Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Fragen zu einfacher NF-Verstärkerschaltung


von Alexander S. (Gast)


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Hallo,

im Netz habe ich die bestechend einfache NF-Verstärkerschaltung im 
Anhang gefunden (orange eingerahmt).
Sie stammt von dieser Seite:
https://www.b-kainka.de/bastel3.htm

Dazu habe ich ein paar Fragen:

Warum wird der 1k8-Widerstand nicht direkt an +Ub angeschlossen, sondern 
an den Lautsprecher? Ist das eine Art Gegenkopplung und wenn ja, wie 
funktioniert sie (ist das eine Stromgegenkopplung)?

Bildet der 330K-R eine Gegenkopplung für AC-Signale und wird an ihm 
gleichzeitig DC-mäßig die halbe Betriebsspannung abgegriffen, um die 
Basis vom unteren Vorstufen-TUN vorzuspannen?

Könnte man das Konzept auch für höhere Leistungen auslegen, z.B. die 
beiden Endstufen-Ts durch Leistungstypen oder Darlingtontypen (mit vier 
DUS) ersetzen.
Wenn ja, müssten dann die DUS und alle Ts (elektrisch isoliert) auf dem 
gleichen Kühlkörper untergebracht werden, damit thermisch nichts 
wegläuft?

von A-Freak (Gast)


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Der Anschluß vom 1,8k an den Elko ist eine Bootstrap-Schaltung. Das ist 
das Gegenteil eienr Gegenkopplung, eine Mitkopplung die die Verstärkung 
und Aussteuerbarkeit der Endstufe etwas erhöht, indem die Spannung 
rechts am Widerstand steigt wenn sie links steigt.

Der 330k-Widerstand bildet eine AC- und DC-Gegenkopplung für die 
Endstufe. Weclher Wert jetzt richtig ist hängt davon ab welche aktuelle 
Stromverstärkung dein TUN rechts unten hat. Ist Glücksspiel obs gut oder 
gerade so funktioniert.

Die Endstufentransistoren sind als TUN und TUP sowieso schon völlig 
unterdimensioniert, werden nur dadurch etwas geschützt daß die 
9V-Batterie bei höherem Strom zusammenbricht. Der gleiche Murks wie die 
"Black Devil"-Endstufe.

Je nachdem wie diese Transistoren und die beiden Dioden zusammenspielen 
kann derRuhestrom jeden beliebigen Wert von "nicht vorhanden" (Ton 
verzerrt) und "es raucht" annehmen. Noch größerer Murks.

Mit 3 Dioden und Emmitterwiderständen, sowie etwas leistungsfähigeren 
Transistoren wie den BC328 & BC338 könnte man das brauchbar hinbekommen.

Die Schaltung könnte etwa 0,2W Sinusleistung schaffen, mit einem gutem 
Breitband-LS wird das schon heftig laut.

von Franz Marx (Gast)


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Alexander S. schrieb:
> Warum wird der 1k8-Widerstand nicht direkt an +Ub angeschlossen, sondern
> an den Lautsprecher? Ist das eine Art Gegenkopplung und wenn ja, wie
> funktioniert sie (ist das eine Stromgegenkopplung)?

Hallo,

Ich kenne das sonst auch so, dass der Widerstand 1K8 direkt auf +UB 
liegt.
Eine Stromgegenkopplung über den Lautsprecher ist schon etwas seltsam.
Sollte der Lautsprecher steckbar sein, dann gibt es auch keinen 
Arbeitspunkt für den Transistor, das kann aber auch nicht der Grund 
sein.
Lautsprecher 8 Ohm Widerstand 1,8K macht eigentlich keinen Sinn.

Wenn Du mehr Leistung haben möchtest, warum lässt Du den ganzen 
Transistor Audio Verstärker nicht einfach weg und nimmst einen LM386 
oder noch besser einen TDA2002.

Der Kainka hat sonst auch den LM386 verwendet.

von Franz Marx (Gast)


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A-Freak schrieb:
> Der Anschluß vom 1,8k an den Elko ist eine Bootstrap-Schaltung.

War eine Boosttrap Schaltung nicht ein Elko von +UB über einen 
Widerstand auf den Mittelpunkt der Endtransistoren.
So eine Art Ladungspumpe für eine höhere Spannung.
Hier würde der LS dazwischen liegen.

von A-Freak (Gast)


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Die Schaltung ist exakt diese Ladungspumpe, der Elko hebt die Spannung 
am rechten Ende vom Widerstand an.

Hier wird der Elko nur doppelt ausgenutzt und koppelt zugleich auch noch 
den Lautsprecher an.


