Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Philips CD 104 funktioniert wieder ohne Reparatur


von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo allerseits,

ich möchte mal diese Geschichte zum Besten geben.

Gestern holte ich als Nebensache den ewig defekten CD104 mal wieder aus 
dem Regal. Eros Ramazotti kopiert auf CD-R vor mehr als 10 Jahren lag 
nach dem Sortieren einiger CDs direkt vorne, diese CD eingelegt und... 
na, es dauerte, dauerte, mehrere Tasten gedrückt, Sprung vor, Sprung 
zurück.. und er spielte die CD!

Er hat 14-Bit Auflösung, zwei TDA1540-Wandler, vierfach oversampling mit 
NE5532 im Ausgangsfilter. Der NF-Teil ist eigentlich unspektakulär 
aufgebaut. Wie er bei Klassik klingt, habe ich noch nicht ausprobiert. 
Die CD-R hat er ganz gespielt, wenn auch gegen Ende mit ein paar Mal 
"muting". Unhörbares Laufgeräusch.

Das überraschte mich doch sehr, denn gehört habe ich ihn vor ca 25 
Jahren zuletzt an den pyramidenförmigen JBL-Boxen über Monoblöcke der 
Vorbesitzer, die ihn mir dann defekt einige Jahre später als Schenkung 
vermachten.

Was habe ich daran gemacht? Eigentlich nichts. Alle paar Jahre mal 
heraus geholt, OK, geht Schublade geht auf und zu, es erscheint "err" im 
Display. Weg gestellt. Vergangenen Winter habe ich mal ein 
Service-Manual im Internet gefunden, das Service-menü aktiviert, aber da 
ich die Messaufbauten nicht direkt herstellen kann und für CD-Player 
keine Fachkraft bin, verschwand er wieder im Regal.
Im Manual ist von Verlängerungskabeln die Rede, mit deren Hilfe man 
Komponenten extern frei zugänglich anschließen und betreiben kann, denn 
eingebaut kommt man an den übereinander liegenden Platinen nicht überall 
dran und das Gerät ist echt "gut gefüllt", wiegt 7 kG wegen dem massiven 
Stahlblech überall.
Aus Neugier habe ich vor Monaten die obere Platine abgenommen und mal 
darunter geschaut, wo die Wandler sitzen. Wieder zusammen gebaut, alles 
sieht unbeschädigt aus, keine mürben Kondensatoren nach Sichtprüfung.

Warum spielt er nun plötzlich?

- weil er seinem 25 jährigen defekt-Jubiläum entgegen sieht?
- weil er mit 38 Jahren Alter der "midlife crisis" trotzen möchte?
- weil beim Platine bewegen irgendeine Masseverbindung, irgendein 
Stecker     wieder Kontakt bekommen hat?
- weil irgendein Schalter am Laufwerk nie funktioniert hatte bis gestern 
und deshalb die Funktion verhindert war?
- weil im Laserabtaster die Feinmehcnaik für Focus und Tracking fest 
waren?

Was oft genannt wurde in Foren, schlecht gewordene Durchkontaktierungen 
auf den Platinen kann ich nicht bestätigen.

Was mich noch erstaunt hatte: Die Dinger werden auf E...Y manchmal für 
250€ angeboten. Kaum zu glauben. Als Grundstock für Umbauten auf "non 
oversamping" ist er ja begehrt, aber muß man da für ein fast 40 Jahre 
altes Gerät so einen hohen Preis veranschlagen? Neu kostete er in 1984 
mal 1150Dm angeblich. Mit 30 Watt Stromaufnahme und großem Kühlkörper 
hinten ist es eher ein Gerät für Winterbetrieb.

Beispiel, was manche damit anstellen:
https://www.solidcoreaudio.de/philips_cdm1_tda1540.html

mit freundlichem Gruß

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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War deine Wohnung dieses mal kälter als beim letzten Versuch?

