Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verluste an Multiplexer?


von Theo S. (Gast)


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Hallo, ich möchte mehrere Stromwandler von einem Messchip auslesen 
lassen.
Die Spannungsquelle entsteht auf der Sekundärseite eines Stromwandlers 
mit Hilfe des Shuntwiderstandes. Die maximale Spannung wird sich im 
Bereich von 0,4V bewegen, meistens aber deutlich darunter liegen.

Ich habe einige Stromwandler die ich gerne auswerten würde und dachte 
daran diese an Multiplexer zu legen, welche dann die einzelnen Wandler 
durchschalten. (Immer beide Abgänge des jeweiligen Wandlers).

Nun habe ich allerdings Bedenken, dass der Multiplexer einen 
Spannungsfall durch internen Widerstand verursacht und mir somit das 
Messergebnis verfälscht.

Habt ihr Erfahrung hierzu?

Vielen Dank.
Theo

von Murmeltier (Gast)


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Stromwandler dürfen niemals im Leerlauf betrieben werden!

von Stefan F. (Gast)


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Theo S. schrieb:
> Nun habe ich allerdings Bedenken, dass der Multiplexer einen
> Spannungsfall durch internen Widerstand verursacht und mir somit das
> Messergebnis verfälscht.

Der Interne Widerstand des Multiplexers bildet zusammen der Belastung 
seines Ausgang einen Spannungsteiler. Wenn du da einen gängigen ADC 
anschließt, der einen hochohmigen Eingang hat, kannst du die Verluste 
vernachlässigen.

von Günni (Gast)


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Murmeltier schrieb:
> Stromwandler dürfen niemals im Leerlauf betrieben werden!

Das ist richtig. Deshalb muss jeder Stromwandler "seinen" Shunt fest 
angeschlossen haben. Die Ausgangsspannungen können dann über Multiplexer 
an die (hochohmigen) Eingänge eines A/D-Wandlers gegeben werden. Da der 
Widerstand der Multiplexer viel geringer als der der A/D-Eingänge ist, 
ist ein die Messung verfälschender Spannungsabfall hier nicht zu 
befürchten. Wichtig ist nur, dass die Spannungen der Stromwandler den 
zulässigen Bereich für die Eingangsspannung des Multiplexers und des 
A/D-Wandlers einhalten.

von Theo S. (Gast)


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Danke fürs erwähnen ist allerdings nicht die Frage gewesen.
Natürlich hat jeder Stromwandler seinen eigenen (eingebauten) 
Widerstand, weshalb die Spannung exakt 0.333V beträgt....

Danke für die Hilfe, was sind denn typische Eingangsspannungen von 
Multiplexern?

Grüße

von Wolfgang (Gast)


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Theo S. schrieb:
> Nun habe ich allerdings Bedenken, dass der Multiplexer einen
> Spannungsfall durch internen Widerstand verursacht und mir somit das
> Messergebnis verfälscht.
>
> Habt ihr Erfahrung hierzu?

Hier gilt das Ohmsche Gesetz. Einen nennenswerten Spannungabfall gibt es 
nur, wenn ein nennenswerter Strom fließt. Es kommt also darauf an, wie 
hoch der interne Widerstand des Multiplexers in Relation zum daran 
hängenden Messgerät ist. Notfalls hilft ein Instrumentenverstärker.

von Stefan F. (Gast)


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Theo S. schrieb:
> Danke für die Hilfe, was sind denn typische Eingangsspannungen von
> Multiplexern?

Kommt sehr auf den Multiplexer und seine Versorgungsspannung an. Da 
musst du mal selbst die Datenblätter studieren.

von Günni (Gast)


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Multiplexer haben meist einen Kanalwiderstand deutlich unter 100 Ohm. 
Der Eingangswiderstand von A/D-Wandlern liegt üblicherweise über 1 MOhm. 
Da ist die Verfälschung durch den Widerstand der Multiplexer 
vernachlässigbar. Der Fehler, den ein nachgesetzter 
Instrumentenverstärker hat, ist ohne besondere Maßnahmen höher.

