Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Kann man eine Wasserwag aus einem dem Gyro 4 click programmieren?


von Elektro F. (Firma: Trafo AG) (elektrofrederick)


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Guten Tag

Ich habe mir ein zwei Achsen Gyroskop gekauft:
Link zum Produkt: https://www.mikroe.com/gyro-4-click
Mein Ziel wäre es aus diesem Gyroskop eine Wasserwage zu programmieren.
Doch ich bin mir nicht sicher ob das geht, weil ich es so verstehe, dass 
man die Winkelgeschwindigkeit messen kann, was mir aber für meine 
Wasserwage nichts bringen würde.

Wisst ihr ob es möglich wäre eine Wasserwage daraus zu bauen und 
irgendwie aus der Winkelgeschwindigkeit die Grad ermitteln könnte.

Freue mich auf eure Antworten.

von Günni (Gast)


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Für eine Wasserwaage nimmt man am einfachsten einen 2-achsigen 
Beschleunigungssensor. Damit kann der (statische) Winkel gegenüber der 
Erdbeschleunigung ermittelt werden. Drehratensensoren (Gyros) messen 
Drehgeschwindigkeiten - also Veränderungen der Ausrichtung. Theoretisch 
könnte man das Board waagerecht ausrichten und dann den Winkel auf Null 
setzen. Für die Ermittlung des jeweiligen Winkels muss dann die Drehrate 
aufintegriert werden. Da bei der Integration schon kleine Fehler 
(Offset) zu großen Winkelfehlern führen, ist dieser Weg in der Praxis 
wenig aussichtsreich.

von N. M. (mani)


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Günni schrieb:
> Theoretisch könnte man das Board waagerecht ausrichten und dann...

Ne kannst du vergessen. Zum einen wegen der Integration, zum anderen 
driften die Gyros auch von selbst.
Deshalb sind in den IMUs auch immer Gyros+ACC vorhanden um das zu 
kompensieren.

von Georg (Gast)


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Günni schrieb:
> Damit kann der (statische) Winkel gegenüber der
> Erdbeschleunigung ermittelt werden

Wenn man die als gegeben betrachtet. Im allgemeinen Fall braucht man 3D, 
das ist aber wohl egal, da so ein Sensor i.d.R. sowieso 3 Achsen hat. 
Dann funktioniert es auch auf dem Mond.

Übrigens ist die Erdbeschleunigung nicht überall gleich (0,5% 
Unterschied), es kommt also auf die gewünschte Genauigkeit an.

Georg

von Rolf M. (rmagnus)


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Georg schrieb:
> Günni schrieb:
>> Damit kann der (statische) Winkel gegenüber der
>> Erdbeschleunigung ermittelt werden
>
> Wenn man die als gegeben betrachtet.

In einem Inertialsystem ist sie das in der Regel. Auch bei echten 
Wasserwagen wird sie als gegeben betrachtet.

> Im allgemeinen Fall braucht man 3D, das ist aber wohl egal, da so ein
> Sensor i.d.R. sowieso 3 Achsen hat. Dann funktioniert es auch auf dem
> Mond.

Warum sollte es es auf dem Mond nicht genauso funktionieren wie hier? 
Der Wert ist geringer als auf der Erde, aber seine Richtung kann auf die 
selbe Weise ermittelt werden.
Aber dass der TE seine Schaltung mit auf den Mond nehmen will um dort 
seine Bilder an der Wand auszurichten oder so, halte ich für eher 
unwahrscheinlich.

> Übrigens ist die Erdbeschleunigung nicht überall gleich (0,5%
> Unterschied), es kommt also auf die gewünschte Genauigkeit an.

Man misst nicht die Stärke der Erdbeschleunigung, sondern ihre Richtung.

: Bearbeitet durch User
von Christoph K. (chriskuku)


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Georg schrieb:
> ...
> Übrigens ist die Erdbeschleunigung nicht überall gleich (0,5%
> Unterschied), es kommt also auf die gewünschte Genauigkeit an.
>
> Georg

Aber es geht doch nur um einen relativen Abgleich an einem festen Ort 
(Wasserwaage). Da spielt es doch keine Rolle, welchen Wert g dort hat.

von Elektro F. (Firma: Trafo AG) (elektrofrederick)


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Oke vielen Dank Leute, hat mir weiter geholfen.
Ich werden nun ein Modul mit einem ACC und ein Gyroskop kaufen.

von Wolfgang (Gast)


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Günni schrieb:
> Für eine Wasserwaage nimmt man am einfachsten einen 2-achsigen
> Beschleunigungssensor. Damit kann der (statische) Winkel gegenüber der
> Erdbeschleunigung ermittelt werden.