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Ja, der letzte Versuch war im Sommer bei Ü25 Grad, hier drin hat es auf 
dem Präzisionsthermometer der Funkuhr 17,6 Grad und auf dem Bresser 
Thermo-/Hygrometer 18,8 Grad. Das Logilink-Funkthermometer meldet 16,1 
Grad. Man bilde Mittelwerte und Standardabweichungen...

Hochheben oder Bewegen verursachte keine Aussetzer.

mfg

von Stefan F. (Gast)


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Dann achte mal weiter auf die Temperatur, wenn er demnächst wieder 
ausfällt.

von Stefan (Gast)


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Christian S. schrieb:
> das Gerät ist echt "gut gefüllt", wiegt 7 kG wegen dem massiven
> Stahlblech überall.

Ich hatte mir im Herbst 1984 einen CD 204 gekauft, der bringt ziemlich 
genau 8 kg auf die Waage. Schon ewig nicht mehr genutzt, gerade 
ausprobiert - funktioniert immer noch. Nur die Schublade macht ein 
mahlendes Geräusch und braucht ein wenig manuelle Nachhilfe.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Den habe ich auch, in Silber statt schwarz. Funktioniert ebenfalls noch. 
Die CD-Lade geht von alleine nicht ganz zu, stoppt ca. 2 cm vor dem 
Schließen. Ich muss dann mit der Hand etwas nachhelfen. Habe ich mir 
wegen dieser geringfügigen Einschränkung noch nicht angesehen. Bei 
dieser Gelegenheit frage ich aber, ob jemand dieses Problem ebenfalls 
kennt, dann kann ich zielgerecht darauf zugehen. Für mich sieht es nach 
einer nachlassenden, weil veralteten Schmierung aus.

Unübertroffen bleibt aber mein Philips CD 303 mit der fetten Schublade.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Rainer Z. schrieb:
> Den habe ich auch, in Silber statt schwarz. Funktioniert ebenfalls noch.
> Die CD-Lade geht von alleine nicht ganz zu, stoppt ca. 2 cm vor dem
> Schließen. Ich muss dann mit der Hand etwas nachhelfen.

Ist bei meinem auch genau so. Es kann auch der Riemen erschlafft sein. 
Das Geräusch nach Zahnrädern macht er auch.

Geöffnet oder zerlegt habe ich da noch nichts. Evtl irgendwann wenn ich 
einen neuen Riemen beschaffen konnte. Mal sehen, wie oft er zu Ehren 
kommen wird.

mfg

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Christian S. schrieb:
> Ist bei meinem auch genau so. Es kann auch der Riemen erschlafft sein.

Recht schönen Dank für den Hinweis. Dann habe ich schon einen Anhalt, 
wenn ich ihn im nächsten Frühjahr auf der Terrasse auseinanderbaue. 
Gibt's noch eine Quelle für solche Riemen?

Stefan schrieb:
> Nur die Schublade macht ein
> mahlendes Geräusch und braucht ein wenig manuelle Nachhilfe.

Witzig, wir haben gleichzeitig geschrieben und Du hast das gleiche 
Problem mit der "wenig manuellen Hilfe".

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Da gibt es die Riemen für die Freunde der Riemenerneuerung. Man kann die 
textsuche benutzen oder bei Philips schauen.

https://nanocamp.de/?belt

Ich finde sie nicht einmal teuer, verglichen mit so manchem Angebot auf 
E..Y. Am besten holt man zum Rundumschlag aus und bestellt für alle 
Player, die man da stehen hat einmal durch. Dann selbst einbauen, ohne 
etwas kaputt zu machen.

Oder Suchbegriff: "ebay cd player riemen".

mfg

: Bearbeitet durch User
von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Nochmal Dank an Christian S. für die Quelle mit dem Riemen. Den Preis 
finde ich okay, damit der CD-Player wieder einwandfrei funktioniert.

