Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Signalform für Wechselrichter


von Ben (Gast)


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Hallo Forum,
ich wollte mich jetzt mal einem Thema widmen, was ich schon länger mal 
angehen wollte um auch hier mal Erfahrungen zu sammeln.
Ich habe die Beispielschaltung eines Wechselrichters mit Trafo 
nachgebaut. Ein µC erzeugt die Gatespannung für die beiden 
Leistungstransistoren.
Jetzt frage ich mich wie die Signalform aussehen sollte.
Ich habe gelesen, dass man den Sinus per PWM erzeugen sollte. Das habe 
ich dann versucht, mit dem Ergebnis, dass dieses Signal auch an der 
Sekundärseite des Trafos anliegt.
Wie sollte das Ansteuersignal hier aussehen?

von Max M. (Gast)


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Ben schrieb:
> Wie sollte das Ansteuersignal hier aussehen?

Im Prinzip so.
Der analoge Spannungsverlauf des Sinus wird als Puls / Pause Verhältniss 
nachgebildet.
Die Glättung zu einem akzeptabel verrippelten Sinus finden in einer 
späteren LC Befilterung statt.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Ben schrieb:
> Jetzt frage ich mich wie die Signalform aussehen sollte.

Deine Signalform sieht genauso aus, wie sie auch in der Theorie sein 
soll. 👍

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Das Ansteuersignal sieht schon im Prinzip richtig aus, aber natürlich 
ist die PWM Frequenz viel zu niedrig. PWM muss immer hoch sein im 
Vergleich zur gewünschten Sinusfrequenz. Irgendwann siebt der Trafo die 
PWM Frequenz besser weg, so daß der Ausgang sich dem Sinus annähert.
1. Mach die 1k an den MosFets deutlich kleiner, damit du sie zügig 
durchsteuern kannst.
2. Was macht denn die lustige Schaltung zwischen den Drains?

von Max M. (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> 2. Was macht denn die lustige Schaltung zwischen den Drains?

Da musste ich auch erst grübeln.
Der induktive Abschaltpeak der Trafo Induktivität erst in den 1µF 
geladen. Erst wenn beide Fets gesperrt sind wird der langsam in den 
EIngangskreis umgeladen.

Ich vermute das soll so eine Art lossless snubber sein und 
Störspannungen in die PV blocken.

von Ben (Gast)


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Was sollte ich hier für Frequenz annehmen?
Kommt der BC325 dann noch mit?

Matthias S. schrieb:
> 2. Was macht denn die lustige Schaltung zwischen den Drains?
Ja ich musste auch erstmal nachmessen, aber das geht. Der Abschaltstrom 
lädt die Kondensatoren (bzw den Akku). Die Z-Dioden sind nur Sicherheit, 
wenn die Spannung über die Sperrspannung des Transistor ansteigen 
sollte.
Der 220n transferiert das Summensignal nach oben, über die +15V

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ben schrieb:
> Kommt der BC325 dann noch mit?

Sicher. Es handelt sich ja nur um ein paar kHz mehr. Ich würde es mal 
mit 4, dann 8 und schliesslich 16kHz probieren. Je niedriger die PWM, 
desto geringer die Verluste in den Endstufen auf Kosten der Wellenform. 
Deine Diodenschaltung muss da aber mitkommen, sprich, schnelle Dioden. 
Und den Hochpass nach dem BC325 musste anpassen.

: Bearbeitet durch User
von Ben (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Deine Diodenschaltung muss da aber mitkommen, sprich, schnelle Dioden.

Ich stelle gerade fest, das ich das Bauteil in der Schaltung nicht 
richtig benannt habe. Es sind MBR1645.

Ich werde es mal ausprobieren die Frequenz hochzudrehen.

von Max M. (Gast)


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Ben schrieb:
> Ich werde es mal ausprobieren die Frequenz hochzudrehen.

Mach die Fet Ansteuerung aber auch schneller, sonst ist die 
Verlustleistung sehr hoch.
Am besten vernünftige Gate Treiber mit eher 10-33R Gate Vorwiderstand.

Den BC325 für den lossles snubber an der Sättigung hindern.
Die macht den langsam.
Z.B. eine BAT43 zwischen Basis und Collektor, Anode an Basis.

von Helge (Gast)


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Ich halte es für eine gute Idee, die PWM-Frequenz aus dem Trafo 
rauszuhalten. Der Kern wird nur heiß von den Verlusten.

von Wühlhase (Gast)


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Wieso? Der soll den Strom doch glätten...da muß er die PWM zwangsläufig 
mitnehmen.

von Max M. (Gast)


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Helge schrieb:
> Ich halte es für eine gute Idee, die PWM-Frequenz aus dem Trafo
> rauszuhalten. Der Kern wird nur heiß von den Verlusten.