LM386 ist ok aber etwas empfindlich auf HF am Eingang (wobei... könnte 
man nicht direkt das Ausion mit dem... Ideen)

TDA2002 habe ich schon lange nicht mehr gesehen, der Nachfolger 2003 ist 
auch schon selten. Außerdem sind beide ebenfalls sehr nervös und neigen 
zum Schwingen.

von Franz Marx (Gast)


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A-Freak schrieb:
> TDA2002 habe ich schon lange nicht mehr gesehen, der Nachfolger 2003 ist
> auch schon selten. Außerdem sind beide ebenfalls sehr nervös und neigen

Wäre nur wenn einer noch so einen Altbestand davon hat.
Nachteil vom TDA 2002 2003, für ein Batteriebetriebenes Gerät ist die 
Stromaufnahme etwas hoch.

Für den LM386 würde es auch Nachfolger geben.
So z.B. TDA 7050 oder TDA 7052, dann entfällt auch der Ausgangselko.

von Alexander S. (Gast)


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Danke für die vielen Antworten!

A-Freak schrieb:
> Der Anschluß vom 1,8k an den Elko ist eine Bootstrap-Schaltung. Das ist
> das Gegenteil eienr Gegenkopplung, eine Mitkopplung die die Verstärkung
> und Aussteuerbarkeit der Endstufe etwas erhöht, indem die Spannung
> rechts am Widerstand steigt wenn sie links steigt.

Exakt, habe es mittlerweile auch in einem älteren Elektronikbuch so 
gefunden.

A-Freak schrieb:
> Mit 3 Dioden und Emmitterwiderständen, sowie etwas leistungsfähigeren
> Transistoren wie den BC328 & BC338 könnte man das brauchbar hinbekommen.

Bei den Dioden kann man ja experimentieren und notfalls auch auf 
Schottky-Exemplare ausweichen.
Werde die Schaltung dann so aufbauen und schauen, wie sie sich macht.


Franz Marx schrieb:
> Für den LM386 würde es auch Nachfolger geben.
> So z.B. TDA 7050 oder TDA 7052, dann entfällt auch der Ausgangselko.

Den TDA7052 nutze ich ansonsten auch gerne, klasse Teil. Jetzt ist aber 
Transistorbasteln dran ;)

von Manfred (Gast)


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Alexander S. schrieb:
> notfalls auch auf Schottky-Exemplare ausweichen.

... mit dem Ziel, möglichst hohe Übernahmeverzerrungen zu bekommen.

Dort gehört Silizium rein, DUS = 1N4148 / 1N914

TUN / TUP weiß ich garnicht mehr, ob das noch BC107(8-9) - BC177(8-9) 
oder schon Plastik BC237(8-9) - BC307(8-9) war.

von Nautilus (Gast)


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Die Transistoren in der Endstufe möchten nach gleicher Kennlinie im 
Arbeitspunkt ausgesucht werden.
Die Rundfunkwerkstätten haben das seinerzeit als Pärchen sortiert im 
Ersatzteilhandel bezogen.
Als Amateur ist dies eine Herausforderung. Man benötigt viele 
Transistoren (ca. 300 Stück) aus verschiedenen Chargen (=verschiedene 
Bestellungen) und einen Kennlinienschreiber, Minimalvariante: atlas DCA 
75 Pro + PC und viel Zeit.

von Thomas B. (thombde)


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Manfred schrieb:
> TUN / TUP weiß ich garnicht mehr, ob das noch BC107(8-9) - BC177(8-9)
> oder schon Plastik BC237(8-9) - BC307(8-9) war.

TUP/TUN war doch nur NPN oder PNP.
Da kann man irgendwas aus der Grabbelkiste nehmen.
Natürlich kein Leistungstransistor.
Aber irgendetwas mit Hfe 200-800

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Manfred schrieb:
> TUN / TUP weiß ich garnicht mehr, ob das noch BC107(8-9) - BC177(8-9)
> oder schon Plastik BC237(8-9) - BC307(8-9) war.

Spielt keine Rolle. BC107, BC108, BC237, BC238, BC 547, BC548 usw. sind 
alles TUN.
Anbei mal so eine ähnliche 'Endstufe'. Auch hier lässt sich mit 
BC327/337 oder BC639/640 ein wenig mehr Saft rauskitzeln. Die 
eingezeichneten 1N4004 sind natürlich nur ein Spass und können durch 
1N4148/4151 o.ä. ersetzt werden. Diese Endstufe ist auch unabhängiger 
von der Last.

: Bearbeitet durch User
von Günter Lenz (Gast)


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von Matthias S. schrieb:

>gegentakt3.gif

R3, R4 würde ich kleiner machen vielleicht so 1 Ohm,
sonst kommt nicht besonders viel Leistung raus.

Bei dieser schaltung (Lautsprecher an - ) läst sich
auch eine Bootstrap-Schaltung bauen, R1 durch eine
Reihenschaltung von zwei 220 Ohm-Widerständen ersätzen
und dann vom Ausgang eine Rückkopplung über einen Elko
zwischen diesen beiden Widerständen machen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Günter Lenz schrieb:
> sonst kommt nicht besonders viel Leistung raus.