Das Prinzip mit dem Riemen habe ich nun verstanden. Ist in diesem Video 
zu erkennen:

https://www.youtube.com/watch?v=ZhNFNr7xa98

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Das Video zeigt ziemlich viel vom Innenleben, auch das demontierte 
Laufwerk. Hoffentlich hat die Universalfachkraft, die das Video 
aufgenommen hat, die ESD-Richtlinien eingehalten.

mfg

von huhu (Gast)


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Ein übliches Problem mit den alten Philipsgeräten sind kalte Lötstellen 
und ausgetrocknete Netzteilelkos.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Ich habe kürzlich nochmal ausprobiert, wie er spielt und ich habe ihn 
nicht zum "springen" gebracht, obwohl ich das provozieren wollte. Weder 
durch starkes Klopfen oben drauf, noch durch Wippen und absetzen. Jeder 
andere meiner Player hätte da Sprünge von mehreren Spuren gemacht. Bei 
den anderen hat sich meist schon die Federung abgesetzt wegen Alterung.
Natürlich wolte ich nicht ausholen und mit einem Atlas drauf schlagen.

Der Klang bei Streichern auf der einen CD war überraschend gut, ich 
müßte aber noch andere Klassik-CDs hören, um urteilen zu können.

mfg

von Stefan F. (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Der Klang bei Streichern auf der einen CD war überraschend gut, ich
> müßte aber noch andere Klassik-CDs hören, um urteilen zu können.

Natürlich ist der Klang gut, wie bei jedem CD Player. Da muss man sich 
schon extra anstrengen, einen schlechten Klang heraus zu holen. Die 
größten Unterschiede finde man im Grundrauschen der Geräte, nicht im 
Klang.

von CD-Gauner (Gast)


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Der Link zum tuning des Geräts ist erfrischend beknackt. Selten so einen 
konzentrierten Mist gelesen.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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huhu schrieb:
> Ein übliches Problem mit den alten Philipsgeräten sind kalte Lötstellen
> und ausgetrocknete Netzteilelkos.

Habe ich bei meinem Uralt-CD-Player noch nicht festgestellt, aber 
dennoch Danke für Deinen Hinweis. Werde ich auch in Augenschein nehmen, 
und zwar unbedingt. Das gibt eine gründliche Revision. Im nächsten 
Frühjahr dann auf der Terrasse bei gutem Tageslicht.

Der Thread war ein guter Anstoß für das Projekt. Auch die Quelle für den 
Riemen.

Neu schmieren will ich die Schublade evtl. auch. Womit am besten? Für 
die Brüheinheit eines Kaffeevollautomaten habe ich jüngst 
(lebensmittelechtes) Silikonfett beschafft. Das sieht nicht schlecht 
aus, soll nicht verharzen. Ist das nicht auch etwas für die Schublade im 
CD-Player? Oder womit schmiert ihr?

von Stefan F. (Gast)


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Rainer Z. schrieb:
> Womit am besten?

Ich nehme Vaseline. Aber erst das alte Fett entfernen.

von Christian (Gast)


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Wichtig ist auch das fett vom Antrieb des Laser Pickup zu entfernen und 
neu fetten(Auch die Führungsstangen reinigen).
Wenn das Fett nicht mehr okay ist (Meister sagte immer das das Fett 
irgendwann etwas Verharzt) dann schiebt der Antrieb das Laser Pickup auf 
einmal ruckartig und der fängt an zu springen.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Stefan F. schrieb:
> Aber erst das alte Fett entfernen.

Das ist sonnenklar. Dennoch natürlich Danke für Deinen vorsorglichen 
Hinweis, Stefan.

Bin beim Entfernen auch vorsichtig und fange mit dem mildesten Mittel 
an. Also erst wegwischen, soweit es geht, dann mit Spülmittel. 
Organische Lösungsmittel nur auf unempfindlichen Oberflächen (Metall).

Christian schrieb:
> Wenn das Fett nicht mehr okay ist (Meister sagte immer das das Fett
> irgendwann etwas Verharzt) dann schiebt der Antrieb das Laser Pickup auf
> einmal ruckartig und der fängt an zu springen.