Kann es nicht. Der Erdbeschleunigung ist immer die Zentrifugalkraft auf 
Grund der Erdrotation überlagert. Die Frage ist, ob der TO mit der 
Abweichung leben kann oder was überhaupt sein eigentliches Problem ist.

von Christoph K. (chriskuku)


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ST Electronics hat auf seinen DISCO-Boards einen Motion Sensor 
LIS3DH - https://www.st.com/resource/en/datasheet/lis3dh.pdf 
eingebaut. Vielleicht käme das in Frage.

: Bearbeitet durch User
von Norbert (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Kann es nicht. Der Erdbeschleunigung ist immer die Zentrifugalkraft auf
> Grund der Erdrotation überlagert.
Auch an den Polen? Und nein, nicht an den Magnetischen.

von Günni (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Kann es nicht. Der Erdbeschleunigung ist immer die Zentrifugalkraft auf
> Grund der Erdrotation überlagert.
Bei einem 2-achsigen Beschleunigungssensor ändert sich ein 
Ausgangssignal mit dem Sinus des Winkels, das andere mit dem Cosinus. 
Dividiert man nun die beiden, so liefert die Arctan-Funktion den Winkel. 
Und da die Erdbeschleunigung sowohl im Zähler wie auch im Nenner steht, 
spielen Abweichungen infolge der geografischen Lage keine Rolle mehr. So 
könnte man die Neigung auch auf dem Mond bestimmen.

Dass man je nach Sensor das Ausgangssignal erst in eine Beschleunigung 
umrechnen muss (bei einem Analogwert durch Subtraktion der Spannung ohne 
Beschleunigung), dürfte klar sein.

von Wolfgang (Gast)


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Norbert schrieb:
> Auch an den Polen?

Der TO schreibt leider nicht, wozu seine Mimik gut ist. An den Polen 
stört die Überlagerung natürlich nicht, weil dort die überlagerte Kraft 
0 ist ;-)

Günni schrieb:
> Und da die Erdbeschleunigung sowohl im Zähler wie auch im Nenner steht,
> spielen Abweichungen infolge der geografischen Lage keine Rolle mehr. So
> könnte man die Neigung auch auf dem Mond bestimmen.

Das ändert nichts daran, dass der gemessene Beschleunigungsvektor aus 
einer Überlagerung von Erdbeschleunigungs- und Zentrifugalkraftvektor 
besteht, die nun mal nicht in die selbe Richtung zeigen. Die 
Erdbeschleunigung zeigt zum Erdmittelpunkt, Zentrifugal steht senkrecht 
auf der Erdachse. U.a. aus diesem Grund hat die Erde auch keine richtige 
Kugelform.

von Günni (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Das ändert nichts daran, dass der gemessene Beschleunigungsvektor aus
> einer Überlagerung von Erdbeschleunigungs- und Zentrifugalkraftvektor
> besteht, die nun mal nicht in die selbe Richtung zeigen. Die
> Erdbeschleunigung zeigt zum Erdmittelpunkt, Zentrifugal steht senkrecht
> auf der Erdachse.

Wolfgang hat Recht. Allerdings macht sich der Fehlwinkel bei der Nutzung 
als Wasserwaage normalerweise nicht bemerkbar. "Normalerweise" muss der 
Aufbau für die Wasserwaage senkrecht stehen, da sonst die Schwerkraft 
mit dem Cosinus des Fehlwinkels abnimmt. Wird bei der Berechnung des 
Winkels die Arctan-Funktion genutzt, ist auch diese Abnahme des 
Gravitationsvektors sowohl im Zähler als auch im Nenner enthalten und 
hebt sich so auf - jedenfalls solange die Neigung nicht zu groß ist.

von Georg (Gast)


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Günni schrieb:
> "Normalerweise" muss der
> Aufbau für die Wasserwaage senkrecht stehen

Man setzt also das voraus, was die Wasserwaage messen soll? Wenn man sie 
senkrecht einrichten muss braucht man sie nicht mehr.

Georg

von Gerhard O. (gerhard_)


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