Stromwandler für hohe Wechselströme benötigen aus Leistungsgründen einen 
externen Shunt, der eine Wechselspannung liefert. Hier muss man den 
Nullpunkt verschieben, damit der Spannungsbereich von Multiplexer und 
A/D-Wandler nicht verlassen wird. Stromwandler mit Hallgenerator haben 
teilweise eine Signalaufbereitung, die die Verarbeitung der Messdaten 
vereinfacht. Es hängt also von dem verwendeten Wandler ab, wie die 
Ausgangsspannung aussieht. Danach richtet sich dann die weitere 
Signalverarbeitung.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Es gibt auch MUXe mit Widerständen bei 1Ω oder gar kleiner.

z.B ADG804 oder LMH6574 (40mΩ)


Gruß
Jobst

von Peter S. (hw-coach) Flattr this


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Hi,
Multiplexer gibt es viele. Um deine Frage zu beantworten, müsste man den 
Typ kennen, als auch den AD-Wandler mit seiner Innenschaltung.
Einige Punkte kann man beachten:
- wie genau soll gemessen werden? -> danach richtet sich der zulässige 
Fehler durch Spannungsabfälle.
- wie schnell wird zwischen den Quellen umgeschaltet? -> dann ist ggf. 
auf R*C zu achten (C=sample and hold KApazität im AD, R der wirksame 
Widerstand)
- welches Ausgangssignal benötigt man. -> danach richtet sich die 
Versogungsspannung des MUX, und aufgepasst auch rail2rail bedeutet u.U. 
einige wenige mV Verlust. Genau das Datenblatt lesen!
- Umschalten braucht Zeit.-> eine MUX Kanal ist nicht in 0sec hochohmig. 
-> das kann dauern, in der Zeit ändert sich der Einfluß des Reststroms 
auf die anderen Kanäle und verfälscht das Meßergebnis.

All das hängt letztlich von der reallen Schaltung und den Anforderungen 
ab.
LG

von Bauform B. (bauformb)


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Theo S. schrieb:
> (Immer beide Abgänge des jeweiligen Wandlers).

Normalerweise werden Stromwandler sekundärseitig geerdet, dann kann man 
den MUX evt. halbieren.

Günni schrieb:
> Wichtig ist nur, dass die Spannungen der Stromwandler den
> zulässigen Bereich für die Eingangsspannung des Multiplexers und des
> A/D-Wandlers einhalten.

und zwar auch dann, wenn auf der Primärseite mehr als Nennstrom fließt, 
z.B. bei einem Kurzschluss. Man sollte einen Überspannungsschutz vor dem 
MUX spendieren.

von Theo S. (Gast)


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Hallo,
prinzipiell ist die Schaltung mit Sicherheitsvorkehrungen 
(Schutzschaltungen) bereits fertig, enthält jedoch einige dieser 
Mess-Chips.

Es handelt sich um den ADE9000 von Analog Devices.
Dieser hat 4 Strommessungseingänge von welchen ich 3 nutze (L1 - L3).
Der ADE9000 wird über SPI ausgelesen.

Die Stromwandler haben integrierte Shunts welche mir 0,333V bei 
Vollauslastung primärseitig liefern.

Umgeschaltet werden soll der MUX so schnell es die Hardware eben zulässt 
um in möglichst kurzer Zeit viele Werte zu sammeln.

Ich werde die Schaltung noch mal aufzeichnen und durchrechnen mit den 
Werten des MUX.

Wieviel Zeit benötigt dieser denn ca. um wieder hochohmig zu werden?

von Stefan F. (Gast)


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Gut dass es nur einen Multiplexer gibt.

Warum schaust du nicht ins Datenblatt oder verlinkst es wenigstens hier 
damit man dir die relevante Stelle markieren kann?

von Achim S. (Gast)


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Theo S. schrieb:
> Umgeschaltet werden soll der MUX so schnell es die Hardware eben zulässt
> um in möglichst kurzer Zeit viele Werte zu sammeln.

Hm: der ADE9000 ist doch für Leistungsmessungen gebaut. D.h. er liefert 
dir keine Momentanwerte von Strom oder Spannung sondern Mittelwerte über 
eine gewissen Mittelungszeit (z.B. RMS von Strom und Spannung, 
Wirkleistung, Blindleistung, ....)