Hehehe, wenn man hier von Leistung überhaupt sprechen kann. Immerhin ist 
die Schaltung so gut wie überhaupt nicht vom hfe des ersten Transistor 
abhängig, läuft auch mit 6V und ist ohne Last stabil. Gut geeignet z.B. 
auch für 32 Ohm  Systeme in Kopfhörern.

von Alexander S. (Gast)


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Wozu dienen die Emitterwiderstände? Manchmal sieht man, dass sie mit 
Dioden überbrückt sind.
https://thumb.mikrocontroller.net/w9ABFTUihbdlh7o8qOmklPggEEqekGNgtqMO_ni5V2I/plain/https://www.mikrocontroller.net/attachment/541202/gegentakt3.gif@jpg


Ich dachte eher an eine Ausgangsleistung von ca. 10W mit BD139/BD140 und 
18,5V aus einem alten Notebooknetzteil.
Vielleicht auch mit TIP130/TIP135.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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>überbrückt
dazu müsste noch ein Verbindungspunkt dran sein. Nein, das ist für den 
AB-Betrieb
https://de.wikipedia.org/wiki/Endstufe#AB-Betrieb_und_B-Betrieb
damit sind beide Transistoren leicht durchgeschaltet, damit hat der 
Übergangsbereich geringere Verzerrungen.

https://www.box73.de/index.php?cPath=313_343
es gibt heute aber auch Module für D-Betrieb, mit besserem Wirkungsgrad.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Alexander S. schrieb:
> Wozu dienen die Emitterwiderstände?

Bei dem kleinen Dings machen sie die Endstufe auch kurzschlussfest.

Alexander S. schrieb:
> Ich dachte eher an eine Ausgangsleistung von ca. 10W mit BD139/BD140 und
> 18,5V aus einem alten Notebooknetzteil.

Das ist sicher eine andere Liga. BD139/140 brauchen auch 
Treiberleistung.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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von Dieter (Gast)


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Bei der Schaltung ging es auch darum möglichst wenige Bauteile zu 
verwenden und verfügbare Standardbauteile aus der Grabbelkiste.

von Günter Lenz (Gast)


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von Alexander S. schrieb:
>Wozu dienen die Emitterwiderstände?

Sie stabilisieren den Arbeitspunkt (Ruhestrom) der Endstufe.
Ist eine Gleichstromgegenkopplung.

von Peter D. (peda)


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Alexander S. schrieb:
> Bildet der 330K-R eine Gegenkopplung für AC-Signale und wird an ihm
> gleichzeitig DC-mäßig die halbe Betriebsspannung abgegriffen

Es stellt sich eine zufällige Spannung ein, maximale Leistung ist wohl 
auch nicht gefordert.
Der Hochpaß 220nF/10k läßt eh keine Leistung fressenden Bässe mehr 
durch.

von A-Freak (Gast)


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> Wozu dienen die Emitterwiderstände? Manchmal sieht man, dass sie mit
Dioden überbrückt sind.

Das mit den Dioden ist die Sparversion vom EDWIN-Prinzip, von Elektor so 
um 1971 rum müßte es gewesen sein. Die Endtransistoren werden dabei 
zugleich in A und in C-Betrieb benutzt.

von A-Freak (Gast)


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Ich sags mal offen, die Schaltung mit 3 Transistoren würde ich nichtmal 
auf 1W an echten 9V betreiben wollen.

Für 19V und 10W brauchst du wesentlich mehr, da denke ich ehr an BD677 
und BD678 in der Endstufe und getrennte Transistoren für 
Differenzverstärker und Spannungstreiber.

Naja oder gleich einen TDA2030

von joy (Gast)


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Alexander S. schrieb:
> im Netz habe ich die bestechend einfache NF-Verstärkerschaltung im
> Anhang gefunden (orange eingerahmt).

ähnlich simpel, aber mit Ge:
https://www.radiomuseum.org/images/tubeenvdiag_klein/ac187_umg.gif

Da wird auch gebootsträpt ;)

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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>gebootsträpt
ich habe vergeblich nach einer Abbildung des Barons von Münchhausen 
gesucht, wo er sich an den Stiefelschlaufen aus dem Sumpf zieht (die 
englische Version), finde aber nur Bilder wo er sich auf dem Pferd 
sitzend an den eigenen Haaren (sieht eher nach Perücke aus) samt Pferd 
nach oben zieht.

Muss mal suchen, die Applikationsschaltung für AC187/188 könnt ich 
irgendwo haben.

Alte Transistorbücher findet man im Webarchiv:
https://archive.org/search.php?query=Transistor

: Bearbeitet durch User
von Erich (Gast)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Muss mal suchen, die Applikationsschaltung für AC187/188 könnt ich
> irgendwo haben.

Hier ist eine Schaltung und Aufbauhinweise mit dem Germanium-Paar AC187K 
AC188K
Zu den Aufbauhinweise auch Seite 1 und 2 lesen, z.B. betreffend NTC R14

https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=62&t=28629&sid=f85ad93e03d4929b9d405499aa196e09&start=30#p262732

Gruss

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