Ich gehe mal stark davon aus das wir hier über einen Übertrager mit 
Ferritkern reden und nicht von einem Blechpaket Trafo für Netzfrequenz.
Frage an den TO: Was ist das für ein Trafo?

von Ben (Gast)


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Ringkerntrafo, für Netzfrequenz
pri. = 230V, 160VA
sek. = 2 x 12V, 6,6A

von Max M. (Gast)


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Ben schrieb:
> Ringkerntrafo, für Netzfrequenz

Ups, dann hat Helge völlig recht.
Die Netztrafos machen ein paar hundert Hertz noch mit, mit steigenden 
Verlusten, aber bei mehreren kHz nehmen die Wirbelströme 
(=Wärmeentwicklung) im Blechpaket stark zu

Vor dem Trafo die PWM zu Sinus filter = großer Trafo, weil mit der 
Frequenz die übertragbare Leistung steigt.
Oder einen Trafo mit Ferritkern, der für die Frequenzen gebaut ist und 
auf der Sekundärseite filtern bevor es ins Netz geht.

Niedrige PWM Frequenz = riesige Induktivitäten für die Befilterung + ein 
ordentlich fetter Folienkondensator bzw. viele davon.
Viel Induktivität = viel Kupferwicklung = viel Widerstand = hoher 
Verlust.
Und natürlich der monströse Kern der die Wicklung aufnehmen kann und das 
Speichervermögen hat.

Oder die Frequenz kräftig rauf und da ist dein µC ganz schnell am Ende.
Wenn Dir Effizienz = Abwärme egal ist, dann schau wie weit Du mit dem 
Ringkern kommst.

von Ben (Gast)


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Ich habe jetzt nur den einen Trafo.
Was müsste ich an der Schaltung ändern?

Max M. schrieb:
> Oder die Frequenz kräftig rauf
also ich könnte als PWM 12,8 kHz oder noch 25,6 kHz testen

von Max M. (Gast)


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Ben schrieb:
> also ich könnte als PWM 12,8 kHz oder noch 25,6 kHz testen

Egal wie Du es drehst und wendest, der Trafo ´mag ja nix was deutlich 
über 50Hz hinaus geht.
Da Du beim Trafo bleiben willst, musst Du also vor dem Trafo einen LC 
Filter konstruieren, der die PWM zu Sinus macht.

Du brauchst also eine Induktivität die beim Peakstrom noch nicht sättigt 
und einen bipolaren Kondensator der den Ripplestrom erträgt. Beides in 
einer Größe das der PWM Rippel in einer für den Trafo akzeptablen Höhe 
ist.

Ich sag mal substanzlos aus dem Bauch heraus ich lege die Grenzfrequenz 
auf 1Khz fest und den Kondensator auf 10µF.
Dann lande ich bei einer Induktivität von 2,5mH.

Spiel mit den Werten, such was aus.
Ist alles ein Kompromiss zwischen Erwärmung im Trafo und Baugröße des 
Filters, der ja auch Verluste hat.

von Thomas B. (thomas2)


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Max M. schrieb:
> Egal wie Du es drehst und wendest, der Trafo ´mag ja nix was deutlich
> über 50Hz hinaus geht.
> Da Du beim Trafo bleiben willst, musst Du also vor dem Trafo einen LC
> Filter konstruieren, der die PWM zu Sinus macht.

Müssen ist vielleicht übertrieben gesagt, es gibt genug Wechselrichter, 
die darauf verzichten.

Was in der Schaltung fehlt, ist ein Kondensator auf der Sekundärseite 
(230 V). Dieser bildet zusammen mit der Induktivität des Trafos einen 
LC-Tiefpass, der die PWM-Frequenz filtert.

Die Induktivität des Trafos verhindert dabei auch, dass die 
hochfrequenten Ströme und damit die Eisenverluste im Trafo zu groß 
werden. Man kann die Eisenverluste reduzieren, indem man durch eine 
eigenwillige Wicklung des Trafos dessen Induktivität erhöht, oder indem 
man primärseitig eine zusätzliche Drossel vorschaltet - für Bastelzwecke 
z. B. https://de.aliexpress.com/i/32721289861.html

Einen kompletten LC-Filter primärseitig zu bauen wäre zwar optimal, aber 
auch aufwendig und ich habe noch keinen Wechselrichter gesehen, wo das 
so realisiert ist.