Wenn du den Eingang des ADE9000 "möglichst schnell umschaltest", dann 
erhältst du den Mittelwert über unterschiedliche Messkanäle - was willst 
du daraus ablesen?

Oder bedeutet bei dir "möglichst schnell", dass es innerhalb weniger 
Netzperioden umschaltet? Da ist jeder mir bekannte Multiplexer um 
Größenordnungen schneller.

von Theo S. (Gast)


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Genau der ADE9000 ist für Leistungsmessungen. Die Spannung wird vom 
gleichen Punkt genommen, der Strom von unterschiedlichen Wandlern.

Ich würde erst für z.B. 1 Sekunde Wandler 1-3 auslesen (L1 - L3 Strang 
1), dann umschalten mit dem Multiplexer auf Wandler 4-6 (L1-L3 Strang 2) 
und diesen für 1 Sekunde auslesen und anschließend weiter schalten.

Erkennen würde ich welcher gerade aktiv ist über den Mikrocontroller der 
den ADE ausliest. Ich würde es in die Software implementieren sowie 
evtl. hardwareseitig.

Ich habe mit Multiplexern noch gar keine Erfahrungen gesammelt, werde 
mich aber einlesen.

von Achim S. (Gast)


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Theo S. schrieb:
> Ich würde erst für z.B. 1 Sekunde Wandler 1-3 auslesen (L1 - L3 Strang
> 1), dann umschalten mit dem Multiplexer auf Wandler 4-6 (L1-L3 Strang 2)
> und diesen für 1 Sekunde auslesen und anschließend weiter schalten.

Also schalten im Sekundentakt - dafür ist jeder Multiplexer schnell 
genug. Aber wäre es nicht vielleicht einfacher und geschickter, zwei 
AD9000 einzusetzen und diese ständig messen zu lassen?

Theo S. schrieb:
> Erkennen würde ich welcher gerade aktiv ist über den Mikrocontroller der
> den ADE ausliest. Ich würde es in die Software implementieren sowie
> evtl. hardwareseitig.

Das klingt für mich offen gesagt ein wenig wirr. Aber du wirst schon 
wissen, was du tust.

von Theo S. (Gast)


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Ich habe eben überlegt Kosten zu sparen bräuchte ja quasi alle 
Materialien doppelt.

Ich werde es mal testen und berichten!
Vielen Dank für eure Hilfe!

von Achim S. (Gast)


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Theo S. schrieb:
> Ich habe eben überlegt Kosten zu sparen bräuchte ja quasi alle
> Materialien doppelt.

Du brauchst den ADE9000 doppelt und sparst dafür den Multiplexer.

In deinem Ansatz mit Mulitplexer "verschwendest" du dafür extrem viel 
Messzeit. Dann nach jedem Kanalwechsel musst du die Mittelungsfilter im 
ADE9000 erst wieder (lange) einschwingen lassen, ehe sie sinnvolle Werte 
ausgeben. Du bekommst also nur einzelne Messwerte pro Sekunde und Kanal, 
während du mit zwei ADE9000 hunderte mal mehr Messwerte für 
zeitaufgelöste Messungen erhalten würdest. Das passt halt so recht zu 
deinem Ziel:

Theo S. schrieb:
> um in möglichst kurzer Zeit viele Werte zu sammeln.

von Theo S. (Gast)


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Wie lange braucht der ADE9000 denn um sich einzuschwingen?
Mit dieser Variablen habe ich noch gar nicht gerechnet.

Zusätzlich zum ADE bräuchte ich noch das ganze Hasenfutter das ich mir 
sparen würde.

von Achim S. (Gast)


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Theo S. schrieb:
> Wie lange braucht der ADE9000 denn um sich einzuschwingen?

Das hängt von deinen Einstellungen ab. Und von deinen 
Genauigkeitsanprüchen (reicht es, sich dem richtigen Wert zu 99% 
anzunähern? Oder sollen es 99,9% sein?)