Deshalb meine Frage: Silikonfett soll angeblich nicht verharzen und wird 
z.B. zum Schmieren der Gleitflächen auf dem Schiebedachfenstern 
empfohlen. Warum sollte es sich dann für einen Schlitten im CD-Player 
nicht eignen?

von Bernd N (Gast)


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>> Ein übliches Problem mit den alten Philipsgeräten sind kalte Lötstellen

So ist es und besonders die Durchkontaktierungen sind bei diesem Typ 
bekannt dafür das sie nach Verlötung wieder funktionieren. Die sind 
allesamt ziemlich faul. Lange her aber es war ein schönes Gerät.

von Jan K. (keksstein)


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>Was mich noch erstaunt hatte: Die Dinger werden auf E...Y manchmal für
>250€ angeboten. Kaum zu glauben. Als Grundstock für Umbauten auf "non
>oversamping" ist er ja begehrt, aber muß man da für ein fast 40 Jahre
>altes Gerät so einen hohen Preis veranschlagen? Neu kostete er in 1984
>mal 1150Dm angeblich. Mit 30 Watt Stromaufnahme und großem Kühlkörper
>hinten ist es eher ein Gerät für Winterbetrieb.

Es gibt einen gewissen Hype um die Geräte, gerade weil einige (Bastler) 
die Geräte auf "Non Oversampling" umbauen.

>Beispiel, was manche damit anstellen:
>https://www.solidcoreaudio.de/philips_cdm1_tda1540.html

Igitt igitt Igitt. Lass dem Opa seine würde!

>Er hat 14-Bit Auflösung, zwei TDA1540-Wandler, vierfach oversampling mit
>NE5532 im Ausgangsfilter.

Dank dem Oversampling kommt er auf die 16Bit (96dB Dynamik) die die CD 
kann, meinen konnte ich auch nicht von einem modernen CD-Player 
unterscheiden.
Der NE5532 hat einen schlechten Ruf, der war in den 80ern in 
höchstwertigen Geräten verbaut und praktisch das beste was man für Audio 
kaufen konnte. Heute kostet er keine 50ct, damals meine ich zwischen 
10-20DM. Leute die den rauswerfen und gegen irgendwas modernes ersetzen 
haben schlicht keine Ahnung was sie tun, ist in der HiFi Tunig Szene 
leider immer so.

>Der Klang bei Streichern auf der einen CD war überraschend gut, ich
>müßte aber noch andere Klassik-CDs hören, um urteilen zu können.

Warum sollte er schlecht klingen? Im Gegensatz zum "GEN1" CD100 gibt es 
getrennte DACs für jeden Kanal, es wird sich nicht ein Chip geteilt. Auf 
Basis dieses CDP haben viele Firmen High End Versionen angeboten, 
McIntosh MCD7000 z.B. Meridian hatte auch was im Programm, mir fällt der 
Name nicht ein. Die hatten eine eigene Ausgangsstufe gebaut. Der Revox 
B225 benutzt den kompletten Philips Chipsatz.

Ich mag die Player aus den 80ern, die hatten teilweise verrückte 
Lösungen für das DAC "Problem". Accuphase DP70/DC81 benutzt 16 
Stromschalter pro Kanal, der Wander ist "diskret" aufgebaut. Einige 
Japanische Geräte benutzten 16 Bit Wandler ohne Oversampling, dafür 
extrem steile Ausgangsfilter. Bevor man einen CD104 zerbastelt kann man 
sich so einen "echten" Non-Oversampling Player holen.

von Christian M. (likeme)


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Jan K. schrieb:
>>Beispiel, was manche damit anstellen:
>>https://www.solidcoreaudio.de/philips_cdm1_tda1540.html

Kann der MP3? Spaß beiseite, diese Geduld ist schon bemerkenswert. Einen 
0815 Player von damals so zu pimpen braucht schon viel Muse.

Ich hab mal in einem Revox A77 Bandgerät ähnlich herum hantiert. Das 
Gerät hat am Ende mit 50% neuen Bauteilen und Platinen dann ein Vermögen 
gekostet.

Keiner sieht ihm die inneren Werte an, irgendwann ist das auf dem 
Bauhof....

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