: Bearbeitet durch User
von Max M. (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> es gibt genug Wechselrichter,
> die darauf verzichten.
Mit 0815 Netztrafo mit Blechpaket?

Thomas B. schrieb:
> Einen kompletten LC-Filter primärseitig zu bauen wäre zwar optimal, aber
> auch aufwendig und ich habe noch keinen Wechselrichter gesehen, wo das
> so realisiert ist.
M.E. ist der Sek auch besser aufgehoben, mit einem Trafo dessen 
Kernmaterial und Wicklung besser mit xx Khz PWM zurecht kommt.

von Ben (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Was in der Schaltung fehlt, ist ein Kondensator auf der Sekundärseite
> (230 V). Dieser bildet zusammen mit der Induktivität des Trafos einen
> LC-Tiefpass, der die PWM-Frequenz filtert.
Einfach parallel zur Spule? Wie groß in etwa?

Thomas B. schrieb:
> man primärseitig eine zusätzliche Drossel vorschaltet
Eine Drossel in die Mittelanzapfung oder 2 getrennte in die Leitung zum 
Transistor oder eine Kombinierte?

von Max M. (Gast)


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Ben schrieb:
> Einfach parallel zur Spule? Wie groß in etwa?
Du solltest aufhören nach fertigen Lösungen zu fragen sondern anfangen 
herauszufinden wie und warum man etwas tut.
Denn DU baust gerade einen WR.

Mit der Erzeugung der Sinus PWM hast Du die ersten Schritte ganz 
passabel hinbekommen. Jetzt kommt aber die Leistungselektronik und ohne 
Wissen und Messgeräte wird das nix.

Was ist überhaupt Dein Ziel bei dem ganzen?

von Helge (Gast)


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Theoretisch müßten zwei un-sättig-bare Spulen zwischen Transistoren und 
Trafo. Weil das aber ziemlich groß und häßlich wird, muß man einen 
kompromiß machen.

Ich würde zuerst versuchen, den Trafo über einen Widerstand bzw. 
Glühlampe  an +12V anzuschließen, dann den Trafo in Resonanz bei 50Hz 
bringen. Das geht sowohl auf der 12V-Seite als auch auf der 230V-Seite. 
Bei den in anderen Threads hier genannten Trafoinduktivitäten vermutlich 
mit 120-180nF auf 230V, oder mit 40-60uF auf der 12V-Seite. Das wird 
wahrscheinlich bissel tricky, weil der Trafo in Sättigung kommt. Außer 
dir reichen 220V Ausgangsspannung.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Max M. schrieb:
> Denn DU baust gerade einen WR.

M.M.n. ist das auch ein Holzweg. Man kann zwar so evtl. noch Mod. Sinus 
erzeugen (ich habe hier einen alten WR von Trace Engi., der das genauso 
macht) aber es hat schon einen Grund, warum heutzutage erstmal eine 
passende Zwischenkreisspannung erezugt wird mit einfachem (TL494) 
Wandler und daraus mit HV MOSFet Brücken dann der Ausgang. Der Aufwand 
ist, über alles betrachtet, geringer, als so einen Netztrafo auf 
Sinusübertragung zu zwingen.

von Max M. (Gast)


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Helge schrieb:
> mit 40-60uF auf der 12V-Seite

Die dann hart mit xx kHz PWM beaufschlagt werden? 😲🔥🚒
Oder bleiben Glühlampe bzw. Widerstand da dauerhaft drin damit es nicht 
zu effizient wird?

Hast Du Erfahrungswerte was so ein 0815 Blechpaketringkern noch 
mitmacht?
Wir haben normale Trafos teilweise in Avionik Testständen verbaut.
400Hz Sinus haben die mitgemacht bei reduzierter Leistung, aber xx kHz 
Rechteck bei dem Wicklungskapazitäten und den Blechpaketen halte ich für 
nicht machbar.

von Helge (Gast)


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Max M. schrieb:
> 400Hz Sinus haben die mitgemacht bei reduzierter Leistung

Dir haut die Induktivität rein und die Wirbelströme. Normale Blechkerne 
sind meist für 50-180Hz geeignet, darüber eher Feinblechkerne. Für die 
gleiche Leistung läßt sich ein Trafo für doppelte Frequenz etwa halb so 
groß bauen. Vor einiger Zeit hatte ich mit ein Paar Trafos zu tun für 
200Hz-Industrienetz, 1kVA war sehr leicht und handlich.

Der tip mit glühlampe war zur ermittlung der Resonanz bei 50Hz. Vor 
diesen Kreis muß natürlich eine drossel, wer alles liest sieht auch das.

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