist und trotzdem die wichtigsten Anwendungen abgedeckt sind. Oft wird in diesem Schritt aus einem großen Projekt zwei kleine. Man könnte das Ergebnis als "Pflichtenhefte" bezeichnen.
Walter T. schrieb: > Schritt 1: Phantasie-Lastenheft mit Wunsch-Ausstattung. Die genauen > Werte, die ich da hineinschreibe, sind gar nicht mal so wichtig. > Wichtiger ist das Aufschreiben der Anwendungen (Neudeutsch "use cases"), > die man damit verbindet. > > Schritt 2: Grobplanung mit Aufwandsabschätzung für Wunsch-Features. > > Schritt 3: Zusammenstreichen des "Lastenhefts" aus Schritt 1, bis das > Ganze realisierbar ist und trotzdem die wichtigsten Anwendungen > abgedeckt sind. Der Ansatz gefällt mit, setzt aber voraus dass man genug Erfahrung hat um abschätzen zu können was machbar ist und was eher nicht.
HildeK schrieb: > ArnoR schrieb: >> Gut genug ist es erst dann, wenn ich es nicht schaffe, es besser zu >> machen. > > Oder wenn der Zeit-/Arbeitsaufwand in keinem Verhältnis zur erzielbaren > Verbesserung steht. Hat man die Zeit, kann es auch sein, dass man es als > Herausforderung ansieht, über die eigentliche Notwendigkeit hinaus zu > verbessern. > Im professionellen Bereich sind das dann die Kosten. Deshalb gibt es > dort auch ein abgestimmtes Lastenheft. Da könnte man noch "Nutzen" hinzufügen. Denn was bringt einem z.B. ein Labornetzteil das 1 µV Ripple hat? Genau: Nicht wirklich viel ...
Frodo G. schrieb: > Aber wie bestimmt ihr für "private Projekte" was "gut genug" ist? Ganz einfach. Man weiß was man will. Und genau DAS ist perfekt für MICH. Es ist also eine Rückwärts-Planung. Ich habe das Endprodukt geistig im Kopf, suche mir die Bauteile etc. zusammen. Überlege ob ich das Prg. (wenn meist nötig) schaffe und wie ich es aufbaue. Dann mache ich es. Und es ist PERFEKT für mich. Bei deine Netzteilbeispiel gibt es noch einen andere Frage : Ist es den Aufwand wert. ????. Bei Netzteilen sicher nicht. Da bekomme ich ein geregeltes Labor-Netzgerät für 40 Euro. Ich entwickele privat nur Dinge die entweder auf den Markt total überteuert sind, oder es nicht gibt bzw. was es gibt nicht meinen Ansprüchen gerecht wird.
ArnoR schrieb: > Frodo G. schrieb: >> Aber wie bestimmt ihr für "private Projekte" was "gut genug" ist? > > Gut genug ist es erst dann, wenn ich es nicht schaffe, es besser zu > machen. Hehehe... wo ich grade schreiben hatte wollen: "Der limitierende Faktor ist oftmals auch, was jeder einzelne KANN ..." Weniger die Ausrüstung (die gibt es heutzutege zu erschwinglichen Preisen), sondern mit allem entspr. umgehen zu können. Was mich zu folgender Frage führt: Schlaumaier schrieb: > Ich entwickele privat nur Dinge die entweder auf den Markt total > überteuert sind, oder es nicht gibt Du? Falls Du die Frage nicht verstehen solltest, noch einmal: *DU?* Weswegen hast Du dann nicht längst finanziell völlig ausgesorgt (und wieso merkt man Dir Deine Kompetenz nicht an... verbirgst Du sie absichtlich...)?
Graureiher schrieb: > Weswegen hast Du dann nicht längst finanziell völlig ausgesorgt Aus vielen Gründen. 1. Ich bin zufrieden mit der Kohle die ich habe. 2. Was ich für mich entwickele bleibt in meiner Wohnung und wird nur von mir genutzt. Was bedeutet : Ich kann gewissen Dinge (Design etc) locker sehen. 3. Es wird i.d.R. mit Arduinos gebaut falls es ein Steuerprogramm braucht. Und die mögt ihr im "Profi-Bereich" nicht. 4 und wichtigsten. Sie sind so speziell + individuell das es kein Massenmarkt dafür gibt. 5. Ich müsste mir Fremdkapital besorgen um eine Serie-Fertigung zu machen. Und dann reden mir andere Leute da rein. DAS wird nie passieren.!!! 6. Selber wenn ich mich überreden könnte (was nie passieren wird) es zu vermarkten, wäre DE das letzte Land auf den Planeten in den ich die Produkte produzieren + verkaufen würde. Ach und ich will rein aus Neugierde mal wissen, wie viele TOP Produkte in den Schublade von Leuten wie mir verschwinden die genau wie ich denke.
