Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Diode: Peak Surge Current bzw. Fehlermechanismus


von Diode (Gast)


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Tach liebes Forum,

folgende Ausgangslage: ich habe eine Überspannungsbegrenzung welche bei 
zu hoher Zwischenkreis einen Lastwiderstand (SQP5 von TE) per FET 
zuschaltet. Um den FET beim Ausschalten vor Überspannung zu schützen 
habe ich eine Freilaufdiode (MURS120T3) parallel zum Lastwiderstand. Die 
Schaltung funktioniert soweit tadellos, allerdings frage ich mich ob ich 
der Diode zu viel zumute.
Der Strom beim Ausschalten ist 30A, die Induktivität des Widerstandes 
ist unbekannt aber klein (geschätzt wenige µH). Im Datenblatt gibt es 2 
Kenngrössen die ich beide nicht verletze:

1. Non−Repetitive Peak Surge Current, (Surge applied at rated load 
conditions halfwave, single phase, 60 Hz) < 40A
Mit 30A deutlich darunter, allerdings repetitiv im Bereich µs
2. Average Rectified Forward Current < 2A
Gerechnet 30mA (pessimistische Annahme von duty cycle = 0.001 bei vollem 
Strom) 30A * 0.001

Also beides OK. Trotzdem bin ich unsicher ob die Diode glücklich ist. 
Gibt es abgesehen vom thermischen Limit einen anderen möglichen 
Fehlermechanismus der über die Dauer die Diode killen könnte? Die 
Temperaturerhöhung ist völlig im grünen Bereich (kaum messbar).

von H. H. (Gast)


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Diode schrieb:
> 1. Non−Repetitive Peak Surge Current, (Surge applied at rated load
> conditions halfwave, single phase, 60 Hz) < 40A

Für 8ms!

Davon bist du meilenweit weg.

von Falk B. (falk)


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Diode schrieb:
> Tach liebes Forum,
>
> Der Strom beim Ausschalten ist 30A, die Induktivität des Widerstandes
> ist unbekannt aber klein (geschätzt wenige µH). Im Datenblatt gibt es 2
> Kenngrössen die ich beide nicht verletze:
>
> 1. Non−Repetitive Peak Surge Current, (Surge applied at rated load
> conditions halfwave, single phase, 60 Hz) < 40A
> Mit 30A deutlich darunter, allerdings repetitiv im Bereich µs
> 2. Average Rectified Forward Current < 2A
> Gerechnet 30mA (pessimistische Annahme von duty cycle = 0.001 bei vollem
> Strom) 30A * 0.001
>
> Also beides OK. Trotzdem bin ich unsicher ob die Diode glücklich ist.

Vermutlich schon. Denn der Ausschaltpuls vom Widerstand hat zwar 30A, 
klingt aber in wenigen Dutzend us ab. Und dein Chopper arbeitet ja nicht 
dauerhaft, sondern bestenfalls burstartig.

> Gibt es abgesehen vom thermischen Limit einen anderen möglichen
> Fehlermechanismus der über die Dauer die Diode killen könnte?

Mit (zu) hohen Strömen in Srerrichtung kriegt man Dioden relativ schnell 
kaputt, auch Avalanchedioden. Aktuell habe ich hier eine BYG23M, die 
verkraftet laut Datenblatt eine Avalancheenergie von 20mJ bei 1A. Das 
ist auch so, in einem Testaufbau schafft sie ca. 30mJ bei 1A. Geht man 
auf 1,5A, sind es nur noch 15mJ. Bei 1,8A sind es nur noch ~2mJ!!!

Aber all das ist für deine Anwendung nicht relevant, denn deine Diode 
wird in Flußrichtung pulsartig belastet.
Die
> Temperaturerhöhung ist völlig im grünen Bereich (kaum messbar).

von Falk B. (falk)


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H. H. schrieb:
>> 1. Non−Repetitive Peak Surge Current, (Surge applied at rated load
>> conditions halfwave, single phase, 60 Hz) < 40A
>
> Für 8ms!

Nicht ganz. Eine Sinushalbwelle mit 8ms und 40A Spitzenstrom. Das ist 
kein Rechteckpuls mit 40A und 8ms.

von MaWin (Gast)


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Diode schrieb:
> Trotzdem bin ich unsicher ob die Diode glücklich ist.

Wie schnell schaltet dein Bremschopper ? Die Diode hat eher ein Problem, 
wenn schon wieder eingeschaltet wird obwohl sie noch leitet.

Die Induktivität des Widerstandes ist vernachlässigbar, hat ja keinen 
magnetisch wirksamen Kern, man macht eigentlich gar keine Freilaufdiode 
dran.

von Diode (Gast)


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MaWin schrieb:
> Wie schnell schaltet dein Bremschopper ?

Wenige kHz

MaWin schrieb:
> Die Induktivität des Widerstandes ist vernachlässigbar, hat ja keinen
> magnetisch wirksamen Kern, man macht eigentlich gar keine Freilaufdiode
> dran.