Typische Werte für die Einstellzeit sind ein paar hundert ms. Details 
kann man im Userguide nachlesen:
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/user-guides/ADE9000-UG-1098.pdf

von Theo S. (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Theo S. schrieb:
>> Wie lange braucht der ADE9000 denn um sich einzuschwingen?
>
> Das hängt von deinen Einstellungen ab. Und von deinen
> Genauigkeitsanprüchen (reicht es, sich dem richtigen Wert zu 99%
> anzunähern? Oder sollen es 99,9% sein?)
>
> Typische Werte für die Einstellzeit sind ein paar hundert ms. Details
> kann man im Userguide nachlesen:
> 
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/user-guides/ADE9000-UG-1098.pdf

Hey Achim,
so genau wie möglich soll es schon sein.
KW/H werde ich durch einen Multiplexer wahrscheinlich nicht ermitteln 
können dadurch dass ich nicht kontinuierlich dem selben Punkt messe oder 
reicht es alle 10 Sekunden die KWH für eine Sekunde zu ermitteln und 
diese dann zu addieren?

von Dietrich L. (dietrichl)


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Theo S. schrieb:
> so genau wie möglich soll es schon sein.

Ohne Angabe, wieviel das kosten soll, ist diese Aussage nichts wert!
Vielleicht musst du Millionen investieren, um das maximal Mögliche zu 
realisieren...
Du brauchst also immer die Angaben
- Wie genau soll es mindestens sein?
- Was darf es maximal kosten?

von Theo S. (Gast)


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Dietrich L. schrieb:
> Theo S. schrieb:
>> so genau wie möglich soll es schon sein.
>
> Ohne Angabe, wieviel das kosten soll, ist diese Aussage nichts wert!
> Vielleicht musst du Millionen investieren, um das maximal Mögliche zu
> realisieren...
> Du brauchst also immer die Angaben
> - Wie genau soll es mindestens sein?
> - Was darf es maximal kosten?

Kosten spielen tatsächlich keine Rolle.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Theo S. schrieb:
> Kosten spielen tatsächlich keine Rolle.

Ohne Limit nach oben? Das glaube ich dir jetzt nicht...

von Udo S. (urschmitt)


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Theo S. schrieb:
> KW/H werde ich durch einen Multiplexer wahrscheinlich nicht ermitteln
> können

Die wirst du sowiso nicht ermitteln können.
https://www.leifiphysik.de/mechanik/arbeit-energie-und-leistung/grundwissen/energieeinheiten

von Bauform B. (bauformb)


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Theo S. schrieb:
> Kosten spielen tatsächlich keine Rolle.

Dann vergiss die Multiplexer bzw. benutze sie als Demultiplexer für die 
SPI Chip Selects.

von Achim S. (Gast)


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Theo S. schrieb:
> so genau wie möglich soll es schon sein.
> KW/H werde ich durch einen Multiplexer wahrscheinlich nicht ermitteln
> können dadurch dass ich nicht kontinuierlich dem selben Punkt messe oder
> reicht es alle 10 Sekunden die KWH für eine Sekunde zu ermitteln und
> diese dann zu addieren?

Vielleicht solltest du dir erst mal darüber im Klaren sein, was du 
wirklich willst. Denn deine Aussagen sind in keiner Weise konsistent. 
Einmal geht es dir darum, dass du möglichst schnell umschalten und 
möglichst viele Werte aufnehmen willst (und sogar die Einschwingzeit des 
Multiplexers hinterfragst). Dann bist du mit einer Messung alle 10 s 
zufrieden. Geh mal in dich und lege belastbar fest, welche Zeitauflösung 
du wirklich willst.

Einmal willst du mit viel Aufwand das Geld für einen zweiten ADE9000 und 
ein paar Widerstände sparen. Dann spielen Kosten angeblich keine Rolle. 
Bitte entscheide dich.

Einerseits willst du angeblich "so genau wie möglich" messen. 
Andererseits hast du dir offenbar noch nicht mal Gedanken darüber 
gemacht, welche Kenngröße aus dem ADE9000 du auswerten willst und welche 
Einheit diese Kenngröße hat.

Da passt aus meiner Sicht so ziemlich gar nichts zusammen.

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