Graureiher schrieb: > ArnoR schrieb: >> Frodo G. schrieb: >>> Aber wie bestimmt ihr für "private Projekte" was "gut genug" ist? >> >> Gut genug ist es erst dann, wenn ich es nicht schaffe, es besser zu >> machen. > > Hehehe... wo ich grade schreiben hatte wollen: "Der limitierende > Faktor ist oftmals auch, was jeder einzelne KANN ..." > > Weniger die Ausrüstung (die gibt es heutzutege zu erschwinglichen > Preisen), sondern mit allem entspr. umgehen zu können. Stimmt! Bei mir persönlich ist das auf jedem Fall der limitierende Faktor ...
Schlaumaier schrieb: > Graureiher schrieb: >> Weswegen hast Du dann nicht längst finanziell völlig ausgesorgt > > Aus vielen Gründen. Dem kann ich nur zustimmen! Bis auf Punkt 3, ich verstehe bis heute nicht was dieses "Arduino" Zeugs soll.
Frodo G. schrieb: > Bis auf Punkt 3, ich verstehe bis heute nicht was dieses "Arduino" Zeugs > soll. Es ist PREISWERT. Ich bekomme eine Steuerelektronik für 2 Euro. Für den PRIVATEN Nutzer völlig ausreichend. Und da ich mich an keine Bestimmungen halte muss. ergo Warum NICHT. Und so nebenbei. Ich mache es nicht weil ich muss. !!!! Ich mache es, weil ich Spaß daran habe und stolz auf mich bin, das ich es dann geschafft habe. Und zwar OHNE in einen Forum mir das sorgsam vorkauen zu lassen. Ich habe jedes + alles selbst recherchiert, überlegt bzw. getestet ob das so geht. Klar gibt und gab es Rückschläge. Aber die sind seit es Steckboards und Arduinos gibt nicht mehr so schlimm. Ich bin dann halt stolz auf mich weil ich es geschafft habe. Und der einzige der mir Hilft ist Tante Google. Und da das was ich mache immer einmalig ist, muss ich viele kleine Puzzelteile zu einen ganzen zusammen fügen. Würde mir einer sagen wie ich was machen müsste, ist das Projekt SOFORT gestorben. Einige Ideen / Projekte auf der Arbeit haben das erlebt. Ich habe mal ne Idee (Beta-Version) einer Software vorgeführt die ich aus Langeweile entwickelt habe. Sie haben sie mir zerredet und an Ende des Gespräches habe ich die Disketten in den Reißwolf getan. Problem gelöst. Der Anblick des Entsetzen als ich sagte es war auch die Sicherheitskopien waren die fast 50 Std. Arbeit wert. ;))
Schlaumaier schrieb: > Frodo G. schrieb: > Und so nebenbei. Ich mache es nicht weil ich muss. !!!! Ich mache es, > weil ich Spaß daran habe und stolz auf mich bin, das ich es dann > geschafft habe. Und zwar OHNE in einen Forum mir das sorgsam vorkauen zu > lassen. Vielleicht ist meine ursprünglich Frage Schwachsinn. Das tolle an Bastelprojekten ist ja das man tun und lassen kann was man will und die "Anforderungen" nicht in Stein geschrieben sind sondern beliebig geändert werden können (ohne dass man sich rechtfertigen muss).
Frodo G. schrieb: > Vielleicht ist meine ursprünglich Frage Schwachsinn. > Das tolle an Bastelprojekten ist ja das man tun und lassen kann was man > will und die "Anforderungen" nicht in Stein geschrieben sind sondern > beliebig geändert werden können (ohne dass man sich rechtfertigen muss). Da hast du vollkommen recht. Selbst wenn es so schwachsinnige Sachen wären, wie es muss nach Zimt riechen, oder im Innern eines Pudding sein. Wenn es genau das ist was du dir wünschst warum nicht. Und genau deswegen kaufe ich z.B Werkzeug welches ich erst in Zukunft brauche. Weil ich es haben will. Und meinen Sammeltrieb befriedigen kann.