Aber sie ist nicht 0 und den FET in den Avalanche Durchbruch zu treiben 
halte ich für noch schlechter.


Danke für die anderen Inputs. Ich schliesse daraus: eine Diode kann in 
Vorwärtsrichtung nur thermisch zerstört werden. Das ist bei mir nicht 
der Fall, da die Durchschnittsleistung zu klein ist und die Peakleistung 
unter akuten Zerstörungsgrenze liegt.

von Falk B. (falk)


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MaWin schrieb:
> Die Induktivität des Widerstandes ist vernachlässigbar, hat ja keinen
> magnetisch wirksamen Kern, man macht eigentlich gar keine Freilaufdiode
> dran.

Das würde ich nicht so sehen. Bei 30A und einem schnell schaltenden 
Transistor reichen eine handvoll uH, um da ordentlich Überspannung zu 
erzeugen. Ein MOSFET mag das als Avalancheenergie VIELLEICHT verkraften, 
ein IGBT nimmt es übel und geht kaputt. Hab ich auch schon selber 
erlebt, und da waren es nur 6A bei 400V. Aber 30A Avalanchestrom sind 
nicht so das gelbe vom Ei, auch nicht für einen größeren MOSFET. Darum 
lieber eine ausreichend HF-taugliche Freilaufdiode!

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Da gibt es eine ganze Reihe von Ausfallmechanismen, z.B. 
Bonddraht-Überlastung, Spannungsüberschlag an den Außenkanten des 
Kristalls.

MaWin hat schon recht. Die Überspannung wird durch die 
Transistor-Eigenkapazität kräftig vermindert.

von Falk B. (falk)


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Abdul K. schrieb:
> Da gibt es eine ganze Reihe von Ausfallmechanismen, z.B.
> Bonddraht-Überlastung, Spannungsüberschlag an den Außenkanten des
> Kristalls.

An der Diode? In Flußrichtung? Hast du die Frage des OPs eigentlich 
gelesen UND verstanden?

> MaWin hat schon recht. Die Überspannung wird durch die
> Transistor-Eigenkapazität kräftig vermindert.

Nö. Hat er außerdem gar nicht geschrieben.

von MaWin (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Nö. Hat er außerdem gar nicht geschrieben.

Der Widerstand alleine produziert beim Abschalten keine nennenswerte 
Spannung, die Güte von ihm (hab mit UT612 mal einen 4.7 Ohm 5W 
vermessen) als 0.5uH  Spule ist zu schlecht, nämlich 0.0001, da gibt's 
keinen Überschwinger.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Weder weißte wie der gewickelt wurde noch wie die Zuleitung aussieht. 
Also Messen oder Schutz ins Blaue machen.

von Falk B. (falk)


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MaWin schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Nö. Hat er außerdem gar nicht geschrieben.
>
> Der Widerstand alleine produziert beim Abschalten keine nennenswerte
> Spannung, die Güte von ihm (hab mit UT612 mal einen 4.7 Ohm 5W
> vermessen) als 0.5uH  Spule ist zu schlecht, nämlich 0.0001, da gibt's
> keinen Überschwinger.

Soso. Du hast als den gleichen Widerstand wie der OP. UNd du glaubst, 
einen so niederohmigen  Widerstand mit wenig, wohl aber signifikater 
Induktivität mit einem einefachen Multimeter messen zu können.

Nochmal. Ich habe vor einiger Zeit eine schaltbare Widerstandskaskade 
gebaut, Nennspannung 400W, größte Schaltstufe 6A, 2,4kW. Die hat nach 
geschätzten 10-20 Schaltungen den IGBT gekillt. Logischerweise war dort 
auch eine Zuleitung zum Versuchaufbau dran, ca. 1-2m Laborleitung. Das 
alles hat gereicht, um den IGBT zu zerstören. Ich hab dann einen 
passenden MOSFET + 400V Suppressordiode eingebuet, seit dem geht es ohne 
Ausfall.

von MaWin (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Du hast als den gleichen Widerstand wie der OP.

Ja.

> UNd du glaubst, einen so
> niederohmigen

Hochohmige Welwyn Widerstände der Baureihe sind nicht mehr 
drahtgewickelt sondern Metalloxid, also quasi induktionsfrei, daher nahm 
ich mal einen der  noch drahtgewickelt ist. Nicht ins Datenblatt geguckt 
?

> Widerstand mit wenig, wohl aber signifikater Induktivität
> mit einem einefachen Multimeter messen zu können.

Nun, das UT612 misst so gut wie ein Keysight E4980A . Nicht die 
Typennummer recherchiert ?

Zu faul, dir irgendwelches Hintergrundwissen anzueignen aber rummaulen ?

'Diode' kann gerne mal an seinem Bremschopper die Spannungsspitze beim 
abschalten oszilloskopieren, damit du siehst wie unrelevant sie ist (ich 
glaube, es wird nicht mal die Flussspannung der Freilaufdiode erreicht).

von Jens G. (jensig)


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Falk B. schrieb:
> Soso. ...

> ... Nennspannung 400W, ...

Soso ... ;-)

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