Weil du nicht weißt, was du, wenn überhaupt, in Zukunft wie oft brauchen wirst, hat es wenig Sinn, sich einen Anforderungskatalog zu stricken. Umgekehrt mache ich es: Ich habe eine Vorstellung vom Aufwand, den ich treiben will (und muss), und versuche innerhalb dieser ökonomischen Grenzen ein Optimum zu erreichen. Ein Gerät, das kommerziell aus dem Katalog verkauft werden soll, muss sich mit den Daten und im Preis dem Wettbewerb stellen. Die Frage lautet dann, können wir so ein Ding so konstruieren (incl. Design), dass es konkurrenzfähig ist? Oder hat jemand eine Idee, wie wir es sogar besser machen können?
Ja, das ist auch eine Art am das "Problem" heranzugen: Ich möchte ein Gerät bauen das XYZ macht. Wie kann ich das mit dem Material das ich habe vernünftig umsetzen? (Ohne extra Teile bestellen zu müssen und auf die Lieferung bzw. Verfügbarkeit zu waren)
Stefan ⛄ F. schrieb: > Für mich speziell interessant waren > Überschwinger beim Einschalten - hätte ich nie erwartet. > ... > Also habe ich mein billig-Gerät überprüft und festgestellt, dass es in > dieser Hinsicht OK ist. Wäre es nicht OK gewesen, hätte ich > wahrscheinlich ein verzögert schaltendes Relais eingebaut. Es ist übrigens ganz alte Laborweisheit, dass man Netzteile und auch andere Geräte immer erst mal einschaltet und dann anschließt. Und die Fragen in den Foren demonstrieren doch eindrucksvoll, dass nur wenige ihr Projekt so erschöpfend "durchdacht" haben, dass wirklich nur das gefragte Problem behandelt werden muß. Vielmehr zeigt sich meist schon nach wenigen Beiträgen, dass die angefragte Lösung gar nicht zum "eigentlichen" Problem paßt. An dieser Stelle setzt bei ernsthafter Bemühung ein persönlicher Lernefekt ein und das ist wichtig! Oftmals hört man aber schon nach kurzer Zeit nichts mehr vom TO...schade... Gruß Rainer
Rainer V. schrieb: > Stefan ⛄ F. schrieb: >> Für mich speziell interessant waren >> Überschwinger beim Einschalten - hätte ich nie erwartet. >> ... >> Also habe ich mein billig-Gerät überprüft und festgestellt, dass es in >> dieser Hinsicht OK ist. Wäre es nicht OK gewesen, hätte ich >> wahrscheinlich ein verzögert schaltendes Relais eingebaut. > > Es ist übrigens ganz alte Laborweisheit, dass man Netzteile und auch > andere Geräte immer erst mal einschaltet und dann anschließt. Das ist etwas problematisch wenn das Netzteil räumlich vom "zu bestromenden Gerät" getrennt ist. (Gerät steht in einem Klimaschrank zum Beispiel) Da ist die "Output On/Off" Funktion von besseren Netzteilen schon praktisch.
Frodo G. schrieb: >> Es ist übrigens ganz alte Laborweisheit, dass man Netzteile und auch >> andere Geräte immer erst mal einschaltet und dann anschließt. > > Das ist etwas problematisch wenn das Netzteil räumlich vom "zu > bestromenden Gerät" getrennt ist. Ich halte es sogar für eine ganz wesentliche Eigenschaft, dass ein Netzgerät beim Ein- und Ausschalten und bei Stromausfall- und -wiederkehr keinen Unsinn produziert, vor allen Dingen keine Überspannung. Das kann leicht passieren, wenn die Regelschaltung eine eigene Versorgung (Gleichrichter, Kondensator) hat und dadurch schon bzw. noch außer Gefecht ist, wenn der "Hauptkondensator" noch bzw. schon geladen ist. Letztendlich gilt das natürlich für jedes Netzteil. Mein "gutes altes" Doppel-Labornetzteil hat mir ein paar teure Schäden verursacht, weil die Spannung heftig überschießt, wenn es aus der Strombegrenzung (z. B. Kurzschluss) in die Spannungsbegrenzung gehen soll. Bis sie das kapiert hat, sind Schaltungen, die nur für 5 V geeignet sind, schon mit 12 V oder mehr getötet worden. Sehr schlechtes Design. Das stand wohl nicht im Anforderungskatalog (und dem Entwickler war's vielleicht egal...). Das musste ich erst mal selber zähmen.
Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb: > Ich halte es sogar für eine ganz wesentliche Eigenschaft, dass ein > Netzgerät beim Ein- und Ausschalten und bei Stromausfall- und > -wiederkehr keinen Unsinn produziert, vor allen Dingen keine > Überspannung. Deswegen hatte ich angenommen, dass es solche Netzteile gar nicht gibt. Ich wurde hier allerdings eines besseren belehrt. Manche machen diesen "Fehler" sogar beim Abschalten.
Frodo G. schrieb: > Wie legt ihr fest was der maximale Ripple sein darf, Blick ins Datenblatt/AppNote für den Kondensator: https://www.vishay.com/docs/40057/ldacripp.pdf Und damit gilt auch hier eine Variante der universaken Antwort: RTFM! Und wenn man nicht draufkommt was mit Manual hier gemeint sein könnte, sollte man ein Einsehen in die eigene Inkompetenz haben und es komplett den Experten überlassen.
Frodo G. schrieb: > Das ist etwas problematisch wenn das Netzteil räumlich vom "zu > bestromenden Gerät" getrennt ist. Was an "erst Einschalten und dann die Bananen einstecken" hast du denn nun nicht verstanden?? Wenn die Leitung hinlangt, dann kann das Netzteil auch auf dem Mond stehen und umgekehrt :-) Gruß Rainer
> Ja, ich bin mir sicher jeder hat mit mit einem simplen "LM317 + Poti" - > Netzteil angefangen ... Nö, denn es gibt ja Personen die haben mit Selberbau angefangen, bevor es solchen Luxus wie LM317 gab. Batterien dürfte der anfang gewesen, Trafo mit mehren Abzweigung, Grätz, Elko und Z-Diode, ...
Frodo G. schrieb: > Wenn man ein Gerät oder eine Schaltung entwickelt ist das Wichtigste > dass man weiß was man überhaupt will. > Labornetzteil das von 0 bis 30 V und von 0 bis 5 A einstellbar ist. Ein Labornetzteil ist eine Lösung (solution space). Die wichtige Frage ist: was ist das Problem was gelöst werden soll (problem space). Dies könnte z.B. die Spannung-Versorgung von Boards in der Entwicklung sein. Vielleicht reicht ja auch eine einfache Batterie/Akku ggf. mit einer Sicherung? Da hast du 0 Ripple. > Wie legt ihr fest was der maximale Ripple sein darf, oder die maximale > Kapazität die man an den Ausgang anschließen darf bei der der Regler > noch sauber arbeitet? Hängt davon ab, was du dranhängen willst, d.h. von deinem Problem. Erst wenn es dir gelingt die Menge der Probleme die du lösen willst hinreichend genau zu skizzieren, dann kannst du anfangen die Lösung zu definieren. > TO: Ich möchte ein regelbares Netzteil machen es soll das und das > können. Spätestens wenn es um die Kosten geht werden die Wünsche realistischer. Wenn du grob überschlagen kannst, dass ein Ripple von 1mV das zehnfache von 10mV kostet, dann relativieren sich auch die Wünsche. Solange die gewünschten Features noch nicht mit sehr groben Preisschildern hinterlegt sind, kann man schwer diskutieren, was wirklich notwendig und bezahlbar ist. Manchmal hilft auch zu provozieren, z.B. die Frage "würden nicht 3V anstatt 30V auch reichen?" Oft kommen dann die eigentlichen Anwendungsfälle warum man denn 30V benötigt (oder auch nur 25V). Wichtig ist mit den Leuten zu diskutieren, welche das Endprodukt wirklich einsetzen und nicht mit zwischengeschalteten Stationen (sowohl auf Kundenseite als auch in der eigenen Firma). Bei Software macht man das oft so, dass man zuerst sehr früh ein MVP (Mimimum Viable Produkt) an den Kunden liefert und dann die Rückmeldung vom Kunden in die zweite Version einfließen lässt, d.h. man nähert sich iterativ in Schleifen an eine gute Lösung an. Michael
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Bearbeitet durch User
Frodo G. schrieb: > Entwickler die das beruflich machen haben es da einfach, sie bekommen > die Vorgaben vom Kunden, von ihrem Chef oder vom Projektmanager. Nö, Kunden sind die mit Abstand schwierigsten Auftraggeber, denn sie machen sich überhaupt keine Gedanken, was sie eigentlich brauchen. Ich sage oft, wenn Sie die Spezifikation selber vorbereiten, sparen Sie mindestens 30% der Entwicklungskosten. Bisher hat kein einziger darauf reagiert. Vorteilhaft ist es daher, wenn man möglichst viel in Software konfigurierbar macht, dann kann man leichter Änderungen vornehmen und muß nicht alle Platinen wegschmeißen und neu anfangen. Bei einem Netzteil kann der MC die Einschalt- und Ausschaltsequenz erzeugen, damit die Spannung nicht versehentlich hochläuft. Auch kann er sämtliche Hilfsspannungen, Temperatur und SOAR überwachen und bei Bedarf abschalten. Ich hatte mal ein 5kV Netzteil gebaut und bei Ausfall der -15V haben die OPVs auf Anschlag geregelt, d.h. es kamen 8kV raus und es bratzelte ordentlich. Bei HV-Netzteilen hat es sich bewährt, 2 Spannungsteiler vorzusehen. Der MC vergleicht beide Werte, ob sie in einem Toleranzfenster liegen. Fällt ein Spannungsteiler aus, wird abgeschaltet.
Hallo Michael D. schrieb: > Hängt davon ab, was du dranhängen willst, d.h. von deinem Problem. Genau das aber weiß man im Hobbyumfeld nicht unbedingt im vorhinein - am liebsten hätte man doch eine Gerätschaft - hier Labornetzteil - was für "alles" geeignet ist - gibt es aber nicht bzw. man muss sehr viel Kapital, Erfahrung und Wissen haben, denn die 0815 Lösungen sind schon 1000 mal publiziert worden, gibt es für wenig Geld, können die Kommerziellen für das gleiche Geld deutlich besser. Daher ist das mit der Auslegung von "Universalwerkzeugen" wie z.B. einen Labornetzteil so eine Sache. Wer weiß was er auch in Jahren noch braucht hat im Hobbyumfeld meist sowieso schon mehr als genug der entsprechenden Werkzeuge in (fast) allen Qualitätsklassen und ist "immer" seid Jahren- wenn nicht Jahrzehnten dabei und oft auch beruflich vorbelastet. Tja selbst mit den reinen Kauf ist das so eine Sache: Das 100MHz 2 Kanal Digitaloszilloskop reicht oft "im Moment" und nach den eigenen Erwartungen für "alle Ewigkeit" aus und ist leicht bezahlbar - um dann doch in 5 Jahren mit einen weiteren,leistungsstärkeren ergänzt zu werden (Das dann alte bringt dann so wenig Geld das eigentlich nur Platzmangel ein Grund zum verkauf wäre). Das alte steht dann in der Praxis nur noch unbeachtet in der "Ecke"... Andererseits gibt es genug Fälle wo Geld kein (wenig) Hindernis ist und der Anfänger (und nicht nur der) das 4 Kanal 5GHz Oszi kauft es aber nie auch nur ansatzweise ausnutzt - weil das Hobby und die Spezialinteressen sich dann doch anders entwickeln. Tja was macht man nun - wie bestimmt man einigermaßen verlässlich seine Anforderungen bei Sachen die Universal und auf "ewig" funktionieren sollen? Mir selbst ist da keine wirkliche Lösung bekannt - besonders der Weg - "passt schon" und ist schon teuer genug hat sich nicht nur im E-Technikhobby bei mir als eine Fehlentscheidung erwiesen - was "größeres" musste dann doch oft nach wenigen Jahren her. Anders herum gab es das aber auch (wobei da der Preis generell nicht so hoch war) schon der Fall - das "neue Hobby" hat dann doch nicht gezündet -aber es musste direkt schon was besseres sein... Und nein: Verkauf lohnt sich nicht (bin aber auch nicht so der Verkäufertyp) als füllt sie das Lager mit immer mehr zeug was eigentlich nicht mehr gebraucht wird - zum wegschmeißen aber zu Schade ist... Mit den Anforderungen ist das keine so leichte Sache wenn es nicht genau um eine festgelegte Anforderung geht und das Hobby (was ja manchmal auch nicht ewig Hobby bleiben wird)mit rein spielt... Praktiker
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